Direkte Demokratie: „Der dem Demokratiebegriff zugrunde liegende Gedanke ist die Herrschaft des Volkes, die Volkssouveränität. Direkte Demokratie bezeichnet die unmittelbare Herrschaft des Volkes – im Unterschied zur repräsentativen Demokratie, in der Herrschaft durch vom Volk gewählte Repräsentanten ausgeübt wird. […] Dem Volk, gleich ob in Volksversammlungen, town meetings oder Basisgruppen in Wohnnachbarschaften oder Betrieb organisiert, wird (zumindest die Vermutung) totale(r) Kompetenzenzuständigkeit in allen Angelegenheiten zugesprochen:[…]. Dies hat die ständige Teilnahme aller Bürger an allen Entscheidungen zur Voraussetzung.“1 Lösche, Peter 1991: Direkte Demokratie. In: Wörterbuch Staat und Politik. Hrsg. von Dieter Nohlen. München: Piper, S. 97 - 98
Laut Peter Lösche, der diese Definition über direkte Demokratie verfasst hat, sind bisher in der Verfassungswirklichkeit eines Landes die Konzeptionen der direkten Demokratie nicht verwirklicht worden.2 Inwiefern kann man Lösche entgegenhalten, dass es sehr wohl in der Verfassungsgeschichte ein Land gab mit dieser Konzeption – nämlich die Verfassung Athens in der Antike? Gustave Glotz beschreibt die Verfassung Athens nämlich folgendermaßen: „The constitutional theory of Athenian democracy was very simple; it can be expressed in a single phrase: the people is sovereign.”3 In der Volksversammlung besaßen alle Bürger das Recht das Wort zu ergreifen, also könnte man von einer Versammlungsdemokratie sprechen. Aber inwiefern spiegelte die Volksversammlung die Meinung der Gesellschaft tatsächlich wider, wenn man bedenkt, dass das Bürgerrecht beschränkt war? Inwiefern konnten die Bürger in ihrer Meinung durch politische Führer, sofern es welche gab, beeinflusst werden? Welche Mechanismen kannte die athenische Verfassung, um zum Beispiel Korruption zu verhindern? Gab es Schwachstellen in der Konzeption der direkten Demokratie und wenn ja, welche Maßnahmen wurden unternommen, damit die Demokratie einwandfrei funktionieren konnte? Weshalb verschärfte Perikles das Bürgerrecht im vierten Jahrhundert? Die Forschungsliteratur zu diesem Thema ist mehr als befriedigend. Dadurch gibt es teils kontroverse Meinungen, die unter anderem aus unterschiedlichen Quelleninterpretationen erfolgen. Aufgrund mangelnder Quellen lassen sich außerdem manche Ereignisse und Vorgänge nicht mehr rekonstruieren.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Hauptteil
- 1. Die Reformen Kleisthenes' als Ausgangslage für die Entwicklung der Demokratie
- 2. Bürger - Nichtbürger
- 3. Die Institutionen
- 3.1 Die Volksversammlung als Paradebeispiel für direkte Demokratie?
- 3.1.1 Zusammensetzung
- 3.1.2 Zuständigkeiten und Befugnisse
- 3.1.3 Redner und Strategen - Politiker in der Antike?
- 3.1.4 Gesetzesänderungen
- 3.2 Der Rat der 500 als repräsentatives Abbild der athenischen Bürgerschaft
- 3.2.1 Zusammensetzung und Zuständigkeiten
- 3.2.2 Das Verhältnis zwischen Volksversammlung und Rat
- 3.4 Die Volksgerichte
- 3.1 Die Volksversammlung als Paradebeispiel für direkte Demokratie?
- 4. Exkurs: Sinn und Ziel des Losverfahrens
- 5. Die Möglichkeiten der Bürger für direkte Beteiligung und die Grenzen der Demokratie
- III. Schluss
- 7. Fazit: Die athenische Demokratie als die einzige, in der die Konzeption der direkten Demokratie in der Verfassungswirklichkeit verwirklicht worden ist?
- IV. Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die athenische Demokratie im antiken Griechenland und beleuchtet, inwieweit die Konzeption der direkten Demokratie in der Verfassungswirklichkeit umgesetzt wurde. Sie hinterfragt die Definition der direkten Demokratie und setzt diese in Bezug zur athenischen Verfassung. Die Arbeit analysiert die Rolle der Institutionen und die Beteiligung der Bürger.
- Die Reformen Kleisthenes' und deren Einfluss auf die Entwicklung der athenischen Demokratie.
- Die Funktionsweise der Institutionen der athenischen Demokratie (Volksversammlung, Rat der 500, Volksgerichte).
- Die Möglichkeiten und Grenzen der direkten Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen.
- Der Einfluss politischer Führer und die Frage nach Korruptionsmechanismen.
- Die Bedeutung des Losverfahrens im athenischen System.
Zusammenfassung der Kapitel
I. Einleitung: Die Einleitung definiert den Begriff der direkten Demokratie und stellt die Forschungsfrage in den Mittelpunkt: Wurde die Konzeption der direkten Demokratie in der athenischen Verfassung tatsächlich verwirklicht? Sie verweist auf unterschiedliche Interpretationen in der Forschungsliteratur und benennt die methodischen Grenzen der Arbeit aufgrund fehlender altgriechischer Sprachkenntnisse. Die Arbeit setzt an den Reformen Kleisthenes' an und untersucht anschließend die Institutionen der athenischen Demokratie sowie die Möglichkeiten und Grenzen der direkten Bürgerbeteiligung.
II. Hauptteil 1. Die Reformen Kleisthenes' als Ausgangslage für die Entwicklung der Demokratie: Dieses Kapitel beschreibt die Reformen Kleisthenes' und deren Bedeutung für die Entwicklung der athenischen Demokratie. Die Neugliederung der Bevölkerung in Phylen, basierend auf territorialen Gesichtspunkten und der Durchmischung der Bevölkerung, schwächte den Einfluss des Adels und schuf gleiche Ausgangspositionen für politische Akteure. Es wird die Auflösung der alten gentilizischen Strukturen und die Bedeutung für die Entwicklung der Demokratie erläutert.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Die Athener Demokratie
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht die athenische Demokratie im antiken Griechenland und analysiert, inwieweit die Konzeption der direkten Demokratie in der Verfassungswirklichkeit umgesetzt wurde. Sie hinterfragt die Definition der direkten Demokratie im Kontext der athenischen Verfassung und analysiert die Rolle der Institutionen sowie die Beteiligung der Bürger.
Welche Themen werden behandelt?
Die Arbeit behandelt die Reformen Kleisthenes' und deren Einfluss, die Funktionsweise der Institutionen (Volksversammlung, Rat der 500, Volksgerichte), die Möglichkeiten und Grenzen der direkten Bürgerbeteiligung, den Einfluss politischer Führer, mögliche Korruptionsmechanismen und die Bedeutung des Losverfahrens im athenischen System.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in eine Einleitung, einen Hauptteil mit mehreren Unterkapiteln (u.a. zu den Reformen Kleisthenes', den Institutionen und der Bürgerbeteiligung) und einen Schluss mit Fazit. Zusätzlich enthält sie ein Literaturverzeichnis.
Welche Forschungsfrage steht im Mittelpunkt?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Wurde die Konzeption der direkten Demokratie in der athenischen Verfassung tatsächlich verwirklicht?
Wie wird die athenische Demokratie in dieser Arbeit definiert und untersucht?
Die Arbeit definiert den Begriff der direkten Demokratie und setzt ihn in Bezug zur athenischen Verfassung. Die Untersuchung erfolgt durch Analyse der Institutionen, der Bürgerbeteiligung und der politischen Prozesse.
Welche methodischen Grenzen werden genannt?
Die Arbeit nennt methodische Grenzen aufgrund fehlender altgriechischer Sprachkenntnisse.
Welche Rolle spielen die Reformen Kleisthenes'?
Die Reformen Kleisthenes' werden als Ausgangslage für die Entwicklung der athenischen Demokratie dargestellt. Ihre Bedeutung für die Schwächung des Adels und die Schaffung gleicher Ausgangspositionen für politische Akteure wird hervorgehoben.
Welche Institutionen werden im Detail untersucht?
Im Detail untersucht werden die Volksversammlung (inkl. Zusammensetzung, Zuständigkeiten, Redner und Gesetzesänderungen), der Rat der 500 (inkl. Zusammensetzung, Zuständigkeiten und Verhältnis zur Volksversammlung) und die Volksgerichte.
Welche Aspekte der Bürgerbeteiligung werden beleuchtet?
Die Arbeit beleuchtet die Möglichkeiten und Grenzen der direkten Beteiligung der Bürger an politischen Entscheidungen.
Was ist das Fazit der Arbeit?
Das Fazit untersucht, ob die athenische Demokratie die einzige war, in der die Konzeption der direkten Demokratie in der Verfassungswirklichkeit verwirklicht wurde.
- Quote paper
- Alice B (Author), 2005, Direkte Demokratie im antiken Griechenland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63634