Im Jahre 1969 hielt Michel Foucault am Collège de France den Vortrag "Was ist ein Autor?", in dem die Rolle des Autors in der modernen Literatur diskutiert wurde. In diesem Vortrag wertete Foucault die Frage nach der individuellen Persönlichkeit des Autors als unerheblich. Die Annahme, diese individuelle Persönlichkeit des Autors würde sich in seinen Werken ausdrücken, stellte Foucault erheblich in Frage und bemerkte, dass man in der Gleichgültigkeit gegenüber dem schreibenden Subjekt "eines der ethischen Grundprinzipien heutigen Schreibens erkennen" müsse. Ist diese Maxime folglich allgemein und für alle Autoren gültig? Kann man wirklich jeden Autor so sehr von seinem Werk abgrenzen und die Einflüsse seiner Persönlichkeit und damit auch seinem Leben und seiner persönlichen Konflikte, Traumata oder dergleichen ausschließen? Ist er nur ein Werkzeug, welches Mittel zum Zweck der Literatur ist? Ist all dies auch auf Franz Kafka und seine Werke übertragbar?
Die letzte Frage soll im Folgenden zu beantworten versucht werden, indem gezeigt wird, welche autobiographischen und psychobiographischen Elemente Franz Kafka in sein Werk sowohl bewusst als auch unbewusst einfließen ließ. Es soll hier also anhand von Kafkas Erzählung "Das Urteil" gezeigt werden wie Kafkas eigene Vita sein eigenes Werk betroffen hat.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Zur Person Franz Kafka
- Unterbewusste psychobiographische Elemente im Urteil
- Projektion Kafkas persönlicher Konfliktstrukturen im ,,Urteil"
- Resümee
- Literaturangaben
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die autobiographischen und psychobiographischen Elemente in Franz Kafkas Erzählung „Das Urteil“. Ziel ist es, aufzuzeigen, wie Kafkas eigene Lebenserfahrungen, insbesondere seine komplizierte Beziehung zu seinem Vater, sein Werk beeinflusst haben.
- Die komplexe Vater-Sohn-Beziehung als zentrales Thema in Kafkas Werk
- Die Verinnerlichung von Autorität und die Auswirkungen auf das Selbstbild
- Der Konflikt zwischen künstlerischer Neigung und bürgerlichen Erwartungen
- Kafkas Umgang mit Schuldgefühlen und Minderwertigkeitskomplexen
- Die Bedeutung der Psychoanalyse und Freuds Lehren für Kafkas Selbsterkenntnis
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Der Essay beginnt mit einer Diskussion über die Rolle des Autors in der modernen Literatur und stellt die Frage nach dem Einfluss der Persönlichkeit des Autors auf sein Werk. Im Kontext dieser Debatte wird Franz Kafka als Beispiel herangezogen und die Analyse seiner autobiographischen Elemente in „Das Urteil“ angekündigt.
- Zur Person Franz Kafka: Dieses Kapitel zeichnet ein Bild von Franz Kafkas Leben, konzentriert sich auf seine komplizierte Beziehung zu seinem Vater und die prägenden Einflüsse seiner Kindheit und Jugend. Es werden Kafkas eigene Beschreibungen seines Vaters sowie die Auswirkungen der väterlichen Dominanz auf seine Entwicklung und sein Selbstbild beleuchtet.
- Unterbewusste psychobiographische Elemente im Urteil: In diesem Kapitel werden die psychobiographischen Elemente in „Das Urteil“ analysiert, wobei der Fokus auf die Verinnerlichung von Autorität und die Auswirkungen auf die Beziehung des Protagonisten zu seinem Vater liegt. Es wird untersucht, wie diese inneren Konflikte in der Erzählung zum Ausdruck kommen.
- Projektion Kafkas persönlicher Konfliktstrukturen im ,,Urteil": Dieses Kapitel befasst sich mit der Frage, wie Kafkas eigene Konflikte mit seinem Vater in die Erzählung projiziert werden. Dabei wird die Beziehung des Protagonisten zu seinem Vater im Kontext von Kafkas eigenen Erfahrungen interpretiert.
Schlüsselwörter
Die Hausarbeit konzentriert sich auf die Themenbereiche Autobiographie, Psychobiographie, Vater-Sohn-Beziehung, Schuldgefühle, Minderwertigkeitskomplexe, Autorität, Selbstbild, psychoanalytische Interpretation, Franz Kafka, „Das Urteil“, Expressionismus.
- Quote paper
- Thomas Jahn (Author), 2005, Biographische und psychobiographische Elemente in Kafkas 'Urteil', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63994