Im Zeitungsgeschäft schreitet die Verknüpfung der klassischen Printausgabe mit einem eigenen Online-Angebot im World Wide Web rasant voran. „Webpräsenz ist in unserer Medienlandschaft keine Zusatzoption mehr (...)“, heißt es in einer aktuellen Analyse von deutschen Zeitungen im Internet. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede, wie Verlage und Redaktionen ihre Online-Auftritte gestalten. Gegenwärtig konkurrieren mehr als 600 deutsche Zeitungswebsites auf dem Markt des Online-Journalismus. Ein einheitliches Konzept ist nicht erkennbar, „bis heute wird nach stabilen Erfolgsstrategien gesucht“. Nach welchen Qualitätskriterien werden Zeitungswebseiten erstellt? Inwieweit werden dabei die Erwartungen der Zielgruppe berücksichtigt? Das sind die zentralen Fragen, die in diesem Beitrag am Beispiel des tagesaktuellen Online-Angebots der Allgemeinen Zeitung (AZ online) des südwestafrikanischen Staates Namibia behandelt werden sollen. AZ online, ein auf Deutsch publiziertes und angesichts steigender Klickzahlen erfolgreich agierendes Internet-Medium, gilt in der globalisierten Medienlandschaft als Exot mit besonderer Bedeutung: Im Web-Adressbuch für Deutschland wird die AZ-Homepage als eine der 6000 wichtigsten deutschen Internet-Adressen genannt. Der vorliegende Beitrag befasst sich nach einer Erläuterung der Entstehung der AZ-Print- und Internetausgabe mit den Qualitätsstandards von AZ online - Universalität, Aktualität/Periodizität, Multimedialität/Speicherkapazität, Interaktivität, Hypertextualität und Globalität. Die Arbeit entstand im Juni 2006 während eines dreimonatigen Praktikums in der Sportredaktion der Allgemeinen Zeitung in Namibia und soll als Denkanstoß für die Entwicklung eines neuen Online-Angebots am Dortmunder Institut für Journalistik dienen. Die wesentlichen Informationen über AZ online beruhen auf einem im Mai 2005 geführten Interview mit AZ-Chefredakteur Stefan Fischer.
INHALTSVERZEICHNIS
1. Zielformulierung
2. Allgemeine Zeitung (AZ) – Grundlagen und Eckdaten
2.1 Gründungsphase und Geschichte
2.2 Marktposition und Zielgruppe heute
3. Die Online-Ausgabe der AZ
3.1 Entstehung
3.2 Weiterentwicklung und Nutzerprofil heute
4. Qualitätsstandards der AZ-Online-Ausgabe
4.1 Universalität
4.2 Aktualität/Periodizität
4.3 Multimedialität/Speicherkapazität
4.4 Interaktivität
4.5 Hypertextualität
4.6 Globalität
5. AZ online als Qualitätsmaßstab: Zusammenfassung und Schlussbetrachtung
6. Quellen- und Literaturverzeichnis
„Die Allgemeine Zeitung ist ein Luxusprodukt für einen übersichtlichen, aber festen Leserkreis. Wir verstehen uns als Botschafter deutscher Sprache und Kultur – und das seit fast 90 Jahren.“
Stefan Fischer, Chefredakteur der Allgemeinen Zeitung
1. Zielformulierung
Im Zeitungsgeschäft schreitet die Verknüpfung der klassischen Printausgabe mit einem eigenen Online-Angebot im World Wide Web rasant voran. „Webpräsenz ist in unserer Medienlandschaft keine Zusatzoption mehr (...)“[1], heißt es in einer aktuellen Analyse von deutschen Zeitungen im Internet. Dabei gibt es erhebliche Unterschiede, wie Verlage und Redaktionen ihre Online-Auftritte gestalten. Gegenwärtig konkurrieren mehr als 600 deutsche Zeitungswebsites auf dem Markt des Online-Journalismus.[2] Ein einheitliches Konzept ist nicht erkennbar, „bis heute wird nach stabilen Erfolgsstrategien gesucht“.[3] Nach welchen Qualitätskriterien werden Zeitungswebseiten erstellt? Inwieweit werden dabei die Erwartungen der Zielgruppe berücksichtigt? Das sind die zentralen Fragen, die in diesem Beitrag am Beispiel des tagesaktuellen Online-Angebots der Allgemeinen Zeitung (AZ online) des südwestafrikanischen Staates Namibia behandelt werden sollen.
AZ online, ein auf Deutsch publiziertes und angesichts steigender Klickzahlen erfolgreich agierendes Internet-Medium, gilt in der globalisierten Medienlandschaft als Exot mit besonderer Bedeutung: Im Web-Adressbuch für Deutschland wird die AZ-Homepage als eine der 6000 wichtigsten deutschen Internet-Adressen genannt.[4] Der vorliegende Beitrag befasst sich nach einer Erläuterung der Entstehung der AZ-Print- und Internetausgabe mit den Qualitätsstandards von AZ online – Universalität, Aktualität/Periodizität, Multimedialität/Speicherkapazität, Interaktivität, Hypertextualität und Globalität. Die Arbeit entstand im Juni 2006 während eines dreimonatigen Praktikums in der Sportredaktion der Allgemeinen Zeitung in Namibia und soll als Denkanstoß für die Entwicklung eines neuen Online-Angebots am Dortmunder Institut für Journalistik dienen. Die wesentlichen Informationen über AZ online beruhen auf einem im Mai 2005 geführten Interview mit AZ-Chefredakteur Stefan Fischer.
2. Allgemeine Zeitung (AZ) – Grundlagen und Eckdaten
2.1 Gründungsphase und Geschichte
Die Allgemeine Zeitung (AZ) gilt mit ihrer 90 Jahre alten Tradition als älteste Tageszeitung Namibias und als einzige deutschsprachige auf dem afrikanischen Kontinent. Ihre Gründung beruht auf den historischen Auswirkungen des 1. Weltkriegs. Bei Kriegsausbruch verlor das deutsche Kaiserreich die Kontrolle über seine Kolonie Deutsch-Südwest-Afrika an das südafrikanische Militär. Dieses untersagte ab Mitte 1915 die Publikation sämtlicher Zeitungen, die von der deutschen Kolonialmacht im so genannten Schutzgebiet herausgegeben worden waren. Mit Erlaubnis der Südafrikaner gründete sich am 22. Juli 1916 der Kriegsbote, ein Vorläufer der AZ, der zensierte Lokalmeldungen veröffentlichte.[5]
Der im November 1918 unterzeichnete Waffenstillstandsvertrag hatte zur Folge, dass in Deutsch-Südwest-Afrika etwa 4000 Deutsche, überwiegend Beamte und Soldaten, von den südafrikanischen Militärs außer Landes gewiesen wurden. Die deutsche Zivilbevölkerung blieb von der Deportation verschont, damit war das Fortbestehen des Kriegsboten gesichert. Das Blatt benannte sich am 1. August 1919 in Allgemeine Zeitung um. Dieser Titel ist abgesehen von einer zweiten Umbenennung (1939-1943) erhalten. In ihrer politischen Ausrichtung durchlebte die Allgemeine Zeitung nach dem 2. Weltkrieg unterschiedliche Phasen. Zunächst befasste sie sich in den 1950er Jahren mit dem erstarkenden Nationalismus unter den Schwarzen, bevor sie bis Mitte der 1970er Jahre die Apartheidspolitik der Südafrikaner unterstützte. Als sich Tendenzen zur Unabhängig-keit abzeichneten, versuchte die AZ ihre Leserschaft moderat auf die Veränderungen in Gesellschaft und Politik vorzubereiten.
2.2 Marktposition heute und Zielgruppe
Die AZ erscheint landesweit fünfmal pro Woche, jeweils montags bis freitags, mit einer Auflage zwischen 5500 und 6500 Exemplaren. Ein kleiner Teil, mehrere hundert Stück, geht nach Südafrika und an Leser in Deutschland. Der Seitenumfang einer Ausgabe beträgt 12 bis 16 Seiten, je nach Anzeigenvolumen auch mehr als 20 Seiten, die in zwei Redaktionen von insgesamt elf Redakteuren produziert werden. Die AZ-Chefredaktion befindet sich in Namibias Hauptstadt Windhoek (350.000 Einwohner). Ein Außenbüro unterhält das Blatt in der zweitgrößten Stadt Swakopmund (22.000 Einwohner).[6]
Der Fokus der AZ-Berichterstattung liegt auf drei Bereichen: (a) Namibische Themen werden eigenständig recherchiert, bei (b) afrikanischen und (c) internationalen greift die Redaktion mangels eigener Korrespondenten auf das Angebot der Deutschen Presseagentur zurück. Abgedeckt werden die Ressorts Politik, Wirtschaft, Kultur, Lokales, Sport und Gesellschaft. In ihrem Selbstverständnis bezeichnet sich die AZ als „namibische Zeitung“. Ihr selbst gegebener Arbeitsauftrag lautet, mit einer kritischen Berichterstattung in Wort und Bild die junge demokratische Kultur Namibias und die Pressefreiheit des Landes zu fördern. Als Zielgruppe definiert die AZ alle deutschsprachigen Menschen Namibias, aber auch solche im Ausland. In Namibia hat die AZ etwa 20 000 Leser, die neben Deutsch häufig auch die Amtssprache Englisch und Afrikaans beherrschen. Diese Multi-Lingualität führt dazu, dass AZ-Leser für die Werbewirtschaft interessant sind, Anzeigen werden in diesen drei Sprachen geschaltet.
Auf dem übersichtlichen Medienmarkt Namibias ist die AZ eine von insgesamt vier unabhängigen Tageszeitungen.[7] Zu den Mitbewerbern zählt das afrikaanssprachige Blatt „Republikein“ (Auflage: ca. 20.000) und die auf Englisch publizierten Periodika „The Namibian“ (Auflage: 19.000 bis 20.000) und „New Era“ (Auflage: ca. 5000). Die AZ wird zusammen mit dem „Republikein“ und „The Namibian“ in der Druckerei Newsprint Namibia hergestellt und gehört wie die „Republikein“ zu 100 Prozent zur namibischen Medienverlagsgruppe „Democratic Media Holdings“. Zehn Jahre lang war die AZ wirtschaftlich angeschlagen. Erst seit 2004 schreibt sie wieder schwarze Zahlen, nachdem Inhalt, Qualität und Vertrieb des Blattes verbessert wurden.
[...]
[1] BRAUN, Katrin: Klicken statt blättern: Deutsche Zeitungen im Internet. In: RAGER, Günther; GRAF-SZCZUKA, Karola; HASSEMER, Gregor; SÜPER, Stefanie: Zeitungsjournalismus, UVK Verlag, Konstanz 2006, S. 74.
[2] Vgl. Webseite des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV), URL:
http://www.bdzv.de/zeitungswebsites.html (Stand: 19.06.06, 20.15 Uhr)
[3] BRAUN: a.a.O., S. 69.
[4] Vgl. WEBER, Mathias: Das Web-Adressbuch für Deutschland 2006. m.W. Verlag, Frankfurt am Main, 20069.
[5] Vgl. Webseite der Allgemeinen Zeitung, URL: http://www.az.com.na/index.php?identifier=1079913734&page=us/profil.html&PHPSESSID=bddaf755c2424a1b912265e83e1e3f14 (Stand: 02.06.06, 12:15 Uhr); vgl. auch: N.N. (a): „Jeder nimmt zehn Schwarze mit ins Grab“. In: Der Spiegel, Nr. 45/1976, S. 130-145; N.N. (b): Südafrika: „Die Buren haben Angst“. In: Der Spiegel, Nr. 27/1976, S. 84-95.
[6] vgl. Web-Seite der Allgemeinen Zeitung, URL: a.a.O.
[7] Das namibische Boulevardblatt „The Observer“ steht nicht direkt in Konkurrenz zur AZ und wird deshalb für diese Arbeit ausgeklammert
- Arbeit zitieren
- Dipl.-Journ. Michael Schulte (Autor:in), 2006, Allgemeine Zeitung online. Qualitätsstandards im Online-Journalismus am Beispiel der Allgemeinen Zeitung (Namibia), München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62410
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