"Die neue Umwelt zerfällt zu einem chaotischen Wirbel beschleunigter Teilchen: schwindelerregend, strukturlos. Man weiß sich selbst nicht dazu in Beziehung zu setzen und kann das nur in kleinen Anläufen versuchen. Man zerfällt sich selbst zu kleinen, beziehungslosen Zeitsequenzen: ein Prozess der Identitätsdiffusion." (Waldhoff, Hans-Peter, Fremde und Zivilisierung, Frankfurt a. M., 1995, S. 194)
Das Betreten der Fremde wird zur Bedrohung für Existenz und Identität, die Folge: Bodenlosigkeit, Orientierungslosigkeit und - als letzte Konsequenz - Verlust der Heimat und des Selbst. Wer mag sich solchem aussetzen? Und dann - ganz im Gegensatz dazu: Auf die Frage, nach den Gründen seines Aufenthaltes in der Fremde antwortet der Schriftsteller Wolfgang Koeppen, er fühle sich dort am wohlsten, „weil zwischen mir und allem eine Distanz ist, eine Barriere, und zwar nicht nur eine der Sprache…Es ist ein schöner Zustand.“ (Linder, Christian, Schreiben als Zustand, Gespräch mit Wolfgang Koeppen, in: ders. Schreiben und Leben, Köln, 1974, S. 70)
Gründe und Folgen der Migration bilden ein großen Feld, zwischen Identitätsdiffusion und „räumlicher Fremde“ als „Erprobungsfeld des Ich“ , zwischen Fremde als Freiheit und dem Fremden als Bedrohung, ein so unüberschaubares Feld, dass man schon vor Beginn der Untersuchung die Segel streichen und sich Einfacherem zuwenden möchte.
Unzählige Menschen emigrierten aus Deutschland auf der Flucht vor Verfolgung durch die Nationalsozialisten, in den 60ern kamen Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland, euphemistisch ‚Gastarbeiter’ genannt. Seit dem Fall der Mauer haben tausende von Menschen ihre Heimat hinter sich gelassen, um in den westlichen Bundesländern Arbeit zu finden. Nicht zu vergessen die geforderte Mobilität in Hinblick auf die ökonomischen Erfordernisse der globalisierten Wirtschaft. Doch aller vorhandenen Mobilität zum Trotz ist Migration noch immer die Ausnahme, das Abenteuer, das es zu bestehen gibt. So unterschiedlich daher auch die Folgen dieser Ausnahmesituation für den Einzelnen, die anhand von literarischen Werken der türkischen Autorinnen Emine Sevgi Özdamar und Aysel Özakin analysiert und dargestellt werden.
Inhalt
Einleitung
Zum Aufbau und Inhalt der Arbeit
I. Gastarbeiter – und Migrantenliteratur.
1. Die Autorinnen: Gesellschaftliche Einbettung und Werkauswahl
2. Erklärt uns die Fremde(n)
3. Auf den Spuren von Kultur und Identität: Vorstellung exemplarischer Untersuchungen
II. Theorie und Methodik
1. Clifford Geertz –Kultur (be -) schreiben? ...
2. Identität – Das Leben ist eine Baustelle
3. Das Eigene und das Fremde: Modi der Fremderfahrung
4. Ein Ausflug in den Orient: Orientalismus
III. Wanderwege
1. Die blaue Maske
1.1 Die Ich-Erzählerin: Von der Lehrerin zur Schriftstellerin
1.2 Binnenmigration: Auf der Suche nach der Heimat
1.3 Unterwürfige Geliebte oder freie Mätresse
1.4 Zug in die Fremde: Migrationsgründe
2. Bilder des Westens..
2.1 Begegnung mit Deutschland: Fladenbrot und Teeküche
2.2 Rückständiges Anatolien
2.3 Orte als Heimat – Nomadenleben.
2.3.1 Heimat und Beheimatung – ein Exkurs
2.4 Sprache und Kritik – Aspekte der Begegnung
2.5 Begegnung mit dem Anderen: Therapiegruppen und sexuelle Freiheit
2.6 Masken tragen: Karneval als Selbsterfahrung
3. Dina.
3.1 Dina: Die Arbeiter, die Fremde und das Schreiben
4. Die Stimme des Orients meldet sich zu Wort?
4.1 Mutterzunge und die Sprache des Großvaters
4.2 Sprachlandschaften
4.3 Auf der Suche nach den Wörtern der Mutter
4.3.1 Wort für Wort zurück
4.3.2 Die Kindheit der Wörter
4.4 Großvatersprache
4.5 Ibni Abdullah
4.5.1 Gefahr durch das Weib – Geschlechterbilder
4.6 Sprache, Wörter, Körper
4.7 Tod als verbindendes Element
4.8 Türkei und Deutschland – Sprachwanderung und Nomadenorte.
4.9 Der persönliche Stadtplan
IV. Zusammenfassung – Folgen der Migration
1. Erweiterung des Spielraums
2. Blick in die andere Richtung
V. Literaturverzeichnis
Einleitung
Die neue Umwelt zerfällt zu einem chaotischen Wirbel beschleunigter Teilchen: schwindelerregend, strukturlos. Man weiß sich selbst nicht dazu in Beziehung zu setzen und kann das nur in kleinen Anläufen versuchen. Man zerfällt sich selbst zu kleinen, beziehungslosen Zeitsequenzen: ein Prozess der Identitätsdiffusion.[1]
Das Betreten der Fremde wird zur Bedrohung für Existenz und Identität, die Folge: Bodenlosigkeit, Orientierungslosigkeit und - als letzte Konsequenz - Verlust der Heimat und des Selbst. Wer mag sich solchem aussetzen? Und dann - ganz im Gegensatz dazu: Auf die Frage, nach den Gründen seines Aufenthaltes in der Fremde antwortet der Schriftsteller Wolfgang Koeppen, er fühle sich dort am wohlsten, „weil zwischen mir und allem eine Distanz ist, eine Barriere, und zwar nicht nur eine der Sprache…Es ist ein schöner Zustand.“[2]
Gründe und Folgen der Migration bilden ein großen Feld, zwischen Identitätsdiffusion und „räumlicher Fremde“ als „Erprobungsfeld des Ich“[3], zwischen Fremde als Freiheit und dem Fremden als Bedrohung, ein so unüberschaubares Feld, dass man schon vor Beginn der Untersuchung die Segel streichen und sich Einfacherem zuwenden möchte.
Unzählige Menschen emigrierten aus Deutschland auf der Flucht vor Verfolgung durch die Nationalsozialisten, in den 60ern kamen Menschen aus anderen Ländern nach Deutschland, euphemistisch ‚Gastarbeiter’[4] genannt, um den Hunger der boomende Wirtschaft nach billigen – und willigen – Arbeitskräften zu stillen. Seit dem Fall der Mauer haben tausende von Menschen ihre Heimat hinter sich gelassen, um in den westlichen Bundesländern Arbeit zu finden. Nicht zu vergessen die geforderte Mobilität in Hinblick auf die ökonomischen Erfordernisse der globalisierten Wirtschaft. Doch aller vorhandenen Mobilität zum Trotz ist Migration noch immer die Ausnahme, das Abenteuer, das es zu bestehen gibt: „Der übliche Gebrauch des Wortes Migration umfasst den Anspruch auf Bodenhaftung, wobei von der Ortsfestigkeit des Menschen als Normalität ausgegangen und die Ortsbezogenheit als Maß
genommen wird.“[5] So unterschiedlich daher auch die Folgen dieser Ausnahmesituation für den Einzelnen:
Die einen werden aus dem Land ihrer Väter verjagt und empfinden diesen Akt in ihrem späteren Leben als beglückende Erlösung aus provinzieller Verengung; (...) manche durchrasen die ganze Welt und fühlen sich überall und nirgends zu Hause; andere ergreift schon nach der nächsten Hügelkette eine unstillbare Sehnsucht nach der heimatlichen Ofenecke.[6]
Allzu häufig bindet man Migration an nationale Grenzen[7] und von dort ist der Schritt nicht weit zu einer kulturellen Grenzziehung, die als Begründung erlebter Erschütterungen hervorgeholt wird. Migration kann sich innerhalb nationaler Grenzen, beispielsweise als klassische Bewegung vom Dorf in die Stadt vollziehen, innerhalb eines begrenzten geografischen Raumes und natürlich auch zwischen Staaten und Kontinenten.
Meiner Arbeit liegt ein weiter Migrationsbegriff zu Grunde, als ein Verlassen der gewohnten Umgebung, dem Lebensort, mit dem Ziel, sich an einem anderen, zunächst noch unbekannten Ort dauerhaft – dies muss natürlich nicht lebenslang sein – niederzulassen.[8] Das Phänomen der Migration hat dabei verschiedene Beweggründe und unterschiedliche Auswirkungen auf die Person des Migranten. Allen gemeinsam ist jedoch die Konfrontation mit einer zunächst unbekannten Umgebung.
Meine erste Einengung auf dem großen Feld der Wanderbewegungen findet durch die Beschränkung auf literarische Werke statt, eine zweite durch die klare Eingrenzung innerhalb dieses Feldes auf die Werke zweier türkischstämmiger Autorinnen, Aysel Özakın und Emine Sevgi Özdamar. Der Darstellung ihrer Beschreibung von und Auseinandersetzung mit verschiedenen Formen der Migration gilt hier das Hauptaugenmerk. Dabei werde ich zeigen, wie die Auseinandersetzung mit der Fremde Wege einer erneuten Beheimatung aufzeigt.
Zum Aufbau und Inhalt der Arbeit
Ausgangspunkt und Anlass der Arbeit war die Feststellung, dass die bisher erschienenen Untersuchungen zu den Werken der Autorinnen zumeist pädagogische oder praktisch orientierte Herangehensweisen verfolgten, die den kulturvermittelnden Aspekt der Literatur in den Vordergrund rückten und zu beweisen suchten:
Bei der Analyse der Literatur von MigrantInnen in den letzten Jahren standen vorwiegend sozialwissenschaftliche und soziokulturelle Aspekte im Vordergrund. Dabei wurde diese Literatur aus einem Blickwinkel betrachtet, der auf die kulturellen Differenzen zwischen (...) Deutschland und dem jeweiligen Herkunftsland der AutorInnen und auf die Problematik des Abschieds von der Heimat und der Ankunft in der Fremde ausgerichtet ist. Es haben sich Begriffe wie ‚Gastarbeiterliteratur’ (...) herausgebildet, die auf eine Kategorisierung von einem eurozentrischen Standpunkt aus und auf eine gestufte kulturspezifische Abwehr des Fremden hinweisen.[9]
Herangezogen wurden und werden dabei statische Konzepte von Identität und ein Kulturbegriff, der von homogenen Nationalkulturen ausgeht. Das Unbehagen an diesem Ansatz bildete Ursache und Anlass meiner Arbeit und die Suche nach einer alternativen Methodik, deren Ziel ein realitätsadäquaterer Umgang mit Migration, ihren Folgen und ihren Möglichkeiten ist. Bestätigt wurde dieses Vorhaben durch einen Forschungsüberblick, der zu der Erkenntnis führte, dass es häufig Aufgabe der Interkulturellen Pädagogik oder aber der Auslandsgermanistik war, sich mit der literarischen Produktion von MigrantInnen zu beschäftigen. Suchen die einen hierbei vornehmlich nach dem pädagogischen Nutzen dieser Art der Literatur für den Unterricht an Schulen oder in Hinblick auf bestehende Integrationsdebatten, so konzentrieren sich die anderen auf eine Verortung der Werke innerhalb des Literaturbetriebes. Einen kulturwissenschaftlichen Ansatz, der sich gerade durch die Breite von Methodik und genutzten Quellen auszeichnet, betrachte ich hierbei als Bereicherung des vorhandenen Forschungsmaterials. Darüber hinaus waren es die Kenntnisse aus dem Studium der Turkologie, die sowohl die Auswahl der Autorinnen mitbestimmten, aber auch dafür Sorge trugen, dass die gesellschaftlichen Hintergründe in der Türkei stärker betont und mitberücksichtigt wurden als in bisherigen Untersuchungen.
Somit verbleibt diese Arbeit nicht bei der bloßen Kritik des Bisherigen, sondern will auch einen Beitrag zu einer Theorie der Migration als Fremderfahrung leisten. Dabei werde ich zeigen, wie die Möglichkeit einer erneuten Beheimatung in der Fremde genutzt wird und wie diese erfolgen kann, wobei die unterschiedlichen Strategien der Protagonistinnen herausgearbeitet werden. Die Arbeit dicht an den Texten, die Empirie, wird hierbei klar in den Mittelpunkt gestellt. Hier liegen Schwerpunkt und Hauptinteresse und hier findet auch eine deutliche Absetzung von bisherigen Untersuchungen statt. Bauten diese auf Theorien der Interkulturalität oder Hybridität auf, so verzichte ich bewusst auf speziell auf Migranten gemünzte Theorien. Ziel war und ist durch ein Arbeiten am Text die Nähe zur dargestellten Erfahrung (wieder) aufzubauen, die durch das Dazwischenschieben von Theorien gestört wird. Es wird dabei die Frage verfolgt, wie Migration in den ausgewählten Werken dargestellt wird. Welche Folgen hat sie für die Figuren, welche Chancen bieten sich? Welche Muster des Umgangs und der Orientierung lassen sich finden? Nochmals hingewiesen wird auf den ausdrücklich weit gefassten Migrationsbegriff, der dieser Arbeit zu Grunde liegt.
Der Rahmen wurde dabei durch die Begriffe Identität und Fremde oder - prozesshaft ausgedrückt - Identitätsbildung und Fremderfahrung gesteckt. Als weiterer Aspekt tauchte im Verlauf der Arbeit an den Texten die Frage nach Strategien der Beheimatung auf. Es stellt sich die Frage, ob der Umgang mit der Fremde und ihre schließliche Überwindung nicht gerade das Ziel verfolgt, sich neu zu beheimaten, ein Wunsch, den alle Protagonistinnen haben, da ihre ursprüngliche Heimat aus politischen Gründen verloren ist, die Möglichkeit zur Rückkehr zunächst nicht gegeben. Durch solch eine Fragestellung erweitert die Arbeit trotz der klaren Beschränkung auf zwei Werke bisherige Forschungen und so erklärt sich auch die Gliederung:
Das Erste Kapitel ist der Einführung und Darstellung der Untersuchungen gewidmet, die bisher zu den Werken der gewählten Autorinnen erschienen sind. Dabei bildet ein Überblick über die Entwicklung der Migrantenliteratur türkischstämmiger Autoren den Anfang, woran sich eine Verortung der von mir ausgewählten Autorinnen anschließt. Die Wahl begründete sich dabei einerseits durch ähnliche Biografien, andererseits durch die gezielte Entscheidung für Autorinnen, deren Migration politische und nicht wirtschaftliche Gründe hatte. Eine Sichtung der vorhandenen Forschungsliteratur schließt sich hier an, zunächst durch die Darstellung formulierter Erwartungen an diese Form der Literatur. Exemplarisch werde ich drei literaturwissenschaftliche Arbeiten darstellen und ihre Hauptthesen herausarbeiten. Dabei lässt sich eine Veränderung der Bewertung von Migration in Hinblick auf die Person des Migranten nachweisen. Während die Dissertation von Annette Wierschke noch den vielsagenden Titel Schreiben als Selbstbehauptung. Kulturkonflikt und Identität in den Werken von Aysel Özakın, Alev Tekinay und Emine Sevgi Özdamar[10] trägt, spricht Kader Konuk in ihrer Arbeit von Identitäten im Prozess[11]. Beide Arbeiten orientieren sich an den amerikanischen cultural studies und an Homi K. Bhabhas Theorie der Hybridität[12], verstehen Migration also vornehmlich als einen Vorgang zwischen zwei Kulturen und legen hier ihren Schwerpunkt. Die im letzten Jahr publizierte Dissertation von Yasemin Dayıoğlu-Yücel Integritätsverhandlungen in türkisch-deutschen Texten von Şenocak, Özdamar, Ağaoğlu und der Online-Communitiy vaybee![13] bildet den vorläufigen Abschluss der Forschung. Sie setzt einen anderen Schwerpunkt durch die Konzentration auf den Aspekt der Integrität, eine Methode, die sie durch die ausführliche Diskussion von Identitätskonzepten entwickelt. Aus ihrer Arbeit habe ich wichtige Anstöße und Ansätze für die vorliegende Untersuchung gezogen, beispielsweise in Hinblick auf die Rolle der eigenen Geschichte bei Migrationen.
Das zweite Kapitel dient der Darstellung von Methodik und theoretischem Rüstzeug. So werde ich mich in meinem Vorgehen auf Clifford Geertz und seine Methode der ‚dichten Beschreibung’[14] stützen, die an dieser Stelle eingeführt und in Hinblick auf die Nützlichkeit für das Vorhaben der Arbeit diskutiert werden wird. Theoretische Grundlagen, die der Strukturierung der Analyse dienen, finden sich bei Schäffter und seiner Theorie der Fremderfahrung[15], sowie bei dem Konzept der Identitätskonstruktion, wie es die Arbeitsgruppe um Heiner Keupp[16] erarbeitete. In einem sich anschließenden Unterpunkt werde ich auf den Diskurs des Orientalismus Bezug nehmen, da er sich sowohl in der Rezeption der Texte als auch in den Werken selbst wieder findet.
Das dritte Kapitel bildet den Mittelpunkt der Arbeit. Hier findet sich die ausführliche Werkanalyse der gewählten Texte. Es steht die Beschäftigung mit dem Roman Die blaue Maske[17] von Aysel Özakın sowie den Erzählungen Mutterzunge und Großvaterzunge[18] von Emine Sevgi Özdamar im Zentrum. Dabei werde ich in dichter Beschreibung dem Zusammenhang von Fremderfahrung und Identitätsbildung in den Texten nachspüren. Die Gliederung dieses Kapitels ist dabei Folge der Methodik. Es wurde versucht, der Struktur der Texte soweit als möglich zu folgen und ich habe daher auf eine starre Unterteilung nach vorher bestimmten Gesichtspunkten verzichtet. Interesse galt der Herausarbeitung der Gründe für die erfolgenden Ortswechsel, sowie der Reaktionen und dem Umgang mit der Fremde. Allerdings dienten diese Vorüberlegungen nur als Anhaltspunkte. Die endgültige Gliederung ergab sich aus den Texten selber und den dort vorgefundenen Schwerpunkten. Dieser Art des Vorgehens ist es auch zu verdanken, dass sich hier ein Exkurs zu Waldenfels’ Konzeptionen von Heimat[19] finden lässt, nahm dieser Begriff im Rahmen der Analyse an Bedeutung zu. Darüber hinaus denke ich, dass es gerade die enge Verknüpfung von theoretischem Exkurs und literarischen Werk ist, die hier fruchtbare Ergebnisse hervorbringt und ein Auseinanderreißen als nicht sinnvoll erscheınen ließ. Ziel war es, die ‚dichte Beschreibung’ möglichst wenig zu unterbrechen. Vereinzelt werde ich bisherige Ergebnisse der Sekundärliteratur ergänzend und vergleichend hinzuziehen.
Das vierte Kapitel zieht Bilanz. Die aufgeworfenen Fragen nach den Folgen der Migration und dem Umgang mit der Fremde werden hier, gestützt auf die Ergebnisse der Textanalyse abschließend beantwortet. Noch einmal soll die entwickelte Methodik und zu Grunde gelegte Theorie betrachtet und in Hinblick auf ihre Brauchbarkeit im Umgang mit Migrationsphänomenen bewertet und Vorschläge für einen anderen Blick auf diese gemacht werden.
I. Gastarbeiter - und Migrantenliteratur
Gastarbeiter
Sehr gastfreundlich
Sind wahrlich diese deutschen
Sie tauften uns
Gastarbeiter (…)
übermäßig lieben sie den gast
des arbeiters
für wen lebe ich für wen arbeite
bin ich gast bin ich arbeiter
wie bin ich doch ratlos
- Yüksel Pazarkaya -[20]
Emine Sevgi Özdamar und Aysel Özakın werden zumeist der Migrantenliteratur zugeordnet, d.h. die Einordnung ihrer Werke findet in Hinblick auf ihre eigene ethnische Herkunft und Migrantenbiografie statt. Ein kurzer Überblick über diese Form der Literatur mit dem Ziel der anschließenden Verortung der Autorinnen soll hier genügen. Ihre Werke wurden von mir aufgrund ihrer Beschäftigung und Auseinandersetzung mit dem Phänomen der Migration ausgewählt. Daher bevorzuge ich den Begriff der ‚Migrationsliteratur’, der sich
weder allein durch die Autorinnenbiographie noch allein durch den Gegenstand bestimmen (lässt). Migrationsliteratur umfasst weder alle migrierten Autorinnen noch klammert der Begriff nicht-migrierte AutorInnen, die den Gegenstand der Migration literarisch verarbeiten, per definitionem aus.[21]
Die ersten schreibenden Migranten türkischer Abstammung[22] waren als sogenannte ‚Gastarbeiter’[23] nach Deutschland gekommen und sie zeichneten ein Deutschlandbild der enttäuschten Hoffnungen, beschreiben klimatische und soziale Kälte, Ausgrenzung und Einsamkeit. Auslöser der schriftstellerischen Tätigkeit war die Migration, ihrer Verarbeitung galt die Literatur.
In dieser ersten Phase der Literatur türkischstämmiger Autoren schrieben die meisten ihre Werke noch in der Muttersprache Türkisch. Der Germanist Şölçün weist darauf hin, „dass das Schreiben in der Muttersprache (...) sich auch mit dem Bedürfnis nach kollektiver Identität“[24] deckte, aber auch Hinweis darauf ist, dass die Autoren „selbst noch völlig in der Türkei verwurzelt“[25] sind. Man nahm sich selbst zwar auch als Teil einer internationalen Arbeiterklasse wahr, vor allem aber als türkische Minderheit in Deutschland. Chiellino, der eine ausführliche Übersicht über die Entwicklung der Migrantenliteratur liefert, sieht in den 80ern eine zunehmende Verschiebung der Wahrnehmung der Literatur türkischstämmiger Migranten von der Bewertung als ‚Gastarbeiterliteratur’ hin zu einer Betrachtung als ‚Migrantenliteratur’, womit sich auch eine Veränderung in der gesellschaftlichen und politischen Beurteilung abzeichnet:
Mit der Verankerung der betreffenden Literatur in dem Begriff ,Migrant' und ,Migration' wenden sich die Befürworter primär gegen die Vorläufigkeit des Terminus ,Gastarbeiter' und plädieren für die politische Anerkennung der Tatsache, dass die Bundesrepublik ein Einwanderungsland geworden ist.[26]
Erst spät meldeten sich Migrantinnen zu Wort, obwohl die deutsche (Frauen-) Öffentlichkeit besonderes Interesse an ihrer Situation zeigte.[27] Saliha Scheinhardts Romane nehmen dabei einen prominenten Platz ein, dienten sie meist der Bestätigung vorherrschender Meinung über das unterdrückte Leben türkischer Frauen. Frauen, die sterben, bevor sie gelebt hätten (1983) und Drei Zypressen (1984) stießen auf reges Interesse der Öffentlichkeit. Annette Wierschke erklärt dies damit, dass Saliha Scheinhardt mit ihren Romanen die Erwartungen der Leser von einer schreibenden Migrantin erfüllt. Sie erreichte dies dadurch, „dass sie mit ihrer Literatur eins der folgenden drei Kriterien“ erfüllte: „1. Bestätigung der Bilder über den Fremden und seine Kultur“, hier also die bestehenden Stereotype über Frauen im Islam, „2. der deutschen Literatur neues Blut zuführen (...)“ und „3. Anspruchslosigkeit, Flachheit und Eindimensionalität der Bilder und (kulturellen) Zusammenhänge.“[28]
Dementsprechend schwer fiel und fällt es die Literatur von Aysel Özakın und Emine Sevgi Özdamar einzuordnen, was teilweise auch seinen Grund darin findet, dass sie nicht als ‚Gastarbeiter’ nach Deutschland kamen, sondern in Folge der politischen Situation. Diese wird im Folgenden dargestellt werden. Dabei ist mein Anliegen, eine Kontextualisierung der Autorinnen und ihrer Werke, indem ich sie nicht nur aus dem Blickwinkel des Migrationslandes betrachte, sondern auch in den Kontexten der Herkunftsgesellschaft, die in den 70ern und 80ern politisch erschüttert wurde.
1. Die Autorinnen: Gesellschaftliche Einbettung und Werkauswahl
Am 12. September 1980 putschte das türkische Militär unter Kenan Evren und entmachtete die Regierung von Süleyman Demirel. Die schon seit Jahren schwelenden Auseinandersetzungen, die sich stark vereinfacht auf den Nenner ‚links gegen rechts’ bringen lassen, erreichten damit ihren Höhepunkt. Doch noch lange war ein Ende der Verfolgungen und Folter Oppositioneller nicht abzusehen. „ ‚Ruhe und Ordnung’ heißt die Devise der neuen Herrscher; politische Verfolgung, willkürliche Verhaftungen und Folter werden zu alltäglichen Methoden der Machtausübung.“[29] Der Verdacht kommunistischer Aktivitäten genügte, um Festnahme und häufig langjährige Haftstrafen zu rechtfertigen. Mehr als 30.000 Menschen gingen ins Exil, dabei zumeist nach Frankreich, das schon lange Sehnsuchtsland der Intellektuellen war, aber auch viele – wie die von mir behandelten Autorinnen – nach Deutschland.
Es war nicht das erste Mal in der noch relativ jungen Geschichte der Türkischen Republik, dass das Militär die Regierungsgeschäfte übernahm. Schon 1960, nachdem sich studentische Unruhen über das Land ausgebreitet hatten, übernahmen die Streitkräfte die Verwaltung des Landes. Die Jahre zwischen 1965 bis zum Putsch 1980 waren jedoch nicht durch zuverlässige Regierungen geprägt. Im Durchschnitt wechselte die Regierung jährlich zweimal. Nach dem ‚Memorandum’ der Militärs vom 12. März 1971, das, wenn auch eine gewaltfreie, so doch eine de facto Übernahme der Regierungsmacht durch das Militär darstellte, folgten zwei Jahre wenig wirkungsvoll geteilter Herrschaft zwischen Militär und Parlament. Im Laufe der 70er nahmen die Spannungen zu, die schließlich im Putsch von 1980 mündeten. Es folgten mehrere Jahre unter einer Militärregierung, deren erklärtes Ziel die Ausschaltung jeglicher Opposition war. Erst Ende der 80er setzte eine allmähliche Beruhigung der politischen Situation ein und der Demokratisierungsprozess kam wieder in Gang.
Diese Geschichte ist es auch, die die beiden Autorinnen mitbringen, als sie nach Deutschland gehen und die sie in ihren Werken immer wieder thematisieren. Verschärft wird die Situation dadurch, dass sie allein schon durch ihre beruflichen und künstlerischen Tätigkeiten der Gruppe der Intellektuellen zuzuordnen sind und damit automatisch ins Fadenkreuz der Militärs gerieten.[30]
Die Intellektuellen in der Türkei waren von Anfang der Republik an eng in die Bemühungen der Errichtung eines neuen Nationalstaates nach westlichem Vorbild eingebunden, wobei Onur darauf hinweist, dass sie sich dabei „nicht damit begnügt [haben], lediglich gewisse Momente westlicher Kultur, Gesetze und Normen zu übernehmen, vielmehr wurde die Gesamtheit westlicher Kultur für die Neuorganisation und Neustrukturierung der Gesellschaft imitiert.“[31] Diese radikale Westorientierung der meisten Intellektuellen spielt auch in den Werken der Autorinnen, dabei insbesondere bei Aysel Özakın, eine entscheidende Rolle, denn auch sie setzt sich damit auseinander, dass die Intellektuellen „seit der Gründung der Republik () westliche Denkmuster (importierten) und sich um eine Aufklärung (bemühten), ohne selbst im wahrsten Sinne des Wortes aufgeklärt zu sein.“[32]
Ein weiterer Aspekt des ‚Intellektuellendaseins’ ist die marginalisierte Position, in die Teile von ihnen aufgrund mangelnder Einbindung in gesellschaftliche und staatliche Institutionen gedrängt wurden. Dabei weist Onur in seiner Dissertation über die Stellung der Intellektuellen in der Türkei darauf hin, dass die Marginalisierung gerade die von ihm als ‚Fortschrittliche’ bezeichneten Intellektuellen betraf. Sie bestanden darauf, „sich der Zumutung zu widersetzen, Denken und schöpferische Geistesarbeit zu verkaufen.“[33] Aber auch von staatlicher Seite gab es eine klare Favorisierung konservativer und islamistischer Intellektueller, die die offiziellen Stellen berieten und unterstützten und deren Haltung der Idee der islamisch-türkischen Synthese entgegenkam. Die fortschrittlichen Intellektuellen hingegen, „bemühen sich, ihrer ‚ Entfremdung’ von der eigenen Gesellschaft entgegenzuwirken (...). Der grundlegende Charakter der Intellektuellen aller Strömungen zeigt sich in der Distanz zur Gesellschaft, die ‚ aufzuklären’ ist.“[34]
Aysel Özakın und Emine Sevgi Özdamar sind dieser Gruppe der Intellektuellen zuzuordnen und das Verhältnis zwischen Volk und Intellektuellen spielt in ihren Werken immer wieder eine Rolle. Diese Gruppe der Intellektuellen war auch häufigstes Opfer des Staatsterrors in den 70ern und Anfang der 80er, dessen Ziel die völlige Entpolitisierung der Gesellschaft war: „Diese Angriffe gegen Intellektuelle richteten sich (...) explizit gegen jene, die in der Öffentlichkeit mit ihrer liberalen und demokratischen Gesinnung auftraten.“[35] So erklärt sich die Bedrohung der Autorinnen, der sie durch ihre Auswanderung nach Deutschland zu entgehen versuchten.
Ein Punkt soll hierbei Erwähnung finden. Sich selbst als Intellektuelle zu bezeichnen, bedeutete zur damaligen Zeit in der Türkei eine reale, nicht zu unterschätzende Gefahr für das Leben. Daher muss meiner Meinung nach vorsichtiger mit dem Vergleich zu deutschen Verhältnissen umgegangen werden,[36] wo kaum derartige Folgen zu erwarten wären. Ich denke, dass diese Situation ausschlaggebend dafür ist, dass für beide Autorinnen die Selbstbezeichnung als Intellektuelle so wichtig ist, denn sie entspricht zugleich einer politischen Haltung und der damit verbundenen Parteinahme und Unterstützung verfolgter und inhaftierter Freunde und Weggenossen.
Die Autorinnen wurden von mir aufgrund der Ähnlichkeit der biografischen und künstlerischen Laufbahn ausgesucht, die eine Vergleichbarkeit ermöglichen soll. Die Flucht vor politischer Verfolgung als Grund der Auswanderung nach Deutschland ist beiden gemein und spielt in beider Leben gewichtige Rolle, schlägt sich aber, wie ich zeigen werde, auch in ihren Werken nieder. Nicht erst die Migration war Auslöser schriftstellerischer Tätigkeit. Darüber hinaus war es für den Untersuchungsgegenstand notwendig, dass sich eine Beschäftigung mit Migration in den Werken finden lässt. So erklärt sich die Auswahl für die 1942 geborene Aysel Özakın und die vier Jahre jüngere Emine Sevgi Özdamar.
Darüber hinaus liegt die enge Begrenzung der Untersuchung auf jeweils zumeist ein Werk der Autorinnen in der gewählten Methodik begründet, die Detailgenauigkeit der Informationsfülle vorzieht. Andere Werke wurden nur an einigen Stellen erklärend hinzugezogen.
Die Liste der Veröffentlichungen von Aysel Özakın ist lang,[37] fast zehn Romane, unzählige Erzählungen und Gedichte, sowie eine Vielzahl von Essays und Artikeln in Zeitungen bilden das bisherige Werk dieser überaus produktiven Schriftstellerin. Schon in der Türkei publizierte sie mehrere Romane[38] für die sie einige renommierte Preise erhielt[39] und weite Bekanntheit erlangte. In den 70ern wurde ihr Roman Alnında mavi Kuşlar, der später auf Deutsch als Die Vögel auf der Stirn erschien, von der Militärregierung verboten, fürchtete man doch die Aufstachelung der Leserschaft zu linkspolitischen Gedankengängen und Aktionen. Ohne sie als ausschließlich politische Schriftstellerin darstellen zu wollen, so zeichnet sich doch schon hier das gesellschaftspolitische Engagement ab, das sich in allen Werken von Aysel Özakin finden lässt. Auch ihr zweiter in der Türkei erschienener Roman Die Preisvergabe greift politische Themen und vor allem feministische Sichtweisen auf, indem das Leben zweier Frauen dargestellt wird, die versuchen in einer von Männern dominierten Gesellschaft und Umwelt ihren Weg zu gehen.
Aysel Özakin entschied sich 1980 zum Bleiben in Deutschland, wohin sie vom Berliner Literarischen Colloquium eingeladen worden war. Die Angst vor Verfolgung und Verhaftung war Grund für diesen Schritt. Auch in Deutschland nahm sie häufig Stellung zu politischen Fragen und plädierte für eine differenzierte Wahrnehmung von Migranten. Immer wieder betonte sie dabei in Interviews, dass es gerade die Sichtweise auf Migranten als „hilflose Andere“[40] sei, die sie als tendenziell rassistisch empfand und die schließlich zur Migration nach England führte.
Özakın schrieb auf Deutsch nur Zart erhob sie sich bis sie flog,[41] einen Poem. Ihre anderen in Deutschland, der Türkei und England erschienen Werke wurden größtenteils übersetzt.
Im Rahmen der Analyse werde ich mich zumeist auf den Roman Die blaue Maske[42] konzentrieren, der in deutscher Übersetzung vorliegt. In ihm wird Migration in mehrfacher Hinsicht – als Migration vom Land in die Stadt, sowie die Migration nach Deutschland anhand zweier Frauen – behandelt und er ist für die Untersuchung daher besonders ergiebig.[43]
Emine Sevgi Özdamar war schon in sehr jungen Jahren fasziniert vom Theater und opferte auch ihre Schulbildung teilweise diesem Traum. Mit 12 spielte sie ihre erste Theaterrolle am Staatstheater Bursa in Molieres Bürger als Edelmann. Özdamar ging erstmals 19jährig nach Deutschland, wo sie zwei Jahre als Fabrikarbeiterin arbeitete und in einem Frauenwohnheim gegenüber dem Hebbel Theater lebte. Die damalige Zeit spielt eine große Rolle in ihrem Roman Die Brücke vom Goldenen Horn.[44] Nach ihrer Rückkehr in die Türkei 1967 begann sie eine Schauspielausbildung in Istanbul. Als Folge der zunehmenden Intellektuellenfeindlichkeit wurde das Theater geschlossen und Özdamar verließ die Türkei 1976 erneut, um an der Ostberliner Volksbühne mit Benno Besson zu arbeiten und der zunehmenden Gefahr in der Türkei zu entgehen. Es folgten Engagements am Schauspielhaus Bochum und 1986 wurde ihr erstes eigenes Stück Karagöz in Alamania uraufgeführt.[45] Sie spielte in einigen Filmen, darunter Happy Birthday, Türke von Doris Dörrie.
Neben dem erwähnten Roman Die Brücke vom Goldenen Horn veröffentlichte sie 1992 Das Leben ist eine Karawanserei – hat zwei Türen - aus einer kam ich rein – aus der anderen ging ich raus.[46] Ein Jahr zuvor gewann sie mit Auszügen aus diesem Roman als erste Schriftstellerin nichtdeutscher Herkunft den Ingeborg Bachmann Preis. Darüber hinaus erschien von ihr der Band Mutterzunge[47], der vier Erzählungen enthält und hier im Mittelpunkt stehen soll, sowie die autobiografische Erzählung Seltsame Sterne starren zur Erde[48], die sich vor allem mit ihrem Engagement an der Volksbühne beschäftigt und Skizzen und Notizen aus dieser Zeit enthält. Daneben erschien 2001 der Erzählband Der Hof im Spiegel[49] , der im Rahmen der Untersuchung immer wieder ergänzend hinzugezogen werden soll, da er viele Themen erklärend aufgreift.
In den beiden Erzählungen Mutterzunge und Großvaterzunge[50] schildert Özdamar vor allem die sprachlichen Auswirkungen der Migration und die Möglichkeit, durch - räumliche und sprachliche - Distanz zur eigenen Sprache zurück zu finden. Durch die Betonung der Sprache bietet ihr Werk eine sinnvolle Ergänzung zu Özakıns Roman, wo sprachliche Auswirkungen der Migration und die Bedeutung von Sprache und Identität nur marginale Rolle spielen.
Bei der Auseinandersetzung mit beiden Autorinnen herrschte bisher meist eine Betrachtungsweise vor, die die Texte in Hinblick auf kulturelle Differenzen und ihre Möglichkeiten, als Kulturvermittler zu fungieren untersuchten. Die politische Situation in der Türkei und die damit verbundenen Konsequenzen für das Leben der Autorinnen und der Niederschlag dessen in ihren Werken, wurden dabei außer Acht gelassen. Ausgangspunkt der Untersuchungen war immer das Migrationsland, wie im Folgenden deutlich werden wird.
2. Erklärt uns die Fremde(n):
Sich warm laufen
Weil man weiß, dass auch Brücken ein Ende haben,
braucht man sich beim Übergang nicht zu beeilen
doch auf Brücken ist es am kältesten
- Zehra Cirak -[51]
„Da eine Verständigung zwischen den Völkern am besten durch gegenseitige Kenntnis ihrer Kulturen, Denkstrukturen und ihrer ganzen Lebensweise gefördert werden kann, soll eine Bewertung literarischer Texte auch unter diesen Aspekten vorgenommen werden“[52] fordert Nilüfer Kuruyazıcı in ihrem Aufsatz, der den programmatischen Titel Der literarische Text als Kulturvermittler trägt und sich einordnet in eine Aufsatzsammlung im Rahmen der Interkulturellen Germanistik. Und ein wenig später artikuliert die Autorin ihre Erwartungen an die Migrantenliteratur noch deutlicher: „Mit Hilfe von fremd-literarischen Texten (...) könnte man zwar indirekt auch Kenntnisse und Informationen über die Zielkultur“ – hier also die deutsche Kultur – „erhalten, dies sollte aber nicht die unbedingt die Primäraufgabe der Migrantenliteratur sein“, denn die liegt klar im Erklären der Herkunftskultur: „Im interkulturellen Dialog kommt es vielmehr darauf an, mit Hilfe von Literatur ein Bild der gesellschaftlichen Wirklichkeit des anderen Volkes zu entwickeln“[53] MigrantInnenliteratur erhält die Aufgabe, uns den unbekannten Fremden näher zu bringen. Die eigentlich sehr interessante Möglichkeit, Deutschland aus einem anderen Blickwinkel gezeigt zu bekommen, wird von ihr ausgeschlagen. Dabei kann man auch hier eine Aufgabe der Migrantenliteratur sehen: Dies „könnte ein unverdientes Geschenk zur deutschen Selbstaufklärung werden, weil die neuen Vermittler sich in diesem Lande auskennen und den fremden Blick bewahrten. (...) Die Vermittler klären also auf und ermöglichen den anderen einen genaueren und differenzierteren Blick auf sich selbst.“[54] Wenn schon Vermittler, dann in beide Richtungen, könnte man also entgegnen.
Folge dieses bisherigen Schwerpunktes der Untersuchung von Migrantenliteratur war die Erwartung an den Autor zum Repräsentanten seiner Herkunftskultur zu werden, er wurde gedrängt in die Rolle des „unfreiwilligen Fürsprechertums in der Fremdkultur.“[55]
Diese Haltung dem Fremden gegenüber ist keineswegs neu. Die meisten Untersuchungen beziehen sich auf Simmel und seinen Exkurs über den Fremden.[56] Zitiert wird seine Beschreibung, der Fremde sei der „potentiell Wandernde, der heute kommt und morgen bleibt…der obgleich er nicht weiter gezogen ist die Gelöstheit des Kommen und Gehens nicht ganz überwunden hat.“[57] Die Fremden übernehmen dabei wichtige Funktionen für die sie aufnehmende Gesellschaft. Ein Beispiel für diese Übertragung des Simmelschen Zitats auf die Situation des heutigen ‚Wandernden’, des Arbeitsmigranten, findet sich bei dem Soziologen Robert Hettlage.
Er befasst sich vor allem mit der Frage, inwieweit die so genannten ‚Gastarbeiter’ der Rolle des Innovationsträgers, die seiner Meinung nach Simmel den Fremden zuschreibt, gerecht werden. „Die Kulturgeschichte belehrt [uns] in eindrücklicher Weise darüber, wie außerordentlich hoch die Rolle des Fremden als Überbringer neuer Ideen, Techniken und Verhaltensweisen einzuschätzen ist.“[58] Auch in Hinblick auf die eigene Gesellschaft kann der Blick des Fremden eine Bereicherung sein: „Hier liegt ein Potential, das die Gastgesellschaft eigentlich nutzen könnte. Sie kann sich durch den Fremden nicht nur in der Kunst des Fremdverstehens üben, sondern wird von ihm direkt und indirekt zum Selbstverstehen, zur Selbstdistanzierung und Selbstkritik aufgefordert.“[59]
Auf diesen Gedanken aufbauend, erklärt sich die Erwartung an Migrantenliteratur, dem Literaturbetrieb etwas Neues zuführen zu müssen. Dabei werden die Autorinnen häufig in die Rolle des Kulturvermittlers gedrängt und es werden Neuerungen erwartet. Auf die Suche nach diesen Innovationen machen sich die meisten Untersuchungen.
3. Auf den Spuren von Kultur und Identität: Vorstellung exemplarischer Analysen
Zahlreiche Aufsätze und Untersuchungen setzen sich ausführlich mit den Werken von Aysel Özakın und Emine Sevgi Özdamar auseinander. Im Folgenden soll nun die Herangehensweise dreier Untersuchungen exemplarisch dargelegt werden.[60]
Es lassen sich dabei Gruppen zusammenfassen. Zu den ersten ausführlicheren Untersuchungen gehört die Magisterarbeit von Monika Frederking Schreiben gegen Vorurteile, die die Funktion der ersten Texte türkischstämmiger Migranten herauszuarbeiten versucht. Dabei werden Probleme der Migranten in der neuen Umgebung zumeist durch kulturelle Differenzen begründet. Schreiben wird hierbei zur Selbstbehauptung, zum Artikulationsmittel einer sonst sprachlosen Minderheit. In ähnlicher Richtung, wenn auch unter einem eindeutig pädagogischen Blickwinkel argumentiert und analysiert Heidi Rösch Werke von Migranten in ihrer Arbeit mit dem Titel Migrationsliteratur im interkulturellen Kontext. Sie untersucht dabei die Werke ebenfalls unter kulturvermittelnden Gesichtspunkten, wobei sie die Frage verfolgt, inwieweit diese für den schulischen Unterricht brauchbar sind.
Schreiben als Selbstbehauptung. Kulturkonflikt und Identität in den Werken von Aysel Özakın, Alev Tekinay und Emine Sevgi Özdamar, schon der Titel gibt Auskunft über die Vorgehensweise von Annette Wierschke. Sie nähert sich den Texten der Autorinnen mit Hilfe von interkulturellen Theorien und mit Bezug auf Minderheitendiskurse an. Im Mittelpunkt steht für sie das ‚Erschreiben’ einer neuen Identität, denn auch wenn die Auseinandersetzung mit der eigenen Identität zu den Merkmalen der Krise des Individuums in der deutschen Gegenwartsliteratur gehören mag, so betont sie doch den Sonderstatus der Migrantinnen, da „dieser Ansatz [einer allgemeinen Krise des Individuums, Anm. d. Ver.] nicht den Komplexitäten einer Lebensrealität in/ zwischen zwei Kulturen gerecht werden“ kann.[61] Die Identitätskrise des modernen Subjektes, von der sie ausgeht, wird also durch das Leben zwischen zwei Kulturen in unvergleichlicher Form gesteigert und fordert andere Theorien und Grundlagen.
Zwei Schlüsselwörter stechen hier hervor: Identität und Kultur. Kultur definiert sie in - sehr freier - Anlehnung an Clifford Geertz als „Summe sozialisierter, internalisierter Normen und Werte (...), die einer Person erst dann bewusst werden, wenn sie mit einer anderen Kultur kollidieren und einen Bewusstwerdungsprozess auslösen, der sich in einem Kulturschock ausdrückt.“[62] Erst die Begegnung mit dem Fremden konfrontiert uns ihrer Meinung nach mit der Frage danach, was wir unser Eigen nennen würden. „Die interpretative Basis zur Betrachtung der Fremdkultur bilden die Werte und Normen der eigenen, implizierten Kultur“[63], wobei sie bei Kultur nicht von Kultur en eines Landes spricht sondern ihrer Analyse die Annahme zugrunde liegt, dass die Basis der Auseinandersetzung mit der fremden – hier also deutschen – die eigene Kultur – die türkische – bildet. So bezieht sie ein Aufeinandertreffen von z.B. dörflicher mit städtischer Kultur in ihre Analyse nicht mit ein. Dass eine Auseinandersetzung mit Fremden immer auch eine Auseinandersetzung mit dem Eigenen beinhaltet, ist kaum zu bestreiten.[64]
Eine weitere Ausdifferenzierung des Kulturbegriffes nimmt sie nicht vor und nur so ist auch ihre überraschte Frage zu verstehen: „Wie kommt es, dass alle drei von mir untersuchten Schriftstellerinnen ihrer Position als Intellektuelle eine so viel größere Bedeutung zuschreiben als einer Prägung durch ihre türkische Herkunftskultur?“[65] Auch am Ende ihrer Untersuchung bleibt eine gewisse Skepsis dieser Zuordnung gegenüber bestehen und sie beurteilt dementsprechend Özakıns literarische Figuren abschließend: „Sie stellen integre, in sich kohärente Persönlichkeiten dar, für die Identität und Nationalität bzw. Ethnizität nur sehr wenig, Identität und Bildung bzw. sozialer Status hingegen sehr viel miteinander zu tun haben, so dass sich ein gewisser Elitismus abzeichnet.“[66]
Eine klare Definition des Begriffes ‚Identität’ lässt sich nicht finden. Wierschke sieht sie aber in enger Verbindung mit dem Begriff der Kultur, wenn sie davon spricht, „die Beziehung zwischen Individuum, Kultur und literarischer Identitätskonstruktion“ untersuchen zu wollen. Ihr Ziel ist es dabei, herauszuarbeiten, „wie Identität definiert und in ihren Texten konstruiert wird, d.h. auf welche Weise sich das Individuum durch seine Kultur konstituiert und sich ihr gegenüber positioniert.“[67] Die Wichtigkeit einer kulturellen Prägung und der Auseinandersetzung mit dieser unterstützt sie durch Theorien und „anthropologische Konzepte“, die „der Kultur im individuellen Formungsprozess der Persönlichkeit, d.h. der Prägung der Identität durch kulturelle Konzepte, so monumentalen Einfluss zusprechen.“[68] Da sich ihr Kulturbegriff vor allem an nationalen Kulturen orientiert, unterliegt der These die Annahme einer Prägung durch eine türkische Kultur, die dadurch homogenisiert wird. Gleichzeitig wendet sie sich allerdings gegen solch eine Homogenisierung der Kulturen: „Das komplexe Zusammenspiel unterschiedlicher sozialer Schichten, regionaler Sitten, Traditionen und religiöser Lebensweisen in der Türkei, so wie westlicher Einfluss, ergeben ein breit gefächertes Spektrum an Lebensweisen und diskursiven Positionen.“[69] Dennoch weist sie immer wieder auf eine türkische Herkunftskultur der von ihr behandelten Autorinnen hin, ohne weiter zu differenzieren.
In diesen Rahmen bettet sie ihre Untersuchung, denn ihrer Meinung nach erwächst aus den komplexen Lebenszusammenhängen die Notwendigkeit einer neuen, „adäquaten Minderheitentheorie: Identitäten dürfen nicht festgeschrieben, (...) Subjektivität und Differenzen muss Rechnung getragen und die Komplexität vielschichtiger, wandelbarer Identitäten darf nicht beschnitten werden.“[70] Diese nicht festgeschriebenen, multiplen Identitäten sieht sie als das Neue der Migrantenliteratur an, als deren Beitrag zu einer gesellschaftlichen Diskussion. Deutlich zeigt sich dabei auch die Praxisorientierung ihrer Arbeit, die ihre Ergebnisse so in gesellschaftliche Forderungen formuliert.
[...]
[1] Waldhoff, Hans-Peter, Fremde und Zivilisierung, Frankfurt a. M., 1995, S. 194
[2] Linder, Christian, Schreiben als Zustand, Gespräch mit Wolfgang Koeppen, in: ders. Schreiben und Leben, Köln, 1974, S. 70
[3] Wierlacher, Alois, Mit fremden Augen, in: Krusche, Dietrich u. Wierlacher, Alois (Hrsg.), Hermeneutik der Fremde, Iudicium Verlag, München, 1990, S. 64
[4] „Man könnte behaupten, dass der Migrationskonflikt nirgends deutlicher zutage tritt, als in dem Widerspruch, die Migranten als Gäste zu bezeichnen und als Fremde zu behandeln.“ Galanis, Georgios N., Migranten als Minorität im Spiegel der Presse, Frankfurt a. M., 1989, S. 20
[5] Köstlin, Konrad, Kulturen im Prozess der Migration und die Kultur der Migrationen, in: Chiellino, Carmine (Hrsg.), Interkulturelle Literatur in Deutschland: ein Handbuch, Verlag Metzler, Stuttgart, 2000, S. 368
[6] Hermand, Jost Schreiben in der Fremde, in: Wulf Koepke/Lutz Winkler (Hrsg.), Exilliteratur 1933-1945, Darmstadt, 1989, S. 62-93, S. 62.
[7] Vgl. hierzu Frederking: „Migration soll dabei die Wanderbewegung von Ländern der industriell unterentwickelten (Peripherie) in höher industrialisierte Länder bezeichnen. (…) Diktiert wird sie vom ökonomischen Interesse.“ Frederking, Monika, Schreiben gegen Vorurteile: Literatur türkischer Migranten in der Bundesrepublik, Berlin, 1985, S. 8f
[8] Ich folge dabei Heidi Rösch in ihrer Ausweitung des Migrationbegriffes, die „für einen weiteren Begriff von Migration [plädiert], der Flucht, Systemmigration, Aus- und Übersiedlung und andere Formen der Zuwanderung genauso einschließt, wie Binnenmigration.“ Rösch, Heidi, Migrationsliteratur im interkulturellen Kontext, Frankfurt a. M., 1992, S. 32
[9] Müller, Regula, „Ich war Mädchen, war ich Sultanin“: Weitgeöffnete Augen betrachten türkische Frauengeschichte(n), in: Fischer, Sabine und McGowan, Moray (Hrsg.), Denn du tanzt auf einem Seil: Positionen deutschsprachiger MigrantInnenliteratur, Tübingen, 1997, S.134
[10] Frankfurt a. M., 1996
[11] Essen, 2001
[12] Dabei muss man darauf hinweisen, dass Homi K. Bhabha von der Hybridität jeglicher Kultur ausgeht, die Diskussion jedoch häufig verengt wurde auf Zwischenräume zwischen Kulturen als Orte der Hybridität, um sie für die Migrationsforschung zu nutzen. Vgl. hierzu: Bhabha, Homi K., Die Verortung der Kultur, Tübingen, 2000.
[13] Göttingen, 2005
[14] Geertz, Clifford, Dichte Beschreibung – Beiträge zum Verstehen kultureller Systeme, Frankfurt a.M., 1987
[15] Schäffter, Ortfried, Modi des Fremderlebens, in: ders. (Hrsg.), Das Fremde. Erfahrungsmöglichkeiten zwischen Faszination und Bedrohung. Opladen, 1991, S. 11-42
[16] Keupp, Heiner u.a., Identitätskonstruktionen – Das Patchwork der Identitäten in der Spätmoderne, Reinbek bei Hamburg, 1999
[17] Hamburg, Zürich, 1991
[18] enthalten in: Özdamar, Emine Sevgi, Mutterzunge, Köln, 1998
[19] Waldenfels, Bernhard, In den Netzen der Lebenswelt, Frankfurt a. M. 1985
[20] Pazarkaya, Yüksel, Gastarbeiter, in: ders. Rosen im Frost, Zürich 1982, S. 201
[21] Rösch, S. 33. Eine Auseinandersetzung über die passende Begrifflichkeit für diese Art Literatur findet sich in fast allen Untersuchungen. Ich halte sie in meinem Kontext für nicht ausschlaggebend, da es mir nicht vorrangig um eine disziplinäre Zuordnung oder Begründung einer neuen wissenschaftlichen Disziplin geht.
[22] Ich beschränke mich hier auf Migranten aus der Türkei, wobei für andere Herkunftsländer Ähnliches gilt.
[23] Auch wenn ich den Begriff Arbeitsmigranten bevorzuge, soll hier das Wort ‚Gastarbeiter’ benutzt werden, da sich auch die Literaten dieser Zeit als ‚Gastarbeiterautoren’ bezeichneten. Vgl. z.B. die Reihe ‚Südwind gastarbeiterdeutsch’, die von Migrantenautoren gegründet wurde.
[24] Şölçün, Sargut, Sein und Nichtsein – Zur Literatur in der multikulturellen Gesellschaft, Bielefeld, 1991, S.136
[25] Pazarkaya, S. 198
[26] Chiellino, Carmine, Am Ufer der Fremde – Literatur und Arbeitsmigration 1870 – 1991, Stuttgart/ Weimar, 1995, S. 297
[27] Vgl. hierzu Chiellino, 1995, S. 414, der auf die Zusammenarbeit von Deutschen und ausländischen Frauen in Literaturprojekten hinweist und das große, wenn auch nicht unproblematische, Interesse der feministischen Bewegung speziell an Autorinnen aus der Türkei erwähnt.
[28] Wierschke, Annette, Schreiben als Selbstbehauptung. Kulturkonflikt und Identität in den Werken von Aysel Özakın, Alev Tekinay und Emine Sevgi Özdamar, mit Interviews, Frankfurt a. M., 1996, S. 33
[29] Erzeren, Ömer, Septemberspuren, Reinbek bei Hamburg, 1990, S. 7
[30] Vgl. zur Begriffsbestimmung des Intellektuellen Onur, Halil, Intellektuelle der Türkei, Die historischen Gründe ihrer Marginalität und Entwicklungstendenzen, Baden-Baden, 1999, dort vor allem S. 14 – 53. Ich benutze die Bezeichnung in Anlehnung an seine Darstellungen. Dabei erscheint mir gerade sein Hinweis auf Gramsci sinnvoll, der Intellektuelle „entsprechend ihrer Verbindung zur gesellschaftlichen Entwicklung und parallel zu ihrem Aktionsradius definiert“ (Ebd., S. 51), weil dadurch deutlich wird, dass Intellektuelle in unterschiedlichen Gesellschaften und Kontexten anders bewertet und definiert werden müssen. Kritikfähigkeit, Bewusstsein und die Fähigkeit zum schöpferischen Handeln zeichnen dabei den Intellektuellen aus. „Alle Menschen sind Intellektuelle (...); aber nicht alle Menschen haben in der Gesellschaft die Funktion von Intellektuellen“ (Ebd., S. 45). Bei der Einordnung der Autorinnen als Intellektuelle folge ich einerseits wie erwähnt ihren Berufen als Theaterschauspielerin bzw. Schriftstellerin, die eine Zuordnung in die Gruppe der Künstler und Intellektuellen sinnvoll erscheinen lässt, andererseits aber auch der Zuweisung durch die offiziellen Stellen. Beide Autorinnen wurden vom Staat als Intellektuelle betrachtet und damit zugleich einer politischen Richtung zugeordnet. Darüber hinaus sehen sie sich selbst als Mitglieder dieser Gruppe (Vgl. dazu die Interviews in Wierschke, S. 232 ff).
[31] Onur, S. 292
[32] Ebd., S. 292
[33] Ebd., S. 281
[34] Ebd., S. 180
[35] Ebd., S. 262 f
[36] Vgl. hierzu die in Kap. I.3 gemachten Ausführungen von Wierschke, die darauf hinweist, dass die Autorinnen sich selbst so bezeichnen und dies ausdrücklich betonen. Wierschke ordnet sie damit einer europäischen Intellektuellenschicht zu, ohne darauf einzugehen, dass solch eine Selbstdefinierung auch eine politische Stellungnahme ist.
[37] Und würde daher bei ausführlicher Darstellung den Rahmen sprengen. Eine Auswahl ihrer auf Deutsch erschienenen Werke findet sich auf der Literaturliste.
[38] Ihr später als Die Vögel auf der Stirn übersetzter Roman Alnında mavi Kuşlar erschien schon 1978. Zuvor hatte sie schon zwei Romane veröffentlicht, die allerdings bisher unübersetzt blieben. 1982 erschien schließlich Genç kiz ve ölüm im Deutschen als Die Preisvergabe mit dem Zusatz Ein Frauenroman (Hamburg).
[39] Sabahattin Ali Preis (1974) und Roman Odili Preis (1977)
[40] Wierschke, S. 43
[41] Özakın, Aysel, Zart erhob sie sich bis sie flog: ein Poem, Hamburg 1986.
[42] A.a.O., Im Folgenden abgekürzt als BM
[43] Bei Heidi Rösch findet sich der Hinweis, dass zwei Versionen des Romans existieren, da die türkische stark von der deutschen Übersetzung abweicht. Sie führt dies darauf zurück, dass sich Özakın den Gewohnheiten des jeweiligen Lesepublikums annähert. Ich beziehe mich in meiner Untersuchung ausschließlich auf die deutsche Übersetzung. Eine vergleichende Untersuchung beider Texte steht noch aus.
[44] Köln, 1998.
[45] Die Verschriftlichung dieser Groteske ist auch in Mutterzunge enthalten.
[46] Erschien ebenfalls in Köln, 1992
[47] a.a.O.
[48] Köln, 2004
[49] ebenfalls in Köln.
[50] Im Folgenden abgekürzt als MZ und GZ
[51] Cirak, Zehra , Sich warm laufen, in: dies.: Fremde Flügel auf eigener Schulter, Köln, 1994, S. 93
[52] Kuruyazıcı, Nilüfer, Der literarische Text als Kulturvermittler, in: Wierlacher, Alois und Stötzel, Georg, Blickwinkel: Kulturelle Optik und interkulturelle Gegenstandskonstitution, Düsseldorf, 1994, S. 635
[53] Kuruyazıcı, S. 635
[54] Erhard Stölting, Das Einfachste ist das Schwierigste, ein Nachwort, in: Şölçün, S. 149
[55] Wierschke, S. 17. Sie zitiert dabei auch Abdelrahman Munif: „Der exilierte oder emigrierte Schriftsteller findet sich (...) definiert durch ein zweifelhaftes Sortiment von Ideen, träumen und Illusionen seitens der Menschen seiner neuen Heimat. Plötzlich hat sich der Exilant (...) in einen Abgewandten für eine Sache oder ein Volk verwandelt.“ Ebd.
[56] Simmel, Georg, Exkurs über den Fremden, in: Soziologie – Untersuchungen über die Formen der Vergesellschaftung, Berlin, 1968, S. 509 - 512
[57] Simmel, S. 509
[58] Hettlage, Robert, Der Fremde – Kulturvermittler, Kulturbringer, Herausforderer von Kultur, in: Lipp, Wolfgang (Hrsg.), Kulturtypen, Kulturcharaktere: Träger, Mittler u. Stifter von Kultur, Berlin, 1987, S. 25- 45, S. 32
[59] Ebd., S. 38
[60] Es geht mir vor allem darum, bestimmte, von mir als typisch empfundene Herangehensweisen exemplarisch darzustellen und nicht um einen vollständigen Überblick über die erschienene und teilweise von mir genutzte - Sekundärliteratur.
[61] Ebd., S. 3
[62] Ebd., S. 13, sie bezieht sich ausdrücklich auf Clifford Geertz, auch wenn die Theorie eines ‚Kulturschocks’, der erst die eigene Kultur zum Vorschein bringt, meinem Wissen nach bei ihm nicht vorkommt. Auf seinen Kulturbegriff werde ich im nächsten Kapitel eingehen.
[63] Ebd., S. 13
[64] Dieser Gedanke wird im Kapitel II.2 im Rahmen der Theorie der Fremderfahrung eine Rolle spielen.
[65] Wierschke, S. 16
[66] Ebd., S. 222
[67] Ebd., S. 7
[68] Ebd., S. 16
[69] Ebd., S. 23
[70] Ebd., S. 32
- Quote paper
- Gesine Aufdermauer (Author), 2006, Der Blick von der Brücke. Migration in Texten von Aysel Özakin und Emine Sevgi Özdamar, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63280
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