Beim Lernen einer Fremdsprache ist man immer geneigt, Strukturen aus der eigenen Sprache zu übernehmen. So ist es in der Regel einfach, so ist man es ja gewohnt. In regelmäßigen Abständen kommt es dann aber vor, dass genau diese Bequemlichkeit die entscheidende Fehlerquelle ist. Eine Grammatik kann nie eins zu eins übertragen werden, sondern muss von einer Sprache zur anderen umgestellt, transferiert werden.
Mit dieser Problemstellung befasst sich seit den 50er Jahren die kontrastive Linguistik. Sie betrachtet zwei Sprachen synchron, also zum selben Zeitpunkt und zeigt dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf.
Die Errungenschaften der kontrastiven Linguistik können besonders beim Fremdsprachenlernen eingesetzt werden, kann der Lehrer doch nun gezielt auf bestimmte Phänomene hinweisen, gezielt üben und gezielt typische Fehler zu vermeiden trainieren. Probleme können aber nicht nur durch übertragene Strukturen der Muttersprache auftreten, sondern auch durch eine andere Fremdsprache, die der Schüler vorher gelernt hat. So lernt man in der Schule gemeinhin Französisch als erste romanische Fremdsprache. Als weitere Fremdsprache, in der Regel dann die dritte, könnte Italienisch oder Spanisch hinzukommen. Der Schüler ist nun auch hier geneigt, angelernte Strukturen des Französischen auf die neue Sprache übertragen zu wollen.
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Interferenzen zwischen eben zwei romanischen Sprachen, zwischen Französisch und Italienisch und geht dabei besonders auf die Zeitformen ein. Dabei soll sich im Wesentlichen auf den Indikativ beschränkt werden. Das Phänomen soll aus der Sichtweise betrachtet werden, welche Probleme für einen Franzosen beim Italienischlernen auftreten, beziehungsweise welche Probleme ein deutscher Schüler haben kann, der erst Französisch und dann Italienisch lernt.
1 Einleitung
Beim Lernen einer Fremdsprache ist man immer geneigt, Strukturen aus der eigenen Sprache zu übernehmen. So ist es in der Regel einfach, so ist man es ja gewohnt. In regelmäßigen Abständen kommt es dann aber vor, dass genau diese Bequemlichkeit die entscheidende Fehlerquelle ist. Eine Grammatik kann nie eins zu eins übertragen werden, sondern muss von einer Sprache zur anderen umgestellt, transferiert werden.
Mit dieser Problemstellung befasst sich seit den 50er Jahren die kontrastive Linguistik. Sie betrachtet zwei Sprachen synchron, also zum selben Zeitpunkt und zeigt dabei Gemeinsamkeiten und Unterschiede auf.
Die Errungenschaften der kontrastiven Linguistik können besonders beim Fremdsprachenlernen eingesetzt werden, kann der Lehrer doch nun gezielt auf bestimmte Phänomene hinweisen, gezielt üben und gezielt typische Fehler zu vermeiden trainieren. Probleme können aber nicht nur durch übertragene Strukturen der Muttersprache auftreten, sondern auch durch eine andere Fremdsprache, die der Schüler vorher gelernt hat. So lernt man in der Schule gemeinhin Französisch als erste romanische Fremdsprache. Als weitere Fremdsprache, in der Regel dann die dritte, könnte Italienisch oder Spanisch hinzukommen. Der Schüler ist nun auch hier geneigt, angelernte Strukturen des Französischen auf die neue Sprache übertragen zu wollen.
Die Hausarbeit beschäftigt sich mit den Interferenzen zwischen eben zwei romanischen Sprachen, zwischen Französisch und Italienisch und geht dabei besonders auf die Zeitformen ein. Dabei soll sich im Wesentlichen auf den Indikativ beschränkt werden. Das Phänomen soll aus der Sichtweise betrachtet werden, welche Probleme für einen Franzosen beim Italienischlernen auftreten, beziehungsweise welche Probleme ein deutscher Schüler haben kann, der erst Französisch und dann Italienisch lernt.
2 Die Zeitformen
Zunächst soll ein allgemeiner Überblick über die Zeitformen in beiden Sprachen gegeben werden, welche in dieser Arbeit genauer beleuchtet werden sollen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie man schon bei dieser einfachen Gegenüberstellung sehen kann, gibt es auf dem ersten Blick keine Unterschiede zwischen den beiden Sprachen. Die Schwierigkeiten, die beispielsweise für den deutschen Lerner beim Erlernen romanischer Sprachen in den Vergangenheitstempora auftreten (Opposition konkurrierender Zeitformen), sind für einen französischen Italienischlerner also nicht vorhanden, während man als Deutscher, wenn man eine der beiden Sprachen schon gelernt hat, auf das selbe Phänomen trifft, und nicht auf ein Neues, völlig Unbekanntes.
Im Gegensatz zum Italienischen kennt das Französische noch die temps surcomposés in der Vergangenheit (passé surcomposé, plus-que-parfait surcomposé) und im Futur (futur antérieur surcomposé), bzw. im Konditional (conditionnel surcomposé). Dies ist jedoch nur ein oberflächlicher Unterschied und bietet didaktisch keinerlei Schwierigkeit. Das Italienische kennt diese Zeitformen genauso, in den einschlägigen Grammatiken findet sich lediglich nur keine Bezeichnung dafür.
3 Die Konkordanz der Zeiten
Bevor speziell auf die einzelnen Zeitformen eingegangen wird, soll noch ein ganz konkretes Problem vorgestellt werden, dass dem Lerner des Italienischen, wenn er Französisch als Mutter- oder Bezugssprache hat, zunächst vor Probleme stellt. Anders als im Französischen muss im Italienischen die Übereinstimmung der Zeitformen unbedingt eingehalten werden. Im Französischen ist es oft möglich, verschiedene Zeitformen mit einander zu mischen, so beispielsweise Präsens und Futur:
Si je l’appelle, il viendra tout de suite.
Im Italienischen wäre eine solche Konstruktion nicht korrekt. Vielmehr müsste der erste Satzteil zwingend ebenfalls im Futur stehen:
Se lo chiamerò, verrà subito.
Weiterhin trifft man auf dieses Phänomen im subjonctif (ital.: conjuntivo). Im Präsens stellt dies keinerlei Probleme dar: Il veut que tu partes. / Vuole che tu parta. Steht der Satz aber in der Vergangenheit, verwendet das Französische weiterhin den subjonctif présent:
Il voulait que tu partes.
Hier wird die Konkordanz der Zeiten ganz klar mißachtet, der subjonctif imparfait, der hier gesetzt werden müsste, ist aus der gesprochenen und, ja eigentlich schon aus der durchschnittlichen geschriebenen Sprache verschwunden. Das Italienische fordert aber zwingend den conjuntivo imperfetto:
Voleva che tu partissi.
Dies führt dazu, dass der deutsche Lerner im Italienischen eine Form mehr lernen muss als im Französischen. Da man Italienisch meist nur als dritte Fremdsprache erlernt, ein Fakt, der sicher nur geringe Freude bereiten wird. Während man im Französischen von dieser Vergangenheitsform verschont bleibt, ist im Italienischen viel mehr Arbeit und Übung nötig, Übung, um den Lerner überhaupt erst für die zwingende Übereinstimmung zu sensibilisieren. Dies dürfte aber einem französischen Muttersprachler schwieriger fallen als einem Deutschen, da der Franzose ja seit jeher den subjonctif nur im Präsens verwendet, wohingegen der Deutsche das Phänomen subjonctif / conjuntivo ja erst erlernte und dadurch sicher noch leichter zu lenken ist, auch wenn Französisch die erste bzw. die dominante romanische Fremdsprache ist.
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- Arbeit zitieren
- Robert Mintchev (Autor:in), 2005, Interferenzen bei den Tempora Französisch - Italienisch, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62791
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