Die vorliegende Studie stellt das Ergebnis einer Untersuchung von 60 drogenabhängigen Straftätern dar, die zur Behandlung ihrer Drogenabhängigkeit in die Fachklinik Brauel eingewiesen wurden. Ziel dieser Untersuchung war es herauszufinden, wie die drogenabhängigen Straftäter in die Drogensucht und in die Kriminalität hineingeraten waren, wie ihre Behandlung in der Klinik Brauel verlief und was aus ihnen nach ihrer Entlassung geworden war. Zur Klärung dieser Frage sollte auch nach der Wirkung der therapeutischen Behandlung gefragt werden, um damit einen Teil der Drogenpolitik überprüfen zu können, der unter dem Begriff „Therapie statt Strafe“ die Einrichtung solcher therapeutischen, geschlossenen Institutionen begünstigt hat.
Außer einer statistischen Auswertung der Daten bot sich auch die Möglichkeit bot, einzelne Lebensverläufe nachzuzeichnen. Unsere Hauptinstrumente waren die Aktenanalyse, Expertengespräche, sowie Interviews mit zehn ehemaligen Klienten.
Nach der Entlassung aus Brauel kam es während der Bewährungszeit (zwischen 3 – 10 Jahren) dieser Untersuchung bei den meisten der 58 Klienten zu Rückfällen in die Drogenabhängigkeit und Kriminalität (90%). Nur sechs Klienten konnten als sozial integriert angesehen werden (10%). Bei 20 Klienten verlief diese Lebensphase sehr unterschiedlich: Rückfälle in die Drogenabhängigkeit mit harten Drogen und erneuter Kriminalität wechselten mit Phasen deutlicher Konsolidierung. Besonders zum Ende des Untersuchungszeitraums (und mit zunehmendem Alter der Klienten) kam es aber bei einigen Klienten zu einer Verbesserung ihrer Lebenssituation. Wir stuften diese Klienten als sozial bedingt integriert ein. Bei 22 Klienten (38%) zeigt sich keinerlei Veränderung in ihrem vom Drogenkonsum und Kriminalität bestimmten Lebensstil. Sie müssen als sozial desintegriert angesehen werden. 12 Klienten dieser letzten Gruppe befanden sich zum Erhebungszeitpunkt 1993 mit teilweise längeren Haftzeiten in der Strafhaft. Zehn Klienten waren verstorben (17%).
Insgesamt hat auch diese Studie gezeigt, dass ein großer Teil der Drogenabhängigen erst aufgrund der scharfen BtM-Gesetzgebung bei der Polizei, den Gerichten und dann im Strafvollzug in Erscheinung tritt. Durch eine radikale Entkriminalisierung könnte erreicht werden, dass die an den Drogenkonsum gekoppelten kriminellen Handlungen abgebaut werden und dass nicht die Strafjustiz, sondern die sozialen Dienste der Gesellschaft zur Bewältigung des Problems aufgefordert sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Vorgeschichte
- Bemerkungen zur Methode und zu den Materialien
- Die Klienten: Alter bei Beginn der Therapie und Dauer der Behandlung
- Informationen zur Vorgeschichte der Klienten
- Die familiäre Situation
- Schule – Berufsausbildung – Erwerbstätigkeit
- Drogenkonsum und kriminelle Handlungen
- Drogenkonsum
- Kriminelle Handlungen
- Rehabilitationsbehandlung in Brauel
- Konzeption
- Verlauf der Behandlung - Entlassungssituation – Prognose
- Die Lebenssituation ehemaliger Klienten
- Überblick
- Zusammenhang zwischen der Behandlung in Brauel und der späteren Lebenssituation
- Zusammenhang zwischen Bedingungen der Sozialisation und der späteren Lebenssituation
- Informationen über die Lebenssituation nach Brauel
- Drogenkonsum und Kriminalität
- Drogenkonsum
- Kriminalität
- Soziale Beziehungen - Wohnen - Arbeit – ökonomische Situation
- Vergleich der Lebensentwicklung regulär entlassener Klienten mit den in den Strafvollzug zurückverlegten Klienten
- Lebenslaufanalysen
- Anton Weiler
- Paul Streiter
- Theo Albers
- Rainer Lehmann
- Verstorbene Klienten
- Karl Eiber
- Berthold Lauer
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Studie untersucht den Lebenslauf drogenabhängiger Straftäter, die zwischen 1982 und 1990 in der Fachklinik Brauel behandelt wurden. Ziel ist es, den Weg in die Drogensucht und Kriminalität, den Verlauf der Behandlung in Brauel und die weitere Lebenssituation nach der Entlassung (oder Rückverlegung) zu analysieren. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage, ob es zum Abbruch der Drogen- und kriminellen Karriere kam und welche Rolle die Therapie dabei spielte.
- Der Weg in die Drogensucht und Kriminalität
- Der Verlauf der therapeutischen Behandlung in Brauel
- Die Lebenssituation nach der Entlassung/Rückverlegung
- Der Zusammenhang zwischen Therapieerfolg und Rückfall
- Die Effektivität der Therapie "Therapie statt Strafe"
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung beschreibt die Entstehung und den Hintergrund der Studie. Die Hamburger Justizbehörde beteiligte sich an der Finanzierung der Fachklinik Brauel, anfänglich für Jugendliche, später auch für erwachsene Straftäter. Die Studie untersucht den Lebenslauf der in Brauel behandelten Straftäter, um die Effektivität der Therapie und das Konzept "Therapie statt Strafe" zu evaluieren. Dabei wird die Methodik erläutert, die sowohl quantitative als auch qualitative Ansätze (Lebenslaufanalysen) kombiniert, um ein umfassendes Bild zu erhalten. Die methodische Vorgehensweise, die sich auf Aktenanalysen, Expertengespräche und die Einzelfallstudie stützt, wird detailliert begründet.
Die Klienten: Alter bei Beginn der Therapie und Dauer der Behandlung: Dieses Kapitel beschreibt die demografischen Daten der Studienteilnehmer, wie Alter bei Therapiebeginn und Therapiedauer. Es legt die Grundlage für die weiteren Analysen, indem es die Stichprobe charakterisiert und deren Heterogenität aufzeigt. Diese Informationen sind wichtig für die Interpretation der Ergebnisse und um mögliche Unterschiede in den Behandlungsverläufen und den späteren Lebenssituationen zu erklären.
Informationen zur Vorgeschichte der Klienten: Dieses Kapitel beleuchtet die Vorgeschichte der Straftäter vor ihrer Einweisung nach Brauel. Es analysiert die familiäre Situation, den Bildungsweg und die berufliche Entwicklung der Patienten. Dieser Abschnitt liefert wichtige Kontextinformationen für das Verständnis der Entwicklung der Drogensucht und Kriminalität und dient als Grundlage für die Analyse der Zusammenhänge zwischen Sozialisation und späterer Lebenssituation.
Rehabilitationsbehandlung in Brauel: Dieses Kapitel beschreibt das Behandlungskonzept der Fachklinik Brauel. Es detailliert die verschiedenen Behandlungsphasen, von der Entgiftung bis zum begleiteten Wohnen, und die Zielsetzung der Therapie. Die Beschreibung dient als Rahmen für die spätere Analyse des Therapieerfolgs und der Zusammenhänge zwischen Behandlung und der weiteren Lebenssituation der Patienten.
Die Lebenssituation ehemaliger Klienten: Dieses Kapitel bietet einen Überblick über die Lebenssituation der ehemaligen Klienten nach ihrer Entlassung aus Brauel. Es untersucht den Zusammenhang zwischen der Behandlung und der späteren Lebenssituation, aber auch den Einfluss von Sozialisationsbedingungen. Es bereitet den Boden für den Vergleich der Lebensverläufe verschiedener Gruppen und die anschließende detaillierte Analyse einzelner Fälle. Die Kapitel 6 und 7 bauen darauf auf und analysieren die Daten genauer.
Informationen über die Lebenssituation nach Brauel: Dieses Kapitel analysiert detailliert die Lebenssituation der ehemaligen Klienten nach ihrer Zeit in Brauel. Es untersucht den Drogenkonsum und die Kriminalität, aber auch die sozialen Beziehungen, Wohnsituation, Arbeit und die ökonomische Situation. Die umfassende Betrachtung dient als Grundlage für den Vergleich mit den Lebensverläufen derjenigen, die in den Strafvollzug zurückkehrten.
Vergleich der Lebensentwicklung regulär entlassener Klienten mit den in den Strafvollzug zurückverlegten Klienten: Dieses Kapitel vergleicht die Lebensverläufe der regulär entlassenen Klienten mit denen derjenigen, die in den Strafvollzug zurückkehrten. Dieser Vergleich zielt darauf ab, die Faktoren zu identifizieren, die den Erfolg oder Misserfolg der Therapie beeinflussen. Es analysiert die Unterschiede in Bezug auf Rückfälle in Drogenkonsum und Kriminalität.
Häufig gestellte Fragen zur Studie "Lebensläufe drogenabhängiger Straftäter nach Behandlung in der Fachklinik Brauel"
Was ist der Gegenstand dieser Studie?
Die Studie untersucht die Lebensläufe drogenabhängiger Straftäter, die zwischen 1982 und 1990 in der Fachklinik Brauel behandelt wurden. Sie analysiert den Weg in die Drogensucht und Kriminalität, den Verlauf der Behandlung in Brauel und die weitere Lebenssituation nach der Entlassung oder Rückverlegung in den Strafvollzug. Ein Schwerpunkt liegt auf der Frage, ob es zum Abbruch der Drogen- und kriminellen Karriere kam und welche Rolle die Therapie dabei spielte.
Welche Daten werden in der Studie verwendet?
Die Studie basiert auf verschiedenen Datenquellen: Aktenanalysen der behandelten Personen in Brauel, Expertengespräche und qualitative Einzelfallstudien (Lebenslaufanalysen). Sie kombiniert quantitative (demografische Daten, Behandlungsdauer etc.) und qualitative (Lebenslaufanalysen) Ansätze.
Welche Kapitel umfasst die Studie?
Die Studie gliedert sich in folgende Kapitel: Einleitung, Klientencharakteristika (Alter, Behandlungsdauer), Vorgeschichte der Klienten (Familie, Bildung, Beruf, Drogenkonsum, Kriminalität), Rehabilitationsbehandlung in Brauel (Konzept, Verlauf), Lebenssituation ehemaliger Klienten (Überblick, Zusammenhang Therapie/Sozialisation/Lebenssituation), detaillierte Informationen zur Lebenssituation nach Brauel (Drogenkonsum, Kriminalität, soziale Beziehungen, Wohnen, Arbeit, Finanzen), Vergleich der Lebensverläufe von regulär Entlassenen und Rückfalltätern, sowie Lebenslaufanalysen ausgewählter Klienten (inkl. Verstorbener).
Welche Zielsetzung verfolgt die Studie?
Die Studie zielt darauf ab, den Erfolg der Therapie in Brauel und das Konzept "Therapie statt Strafe" zu evaluieren. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen Therapie, Rückfällen und der langfristigen Lebenssituation der ehemaligen Klienten.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Studie konzentriert sich auf den Weg in die Drogensucht und Kriminalität, den Verlauf der Therapie in Brauel, die Lebenssituation nach der Entlassung/Rückverlegung, den Zusammenhang zwischen Therapieerfolg und Rückfall sowie die Effektivität der "Therapie statt Strafe"-Maßnahme.
Wie wird die Methodik der Studie beschrieben?
Die methodische Vorgehensweise wird detailliert in der Einleitung erläutert. Sie basiert auf einer Kombination aus quantitativen Analysen von Akteninformationen und qualitativen Ansätzen wie Expertengesprächen und Einzelfallstudien (Lebenslaufanalysen). Die Begründung für diese methodische Vorgehensweise wird ausführlich dargestellt.
Wer waren die Studienteilnehmer?
Die Studienteilnehmer sind drogenabhängige Straftäter, die zwischen 1982 und 1990 in der Fachklinik Brauel behandelt wurden. Demografische Daten wie Alter bei Therapiebeginn und Therapiedauer werden im entsprechenden Kapitel beschrieben.
Welche Ergebnisse werden präsentiert?
Die Studie präsentiert einen umfassenden Überblick über die Lebensläufe der Studienteilnehmer. Sie analysiert die Zusammenhänge zwischen Vorgeschichte, Therapieverlauf und der späteren Lebenssituation. Ein wichtiger Aspekt ist der Vergleich zwischen den regulär entlassenen Klienten und denjenigen, die in den Strafvollzug zurückkehrten, um Faktoren für Therapieerfolg und -misserfolg zu identifizieren.
Wie werden die Lebenslaufanalysen durchgeführt?
Die Lebenslaufanalysen werden als Einzelfallstudien durchgeführt, um detaillierte Einblicke in die individuellen Entwicklungsverläufe der Studienteilnehmer zu ermöglichen. Ausgewählte Fälle (Anton Weiler, Paul Streiter, Theo Albers, Rainer Lehmann und einige Verstorbene) werden exemplarisch präsentiert.
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- Peter Jürgensen (Author), Prof. Dr. Lieselotte Pongratz (Author), 1997, Karrieren drogenabhängiger Straftäter, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/64056