Natur als alles vereinende, heilende Kraft und Ort der Zuflucht vor dem tristen und unnatürlichen Wesen der Zivilisation ist unter anderem Gegenstand der Dichtung. In diesem Zusammenhang zählen, dem heutigen wissenschaftlichen Diskurs zufolge, William Wordsworth, Samuel T. Coleridge, John Keats, Percy B. Shelley sowie Lord Byron und William Blake zu den sechs bedeutendsten Lyrikern dieser Zeit, die dem romantischen Kanon angehörten und die zeitgenössische Literatur dominierten. Laut Wilson und Haefner sind es diese Dichter, die gegenwärtig in nahezu jeder Anthologie vertreten und zentraler Gegenstand der kritischen Analysen sind(2). Doch weibliche Autoren der Romantik und deren Werke, obwohl es sich bei einigen um Bestseller handelte, gerieten nach ihrem Tod in Vergessenheit oder wurden nur in Verbindung zu anderen männlichen Schriftstellern ihrer Zeit diskutiert. Das 1988 von Anne Mellor veröffentlichte Werk Romanticism and Feminism beschäftigte sich erstmals mit Lyrikerinnen, die in den unterschiedlichsten Bereichen erfolgreich publizierten (Wilson, Haefner 9). Aber trotz des zunehmenden Interesses an weiblichen Schriftstellern der Romantik kommt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihren Werken im heutigen Diskurs kaum Bedeutung zu. Darüber hinaus waren die Arbeiten Mary Wollstonecrafts, Felicia Hemans´, Mary Robinson´s und anderer erfolgreicher Schriftstellerinnen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts bereits kurz nach ihrem literarischen Debüt scharfer Kritik seitens ihrer männlichen Zeitgenossen ausgesetzt. Denn in einer von Männern dominierten Welt, in der sich Frauen in einer Lage sozialer und politischer Unmündigkeit befanden, setzten sich Lyrikerinnen mit traditionellen Normen und Werten auseinander und suchten nach neuen, individuellen Möglichkeiten, ihrer moralischen und gesellschaftlichen Kritik Ausdruck zu verleihen. Dabei fiel die Rezension ihrer Werke sehr unterschiedlich aus. Von den Verlagen und Zeitschriften zum Schreiben ermutigt und von einem breiten Publikum gelesen, stießen sie dennoch oftmals auf Ablehnung und Unverständnis.
Lyrikerinnen der Romantik
„Die welt und auch der einzelne mensch wären glücklicher, wenn das vergebliche bemühen nach weltlichem glück sich in den wunsch nach veredlung des geistes verkehren würde.“
(Wollstonecraft 34)
In einem Zeitalter der Revolutionen und Umwälzung politischer, wirtschaftlicher und sozialer Strukturen, Traditionen und Werte, in der die Emotionen und Moral der Menschen auf Grund der zeitgeschichtlichen Gegebenheiten des 18. Jahrhunderts in den Hintergrund gerieten, entfaltete sich eine ganz andere Art revolutionärer Energie, die die Künste und Literatur umfasste und bis in die heutige Zeit beeinflusst. Die künstlerische und philosophische Strömung der Romantik stellte dem wissenschaftlichen, rationalen Neoklassizismus des 17. und frühen 18. Jahrhunderts eine auf das Individuum hin zentrierte und subjektive Weltanschauung gegenüber. Laut Mason bestand das Problem der Romantiker darin, „die Ansprüche des Gefühls und der Phantasie, der inneren Kräfte und Bestrebungen, (…), gegen eine rationalistisch-mechanische Existenzdeutung in Schutz zu nehmen (55).“ Dabei teilten vor allem die Lyriker die Ansicht, dass die Phantasie, als Quelle aller Kreativität dem Verstand weit überlegen sei. Auch die
Natur als alles vereinende, heilende Kraft und Ort der Zuflucht vor dem tristen und unnatürlichen Wesen der Zivilisation ist unter anderem Gegenstand der Dichtung. In diesem Zusammenhang zählen, dem heutigen wissenschaftlichen Diskurs zufolge, William Wordsworth, Samuel T. Coleridge, John Keats, Percy B. Shelley sowie Lord Byron und William Blake zu den sechs bedeutendsten Lyrikern dieser Zeit, die dem romantischen Kanon angehörten und die zeitgenössische Literatur dominierten. Laut Wilson und Haefner sind es diese Dichter, die gegenwärtig in nahezu jeder Anthologie vertreten und zentraler Gegenstand der kritischen Analysen sind(2). Doch weibliche Autoren der Romantik und deren Werke, obwohl es sich bei einigen um Bestseller handelte, gerieten nach ihrem Tod in Vergessenheit oder wurden nur in Verbindung zu anderen männlichen Schriftstellern ihrer Zeit diskutiert. Das 1988 von Anne Mellor veröffentlichte Werk Romanticism and Feminism beschäftigte sich erstmals mit Lyrikerinnen, die in den unterschiedlichsten Bereichen erfolgreich publizierten (Wilson, Haefner 9). Aber trotz des zunehmenden Interesses an weiblichen Schriftstellern der Romantik kommt der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit ihren Werken im heutigen Diskurs kaum Bedeutung zu. Darüber hinaus waren die Arbeiten Mary Wollstonecrafts, Felicia Hemans´, Mary Robinson´s und anderer erfolgreicher Schriftstellerinnen des späten 18. und frühen 19. Jahrhunderts bereits kurz nach ihrem literarischen Debüt scharfer Kritik seitens ihrer männlichen Zeitgenossen ausgesetzt. Denn in einer von Männern dominierten Welt, in der sich Frauen in einer Lage sozialer und politischer Unmündigkeit befanden, setzten sich Lyrikerinnen mit traditionellen Normen und Werten auseinander und suchten nach neuen, individuellen Möglichkeiten, ihrer moralischen und gesellschaftlichen Kritik Ausdruck zu verleihen. Dabei fiel die Rezension ihrer Werke sehr unterschiedlich aus. Von den Verlagen und Zeitschriften zum Schreiben ermutigt und von einem breiten Publikum gelesen, stießen sie dennoch oftmals auf Ablehnung und Unverständnis.
Das Hauptanliegen dieser Arbeit ist es, herauszuarbeiten, welche Ursachen der mangelnden Anerkennung weiblicher Lyriker im zeitgenössischen Kanon zu Grunde liegen. Dabei werde ich im Einzelnen auf das Leben und Wirken zweier Autorinen eingehen, die sowohl als Menschen und auch als Lyriker nicht den damaligen Konventionen entsprachen aber dennoch die zeitgenössische Dichtung dominierten. Im Gegensatz zur männlichen Objektivität ist es die weibliche Sensibilität der Lyrik Mary Robinson´s und Felicia Hemans´, die in eine neue Richtung wies und neuartige Akzente setzte. Um diesen Sachverhalt näher zu erläutern, erfolgt eine kurze Darstellung der strukturellen und inhaltlichen Neuerungen, die ihre Dichtung so einzigartig machten und nachfolgenden Lyrikern als Vorlage dienten. In der abschließenden Betrachtung werden die Hauptaussagen und gewonnenen Erkenntnisse zusammengefasst. In der Auseinandersetzung mit der romantischen Epoche und den hervorgebrachten poetischen Werken wird man oft an die viel zitierten Worte William Wordsworth´ erinnert, mit denen er einen Dichter als „man speaking to men“ (Wolfson 128) beschreibt. Doch brachte dieses Zeitalter auch Dichterinnen wie Robinson und Hemans hervor, die in ihrem Leben einigen Widrigkeiten trotzten und zeitlebens versuchten, sich selbst und ihren Platz in der Gesellschaft zu finden. Dabei brachte die Poesie ihre individuellen Lebens- und Erfahrungswerte als Frauen in einer traditionsbehafteten Gesellschaft zum Ausdruck und thematisierten ihre moralische Kritik und Bedenklichkeit hinsichtlich der Verdrängung und Isolierung sozial benachteiligter Individuen und Minderheiten.
Am 27. November 1758 wird Mary Darby als drittes von fünf Kindern in Bristol geboren. Im Jahre 1765, als Mary gerade sieben Jahre alt war, verließ sie der Vater Nicholas Darby um mit seiner Geliebten in Labrador einen Fischereibetrieb zu führen. Dieses Vorhaben hatte den finanziellen Ruin der Familie Darby zur Folge und zwang Mary´s Mutter Henrietta zur Aufgabe des gesamten Besitzes und zum Umzug nach Chelsea. In den darauf folgenden Jahren kam es zu weiteren Wohnortwechseln und mit diesen auch zum Besuch verschiedener Schulen. Bereits im Alter von zwölf begann sie mit dem Verfassen von Gedichten, die unter anderem in ihrem 1775 publizierten Werk Poems enthalten sind. Gerade in dieser Zeit, in der Mary unter der Armut ihrer Familie und dem Verhalten ihres Vaters litt, entwickelte sie ein neues Selbstbewusstsein, dass Janowitz mit folgenden Worten beschreibt:
As Mary Darby´s world became less and less coherent, she built up a ber sense of an interior self, a sense of identity as founded within the self, rather than from her relation to environment, place, or famaly connection. (36)
- Quote paper
- Mirjam Letz (Author), 2006, Lyrikerinnen der Romantik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63860
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