Schon im Vorbericht zu seinem Musikalischen Schauspiel Masagniello Furioso nennt Barthold Feind die beiden konträren Ansichten, die Adel und Volk in dem folgenden Stück, aber ebenso in der Realität, welcher der Stoff des Stückes ja entlehnt ist, vertreten. Einerseits spricht er in Bezug auf den Aufruhr, den der Fischer Masagniello in Neapel entfacht hat, von einer „grossen Aufwieglung und unerhörten Frevel“, stellt also die Sichtweise des Adels dar, andererseits werden nur einige Zeilen später die scheinbar berechtigten Gründe von Volkes Seite für diese Rebellion erklärt, nämlich weil „die Königl. Bedienten den Unterthanen schier das Blut abzapfen“.
Diese Erörterung der Ansichten beider Parteien zieht sich in der Folge durch das ganze Stück. Während Masagniello und Perrone bei ihren Auftritten die Misere des Volkes in den Vordergrund rücken lassen, zeigen sich in den Aussagen des Arcos die Vorzüge, die eine feste Konstitution mit klaren Machtverhältnissen besitzt. Feind bedient sich bei der Darstellung dieser Gegensätze hauptsächlich des Mittels der Arien.
Schon im Vorbericht zu seinem Musikalischen Schauspiel Masagniello Furioso nennt Barthold Feind die beiden konträren Ansichten, die Adel und Volk in dem folgenden Stück, aber ebenso in der Realität, welcher der Stoff des Stückes ja entlehnt ist, vertreten. Einerseits spricht er in Bezug auf den Aufruhr, den der Fischer Masagniello in Neapel entfacht hat, von einer „grossen Aufwieglung und unerhörten Frevel“[1], stellt also die Sichtweise des Adels dar, andererseits werden nur einige Zeilen später die scheinbar berechtigten Gründe von Volkes Seite für diese Rebellion erklärt, nämlich weil „die Königl. Bedienten den Unterthanen schier das Blut abzapfen“[2].
Diese Erörterung der Ansichten beider Parteien zieht sich in der Folge durch das ganze Stück. Während Masagniello und Perrone bei ihren Auftritten die Misere des Volkes in den Vordergrund rücken lassen[3], zeigen sich in den Aussagen des Arcos die Vorzüge, die eine feste Konstitution mit klaren Machtverhältnissen besitzt[4]. Feind bedient sich bei der Darstellung dieser Gegensätze hauptsächlich des Mittels der Arien.
Aus der Sicht des Volkes wird vor allem die massive Unterdrückung und Ausbeutung hervorgehoben, durch die sich die Patrizier bereichern, explizit sind in dem Stück die hohen Obstzölle genannt, die den Untertanen das Leben erschweren. Dagegen warnen die Adelsvertreter hauptsächlich vor den Gefahren einer Anarchie, die entsteht, wenn jeder das tut was er denkt[5], und berufen sich auf die Gesetze und Gott. Deutlich zeigt das Stück in Person des Masagniello aber auch auf, wie leicht und gefährlich es ist, sich an gewonnener Macht zu berauschen, sein Verhalten wird immer blutrünstiger und gieriger, bis hin zur Darstellung seiner selbst als Helden und vermeintlichen König kurz vor seinem Tod[6]. Allzu schnell scheint er seine Wurzeln vergessen zu haben, sein Werdegang dient also auch eher als Argument für den Adel. Die Strafe folgt für ihn auf dem Fuße, man könnte dies letztlich auch so interpretieren, dass der Adel in letzter Instanz doch die Überhand behält, da er einfach machterprobter und somit skrupelloser ist.
Das Stück bezieht letztlich sowohl für das Volk als auch für den Adel Stellung, bzw. kritisiert die Haltungen beider Lager. Feind zeigt zugleich die Missstände und Forderungen als auch die Fehler im Denken beider Seiten auf. Der ganze Konflikt mündet schließlich in einen im Großen und Ganzen einvernehmlichen Kompromiss: Die Aristokratie erlässt dem Volk einen Teil der Abgaben, das Volk akzeptiert im Gegenzug wiederum die Privilegien des Adels, und der Frieden ist restituiert. Ersichtlich ist die Annäherung beider Seiten sehr schön an der Verwandtschaft zweier Worte, die von Adel und Volk unabhängig voneinander gesprochen werden: Während Antonio als Vertreter der Obrigkeit am Ende des Schauspiels den „Großmuth“ des Arcos rühmt[7], nennt Masagniello selbst vor der Einigung die „Güte“[8] als ein Kriterium einer guten Herrschaft.
[...]
[1] Barthold Feind: Masagniello Furioso. Die Neapolitanische Fischer-Empörung, Hamburg 1706, S. 195.
[2] Ebenda, S. 196.
[3] Vgl. Ebenda, S. 202, 204, 221, 236.
[4] Vgl. Ebenda, S. 201, 211, 222.
[5] Vgl. Ebenda, S. 222.
[6] Vgl. Ebenda, S. 250
[7] Vgl. Ebenda, S. 253
[8] Vgl. Ebenda, S. 236.
- Arbeit zitieren
- Martin Walter (Autor:in), 2005, Barthold Feind: Masagniello Furioso - Bezieht das Stück Stellung für Adel oder Volk?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62959