Noch heute sind Niccolò Machiavellis Thesen bei Philosophen wie Politikwissenschaftlern gleichermaßen umstritten. Machiavelli polarisiert – und das macht sein Werk interessant. Seine politischen Überlegungen fanden zu seinen Lebzeiten kaum Beachtung und waren doch bald danach in aller Munde. Die einen sahen in ihm einen Propagandisten tyrannischer Machthaber, den anderen galt er als Feind der Tyrannen, weil er deren unmoralische Praktiken öffentlich bekannt gemacht und so aufgedeckt habe . In jedem Fall, brachte Machiavelli einen neuen Realismus in die politische Diskussion ein und beschrieb die Politik so, wie sie schon lange betrieben wurde. Den Erhalt der Macht mit allen Mitteln machte er zum Ziel – eine Theorie, die schon lange vor ihm zur Praxis geworden war. Doch welche ideellen Ziele strebte Machiavelli an? Stand er wirklich allein auf Seiten der Herrschenden und legitimierte alle Gewalt gegen das niedere Volk? Im Verlauf werden wir sehen, dass Machiavellis Vorschläge differenziert betrachtet werden müssen, um zu erkennen, dass er keineswegs ein Menschenfeind war, sondern versuchte, die Dinge gnadenlos realistisch zu betrachten und daraus seine Schlüsse zu ziehen.
Dem Realisten Machiavelli gegenüber standen und stehen Idealisten und Utopisten, die moralische Ziele für politisches Handeln ausgaben und die Herrscher an Ethik und Religion gebunden sahen. Ein sehr interessanter Vertreter der Utopisten ist Tommaso Campanella, der seine Ideale Illusion mit realen politischen Analysen mischte. So beschrieb er ein fernes Ziel, den „Sonnenstaat“ unter der päpstlichen Herrschaft, konnte aber keine konkreten Handlungsvorschläge zum Erreichen des Ziels machen.
Die lange Tradition des Konflikts zwischen Utopisten und Realisten betrachtet, stellt sich die Frage, mit welchen Theorien „mehr anzufangen“ ist? Abschließend werde ich versuchen, auf diese Frage eingehen.
Inhalt
1. Einleitung
1.1 Machiavelli polarisiert
1.2 Reale Ilussionen
2. Hauptteil
2.1 Machiavellis politische Karriere
2.2 Machiavellis Hauptwerk
2.3 Lebenslanges Schwanken
2.4 Machiavelli in der Nachbetrachtung
2.5 Stein des Anstoßes
2.6 Tommaso Campanella
3. Schlussfolgerungen
3.1 Wegbereiter für Philosophen der Neuzeit
4. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Machiavelli polarisiert
Noch heute sind Niccolò Machiavellis Thesen bei Philosophen wie Politikwissenschaftlern gleichermaßen umstritten. Machiavelli polarisiert – und das macht sein Werk interessant. Seine politischen Überlegungen fanden zu seinen Lebzeiten kaum Beachtung und waren doch bald danach in aller Munde. Die einen sahen in ihm einen Propagandisten tyrannischer Machthaber, den anderen galt er als Feind der Tyrannen, weil er deren unmoralische Praktiken öffentlich bekannt gemacht und so aufgedeckt habe[1]. In jedem Fall, brachte Machiavelli einen neuen Realismus in die politische Diskussion ein und beschrieb die Politik so, wie sie schon lange betrieben wurde. Den Erhalt der Macht mit allen Mitteln machte er zum Ziel – eine Theorie, die schon lange vor ihm zur Praxis geworden war. Doch welche ideellen Ziele strebte Machiavelli an? Stand er wirklich allein auf Seiten der Herrschenden und legitimierte alle Gewalt gegen das niedere Volk? Im Verlauf werden wir sehen, dass Machiavellis Vorschläge differenziert betrachtet werden müssen, um zu erkennen, dass er keineswegs ein Menschenfeind war, sondern versuchte, die Dinge gnadenlos realistisch zu betrachten und daraus seine Schlüsse zu ziehen.
1.2 Reale Ilussionen
Dem Realisten Machiavelli gegenüber standen und stehen Idealisten und Utopisten, die moralische Ziele für politisches Handeln ausgaben und die Herrscher an Ethik und Religion gebunden sahen. Ein sehr interessanter Vertreter der Utopisten ist Tommaso Campanella, der seine Ideale Illusion mit realen politischen Analysen mischte. So beschrieb er ein fernes Ziel, den „Sonnenstaat“ unter der päpstlichen Herrschaft, konnte aber keine konkreten Handlungsvorschläge zum Erreichen des Ziels machen.
Die lange Tradition des Konflikts zwischen Utopisten und Realisten betrachtet, stellt sich die Frage, mit welchen Theorien „mehr anzufangen“ ist? Abschließend werde ich versuchen, auf diese Frage eingehen.
2. Hauptteil
2.1 Machiavellis politische Karriere
Niccolò Machiavelli wurde am 3. Mai 1469 in Florenz geboren. Sein Vater arbeitete in verschiedenen mittelitalienischen Stätten als Jurist und Kämmerer und verdiente ein eher bescheidenes Einkommen. Dennoch ermöglichte er seinem Sohn eine sorgfältige Erziehung und Ausbildung bei unterschiedlichen Lehrern der lateinischen Grammatik[2]. So beschäftigte sich Machiavelli schon in jungen Jahren viel mit den Texten römischer Moralphilosophen und Historiker und erwarb den strengen klassischen Stil, der seine Werke kennzeichnet. Im Sommer 1498 begann seine politische Karriere. Als Sekretär der 2. Kanzlei war er für die Ausfertigung von Schriftstücken der inneren Verwaltung zuständig. Wenig später wurde er zum Sekretär des Rats der Zehn gewählt und leitete die Außen- und Verteidigungspolitik der Republik Florenz[3]. In seiner Rolle unternahm er zahlreiche Gesandtschaften an italienische und europäische Höfe, unter anderem zum französischen König, zum deutschen Kaiser und zu Cesare Borgia, dem Sohn Papst Alexanders VI., der die Herrschaft in der Romagna an sich gerissen hatte[4]. Die Beobachtungen, die Machiavelli während seiner Reisen und bei den Gesprächen mit den Mächtigen seiner Zeit machte, flossen später in sein Werk ein.
Als Zuständiger für das Florentiner Militär stellte Machiavelli eine aus der Landbevölkerung rekrutierte Miliz auf und ersetzte damit das, zu jener Zeit übliche, Söldnerheer. Grund war das militärische Versagen der Söldner, die das abgefallene Pisa nicht zurückerobern konnten und die hohen Kosten der Berufskämpfer. Der Höhepunkt von Machiavellis politischer Karriere war die Rückeroberung Pisas durch die Miliz 1509[5].
1512 kehrten die Medici mit Hilfe spanischer Truppen nach Florenz zurück. Machiavelli wurde abgesetzt und 1513 unter dem Verdacht an einer Verschwörung gegen die Medici beteiligt zu sein, verhaftet. Trotz Folter ergaben sich jedoch keine Anhaltspunkte für die Verschwörungstheorie und Machiavelli wurde entlassen und auf sein Landgut in Sant’ Andrea bei Florenz verbannt[6].
Bereits während seiner politisch aktiven Zeit verfasste Machiavelli erste politische Schriften, in denen er sich als scharfer Beobachter politischer Verhältnisse und Entwicklungen erwies. So schrieb er einen programmatischen Entwurf zur Aufstellung einer Miliz und Denkschriften über die Möglichkeiten zur Durchsetzung der Florentiner Herrschaft, seine wichtigsten Werke entstanden jedoch erst nach Ende seiner Amtszeit entstanden.
2.2 Machiavellis Hauptwerk
Die Untätigkeit die Machiavelli durch die Verbannung aufgezwungen war, nutzte er zu intensiven Studien und zur Entwicklung seiner wichtigsten Werke. Er verglich seine politischen Erfahrungen mit den Schriften der antiken Historiker und ließ als dritte Dimension, die sonst in den Politikwissenschaften der Renaissance selten Beachtung fand, die Perspektive der einfachen Bürger, der Holzfäller und Bauern, einfließen. Jeden Tag sprach Machiavelli mit Vorbeiziehenden über politische Ereignisse, erfuhr so Neuigkeiten und erforschte das Politikverständnis des kleinen Mannes. Dem in der Wissenschaft üblichen „Blick von oben“, von den Herrschern auf die Beherrschten, setzte er den „Blick von unten“ entgegen und entwickelte so seinen politischen Realismus[7]. In seinem wichtigsten Werk, „Principe“, machte er deutlich, dass er die Dinge betrachte „wie sie sind“ und nicht „wie sie sein sollen“ (Princ., XV)[8].
Den „Principe“ widmete Machiavelli Lorenzo de’Medici in der Hoffnung, unter den neuen Herrschern ein politisches Amt zu erlangen. Nach Lorenzo de’Medicis Tod kam es in den Jahren 1519 und 1520 in Florenz zu einer Verfassungskrise, da es keinen Angehörigen der Medicis mehr gab, der die Macht in der Stadt hätte ausüben können.[9] Papst Leo X. (Giovanni de’Medici) und Kardinal Giulio de’Medici suchten nach Möglichkeiten für eine Verfassungsreform und baten um Vorschläge. Machiavellis Vorschlag sah vor, den Medicis zu ihren Lebzeiten die Herrschaft zu sichern, nach ihrem Tod sollte die Macht jedoch an das Volk zurückgegeben werden. Die Medicis schenkten Machiavellis Entwurf keine Beachtung, da sie ihre zukünftige Macht nicht limitieren lassen wollten. Auch bei den anderen Angehörigen des Herrscherhauses stieß Machiavelli auf Ablehnung: Sie lehnten die Machtübergabe ans Volk ab und wollten unbefristet als Oligarchie herrschen. Machiavelli hatte in seinem Vorschlag zwar Zugeständnisse an die Herrschenden gemacht, aber nicht verleugnet, dass er als Ziel der Republik zustrebte. Sein Versuch sich wieder in die aktive Politik zu etablieren schlug fehl[10].
[...]
[1] Vgl. Münkler, Herfried: Staatsraison und politische Klugheitslehre. In: Fetscher, Iring und Münkler, Herfried (Hrsg.): Pipers Handbuch der politischen Ideen. Band 3.
[2] Vgl. Münkler, Herfried, a.a.O.,
[3] Vgl. Microsoft Encarta 2000 Plus. Suchwort: Machiavelli
[4] Vgl. Münkler, Herfried, a.a.O.,
[5] Vgl. Ebenda.
[6] Vgl. Ebenda.
[7] Vgl. Münkler, Herfried, a.a.O.,
[8] Vgl. Ebenda.
[9] Vgl. Ebenda.
[10] Vgl. Ebenda.
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