Seit jeher war der Umgang mit dem Hohelied, dem Lied der Lieder, mehr ein Spiegel derjenigen, die es analysiert, gedeutet, verlesen, gepredigt, übersetzt, erforscht, gehört oder einfach still geliebt haben. Immer war es aber auch Ausdruck höchsten Wartens, Bangens und Sehnens nach dem Geliebten – vielleicht nirgends leidgeplagter und inniger als im Judentum.
In keiner andern Tradition steilte sich das Bild eines kommenden Messias, der auf dem Schauplatz der Geschichte und in aller Öffentlichkeit sein Erlösungswerk vollziehe, derart auf, wie in der jüdischen. Sollte sein Werk in der Tiefe auch nicht nur ein äußerliches, sondern zutiefst inwendiges und radikales sein, so wurde doch jeder, der vom Anwärter auf den Messiastitel in die Weltgeschichte wollte, von den jüdischen Autoritäten an sehr greifbaren Merkmalen geprüft – und allermeist von der Geschichte als Pseudomessias entlassen. Und sollte es innerhalb dieser Autorität auch genügend anders gerichtete Tendenzen gegeben haben – die eine ungehemmte Entfaltung messianischer Bewegungen zu hindern oder wenigstens zu kontrollieren suchten –, so war und ist gerade der apokalyptische Messianismus im Judentum unzweifelbar eine kontinuierliche Macht von historischster Lebendigkeit.
Im Hohelied die Hochzeit von Salomos und Sulamiths Minne, ist hier nun endlich die Klimax aller apokalyptischen Verheissung erreicht: hier werden nicht nur sie der Gemeinschaft Israels neu geboren, sondern im eigentlichen Sinne auch der Messias – und damit das messianische, das goldene Zeitalter.
Inhaltsverzeichnis
- Teil 1: Präliminarien
- Kapitel 1: Das Hohelied (Canticum Canticorum)
- Zum Text
- Rezeptionsgeschichte
- Kapitel 2: Das Targum Canticum Canticorum
- Textgeschichte und -varianten
- Inhalt und Rezeptionsgeschichte
- Teil 2: Hauptteil
- Kapitel 3: Tg. Cant. 7:13 - 8:5 und das Kommen des Messias
- Übersetzung, Textvergleich und Deutung
- Tg. Cant. 7:13
- Tg. Cant. 7:14
- Tg. Cant. 8:1
- Tg. Cant. 8:2
- Tg. Cant. 8:3
- Tg. Cant. 8:4
- Tg. Cant. 8:5
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit analysiert das Targum Canticum Canticorum, insbesondere die Verse 7:13 bis 8:5, um deren Deutung des kommenden Messias zu untersuchen. Ziel ist es, die spezifischen Aussagen des Targums in Bezug auf die messianische Erwartung zu verstehen und zu interpretieren.
- Das Hohelied als Teil des biblischen Kanons und seine Rezeptionsgeschichte
- Die Bedeutung des Targums als Übersetzung und Auslegung des biblischen Textes
- Die messianische Erwartung im Judentum und ihre unterschiedlichen Ausprägungen
- Die Rolle von Text und Sprache als Zeichensystem in der messianischen Prophetie
- Die Interpretation der Verse 7:13 - 8:5 im Targum Canticum Canticorum im Kontext der messianischen Erwartung
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 behandelt das Hohelied und seine Rezeptionsgeschichte, um den historischen und theologischen Kontext für die spätere Analyse des Targums zu schaffen. Kapitel 2 beleuchtet das Targum Canticum Canticorum, seine Textgeschichte und seine Rezeption in der jüdischen Tradition. Im Hauptteil der Arbeit, Kapitel 3, werden die Verse 7:13 - 8:5 des Targums untersucht, mit besonderem Fokus auf die messianischen Deutungen und die Interpretation der darin enthaltenen Aussagen.
Schlüsselwörter
Targum Canticum Canticorum, Messias, messianische Erwartung, Hohelied, Bibel, jüdische Tradition, Textinterpretation, Semiotik, Geschichte des Judentums, Übersetzung, Exegese.
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- Magister Dominic Lüthi (Author), 2004, Targum Cant. 7:13 - 8:5 und das Kommen des Messias, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63530