Die vorliegende Arbeit – Selbstmord um 1900 – befasst sich mit dem Phänomen des Suizids unter gesellschaftlichem und psychoanalytischem Gesichtspunkt. Um das Phänomen der großen Selbstmordwelle unter Jugendlichen um die Jahrhundertwende richtig einschätzen zu können, ist es von großer Relevanz sich die Situation der Gesellschaft im Wilhelminischen Zeitalter zu verdeutlichen.
Das erste Kapitel soll einen Einblick in die gesellschaftlichen Strukturen mit Schwerpunkt auf die Familie und Schule geben. Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Psychoanalytischen Verein und deren Auseinadersetzung mit dem Selbstmord im besonderem dem Schülerselbstmord. Hier soll eine kurze Erklärung der Entstehung des Psychoanalytischen Vereins gegeben werden sowie die tatsächlichen Selbstmordzahlen zu dieser Zeit, um einen möglichen Grund für das Zustandekommen des Selbstmordkongresses 1910 zu erörtern. Das dritte Kapitel befasst sich mit den Autoren Hermann Hesse, Hans Fallada und Johannes R. Becher. Die Autoren wurden deshalb ausgewählt, da in ihrer Lebensgeschichte ein Selbstmord in jungen Jahren verzeichnet wurde. Ziel dieser Ausführungen ist, die möglichen Parallelen in den ersten 20 Jahren der drei Autoren aufzuzeigen. Eine Erklärung, warum sie versuchten sich umzubringen, vermag diese Arbeit nicht zu geben. Es soll lediglich gezeigt werden, dass Parallelen in den Lebensläufen vorhanden sind, die möglicherweise den Selbstmord fokussiert haben können.
Das vierte und letzte Kapitel befasst sich näher mit dem Buch „Unterm Rad“ von Hermann Hesse. Es soll anhand von Textstellen gezeigt werden, wie Familie und Schule den Protagonisten beeinflusst haben. Da das Werk mit dem Tod endet, soll untersucht werden, ob die Theorien des Psychoanalytischen Vereins anwendbar und für diesen Fall Gültigkeit hat. In diesem Teil wird größtenteils auf die Entstehungsgeschichten, Inhaltsangaben und mögliche Parallelen zu dem Autor verzichtet, da darüber bereits genügend geschrieben wurde und vorausgesetzt wird, dass das Publikum, für welches diese Arbeit gedacht ist, über diese Informationen verfügt
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Schule und Familie um 1900
- Die Familie im Wilhelminischen Zeitalter
- Die Jugend um 1900
- Schule und Schulkritik um 1900
- Die Wiener Psychoanalytische Vereinigung und ihre Auseinandersetzung mit dem Thema Schülerselbstmord
- Die Wiener Psychoanalytische Vereinigung und der Selbstmord
- Die Ergebnisse des Selbstmordkongresses 1910
- Dr. Rudolf Reitler und die objektlose Angst als Ursache für den Selbstmord
- Dr. med. Isidor Sadger und das Motiv der unerfüllten Liebe als Ursache für den Selbstmord
- Dr. Wilhelm Stekel und die Überschätzung der Affektivität als Ursache für den Selbstmord
- Dr. med. Alfred Adler und die veranlagte Minderwertigkeit als Ursache für den Selbstmord
- Dr. phil. Karl Molitor und die Gesellschaft als Ursache für den Selbstmord
- Der Selbstmord um 1900 anhand von Realbeispielen: Hermann Hesse, Hans Fallada und Johannes R. Becher.
- Die Eltern
- Die ersten zehn Lebensjahre
- Die schulische Situation
- Die Flucht aus dem Alltag
- Der Selbstmord
- Der Versuch einer Erklärung
- Hermann Hesses „Unterm Rad“
- Die familiären Verhältnisse
- Die Jugend in Hesses „Unterm Rad“
- Die schulische Situation
- Der Tod Hans Giebenraths
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema des Selbstmords im Kontext der deutschen Gesellschaft um 1900 und untersucht dieses Phänomen im Lichte der psychoanalytischen Theorie. Der Fokus liegt dabei auf der Analyse des Romans „Unterm Rad“ von Hermann Hesse, in dem der Selbstmord eines Schülers im Mittelpunkt steht. Ziel der Arbeit ist es, die gesellschaftlichen und psychologischen Ursachen für den Selbstmord zu ergründen und zu analysieren, wie die Familie, die Schule und die gesellschaftlichen Verhältnisse im Wilhelminischen Zeitalter die psychische Entwicklung von Jugendlichen beeinflussten.
- Der Selbstmord als gesellschaftliches Phänomen um 1900
- Die Familie und die Schule im Wilhelminischen Zeitalter
- Die psychoanalytische Interpretation des Selbstmords
- Hermann Hesses „Unterm Rad“ als Fallbeispiel für den Schülerselbstmord
- Die Analyse der Ursachen und des Motivs des Selbstmords im Roman
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den Kontext der Arbeit vor und erläutert die Forschungsfrage. Kapitel 1 analysiert die Familie und die Schule im Wilhelminischen Zeitalter und skizziert die sozialen und gesellschaftlichen Strukturen, in denen Jugendliche aufwuchsen. Kapitel 2 beleuchtet die Auseinandersetzung der Wiener Psychoanalytischen Vereinigung mit dem Thema des Schülerselbstmords und präsentiert die Ergebnisse des Selbstmordkongresses 1910. Kapitel 3 stellt die Biografien von Hermann Hesse, Hans Fallada und Johannes R. Becher vor, die jeweils in jungen Jahren einen Selbstmordversuch unternahmen, und zeigt mögliche Parallelen in ihren Lebensläufen auf. Kapitel 4 analysiert Hermann Hesses „Unterm Rad“ und untersucht die familiären und schulischen Verhältnisse, die den Protagonisten beeinflussen, sowie die Anwendbarkeit der psychoanalytischen Theorien auf den Roman.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Themen Selbstmord, Jugend, Familie, Schule, Gesellschaft, Wilhelminisches Zeitalter, Psychoanalyse, Hermann Hesse, „Unterm Rad“, Schülerselbstmord, Wiener Psychoanalytische Vereinigung, Selbstmordkongress 1910, Objektlose Angst, Unerfüllte Liebe, Überschätzung der Affektivität, Veranlagte Minderwertigkeit.
- Quote paper
- Edith Mallek (Author), 2005, Selbstmord in der Literatur um 1900 am Beispiel von Hermann Hesses 'Unterm Rad', Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62673