Die Trennung der Tschechischen und Slowakischen Föderativen Republik markiert den Endpunkt einer weitgehend gemeinsamen Entwicklung von slowakischen und tschechischen Gebieten im 20. Jahrhundert. Die weitere Entwicklung beider Staaten verlief von nun unabhängig voneinander. Gemäß der unterschiedlichen Verfasstheit der Staaten und der unterschiedlichen politischen Kultur entwickelten beide Länder einen eigenen Weg der demokratischen Transformation. Dabei konnte die tschechische Republik relativ schnell als stabil angesehen werden, während die Slowakei in der Regierungszeit von Vladimir Meciar starke innenpolitische Kämpfe auszustehen hatte.
Die folgende Arbeit befasst sich mit dem Vergleich der Staatsoberhäupter beider Staaten nach dem Prozess der Trennung. Vor dem angesprochenen Hintergrund ist dabei besonders die Frage nach der Stellung der Präsidenten im jeweiligen politischen System zu stellen. Die vergleichende Forschungsfrage lautet für diese Arbeit: „Welcher Präsident verfügt im Vergleich über eine stärkere Stellung im politischen System?“.
Die Antwort auf die Forschungsfrage soll durch einen Dreischritt bearbeitet werden. Im ersten Kapitel der Hausarbeit wird die Frage nach der historischen Tradition des Präsidentenamtes stehen. Wichtig ist in diesem Zusammenhang die gemeinsame Zeit der Ersten Tschechoslowakischen Republik. Nur in dieser Zeit gibt es für Tschechien und die Slowakei ein eigenes demokratisches Vorbild. Die Rolle des Staatspräsidenten und Staatsgründers Masaryk in der Ersten Republik war stark und bietet damit einen guten Anknüpfungspunkt für die Staatsoberhäupter. Trotzdem muss die unterschiedliche Rezeption Masaryks in Tschechien und der Slowakei zur Kenntnis genommen werden. Daraus sind die entsprechenden Schlüsse zu ziehen. Im zweiten Kapitel wird die staatsrechtliche Stellung beider Präsidenten gegenüber gestellt und vergleichend untersucht. Wichtig ist hier vor allem die Frage nach den verfassungsrechtlichen Kompetenzen, welche den Staatsoberhäuptern zugeschrieben werden. Zu klären sind die Punkte Wahl, Reserverechte, eigenständige exekutive Verantwortlichkeiten und geteilte Kompetenzen. Zum Abschluss des zweiten Kapitels wird die staatsrechtliche Stellung beider Präsidenten verglichen und die Schlussfolgerung für den Vergleich der verfassungsrechtlichen Stellung gezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Vorbemerkungen
- 1. Die historische Tradition des Präsidentenamtes
- 2. Staatsrechtliche Stellung
- 2.1 Staatsrechtliche Stellung des tschechischen Präsidenten
- 2.2 Staatsrechtliche Stellung des slowakischen Präsidenten
- 2.3 Staatsrechtliche Stellung im Vergleich
- 3. Faktische Stellung
- 3.1 Einflussnahme auf die personelle Zusammensetzung der Regierung in Tschechien
- 3.2 Einflussnahme auf die personelle Zusammensetzung der Regierung in der Slowakei
- 3.3 Politische Einflussnahme des Präsidenten in Tschechien
- 3.4 Politische Einflussnahme des Präsidenten der Slowakei
- 3.5 Faktische Stellung im Vergleich
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit zielt darauf ab, die Stellung der Staatspräsidenten der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik im Vergleich zu analysieren. Der Fokus liegt dabei auf der Frage, welcher Präsident über eine stärkere Stellung im jeweiligen politischen System verfügt. Dabei werden sowohl die historische Tradition des Präsidentenamtes als auch die staatsrechtliche und faktische Stellung beider Präsidenten berücksichtigt.
- Historische Tradition des Präsidentenamtes
- Staatsrechtliche Stellung der Präsidenten
- Faktische Macht der Präsidenten
- Vergleichende Analyse der Stellung beider Präsidenten
- Entwicklung der demokratischen Transformation in Tschechien und der Slowakei
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet die historische Tradition des Präsidentenamtes, insbesondere in Bezug auf die Erste Tschechoslowakische Republik. Es wird die Rolle des Staatspräsidenten Tomáš Garrigue Masaryk und seine Rezeption in Tschechien und der Slowakei beleuchtet. Das zweite Kapitel befasst sich mit der staatsrechtlichen Stellung beider Präsidenten, wobei die verfassungsrechtlichen Kompetenzen, Wahl, Reserverechte, eigenständige exekutive Verantwortlichkeiten und geteilte Kompetenzen verglichen werden. Im dritten Kapitel wird die faktische Stellung der Präsidenten anhand konkreter Fälle untersucht. Es werden der Einfluss der Präsidenten auf die Regierungsbildung, andere Formen der politischen Einflussnahme und die Möglichkeiten der Beeinflussung politischer Prozesse und Inhalte beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Staatsoberhäuptern der Tschechischen Republik und der Slowakischen Republik, insbesondere mit dem Vergleich ihrer Stellung in den jeweiligen politischen Systemen. Schlüsselbegriffe sind dabei: Präsidentenamt, Staatsrecht, faktische Macht, Einflussnahme, Regierungsbildung, politische Prozesse, Demokratie, Verfassungsrecht, historische Tradition, Tomáš Garrigue Masaryk.
- Quote paper
- M.A. Robert Fuchs (Author), 2005, Vergleich der Staatspräsidenten der Tschechischen und Slowakischen Republik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63248