Es stellt sich die Frage, ob in gewissen Situationen wirklich mit zweierlei Maß gemessen wird, oder ob es anderweitige Gründe für die Diskrepanzen zwischen moralischen Erwartungen und tatsächlichem Verhalten gibt. Liegt es etwa in der Natur der Sache, dass wir zwar sehen, was moralisch richtig wäre, aber nicht danach handeln können? Gibt es diesen Bruch zwischen moralischem Urteil und moralischem Handeln tatsächlich? Diesen Fragen möchte ich mich in der folgenden Arbeit zumindest annähern, denn anzunehmen diese definitiv beantworten zu können, wäre wohl vermessen.
Um dennoch etwas Licht ins Dunkle zu bringen möchte ich mich vor allem mit Arbeiten des Moralforschers schlechthin beschäftigen: Lawrence Kohlberg. Durch die Betrachtung seiner Theorie der Moralentwicklung und seiner Annahmen zum Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten hoffe ich mich verschiedenen möglichen Antworten zu nähern. Ein kritischer Blick auf seine gemachten Ausführungen soll jedoch ebenfalls folgen. Abschließend möchte ich dann versuchen, die gestellte Frage nach dem Bruch in uns ansatzweise zu beantworten. Bevor wir uns jedoch dem Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Handeln zuwenden können, gilt es zu klären, was Kohlberg denn unter dem Begriff moralischen Handelns versteht. Außerdem soll im Anschluss kurz die theoretische Fragestellung und die grundlegende Herangehensweise Kohlbergs erläutert werden.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Was ist Moral?
- 1.1 Was ist moralisches Handeln?
- 1.2 Kohlbergs Herangehensweise
- 2. Der Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten nach Kohlberg
- 2.1 Kohlbergs Modell der Moralentwicklung
- 2.2 Der Aspekt des Urteils
- 2.3 Urteil und Handeln
- 3. Kritik an Kohlbergs Modell
- 3.1 Ein eingleisiger Entwicklungsprozess?
- 3.2 Gibt es moralisches Handeln?
- 4. Urteil und Verhalten: ein Bruch in uns?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten, insbesondere im Kontext der Theorie von Lawrence Kohlberg. Ziel ist es, die Diskrepanz zwischen moralischen Überzeugungen und tatsächlichem Handeln zu beleuchten und mögliche Erklärungen dafür zu finden. Kohlbergs Modell der Moralentwicklung und seine Annahmen zum Zusammenhang zwischen Urteil und Handeln stehen im Mittelpunkt der Analyse.
- Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung
- Die Diskrepanz zwischen moralischem Urteil und Verhalten
- Kritik an Kohlbergs Modell
- Der Einfluss von situationalen Faktoren auf moralisches Handeln
- Die Frage nach einem "Bruch" zwischen Urteil und Handeln
Zusammenfassung der Kapitel
1. Was ist Moral?: Die Einleitung beleuchtet die scheinbare Doppelmoral in Politik und Alltag, veranschaulicht durch Beispiele wie den Irakkrieg oder das Verhalten einiger Studenten. Sie stellt die zentrale Frage nach den Gründen für die Diskrepanz zwischen moralischen Erwartungen und tatsächlichem Verhalten. Die Arbeit kündigt an, sich mit Kohlbergs Theorie auseinanderzusetzen, um diese Frage zu untersuchen. Der Fokus liegt auf der Klärung des Begriffs "moralisches Handeln" nach Kohlberg und seiner Herangehensweise an das Problem.
1.1 Was ist moralisches Handeln?: Dieser Abschnitt analysiert verschiedene Ansätze zur Definition von moralischem Handeln, angelehnt an Kohlberg und Candee. Er unterscheidet zwischen einem rationalistischen und einem naturalistischen Typus, wobei der Fokus auf der Intention und den Folgen des Handelns liegt. Der relativistische und universalistische Ansatz in der Bewertung moralischer Handlungen wird diskutiert. Letztendlich wird eine Definition moralisch richtigen Handelns aufgestellt, die sowohl subjektive Konsistenz als auch objektive Richtigkeit nach philosophischen Prinzipien beinhaltet.
1.2 Kohlbergs Herangehensweise: Dieser Teil erläutert Kohlbergs Fragestellung, warum Individuen trotz moralisch entwickeltem Denken unmoralisch handeln. Es werden Kohlbergs Untersuchungen und sein Messinstrument des moralischen Begründens vorgestellt. Der Abschnitt diskutiert Kohlbergs Ablehnung eines zweigleisigen Modells der Moralentwicklung (Urteil vs. Verhalten) und seine Annahme eines eingleisigen Zusammenhangs zwischen moralischem Urteil und Handeln nach Piaget.
Schlüsselwörter
Moralentwicklung, Kohlberg, moralisches Urteil, moralisches Verhalten, Diskrepanz, Handlungskonsistenz, situative Faktoren, Doppelmoral, Moraltheorie.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit: Moralentwicklung nach Kohlberg
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten, insbesondere im Kontext der Theorie von Lawrence Kohlberg. Sie beleuchtet die Diskrepanz zwischen moralischen Überzeugungen und tatsächlichem Handeln und sucht nach Erklärungen dafür.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt Kohlbergs Theorie der Moralentwicklung, die Diskrepanz zwischen moralischem Urteil und Verhalten, Kritik an Kohlbergs Modell, den Einfluss situationaler Faktoren auf moralisches Handeln und die Frage nach einem "Bruch" zwischen Urteil und Handeln. Es werden verschiedene Ansätze zur Definition von moralischem Handeln analysiert und Kohlbergs Herangehensweise an das Problem der Diskrepanz zwischen Urteil und Handeln erläutert.
Was ist die Zielsetzung der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, die Diskrepanz zwischen moralischen Überzeugungen und tatsächlichem Handeln zu beleuchten und mögliche Erklärungen dafür zu finden. Kohlbergs Modell der Moralentwicklung und seine Annahmen zum Zusammenhang zwischen Urteil und Handeln stehen im Mittelpunkt der Analyse.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit ist in mehrere Kapitel gegliedert. Kapitel 1 befasst sich mit der Definition von Moral und moralischem Handeln und Kohlbergs Herangehensweise. Kapitel 2 analysiert den Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten nach Kohlberg, inklusive seines Modells der Moralentwicklung. Kapitel 3 kritisiert Kohlbergs Modell. Kapitel 4 behandelt die Frage nach einem "Bruch" zwischen Urteil und Verhalten.
Welche Schlüsselbegriffe sind relevant?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind Moralentwicklung, Kohlberg, moralisches Urteil, moralisches Verhalten, Diskrepanz, Handlungskonsistenz, situative Faktoren, Doppelmoral und Moraltheorie.
Wie definiert die Arbeit "moralisches Handeln"?
Die Arbeit entwickelt eine Definition moralisch richtigen Handelns, die sowohl subjektive Konsistenz als auch objektive Richtigkeit nach philosophischen Prinzipien beinhaltet. Dabei werden unterschiedliche Ansätze, angelehnt an Kohlberg und Candee, berücksichtigt, die zwischen rationalistischem und naturalistischem Typus unterscheiden und den Fokus auf Intention und Folgen des Handelns legen.
Welche Kritikpunkte an Kohlbergs Modell werden angesprochen?
Die Arbeit kritisiert Kohlbergs Modell unter anderem wegen der Annahme eines eingleisigen Entwicklungsprozesses und hinterfragt die Annahme eines direkten Zusammenhangs zwischen moralischem Urteil und Handeln. Die Frage, ob es überhaupt "moralisches Handeln" gibt, wird ebenfalls diskutiert.
Wie wird der scheinbare Widerspruch zwischen moralischem Urteil und Verhalten erklärt?
Die Arbeit untersucht die möglichen Ursachen für die Diskrepanz zwischen moralischem Urteil und Verhalten. Situative Faktoren und die Komplexität des moralischen Handelns spielen dabei eine Rolle. Die Arbeit hinterfragt die Annahme eines direkten und einfachen Zusammenhangs zwischen Urteil und Handeln, wie von Kohlberg postuliert.
- Quote paper
- Florian Rößle (Author), 2006, Zum Zusammenhang zwischen moralischem Urteil und Verhalten, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63695