Das Werk Lion Feuchtwangers ist in der Literaturgeschichte untrennbar mit dem Begriff des historischen Romans verknüpft - einem Sujet, das von der Literaturkritik nicht selten mit dem Vorwurf des Kitsches und der Banalität belegt wird. Feuchtwanger war sich dieser Gefahr immer bewusst, gleichzeitig verteidigte er sein Verständnis des historischen Romans gegen diese Vorurteile:„Ich verstehe das Vorurteil gegen diese Literaturgattung, aber es ist ein Vorurteil...Ich habe mir oft die großen, gültigen historischen Kunstwerke daraufhin angesehen, ob sie wohl Historie oder Mythologie um ihrer selbst willen haben darstellen wollen, ob ihre Urheber sich vom Kostüm, vom farbigen Hintergrund haben locken lassen, ob sie historische oder zeitgenössische Inhalte haben gestalten wollen. Ich bin in jedem einzelnen Fall zu dem Schluss gekommen , dass der Künstler nichts anders beabsichtigte, als sein eigenes (zeitgenössisches) Lebensgefühl, sein subjektives (keineswegs historisierendes) Weltbild so auszudrücken, dass es sich ohne weiteres auf den Leser übertrage.“ Feuchtwanger ist davon überzeugt, dass ein Schriftsteller, wenn er einen historischen Stoff wählt, das mit dem Vorsatz tut, ein aktuelles Problem in zeitlichem Abstand prägnanter und unvoreingenommener beschreiben zu können. An ein aktuelles Thema tritt man immer mit subjektiven Vorbehalten heran, in einer historischen Verkleidung ist es an den Horizont gerückt und ist daher in seiner Komplexität besser zu erkennen. Gerade um diese bessere Perspektive geht es Feuchtwanger. Als Feuchtwanger den Roman „Goya oder der arge Weg der Erkenntnis“ in den Jahren 1949-1951 schrieb, verfolgte er das gleiche Ziel, das er schon 1935 in dem Aufsatz „Vom Sinn und Unsinn des historischen Romans“ definiert hatte. In diesem historischen Roman verkleidete er seine massive Kritik an den inquisitorischen Praktiken des Komitees für unamerikanische Umtriebe, dessen Willkür er selbst während der Jahre seines Exils in den Vereinigten Staaten ausgesetzt war. Der Untertitel des Romans „der arge Weg der Erkenntnis“ ist programmatisch für die Entwicklung eines zwar talentierten, aber angepassten Mannes hin zu einer eigenständigen Künstlerpersönlichkeit. Vordergründig reift der schon ältere Künstler Goya von einem begabten Maler zum politischen und aufrührerischen Naturalisten. [...]
Inhaltsverzeichnis
- DIE LITERARISCHE ENTWICKLUNG LION FEUCHTWANGERS UND SEIN VERSTÄNDNIS DES HISTORISCHEN ROMANS
- Die Anfänge
- Problematik der Historie: Geschichtspessimismus.
- Der historische Roman.
- Der Wahrheitsanspruch
- Das Amerikanische Exil.
- Romane fürs breite Publikum
- McCarthy und die Verantwortung des Künstlers
- FORSCHUNGSSTAND...
- DARSTELLUNG GOYAS IM ROMAN „ERFOLG“.
- GOYA ODER DER ARGE WEG DER ERKENNTNIS
- Die einleitenden Kapitel
- Personal
- Der Hof..
- Die liberalen Freunde.
- Frauen als Hexen und Majas.
- Die Beziehung zu Alba...
- Die künstlerische Entwicklung Goyas.
- Loslösung von der normierten Kunstform.
- Die künstlerische Auseinandersetzung mit der Inquisition
- Die Familie Carlos IV.
- Die Caprichos.........
- RESÜMEE
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Magisterarbeit untersucht die Verbindung von Kunst und Politik in Lion Feuchtwangers historischem Roman „Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis“. Die Arbeit analysiert Goyas künstlerische Entwicklung und die politische Dimension seiner Werke im Kontext der spanischen Gesellschaft des ausgehenden 18. Jahrhunderts. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der Frage, wie Feuchtwanger in seinem Roman die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse seiner Zeit reflektiert und wie er die Verantwortung des Künstlers in einer autoritären Gesellschaft thematisiert.
- Die künstlerische Entwicklung Goyas von einem begabten Maler zu einem politischen und aufrührerischen Naturalisten
- Die Verbindung von Kunst und Politik im Werk Goyas und die Kritik an den inhumanen Zuständen im vorrevolutionären Spanien
- Die Verantwortung des Künstlers in einer autoritären Gesellschaft und der „arge Weg der Erkenntnis“
- Feuchtwangers eigene politische und literarische Entwicklung im Kontext seines amerikanischen Exils
- Die Analyse des Romans im Kontext von Feuchtwangers Verständnis des historischen Romans und dessen Kritik am „Vorurteil“ gegen diese Literaturgattung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die die literarische Entwicklung Lion Feuchtwangers und sein Verständnis des historischen Romans beleuchtet. Im ersten Kapitel werden die Anfänge seines Schaffens im München der zwanziger Jahre, seine Hinwendung zum Ästhetizismus und die Veränderungen nach dem Ersten Weltkrieg, die ihn zu einem politisch engagierten Künstler machten, dargestellt. Im zweiten Kapitel wird der Forschungsstand zum Thema Goya und Feuchtwangers Roman „Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis“ zusammengefasst. Das dritte Kapitel befasst sich mit der Darstellung Goyas im Roman „Erfolg“. In den folgenden Kapiteln wird der Roman „Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis“ genauer analysiert. Kapitel 4.1 behandelt die einleitenden Kapitel, Kapitel 4.2 beschäftigt sich mit den Romanfiguren und ihre Rolle in der Geschichte. Kapitel 4.3 konzentriert sich auf die künstlerische Entwicklung Goyas im Roman und die Frage, wie sich die politische Dimension seiner Werke entwickelt.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen Kunst und Politik, historische Romane, Künstlerverantwortung, Goya, Feuchtwanger, spanische Geschichte, Inquisition, Aufklärung, Realismus, Naturalismus, Exil und die Zeit des McCarthyismus. Die Arbeit untersucht, wie Feuchtwanger die Verbindung von Kunst und Politik in seinem Roman „Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis“ nutzt, um die gesellschaftlichen und politischen Verhältnisse seiner Zeit zu reflektieren und die Verantwortung des Künstlers in einer autoritären Gesellschaft zu thematisieren.
- Quote paper
- Inna Moltschanova (Author), 2006, Die Verbindung von Kunst und Politik in Lion Feuchtwangers historischen Roman 'Goya oder Der arge Weg der Erkenntnis', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63922