Mit Beginn des Kalten Krieges und nach dem Beitritt zur NATO übernahm die Türkei die Rolle des westlichen Bollwerks gegenüber der Sowjetunion an der Südostflanke der NATO, wodurch sie eine bedeutende geostrategische Rolle erlangte. Ihre geostrategisch wichtige Lage hat sie auch nach dem Zusammenbruch der UdSSR beibehalten, als Bollwerk gegen den „islamischen Fundamentalismus“ sowie als Militärstützpunkt gegenüber dem Irak. Die Türkei wurde auch als das Tor zu den neuen unabhängigen Staaten im Kaukasus mit ihren riesigen Vorräten an Bodenschätzen angesehen. Vor allem wurde der Türkei beim "Great Game" des 21. Jahrhunderts um die Ölvorkommen in Aserbaidschan eine wichtige Rolle beigemessen, welche sie jedoch nicht in angemessenem Umfang ausfüllen konnte. Die Versuche der Türkei, in den Turk-Republiken und in Aserbaidschan als Führungsmacht aufzutreten und ihren Einfluß zu steigern, sind fehlgeschlagen, z.T. aufgrund des Mangels an Kapital aber auch aufgrund unrealistischer außenpolitischer Zielsetzungen.
Die Beziehungen der Türkei zur EU verschlechtern sich seit 1995 zunehmend. Den Höhepunkt erreichten die Unstimmigkeiten Ende 1997, als bekannt wurde, daß die Türkei bei der ersten Erweiterungsrunde in die EU nicht dabei sein wird. Nach diesem Beschluß der EU wandte sich die Türkei brüskiert und enttäuscht von der EU ab und blieb sogar als Protest der "Europakonferenz" fern, welche Mitte März 1998 in London abgehalten wurde. Als Konsequenz begab sich die Türkei auf die Suche nach einer neuen außenpolitischen Rolle, indem sie ihre Beziehungen zu den USA und zu Israel festigte, z.B. durch bevorzugte Vergabe von militärischen Aufträgen an diese Staaten. Die Türkei versucht, ihre Rolle im Nahen/Mittleren Osten zu stärken, mit Hilfe Israels als Partner. Sie hat zu islamischen Staaten schlechte Beziehungen und verspricht sich durch die Kooperation mit Israel einen stärkeren Einfluß in Nah/Mittelost und durch die militärische Kooperation die Modernisierung und Aufrüstung der türkischen Armee.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Entwicklung der Beziehungen
- Motive der Annäherung
- Motive der Türkei
- Motive Israels
- Kooperation
- Politische Kooperation / Bildung einer politischen Entente?
- Militärische Kooperation
- Wirtschaftliche Beziehungen
- Implikationen auf den Friedensprozeß
- Reaktionen auf die Türkisch - Israelischen Beziehungen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei seit 1993, insbesondere im Hinblick auf eine politische Entente und militärische Kooperation. Die Zielsetzung besteht darin, die Motive beider Länder für diese Annäherung zu analysieren und deren Bedeutung für den Friedensprozess im Nahen Osten, speziell im Verhältnis zu Syrien, zu bewerten.
- Die historische Entwicklung der israelisch-türkischen Beziehungen.
- Die politischen und strategischen Motive der Türkei und Israels für die Annäherung.
- Die verschiedenen Formen der Kooperation zwischen beiden Ländern (politisch, militärisch, wirtschaftlich).
- Die Auswirkungen dieser Kooperation auf den Friedensprozess im Nahen Osten.
- Die Reaktionen regionaler und internationaler Akteure auf die Annäherung zwischen Israel und der Türkei.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung: Die Einleitung skizziert die geostrategische Bedeutung der Türkei im Kalten Krieg und danach, ihre Rolle als Bollwerk gegen den „islamischen Fundamentalismus“ und die Bedeutung des Landes im Kontext der Ressourcengewinnung im Kaukasus. Sie beschreibt die sich verschlechternden Beziehungen der Türkei zur EU ab 1995 und die daraus resultierende Suche der Türkei nach neuen außenpolitischen Partnern, insbesondere den USA und Israel. Die Kooperation mit Israel wird als Mittel zur Stärkung der Rolle der Türkei im Nahen Osten und zur Modernisierung ihrer Armee dargestellt.
Entwicklung der Beziehungen: Dieses Kapitel beleuchtet die Entwicklung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei seit der völkerrechtlichen Anerkennung Israels durch die Türkei im Jahr 1948. Es beschreibt die anfänglich eher oberflächlichen Beziehungen, die Distanzierung der Türkei von Israel nach 1964 zur Sicherung der Unterstützung der arabisch-islamischen Welt in der Zypernfrage und die neue Entwicklung der Beziehungen nach dem Beginn des Friedensprozesses zwischen Israel und der PLO. Der Besuch eines türkischen Ministers in Israel 1992 wird als Wendepunkt dargestellt und die fortschreitende Annäherung trotz politischer und regionaler Herausforderungen wird hervorgehoben.
Motive der Annäherung: Dieses Kapitel analysiert die Motive der Annäherung zwischen beiden Ländern. Es werden gemeinsame Interessen wie die Position als einzige Demokratien in der Region und gemeinsame Feinde wie Syrien und Iran genannt. Die Isolation beider Länder auf der internationalen Bühne aufgrund ihrer Politik in der Kurden- und Palästinenserfrage und der Druck der westlichen Staaten auf politische Lösungen werden als wichtige Faktoren hervorgehoben. Die gemeinsame Bedrohung durch islamistische Tendenzen und die bedeutende Rolle des Militärs in beiden Ländern werden ebenfalls diskutiert. Trotz der Gemeinsamkeiten werden auch unterschiedliche Interessen und der Wunsch, nicht in die Konflikte des jeweils anderen Landes verwickelt zu werden, betont. Die enge kulturelle Bindung durch die türkischstämmigen Juden in Israel wird als weiterer Faktor genannt.
Schlüsselwörter
Israel, Türkei, Friedensprozess, Naher Osten, politische Entente, militärische Kooperation, geostrategische Bedeutung, Annäherung, Motive, Kooperation, Islamischer Fundamentalismus, EU, Zypernfrage, Palästinenserfrage, Kurdenfrage.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Türkisch-Israelische Beziehungen
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die Entwicklung der Beziehungen zwischen Israel und der Türkei seit 1993, insbesondere im Hinblick auf eine politische Entente und militärische Kooperation. Sie analysiert die Motive beider Länder für diese Annäherung und deren Bedeutung für den Friedensprozess im Nahen Osten.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die historische Entwicklung der Beziehungen, die politischen und strategischen Motive der Türkei und Israels, verschiedene Formen der Kooperation (politisch, militärisch, wirtschaftlich), die Auswirkungen auf den Friedensprozess und die Reaktionen regionaler und internationaler Akteure.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit beinhaltet Kapitel zu Einleitung, Entwicklung der Beziehungen, Motiven der Annäherung (mit Unterkapiteln zu den Motiven der Türkei und Israels), Kooperation (mit Unterkapiteln zu politischer/militärischer/wirtschaftlicher Kooperation), Implikationen auf den Friedensprozess, Reaktionen auf die Beziehungen und einem Fazit.
Was sind die Hauptmotive der Annäherung zwischen der Türkei und Israel?
Die Arbeit nennt gemeinsame Interessen wie die Position als einzige Demokratien in der Region und gemeinsame Feinde (Syrien und Iran). Die Isolation beider Länder auf der internationalen Bühne und der Druck westlicher Staaten auf politische Lösungen werden ebenso hervorgehoben, wie die gemeinsame Bedrohung durch islamistische Tendenzen und die bedeutende Rolle des Militärs in beiden Ländern. Auch unterschiedliche Interessen und die enge kulturelle Bindung durch türkischstämmige Juden in Israel werden diskutiert.
Welche Rolle spielt die Kooperation zwischen der Türkei und Israel für den Friedensprozess im Nahen Osten?
Die Arbeit bewertet die Bedeutung der türkisch-israelischen Kooperation für den Friedensprozess, insbesondere im Verhältnis zu Syrien. Die Auswirkungen dieser Kooperation auf den Friedensprozess werden detailliert untersucht.
Wie hat sich die Beziehung zwischen der Türkei und Israel historisch entwickelt?
Die Arbeit beschreibt die Entwicklung der Beziehungen seit der Anerkennung Israels durch die Türkei 1948, die anfänglich eher oberflächlichen Beziehungen, die Distanzierung nach 1964 und die neue Entwicklung nach Beginn des Friedensprozesses zwischen Israel und der PLO. Der Besuch eines türkischen Ministers in Israel 1992 wird als Wendepunkt dargestellt.
Welche Arten der Kooperation zwischen der Türkei und Israel werden untersucht?
Die Arbeit analysiert die politische, militärische und wirtschaftliche Kooperation zwischen beiden Ländern.
Welche Schlüsselwörter beschreiben den Inhalt der Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Israel, Türkei, Friedensprozess, Naher Osten, politische Entente, militärische Kooperation, geostrategische Bedeutung, Annäherung, Motive, Kooperation, Islamischer Fundamentalismus, EU, Zypernfrage, Palästinenserfrage, Kurdenfrage.
Welche geopolitische Bedeutung hat die Türkei im Kontext dieser Beziehungen?
Die Einleitung skizziert die geostrategische Bedeutung der Türkei im Kalten Krieg und danach, ihre Rolle als Bollwerk gegen den „islamischen Fundamentalismus“ und die Bedeutung des Landes im Kontext der Ressourcengewinnung im Kaukasus. Die sich verschlechternden Beziehungen der Türkei zur EU ab 1995 und die Suche nach neuen Partnern (USA und Israel) werden ebenfalls beleuchtet.
- Quote paper
- MA Kamuran Kayhan (Author), 1999, Israel und die Türkei. Welche Rolle spielt ihre Kooperation für den Friedensprozess im Nahen Osten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63970