Man kann auf unterschiedliche Art und Weise versuchen, eine Geschichte der Moderne zu rekonstruieren und somit zu konstituieren. Es kommt hierbei sowohl auf den Aspekt an, auf den man sich bei einem solchen Versuch konzentriert (wobei der jeweils gewählte niemals isoliert von anderen möglichen Aspekten betrachtet werden kann, so sind hier in etwa begriffsgeschichtliche, philosophietheoretische und ästhetische Betrachtungsweisen zu nennen), als auch auf die Zielsetzung einer solchen Betrachtung, welche deren Fokus bestimmt. Der gewählte Bereich sollte Maßgebliches des Bedeutungskomplexes und dessen Entwicklung beeinhalten, beziehungsweise widerspiegeln, während die Zielsetzung, welche meist ohne dadurch an Einfluss zu verlieren implizit vorgenommen wird, wohl Antrieb eines solchen Unterfangens ist. Die von Jürgen Habermas veröffentlichten Vorlesungen „der philosophische Diskurs der Moderne“ beinhalten als solches Ziel seine Theorie der kommunikativen Vernunft, zu welchem seine geistesgeschichtlichen Betrachtungen, die von Hegel bis zu Foucault reichen, hinstreben.Wie aus dem Titel ersichtlich, ist der Bereich, in welchem er seinen Diskurs der Moderne verortet, der philosophischer Überlegungen. Das Kapitel „Eintritt in die Postmoderne: Nietzsche als Drehscheibe“ nimmt hierbei eine zentrale Rolle ein. Habermas entwickelt die Beschreibung der Entwicklung einer philosophischen Problemstellung und deren Lösungsansätze. Es entsteht hierbei eine Geschichte der Subjektphilosophie, in welcher dem Verstand durch gesellschaftliche und politische Veränderungen eine zuvor ungeahnte Bedeutung zukommt, in welcher dieser mit der Anforderung, sinnzuschreibende Funktion zu haben, welche zuvor etwa der Religion zuzuschreiben war, konfrontiert wird. Die Rolle des Wirkens Nietzsches wird hierbei als maßgeblicher Impuls dargestellt, der, nach den Versuchen früherer Denker, diese Problematik durch Verstandeskonzepte lösen zu wollen, den Weg zur Postmoderne bereitet. Im Folgenden werde ich versuchen, Habermas’ Ausführungen zur Funktion Nietzsches in diesem Diskurs nachzuvollziehen. Ich halte mich hierbei an die Gliederung der veröffentlichten Vorlesung und werde am Ende jedes Kapitels die Überlegungen Habermas’ mit kritischen Fragestellungen kontrastieren. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kapitel I
- Kapitel II
- Kapitel III
- Kapitel IV
- Schlußüberlegung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Zusammenfassung analysiert Jürgen Habermas' Kapitel „Eintritt in die Postmoderne: Nietzsche als Drehscheibe“ aus seinem Werk „Der philosophische Diskurs der Moderne“. Sie untersucht, wie Habermas Nietzsches Philosophie im Kontext der Subjektphilosophie und der Dialektik der Aufklärung positioniert, um die Entstehung der Postmoderne zu erklären.
- Nietzsches Kritik an der Moderne und der historischen Bildung
- Die Dialektik der Aufklärung als Schlüsselfaktor in Habermas' Analyse
- Nietzsches „utopische Einstellung“ und die Rolle der Kunst
- Die Bedeutung des Dionysischen in Nietzsches Philosophie
- Die Herausforderungen und Chancen der Postmoderne
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel I
Habermas beginnt mit einer Analyse von Hegels und dessen Schülern, die im Kontext der Aufklärung eine „Dialektik der Aufklärung“ suchen, um der Vernunft eine sinnstiftende Rolle zuzuweisen. Er stellt fest, dass Nietzsche diese Denkweise ablehnt und stattdessen eine „Verabschiedung“ der Dialektik der Aufklärung vorschlägt. Nietzsche kritisiert die Moderne als eine Epoche unter vielen in der Geschichte der Rationalisierung und betont gleichzeitig ihre Zukunftsbezogenheit.
Als wichtige Strategie identifiziert Habermas Nietzsches Einsatz der Kunst als Medium, in dem sich das Archaische und Moderne begegnen. Nietzsche schlägt vor, die starren Kräfte der sozialen Integration durch eine „ästhetisch erneuerte Mythologie“ zu lösen, wobei er sich auf das Motiv des Dionysischen bezieht.
Kapitel II
Habermas untersucht Nietzsches Kritik an der „historischen Bildung“ und seine Suche nach den Ursprüngen der Geschichte. Er argumentiert, dass Nietzsche die Moderne als „Unzeitgemäße Betrachtungen“ betrachtet und somit einen „Ausweg“ aus der historischen Bildung sucht. Die Kunst, insbesondere die Tragödie, wird als Mittel der „Mythologie“ und der Überwindung des Historismus vorgestellt.
Kapitel III
Habermas konzentriert sich auf die Rolle des Dionysischen in Nietzsches Werk. Er betont, dass Nietzsche die „utopische Einstellung“ des Dionysischen als „kommenden Gott“ sieht und sich gleichzeitig von der romantischen Verwendung des Dionysos-Motivs abgrenzt.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter in diesem Kapitel sind: Dialektik der Aufklärung, Subjektphilosophie, Moderne, Postmoderne, Nietzsche, Dionysos, Kunst, Mythologie, historische Bildung, Rationalisierung, Utopie, Geschichte.
- Quote paper
- Andreas Schuster (Author), 2006, Eintritt in die Postmoderne: Nietzsche als Drehscheibe, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62360