Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Problematik der Bilanzierung bzw. Erfassung von versicherungsmathematischen Gewinnen und Verlusten nach IFRS. Im Rahmen einer Analyse werden die Vorschriften zur Erfassung von versicherungsmathematischen Gewinnen und Verlusten nach IAS 19 daraufhin überprüft, ob sie einen Beitrag zur Erfüllung des Rechnungslegungszwecks leisten. Der Primäre Zweck jeder Regulierung sollte die Steigerung der Effizienz und/oder der Gerechtigkeit sein. Daraus läßt sich als Subzweck der Rechnungslegung „Schutz der Kapitalgeber“ ableiten. IFRS versucht einen Schutzbeitrag durch 'Gewinnermittlung zur Informati-onsvermittlung' und durch 'sonstige Informationsvermittlung' zu leisten. Vor diesem Hintergrund werden Anforderungen für Rechnungslegungsvorschriften abgeleitet, die zur Vermittlung von entscheidungsnützlichen Informationen führen können. Nach einer ausführlichen Darstellung werden einige wesentliche Unterschiede zur Bilanzierung von Pensionsrückstellungen nach deutschem Handelsrecht aufgegriffen. Bezogen auf den Gegenstand dieser Arbeit zeigt sich, dass die deutschen Regelungen den der IFRS in der Hinsicht überlegen sind, dass sie grundsätzlich von vornherein keine versicherungsmathematischen Gewinne und Verluste zulassen. Bei der Analyse werden auf logisch-deduktivem Wege die Auswirkungen der drei Erfassungsmöglichkeiten für versicherungsmathematische Gewinne und Verluste nach IFRS auf Bilanz (-position) und Gewinn überprüft. Es werden die zur Erreichung der Zwecke abgeleitete Anforderungen als Maßstab genommen, und somit zur Beurteilung der Erfassungsmöglichkeiten herangezogen. Es stellte sich heraus, dass die Korridormethode die „schlechteste“ Alternative ist, weil sie zu keiner informativen Bilanz (-position) und zu keinem informativen Gewinn führt. Die sofortige vollständige erfolgswirksame Erfassung führt zwar zu einer informativen Bilanz, aber genauso wenig wie die Korridormethode zu einem informativen Gewinn. Einzig die neu eingeführte dritte Möglichkeit der sofortigen erfolgsneutralen Erfassung kann aus Informationsgesichtspunkten die Jahresabschlussleser bzw. Kapitalgeber befriedigen. Dieses Ergebnis zeigt sich ebenfalls bei Betrachtung einiger Unternehmen aus der Praxis. Diese Methode ist somit zweckmäßig. Eine Analyse der „sonstigen Informationsvermittlung“ zeigt, dass die von IAS 19 geforderten Anhangsangaben vorbildlich, und zur Erreichung der Zwecke geeignet sind.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG
- BEDEUTUNG DER PENSIONSRÜCKSTELLUNGEN
- PROBLEMSTELLUNG UND AUFBAU DER ARBEIT
- GRUNDLAGEN UND ENTWICKLUNG BEI DER BILANZIERUNG DER BETRIEBLICHEN ALTERSVERSORGUNG
- BEGRIFF DER BETRIEBLICHEN ALTERSVERSORGUNG, PENSIONSRÜCKSTELLUNG UND -VERPFLICHTUNG
- ARTEN VON PENSIONSZUSAGEN
- Beitragsorientierte Pensionszusage
- Leistungsorientierte Pensionszusage
- DURCHFÜHRUNGSWEGE VON PENSIONSZUSAGEN IN DEUTSCHLAND
- Unmittelbare Pensionszusagen
- Mittelbare Pensionszusagen
- Unterstützungskassen
- Pensionskassen
- Direktversicherungen
- Pensionsfonds
- ENTWICKLUNG UND NEUERUNGEN BEI DER BILANZIERUNG VON PENSIONSRÜCKSTELLUNGEN NACH IFRS
- BEITRAG DER RECHNUNGSLEGUNG ZUM KAPITALGEBERSCHUTZ ALS BEURTEILUNGSMAẞSTAB FÜR DIE ANALYSE
- DAS EFFIZIENZKRITERIUM
- AGENCY-THEORIE ZUR ERKLÄRUNG VON WOHLFAHRTSVERLUSTEN
- Grundlagen der Agency-Theorie
- Kapitalgeberrisiken im Rahmen von Agency-Beziehungen
- SCHUTZFUNKTION DER RECHNUNGSLEGUNG VOR KAPITALGEBERRISIKEN
- Kapitalgeberschutz durch Gewinnermittlung zur Ausschüttungsbemessung
- Kapitalgeberschutz durch Gewinnermittlung zur Informationsvermittlung
- Informativer Gewinn
- Informative Bilanz (-positionen)
- Kapitalgeberschutz durch sonstige Informationsvermittlung
- ZIELE DER RECHNUNGSLEGUNG NACH IFRS
- ENTSTEHUNG UND ERFASSUNG VON VERSICHERUNGSMATHEMATISCHEN GEWINNEN UND VERLUSTE
- VERSICHERUNGSMATHEMATISCHE GRUNDLAGEN
- Versicherungsmathematisches Äquivalenzprinzip
- Biometrische Annahmen
- Ökonomische Annahmen
- BILANZIERUNG VON LEISTUNGSORIENTIERTEN PENSIONSZUSAGEN NACH IAS 19
- Bewertung der Pensionsverpflichtung
- Barwert der Pensionsverpflichtung
- Bewertung des Planvermögens
- Ermittlung des Pensionsaufwandes
- Ausweis in der Bilanz
- Erläuterungen im Anhang
- URSACHEN VERSICHERUNGSMATHEMATISCHER GEWINNE UND VERLUSTE
- Abweichungen bei der Pensionsverpflichtung
- Abweichungen beim Fair Value des Planvermögens
- MÖGLICHKEITEN ZUR ERFASSUNG VON VERSICHERUNGSMATHEMATISCHEN GEWINNEN UND VERLUSTEN
- Korridormethode
- Sofortige vollständige erfolgswirksame Erfassung
- Sofortige vollständige erfolgsneutrale Erfassung
- WESENTLICHE UNTERSCHIEDE ZUM DEUTSCHEN HANDELSRECHT
- AUSWIRKUNGEN DER ERFASSUNGSMÖGLICHKEITEN AUF DIE INFORMATIONSTAUGLICHKEIT DER BILANZ (-POSITION) UND/ODER DES GEWINNS
- Korridormethode und informative Bilanz (-position) bzw. informativer Gewinn
- Sofortige vollständige erfolgswirksame Erfassung und informative Bilanz (-position) bzw. informativer Gewinn
- Sofortige vollständige erfolgsneutrale Erfassung und informative Bilanz (-position) bzw. informativer Gewinn
- Sonstige Informationsvermittlung
- Zwischenfazit
- AUSWIRKUNGEN DER UNTERSCHIEDLICHEN MÖGLICHKEITEN ZUR ERFASSUNG VON VERSICHERUNGSMATHEMATISCHEN GEWINNEN UND VERLUSTEN AM BEISPIEL AUSGEWÄHLTER UNTERNEHMEN
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der bilanzielle Erfassung versicherungsmathematischer Gewinne und Verluste bei der Bilanzierung von Pensionsrückstellungen. Die Arbeit analysiert die Auswirkungen der unterschiedlichen Erfassungsmethoden auf die Informativität der Bilanz und des Gewinns, insbesondere im Kontext von IFRS.
- Die Bedeutung von Pensionsrückstellungen für die Kapitalgeber
- Die verschiedenen Arten von Pensionszusagen und Durchführungswege
- Die Agency-Theorie und deren Relevanz für die Bilanzierung von Pensionsrückstellungen
- Die verschiedenen Erfassungsmethoden für versicherungsmathematische Gewinne und Verluste unter IFRS
- Die Auswirkungen der Erfassungsmethoden auf die Informativität der Bilanz und des Gewinns
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt die Bedeutung von Pensionsrückstellungen für Unternehmen und Kapitalgeber dar. Sie erläutert die Problematik der bilanzielle Erfassung versicherungsmathematischer Gewinne und Verluste und gibt einen Überblick über den Aufbau der Arbeit.
- Grundlagen und Entwicklung bei der Bilanzierung der betrieblichen Altersversorgung: Dieses Kapitel beleuchtet die rechtlichen und betriebswirtschaftlichen Grundlagen der betrieblichen Altersversorgung. Es beschreibt die verschiedenen Arten von Pensionszusagen, die Durchführungswege und die Entwicklung der Bilanzierungsvorschriften.
- Beitrag der Rechnungslegung zum Kapitalgeberschutz: Dieses Kapitel analysiert die Schutzfunktion der Rechnungslegung für Kapitalgeber. Es untersucht die Agency-Theorie und deren Relevanz für die Bilanzierung von Pensionsrückstellungen.
- Entstehung und Erfassung von versicherungsmathematischen Gewinnen und Verluste: Dieses Kapitel erklärt die versicherungsmathematischen Grundlagen der Bilanzierung von Pensionsrückstellungen. Es erläutert die verschiedenen Erfassungsmethoden für versicherungsmathematische Gewinne und Verluste unter IFRS.
- Wesentliche Unterschiede zum deutschen Handelsrecht: Dieses Kapitel vergleicht die Bilanzierungsvorschriften für Pensionsrückstellungen nach IFRS und dem deutschen Handelsrecht.
- Kritische Analyse der Erfassungsmöglichkeiten für versicherungsmathematische Gewinne und Verluste: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen der verschiedenen Erfassungsmethoden auf die Informativität der Bilanz und des Gewinns. Es untersucht, welche Erfassungsmethode am besten geeignet ist, um Kapitalgeber zu schützen und die Entscheidungsfindung zu unterstützen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der Bilanzierung von Pensionsrückstellungen, wie versicherungsmathematische Gewinne und Verluste, IFRS, Agency-Theorie, Kapitalgeberschutz, Informativität der Bilanz und des Gewinns.
- Quote paper
- Levent Kuyumcu (Author), 2006, Die bilanzielle Erfassung versicherungsmathematischer Gewinne und Verluste bei der Bilanzierung von Pensionsrückstellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62973