Hat man wenig Erfahrung mit sozialwissenschaftlichen Texten, so tut man sich etwas schwer mit den Werken Bourdieus. Man muss einerseits seinem Gedankengang folgen, andererseits muss beim Lesen gleichzeitig die Bedeutung bestimmter Begriffe erlernt werden, die nicht im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden. Das ist ähnlich anspruchsvoll wie das Erlernen einer Fremdsprache. Bourdieu würde sagen, man benötigt bestimmtes kulturelles Kapital, um seine wissenschaftlichen Texte zu verstehen. Für viele mag diese Tatsache abschreckend sein, ich habe es als Herausforderung gesehen mich mit dem Konzept des französischen Soziologen auseinanderzusetzen und habe versucht die Frage nach der gesellschaftlichen Entwicklung bezüglich der Kapitalarten zu analysieren. Ein weiterer Grund, warum ich mich für den Text „ Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital“ entschieden habe, war das Interesse an neuen Blickwinkeln für die Intentionen hinter menschlichen Handlungen. Schließlich sind es das alltägliche Leben und die alltäglichen Erfahrungen, die unser Weltbild nachhaltig beeinflussen.
Im Laufe meiner Recherchen wurde deutlich, dass Bourdieus Theorien selbst nach seinem Tot für weitere Untersuchungen in Soziologie und Philosophie von großer Bedeutung sind.
Die Rolle der Kapitale für Akteure im sozialen Raum
und Einbindung in das Gesamtkonzept Bourdieus
Hat man wenig Erfahrung mit sozialwissenschaftlichen Texten, so tut man sich etwas schwer mit den Werken Bourdieus. Man muss einerseits seinem Gedankengang folgen, andererseits muss beim Lesen gleichzeitig die Bedeutung bestimmter Begriffe erlernt werden, die nicht im alltäglichen Sprachgebrauch verwendet werden. Das ist ähnlich anspruchsvoll wie das Erlernen einer Fremdsprache. Bourdieu würde sagen, man benötigt bestimmtes kulturelles Kapital, um seine wissenschaftlichen Texte zu verstehen. Für viele mag diese Tatsache abschreckend sein, ich habe es als Herausforderung gesehen mich mit dem Konzept des französischen Soziologen auseinanderzusetzen und habe versucht die Frage nach der gesellschaftlichen Entwicklung bezüglich der Kapitalarten zu analysieren. Ein weiterer Grund, warum ich mich für den Text „ Ökonomisches Kapital – Kulturelles Kapital – Soziales Kapital“ entschieden habe, war das Interesse an neuen Blickwinkeln für die Intentionen hinter menschlichen Handlungen. Schließlich sind es das alltägliche Leben und die alltäglichen Erfahrungen, die unser Weltbild nachhaltig beeinflussen.
Im Laufe meiner Recherchen wurde deutlich, dass Bourdieus Theorien selbst nach seinem Tot für weitere Untersuchungen in Soziologie und Philosophie von großer Bedeutung sind. Dies wird auch in dem folgenden Zitat deutlich:
„Bourdieu entwickelte seine Theorie vor allem anhand eigener empirischer Untersuchungen, die von ethnologischen Studien zur algerischen Gesellschaft bis zu Untersuchungen über das Bildungssystem und die Gesamtgesellschaft Frankreichs reichen. Bis jetzt ist jedoch mehr über Bourdieus Theorie gesprochen als mit ihr gearbeitet worden. Trotz seiner Kontinuität in der Theorieentwicklung und der konkreten empirischen Bezüge wurde Bourdieu in der deutschen Historiographie erst in den achtziger Jahren entdeckt. (…) Mittlerweile ist das `klassische Bourdieu- Zitat` kaum noch aus einer Einleitung zur sozialhistorischen Bürgertums- und Konsumforschung wegzudenken.“ (Sven Reichardt in: Thomas Mergel/ Thomas Welskopp (Hg.): Geschichte zwischen Kultur und Gesellschaft. Beiträge zur Theoriedebatte, München 1997, S. 82f.)
Zu Beginn meiner Ausarbeitung erachte ich es als notwendig und hilfreich für das Verständnis der Sichtweisen Bourdieus einen Einblick in sein Leben und einem Überblick über die Grundsteine seiner Überlegungen zu geben. Dazu werde ich wichtige Begriffe und deren Zusammenhänge erläutern und versuchen seine Konzepte aus meiner Sicht zu erklären. Besonderen Bezug werde ich auf die Kapitalformen und ihre gesellschaftliche Bedeutung nehmen.
Pierre Felix Bourdieu wurde am 1.8.1930 in Denguin geboren. Seinen theoretischen Ansatz entwickelte er während seines Forschungsaufenthaltes in Algerien von 1958 bis 1960, wo er Studien über das Berbervolk betrieb. Wissenschaftliche Vorläufer Bourdieus waren insbesondere Emile Durkheim, Max Weber und Karl Marx. Bourdieu war zudem ein politisch engagierter Intellektueller, der sich gegen die herrschende Elite und den Neoliberalismus wandte. In seinen letzten Lebensjahren stand er der globalisierungskritischen Bewegung nahe. Er war Mitbegründer der heute weltweit agierenden Organisation Attac. Pierre Bourdieu starb am 23.1.2002.
Der französische Soziologe entwickelte seine theoretischen Begriffe unter Einbeziehung der Erfahrungen von Individuen. Er verwendete Leitbegriffe wie Habitus, sozialer Raum, Raum der Lebensstile und Kapital.
Habitus kommt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „Stellung“. Kann aber auch mit „Verhalten“ übersetzt werden. Pierre Bourdieu bezeichnet als Habitus die objektive und subjektive Konditionierung und Praxis von Angehörigen bestimmter sozialer Klassen zur Reproduktion der Machtverhältnisse. Der Mensch ist also kein völlig freies Subjekt, sondern ein gesellschaftlich geprägter Akteur. Der Habitus gewährleistet die aktive und unbewusste Präsenz früherer Erfahrungen und setzt sich zusammen aus Wahrnehmungs-, Denk- und Handlungsschemata, die bestimmen wie der Akteur seine Umwelt wahrnimmt. Das habituelle Dispositionssystem ist geprägt durch die spezifische Position, die der Akteur oder eine Gruppe von Akteuren innerhalb der Sozialstruktur einnimmt. Ein Habitus formt sich durch die Verinnerlichung der äußeren gesellschaftlichen Bedingungen des Lebens, durch die spezifische Stellung, die ein Akteur und seine soziale Klasse innerhalb der gesellschaftlichen Relationen einnehmen.
Das Konzept des sozialen Raumes hat Bourdieu entwickelt um soziale Strukturen darzustellen. Die Verteilungsstrukturen zeichnet er in einem dreidimensionalen Raum nach. Das soziale Feld bildet die Handlungsebene innerhalb des sozialen Raumes. Bourdieus Konzept des sozialen Raumes ist von dem des sozialen Raumes als sozial gegliederten geografischen Raum zu unterscheiden. Er erweitert die üblichen vertikalen Klassen- und Schichtungstheorien um zwei weitere Dimensionen. Die soziale Position wird innerhalb des sozialen Raums bestimmt. Das Gesamtvolumen an ökonomischem, kulturellem und sozialem Kapital , welches die soziale Position bestimmt, bildet die vertikale Dimension. Die horizontale Ebene wird von dem ökonomischen und dem kulturellen Kapital gebildet, zwischen denen sich die Kapitalstruktur (relatives Verhältnis der Kapitalformen zueinander) spannt. Das soziale Kapital bleibt bei dieser Betrachtung unberücksichtigt. Die dritte Dimension bildet die zeitliche Entwicklung der Laufbahn, das heißt wie oder ob sich die soziale Position eines Individuums oder einer Gruppe in einem bestimmten Zeitraum verändert. Bezug wird hierbei auf das Kapitalvolumen (Umfang an unterschiedlichen Kapitalformen) und die Kapitalstruktur genommen.
Das Bild der Gesellschaft setzt sich also aus zahlreichen sozialen Feldern zusammen, in denen Akteure um Kapital streiten um Macht und Einfluss zu erringen. Die sozialen Positionen, die ein Individuum innerhalb des sozialen Raumes inne hat, sind wandelbar und können in der Darstellung zu Ortsveränderungen in vertikale oder horizontale Richtung führen.
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- Quote paper
- Lydia Rüger (Author), 2006, Pierre Bourdieus Kapitalformen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64067
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