Generation Praktikum, prekäre Beschäftigung oder der künftige Bodensatz der Gesellschaft. Niemals zuvor waren Kategorisierungen von Berufseinsteigern negativer gefärbt als heute: Hochschulabsolventen hangeln sich von Praktikum zu Praktikum, ohne dass ihnen dabei zunächst die Chance auf eine ihrer Qualifikationen entsprechende Stelle geboten wird. Junge, ausgebildete Menschen arbeiten in Beschäftigungsverhältnissen, die befristet sind und zudem nicht genügend Ertrag bringen, den Lebensunterhalt bestreiten zu können. Und Hauptschüler geraten immer mehr in die Diskussion: Ist ihr Abschlusszeugnis überhaupt noch etwas wert oder bleibt ihnen der Zugang in eine Erwerbsbiographie auf Lebenszeit versagt? Die meisten jungen Menschen haben derzeit Angst, niemals eine dauerhaft existenzsichernde Beschäftigung zu bekommen. „An Stelle des früher nahtlosen Übergangs von der Schule in die Arbeitswelt ist eine Kluft getreten. Viele SchulabgängerInnen fragen sich Jahr für Jahr, wie sie diese überwinden können. Finden sie keine konkreten Antworten auf ihre Fragen, machen sich leicht Frust, Resignation und Perspektivlosigkeit unter ihnen breit“, schreibt Günter Thoma in seinem Artikel über den Kampf gegen die Jugendarbeitslosigkeit in Aus Politik und Zeitgeschichte. Es gibt offenkundig eine gefühlte Schieflage beim Übergang in das Berufsleben, die aus den aktuellen Problemen des deutschen Arbeitsmarktes erwächst. Vor mehr als einem halben Jahrzehnt hat sich eine hitzige Debatte um die Karrierechancen junger Menschen entzündet, die Wissenschaft, Politik und Medien erfasst hat. Bereits zur Jahrtausendwende lagen angesichts steigender Perspektivlosigkeit neue Modelle zur Zukunft und gesellschaftlichen Relevanz von Arbeit vor. So versuchte der Soziologe Ulrich Beck 1999 eine „Vision der Weltbürgerschaft“ zu entwerfen, in der neue Arbeitsformen in der deutschen Gesellschaft skizziert wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Vorwort: Zur gegenwärtigen Situation der Berufsfindung junger Menschen
- Steigerung der Anforderungen – Zur Erörterung des Forschungsgegenstandes
- Thesenerörterung und Argumentationsverlauf
- Der aktuelle Forschungs- und Diskussionsstand
- Mannesmann, Sparkasse Neuss: Zwei Unternehmen - zwei Recherchefelder
- Mannesmann – Ein Konzern und seine Bewerber seit 1965
- Geschichte Mannesmanns nach dem Zweiten Weltkrieg
- Der Konzern und seine Beschäftigungszahlen bis zur Zerschlagung 2001
- Zur Geschichte des Einstellungsbedarfs junger Menschen bei Mannesmann
- Darstellung der Berufsprofile
- Anforderungen an die jungen Bewerber seit 1965
- Kaufmännisch und gewerblich-technisch – was wird untersucht?
- 1967/68 - Lehrlingsmangel und Unterdeckung des eigenen Bedarfs
- 1977/78- Interesse und Qualität steigen
- 1987/88 - Die Chancen der Hauptschüler sinken weiter
- 1997/1998 – Kommunikation braucht Bildung: Was Schüler mitbringen
- Erstes Zwischenfazit: Wie sich der Zugang zur Berufsausbildung verändert hat
- Welche Chancen haben Hochschulabsolventen?
- Die Telekommunikation boomt - Die Mitarbeiterzahlen von 1990 - 1999
- Mannesmann-Telekommunikation schreibt Stellen aus Was sind die Kriterien?
- Kurz vor der Zerschlagung: Wer wird gesucht?
- Wandel bei den mitgebrachten Qualifikationen: Kontinuität der Anforderungssteigerung
- Geschichte Mannesmanns nach dem Zweiten Weltkrieg
- Lehrjahre in der Sparkasse Neuss - Wie sich Berufszugang verändert
- Zur Sparkasse Neuss – Größe, Auszubildendenbedarf, Umsatz
- Formale Kriterien zur Einstellung von Schulabgängern als Auszubildende
- Auf Herz und Nieren: Bewerber im Assessment-Center
- Wer kommt durch? – Eignungen der Bewerber nach Schulformen
- Gründe für die verschärften Einstellungskriterien
- Ergebnisse der Untersuchungen bei Mannesmann und Sparkasse Neuss
- „Generation Praktikum“ – Das Problem hoch qualifizierter Berufseinsteiger
- Was kommt danach – und gibt es überhaupt eine Generation Praktikum?
- Wandel des Begriffs Praktikum und seine Bedeutung
- Wie lässt sich die Generation Praktikum derzeit belegen?
- Das mediale „Phänomen“ Generation Praktikum
- Die Bedeutung von prekären Übergangsphasen auf die Einstellungskriterien
- Mobilität und Flexibilität – Zwei weitere Kriterien für den erfolgreichen Berufseinstieg
- Wenn die Kriterien zu hoch sind – Betrug im Lebenslauf?
- Folgen des Wandels der Einstellungskriterien
- Sammeln von Fähigkeiten
- Verlierer der Jagd nach dem berufsgebenden Curriculum Vita
- Folgen in der bundesdeutschen Gesellschaft und ihrer Politik
- Zur Zukunft der Arbeit: Neue Formen oder Spiel auf Zeit?
- Ausblick
- Forschungsrelevante Aspekte
- Schlussbetrachtung: Was passiert nach dem Abschluss?
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert den Wandel beruflicher Einstellungskriterien junger Menschen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1965. Der Schwerpunkt liegt auf der Untersuchung, wie sich die Anforderungen an Bewerber in verschiedenen Unternehmensbereichen und Branchen verändert haben. Dabei werden sowohl die Entwicklung der Anforderungen an Schulabgänger als auch an Hochschulabsolventen betrachtet.
- Entwicklung der Einstellungskriterien in verschiedenen Branchen und Unternehmen
- Einfluss von Bildung und Qualifikation auf den Berufseinstieg
- Die Rolle der "Generation Praktikum" und ihrer Herausforderungen auf dem Arbeitsmarkt
- Die Bedeutung von Flexibilität und Mobilität für den Berufserfolg
- Die Folgen des Wandels der Einstellungskriterien für die Gesellschaft und Politik
Zusammenfassung der Kapitel
- Das Vorwort stellt die aktuelle Situation der Berufsfindung junger Menschen in den Kontext der Debatte um die Karrierechancen und die Herausforderungen des Arbeitsmarktes.
- Kapitel 2 führt in die Forschungsfrage ein und beleuchtet den aktuellen Forschungs- und Diskussionsstand sowie die Auswahl der beiden Unternehmen Mannesmann und Sparkasse Neuss als Recherchefelder.
- Kapitel 3 untersucht die Entwicklung der Einstellungskriterien bei Mannesmann seit 1965, analysiert die Anforderungen an junge Bewerber in verschiedenen Berufsbereichen und zeigt die Veränderungen im Zusammenhang mit der Wirtschaftsentwicklung.
- Kapitel 4 analysiert die Einstellungskriterien der Sparkasse Neuss, beleuchtet die Rolle von Assessment-Centern und die Anforderungen an Bewerber aus verschiedenen Schulformen.
- Kapitel 5 präsentiert die Ergebnisse der Untersuchungen bei Mannesmann und Sparkasse Neuss und vergleicht die Entwicklungen der Einstellungskriterien in beiden Unternehmen.
- Kapitel 6 diskutiert das Phänomen der "Generation Praktikum" und beleuchtet die Bedeutung von prekären Übergangsphasen für die Einstellungskriterien.
- Kapitel 7 befasst sich mit den Kriterien Mobilität und Flexibilität als wichtige Faktoren für den erfolgreichen Berufseinstieg.
- Kapitel 8 untersucht die Folgen von zu hohen Einstellungskriterien und die möglichen Folgen für die Gesellschaft und Politik.
- Kapitel 9 bietet einen Ausblick auf die Zukunft der Arbeit und die Bedeutung von lebenslangem Lernen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Berufsfindung, Einstellungskriterien, Arbeitsmarkt, Generation Praktikum, Qualifikation, Mobilität, Flexibilität, Unternehmenskultur, Wirtschaftsentwicklung, Assessment-Center, Bildungslandschaft, gesellschaftliche Folgen.
- Quote paper
- Christoph Ullrich (Author), 2006, Der Wandel beruflicher Einstellungskriterien junger Menschen in der Bundesrepublik Deutschland seit 1965, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62984