Zeichen und Symbolik prägen die öffentliche Wahrnehmung auch heute noch – dies gilt umso mehr für das Mittelalter. Hier spielt das Zeichen als Ausdruck göttlicher Fügung eine übergeordnete Rolle: Der Wille Gottes, so wird von mittelalterlichen Autoren gerne unterstellt, ist es, der in tatsächlichen Ereignissen Ausdruck findet. Doch ist dieser auch jeweils Interpretationssache (zumal sich Gott selbst nicht immer eindeutig äußert...) – und es finden sich durchaus unterschiedliche Auslegungen des göttlichen Willens in Dokumenten mit unterschiedlicher Zielrichtung. Doch nicht nur die Auslegung, auch die Berichterstattung über göttliche Zeichen variiert. Sie reicht von Beschreibungen wunderbarer Begebenheiten mit – vom heutigen
Standpunkt aus betrachtet – zweifelhaftem Wahrheitsgehalt bis zu realistisch
anmutenden Ereignissen, die nur bisweilen eine bestimmte Sichtweise nahe legen. Eine für den heutigen Leser unglaubwürdige Berichterstattung kann unterschiedliche Gründe haben – eine absichtliche Verfälschung der Ereignisse? Oder eher eine begrenzt zuverlässige Quellenlage als Basis für den mittelalterlichen Historiographen? Im Folgenden soll eine Quelle beispielhaft auf Symbolik und deren Interpretation untersucht werden: Die Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificarum von Adam von Bremen. Diese gliedert sich in vier Bücher, von denen ich das vierte – eine ethnographische
Beschreibung der Inseln im Norden – in dieser Arbeit vernachlässigen werde. Dies ist eine pragmatische Entscheidung zu Gunsten der Gründlichkeit der Untersuchung, denn auch der letzte Teil der Chronik wäre für eine ähnliche Untersuchung durchaus interessant. Besonderes Augenmerk wird in der Arbeit zu Buch I bis III auf die Frage gelegt werden, ob sich die Gewichtung und Verwendung von Symbolik in den verschiedenen Teilen der Chronik unterschiedlich gestaltet. Adam schreibt nur in Buch III über eine Person, die er persönlich kennengelernt hat – Erzbischof Adalbert, der ihn
nach Bremen berufen hat. Man kann mutmaßen, dass er mit dieser unmittelbaren
Vergangenheit historiographisch anders verfährt als mit der weiter zurückliegenden, die er in den Büchern I und II behandelt und für die die Quellenlage naturgemäß schwieriger ist: Lebende Augenzeugen jedenfalls gibt es für den größten Teil des Zeitraums keine mehr.
Inhaltsverzeichnis
- Untersuchte Textstellen
- 1. Einleitung
- 1.1. Klärung der Begrifflichkeiten
- 1.2. Forschungsstand
- 1.3. Gang der Untersuchung
- 2. Adam von Bremens Chronik
- 2.1. Quellenkritik
- 2.1.1. der Text/die Überlieferung (Editionslage, Gattungsmerkmale)
- 2.1.2. Die Person Adam von Bremen
- 2.2. Inhalt der Gesta
- 2.1. Quellenkritik
- 3. Symbolik in Adams Chronik
- 3.1. Buch I und II (Vergangenheitsgeschichte)
- 3.1.1. Ritualität
- 3.1.2. Wunder
- 3.1.3. Erklärungsmodell „Zeichen Gottes“
- 3.2. Auswertung
- 3.3. Buch III
- 3.3.1. Ritualität
- 3.3.2. Wunder
- 3.3.3. Erklärungsmodell „Zeichen Gottes“
- 3.4. Auswertung
- 3.1. Buch I und II (Vergangenheitsgeschichte)
- 4. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Symbolik, Gestik und Ritualität in der Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum von Adam von Bremen, um die mittelalterlichen Erklärungsmodelle von Zeichen, Bedeutung und göttlicher Bestimmung zu beleuchten. Die Untersuchung verfolgt einen vergleichenden Ansatz zwischen der Gegenwarts- und Vergangenheitsgeschichte, wie sie in Adams Chronik dargestellt wird.
- Die Bedeutung von Symbolen und Ritualen in der mittelalterlichen Gesellschaft
- Die Rolle der Wunder und Zeichen Gottes in der historischen Darstellung Adams
- Der Vergleich zwischen der Darstellung der Vergangenheit und Gegenwart in der Gesta
- Die Quellenkritik und die Editionslage von Adams Werk
- Die Bedeutung der Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum für die mittelalterliche Geschichtsschreibung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik ein, klärt wichtige Begrifflichkeiten und skizziert den Forschungsstand und den Gang der Untersuchung. Kapitel 2 beleuchtet die Quellenkritik und die Person Adam von Bremen sowie den Inhalt der Gesta. Kapitel 3 analysiert die Symbolik in Adams Chronik, insbesondere die Ritualität, Wunder und das Erklärungsmodell „Zeichen Gottes“ in Buch I und II. Dieses Kapitel untersucht auch die Auswertung dieser Elemente.
Schlüsselwörter
Gesta Hammaburgensis Ecclesiae Pontificum, Adam von Bremen, Symbolik, Ritualität, Wunder, Zeichen Gottes, mittelalterliche Geschichtsschreibung, Quellenkritik, Gegenwarts- und Vergangenheitsgeschichte.
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- Katja Schmitz-Dräger (Author), 2004, Symbole und göttliche Bestimmung als mittelalterliche Erklärungsmodelle, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/63199