Überall dort, wo Menschen zusammenleben, kommt es zu Konflikten und Störungen. So auch in der Schule. Jede Lehrerin und jeder Lehrer muss darauf vorbereitet sein, sich jederzeit mit den verschiedensten Arten von Konflikten auseinander setzen zu müssen und auf diese einzugehen.
Viele Handlungen der Lehrer müssen dabei auf die Schnelle, sozusagen aus „dem Bauch heraus“, getroffen werden.
Probleme unruhiger oder unkonzentrierter Schülerinnen und Schüler finden zunehmend Beachtung in den Medien. Lehrer kommen, gleich vor welcher Schülergruppe sie stehen, nicht um dieses Thema herum.
Gibt es Ursachen für AD(H)S oder sind diese ungeklärt? Liegen die Ursachen für die Zunahme dieser Zahlen in einer für Schüler veränderten Umwelt? Haben die Eltern versagt? Welchen Einfluss hat der zunehmende Medienkonsum die Schüler auf Krankheiten wie AD(H)S?
Oder werden AD(H)S nur durch „mehr Diagnostiken und unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten pseudovermehrt?“
Es ist sehr wichtig, sich bereits während der Ausbildung zum Lehrer mit der Problematik der verschiedenen Lern- und/oder Unterrichtsstörungen vertraut zu machen. Wenn man die möglichen Hintergründe dieser Konflikte kennt, kann man im Schulalltag einerseits situationsgerechter agieren und reagieren, andererseits aber auch vielen Problemen bereits im Voraus begegnen.
Durch aufgeklärte Lehrer kann für die betroffenen Schüler zu einem für alle Beteiligten positiveren Umgang bzw. Ausgang beigetragen werden.
Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung
Was Sie wissen sollten:
Was sind ADS und ADHS / Definition
Die Ursachen, und was man dagegen tun kann:
Ursachen
Medikamentöse Behandlung
Therapie
Der AD(H)S-Schüler in der Schule:
Woran erkenne ich Schüler mit AD(H)S
Ein Schüler mit AD(H)S im Unterricht
Verbalangriffe durch einen Schüler - Pädagogischer Notfall
Streitsituationen zwischen den Schülern
Grundregeln für die Arbeit mit AD(H)S-Schülern
Die Lernumgebung gestalten:
Die ideale Schule
Der i deale Unterricht
Schüler mit AD(H)S unterstützen
Schlussbemerkungen
Literaturverzeichnis
Vorbemerkung
Überall dort, wo Menschen Zusammenleben, kommt es zu Konflikten und Störungen. So auch in der Schule. Jede Lehrerin1 und jeder Lehrer muss darauf vorbereitet sein, sich jederzeit mit den verschiedensten Arten von Konflikten auseinander setzen zu müssen und auf diese einzugehen.
Viele Handlungen der Lehrer müssen dabei auf die Schnelle, sozusagen aus „dem Bauch heraus“, getroffen werden.
Probleme unruhiger oder unkonzentrierter Schülerinnen2 und Schüler finden zunehmend Beachtung in den Medien. Lehrer kommen, gleich vor welcher Schülergruppe sie stehen, nicht um dieses Thema herum.
Gibt es Ursachen für AD(H)S oder sind diese ungeklärt? Liegen die Ursachen für die Zunahme dieser Zahlen in einer für Schüler veränderten Umwelt? Haben die Eltern versagt? Welchen Einfluss hat der zunehmende Medienkonsum die Schüler auf Krankheiten wie AD(H)S?
Oder werden AD(H)S nur durch „mehr Diagnostiken und unterschiedliche Behandlungsmöglichkeiten pseudovermehrt?“
Es ist sehr wichtig, sich bereits während der Ausbildung zum Lehrer für Fachpraxis mit der Problematik der verschiedenen Lern- und/oder Unterrichtsstörungen vertraut zu machen. Wenn man die möglichen Hintergründe dieser Konflikte kennt, kann man im Schulalltag einerseits situationsgerechter agieren und reagieren, andererseits aber auch vielen Problemen bereits im Voraus begegnen. Durch aufgeklärte Lehrer kann für die betroffenen Schüler zu einem für alle Beteiligten positiveren Umgang bzw. Ausgang beigetragen werden.
Was sind ADS und ADHS / Definitionen
Es gibt mehrere Begriffe und Abkürzungen für diese Problematik, die gebräuchlichsten sind ADS und ADHS und stehen für folgende Begriffe:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Hyperkinetisches Syndrom
Hauptmerkmal ist „ein durchgängiges Muster mangelnder Aufmerksamkeit und / oder Hyperaktivität / Impulsivität, das häufiger und schwerwiegender ist, als es bei Personen auf vergleichbarer Entwicklungsstufe beobachtet wird.“ Der Übergang zwischen dem, wie sich ein Schüler normalerweise verhält und einem auffälligen Verhalten ist fließend. Die Diagnose kann nur nach einer genauen Untersuchung gestellt werden.
Aufmerksamkeitsstörungen gehören zu den häufigsten Verhaltensstörungen im Schulalltag (bei Jungen signifikanter als bei Mädchen).
In jedem Falle schmälert AD(H)S die Entwicklungsmöglichkeiten von Schülern, wenn ihnen nicht geholfen wird. Konzentrationsprobleme hindern AD(H)S-Schüler daran, in der Schule die Leistungen zu zeigen, die ihren intellektuellen Anlagen entsprechen. Mit ihrem sozial unangepassten Verhalten enttäuschen sie die Erwartungen ihrer Umwelt und werden in der Folge abgelehnt und ausgegrenzt. Ein Leben als Außenseiter kann ihnen erspart bleiben, wenn das Problem erkannt wird und Hilfen erfolgen. Gleichzeitig werden viele Personen im Umkreis dieser Schüler an sich arbeiten müssen: Den Schüler anzunehmen, wie er ist und ihm in „Liebe und Toleranz“ zu begegnen, ist die Voraussetzung für echte Hilfe.
Ursachen
Für diese Störungen gibt es nicht eine einzige allgemein gültige Ursache, sondern es müssen immer mehrere Ursachen diskutiert werden. So ist AD(H)S das Ergebnis des Zusammenwirkens verschiedener Faktoren auf unterschiedlichen Ebenen.
Das AD(H)S wird in neueren wissenschaftlichen Abhandlungen nicht mehr als Syndrom oder gutartige Störung, sondern als Krankheit bezeichnet.3 Eine definitive Ursache des AD(H)S konnte trotz intensiver Forschungsbemühungen jedoch noch nicht ermittelt werden. Als gesichert gilt aber, dass Erbfaktoren eine Rolle spielen.
Forschungsergebnisse weisen einen genetischen, neurologischen (Botenstoffe im Gehirn) und kognitiven Einfluss (Reizüberflutung & Übererregung) nach.
Das Risiko steigt mit der Anzahl ungünstiger Entwicklungsumstände wie konfliktreiche Familienbeziehungen, Unzufriedenheit in der Ehe, Trennung der Eltern, niedrige soziale Schicht, große Familie, feindselige Einstellung zum Kind, Kriminalität der Eltern, psychische Störungen der Eltern, Pflegefamilie.
Medikamentöse Behandlung
Die meisten Forscher stimmen darin überein, dass es sich bei der AD(H)S um eine Erkrankung mit biologischen Ursachen handelt, die mit Störungen im Bereich der chemischen Überträgerstoffe des Gehirns vergesellschaftet ist bzw. sogar von diesen verursacht wird.
Für diese Annahme spricht, dass solche Medikamente, die einen Einfluss auf diese chemischen Überträgerstoffe des Gehirns haben, die Symptome der AD(H)S bessern können. Die Medikamente können die Ursache der AD(H)S Erkrankung zwar nicht beseitigen, aber die Auswirkungen verhindern oder vermindern.
Die Wirkung der Stimulanzien
Es erscheint unsinnig, Schülern, die ohnehin unruhig sind, Medikamente zu verabreichen, die anregend wirken.
Tatsächlich aber sind die Schüler unruhig, weil eine Schwäche der Konzentration und Aufmerksamkeit vorliegt. Erhalten AD(H)S-Betroffene Stimulanzien, wird deren Aufmerksamkeit verbessert.
Dann sind sie in der Lage, ihr Verhalten besser zu organisieren, adäquat mit der Umwelt in Kontakt zu treten und altersentsprechende Entwicklungsaufgaben zu bewältigen. Die Schüler werden unter der Behandlung in eine deutlich bessere Ausgangslage versetzt und können so eine fast völlig normale Entwicklung durchlaufen. Fehlentwicklungen, die sonst die Regel sind, werden durch eine erfolgreiche medikamentöse Therapie verhindert. Eine frühzeitige Behandlung der Erkrankung ist daher außerordentlich wichtig.
Würden AD(H)S-Betroffene Beruhigungsmittel erhalten, würde sich ihr Verhalten drastisch verschlechtern. Stimulanzien sind keine „Lernpillen“ oder „Intelligenzmittel“.
Nebenwirkungen
In der Regel wird die medikamentöse Behandlung von den AD(H)S-Betroffenen gut vertragen. Treten Nebenwirkungen auf, bestehen diese meist nur kurzzeitig.
Am häufigsten sind Appetitminderung und Einschlafstörungen. Letztere können gelindert werden, wenn die Medikamenteneinnahme etwas früher im Tagesverlauf erfolgt. Weitere unspezifische Nebenwirkungen sind Übelkeit, Magenschmerzen, Kopfschmerzen und Benommenheit. Die zu erwartende Endgröße der Kinder wird durch Stimulanzien nicht beeinflusst, auch wenn AD(H)S-Betroffene insgesamt häufig etwas langsamer wachsen.
Abb. 3
http://www.scienzz.com/magazin/upload/forschung/forschung2/ritalin1.ipg v. 05.03.2006
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Therapien
Die Behandlung setzt eine Kooperation des Patienten, der Eltern und der Schule voraus, und zwar unabhängig davon, ob ein Jugendlicher medikamentös behandelt wird. Es ist wichtig, mit zusätzlichen Therapien (z.B. Ergotherapie, Psychotherapie) und Beratungen (z.B. Familienberatung, lebenspraktische Hilfestellungen unter anderem zur Bewältigung der Hausaufgaben) zu beginnen.4 Die Beratung der Eltern, der Schüler und der Lehrer gilt dabei als Grundlage aller weiteren Interventionen.
Verhaltenstherapeutische Interventionen lassen sich danach unterscheiden, wer im Mittelpunkt der Intervention steht:
Eltern- und Familienzentrierte Verfahren: Elterntraining oder Eltern - Kind - Therapien zielen auf eine Verminderung problematischer Verhaltensweisen in der Familie durch Veränderung der Eltern - Kind - Interaktionen hin.
Schulzentrierte Interventionen: Diese versuchen, konkrete Verhaltensauffälligkeiten des Schülers in der Schule hauptsächlich durch operante Methoden zu vermindern.
Patientenzentrierte Verfahren: Wie z.B.
- Spieltraining, das darauf abzielt, intensives oder ausdauerndes Spielverhalten aufzubauen.
- Selbstmanagement - Verfahren, mit denen Jugendliche zu einer eigenständigen Verhaltensänderung angeleitet werden sollen.5
[...]
1 1/2 Im Folgenden bitte ich die weibliche Formulierung jeweils mitzulesen. 16.03.2006
2 Abb. 1 und 2 www.ads-portal.de v. 05.03.2006
3 Dieplinger, Anna Marie; Das Erziehungsverhalten von Eltern als Determinante von ADHD, Linz 2003. S. 39 16.03.2006
4 Prof. Dr. G.-E. Trott, Dr. F. Badura(1999): Aufmerksamkeitsdefizit- und Hyperaktivitätsstörung, Medice, Iserlohn
5 Döpfner M., Frölich J. u. Lehmkuhl G.(2000): Hyperkinetische Störungen. Hogrefe Verlag, Göttingen -Bern - Toronto - Seattle, S. 20 f.
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