Das Leistungsproblem wurde im Laufe des 19. und 20. Jahrhunderts zu einem zentralen Faktor des Schulwesens. Der Nachweis bestimmter Leistungen in der Schule, der Abschluss bestimmter Schul-Laufbahnen, wurde dabei immer bedeutsamer für das Einschlagen von bestimmten Berufswegen oder um bestimmte gesellschaftliche Positionen einzunehmen. Der durch das Bürgertum zuerst neu gewonnene Handlungsspielraum, welchen sich dieses gegenüber dem Adel erkämpft hatte, wurde zugleich gegenüber der Arbeiterschaft, als zweite nach Emanzipation strebende gesellschaftliche Klasse, abgegrenzt. Das während dieser Phase neu entstehende Leistungsprinzip etablierte sich als Auswahlinstrument, um den bürgerlichen Teil der Gesellschaft gegenüber dem der Arbeiterklasse abzugrenzen. Bis in die heutige Zeit blieb dieses Prinzip bestehen, was besonders an dem Umstand erkennbar ist, dass die familiären Sozialisations- und Erziehungsbedingungen in der überwiegenden Zahl der Fälle entscheidende Vorbedingung für gute Schulleistungen blieben.1 Um es auf eine Formel zu bringen: Wer aus einem einkommensschwachen Elternhaus kommt, hat keine Chance einen qualitativ hohen Schulabschluss zu erwerben. Die Debatte um dieses Problem ist nicht neu. Diese Arbeit will sich nun mit dem schulischen oder auch pädagogischen Leistungsbegriff beschäftigen. Dazu wird im ersten Kapitel der Versuch unternommen Leistung zu definieren. Im zweiten Kapitel wird Leistung nochmals einer Definition unterzogen, jedoch hier eine Unterscheidung von dynamischer und statischer Leistung vorgenommen, und diese beiden Prinzipien erläutert. Im sich anschließenden Teil wird es um den pädagogischen Leistungsbegriff gehen, wie sich dieser vom allgemeinen Leistungsbegriff abgrenzt und in wieweit dieser Begriff als Verwirklichung des gesellschaftlichen Leistungsprinzips in der Schule bisher umgesetzt wurde und welche Veränderungen eintreten müssen, um einen neuen pädagogischen Prinzip gerecht zu werden. Außerdem werden hier die zentralen inhaltlichen Zielstellungen dieses neuen pädagogischen Leistungsprinzips aufgezeigt, danach auf, die den pädagogischen Leistungsbegriff betreffenden, Normen oder normierten Leistungsforderungen eingegangen und schließlich die vier grundlegenden Prinzipien ausführlich vorgestellt, welche den Kern eines neu konzipierten pädagogischen Leistungsbegriffes und eines neuen schulischen Leistungsprinzips bilden.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 2 Was versteht man unter Leistung? Das Problem eines allgemein gültigen Leistungsbegriffes.
- 3 Leistung als Prozess oder Resultat. Zum statischen und dynamischen Leistungsbegriff, sowie der Revisionsbedürftigkeit des bisherigen schulischen Leistungsprinzips
- 4 Der pädagogische Leistungsbegriff: Zum „grundsätzlichen“ pädagogischen Leistungsverständnis und den Leitgedanken eines neuen pädagogischen Leistungsbegriffes.
- 5 Der pädagogische Leistungsbegriff und die Rolle normierter Leistungsanforderungen
- 6 Die Grundprinzipien (Dimensionen) eines pädagogischen Leistungsbegriffes
- 6.1 Leistung ist produkt- und prozessorientiertes Lernen.
- 6.2 Leistung ist individuelles und soziales Lernen
- 6.3 Leistung ist problemmotiviertes und vielfältiges Lernen.
- 6.4 Leistung ist anlage- und umweltbedingtes Lernen.
- 7 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit befasst sich mit dem schulischen oder pädagogischen Leistungsbegriff. Im Zentrum der Arbeit steht die Frage, wie sich der pädagogische Leistungsbegriff vom allgemeinen Leistungsbegriff abgrenzt und wie er im schulischen Kontext umgesetzt werden sollte. Dabei werden die zentralen inhaltlichen Zielstellungen eines neuen pädagogischen Leistungsprinzips, die Normen oder normierten Leistungsforderungen und die vier grundlegenden Prinzipien eines neu konzipierten pädagogischen Leistungsbegriffes und eines neuen schulischen Leistungsprinzips vorgestellt.
- Definition und Abgrenzung des pädagogischen Leistungsbegriffs vom allgemeinen Leistungsbegriff
- Unterscheidung von dynamischem und statischem Leistungsbegriff
- Revisionsbedarf des bisherigen schulischen Leistungsprinzips
- Zentrale Zielstellungen eines neuen pädagogischen Leistungsprinzips
- Grundprinzipien eines neu konzipierten pädagogischen Leistungsbegriffes
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung
Die Einleitung führt in das Thema der Seminararbeit ein und stellt die Relevanz des Leistungsproblems im schulischen Kontext dar. Der Autor beleuchtet den historischen Hintergrund des Leistungsprinzips und diskutiert die Kritik am herkömmlichen Leistungsprinzip, die insbesondere auf die soziale Ungleichheit in der Bildung hinweist.
2 Was versteht man unter Leistung? Das Problem eines allgemein gültigen Leistungsbegriffes
Dieses Kapitel befasst sich mit der Definition des Leistungsbegriffs. Der Autor erläutert die Schwierigkeiten, Leistung einheitlich zu definieren, da der Gütemaßstab für Leistung von Kulturkreis zu Kulturkreis und von Gesellschaft zu Gesellschaft variiert. Er kritisiert die rein messbare Definition von Leistung, die den Handlungsprozess vernachlässigt.
3 Leistung als Prozess oder Resultat. Zum statischen und dynamischen Leistungsbegriff, sowie der Revisionsbedürftigkeit des bisherigen schulischen Leistungsprinzips
Dieses Kapitel behandelt die Unterscheidung zwischen dynamischem und statischem Leistungsbegriff. Der dynamische Leistungsbegriff bezieht sich auf den Vollzugsprozess von Leistung, während der statische Leistungsbegriff sich auf das Ergebnis fokussiert. Der Autor stellt die Problematik eines kulturell- und gesellschaftlich divergierenden Gütemaßstabes dar und argumentiert, dass das herkömmliche schulische Leistungsprinzip einer Revision bedarf.
4 Der pädagogische Leistungsbegriff: Zum „grundsätzlichen“ pädagogischen Leistungsverständnis und den Leitgedanken eines neuen pädagogischen Leistungsbegriffes.
Dieses Kapitel beleuchtet den pädagogischen Leistungsbegriff. Der Autor geht auf die Abgrenzung des pädagogischen Leistungsbegriffs vom allgemeinen Leistungsbegriff ein und diskutiert die Notwendigkeit eines neuen pädagogischen Leistungsprinzips, das die gesellschaftliche Realität und die individuellen Lernbedürfnisse der Schüler besser berücksichtigt.
5 Der pädagogische Leistungsbegriff und die Rolle normierter Leistungsanforderungen
Dieses Kapitel setzt sich mit den normierten Leistungsanforderungen im schulischen Kontext auseinander. Der Autor untersucht, wie der pädagogische Leistungsbegriff diese Normen berücksichtigt und welche Auswirkungen diese auf das Lernen und die Leistungsbewertung haben.
6 Die Grundprinzipien (Dimensionen) eines pädagogischen Leistungsbegriffes
Dieses Kapitel stellt die vier grundlegenden Prinzipien eines neu konzipierten pädagogischen Leistungsbegriffes vor. Die Prinzipien umfassen produkt- und prozessorientiertes Lernen, individuelles und soziales Lernen, problemmotiviertes und vielfältiges Lernen sowie anlage- und umweltbedingtes Lernen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit dem pädagogischen Leistungsbegriff, den verschiedenen Dimensionen von Leistung, dem Problem eines allgemein gültigen Leistungsbegriffes und der Notwendigkeit einer Revision des bisherigen schulischen Leistungsprinzips. Im Fokus stehen die Herausforderungen der Leistungsbewertung in der Schule und die Suche nach einem neu konzipierten pädagogischen Leistungsbegriff, der den individuellen Lernbedürfnissen der Schüler gerecht wird.
- Quote paper
- Daniel Böhme (Author), 2006, Normen und Dimensionen eines pädagogischen Leistungsbegriffs, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63784