Thomas Mann, der am 6. Juni 1875 in Lübeck geboren wurde und am 12. August 1955 in Zürich starb, zählt noch heute zu den bekanntesten Autoren Deutschlands und erhielt 1929 den Nobelpreis für Literatur. So bekannt Thomas Mann auch als Schriftsteller und Literat war und ist, seine Beziehung zu anderen Medien, wie zum Beispiel dem Film, findet in der Öffentlichkeit noch weithin wenig Beachtung. Als das Medium Film neu erfunden wurde, war Thomas Mann gerade ungefähr 20 Jahre alt. Er erlebte es also nicht, wie nachfolgende Generationen, als etwas selbstverständliches, sondern begegnete dem neuen Medium und seinen Möglichkeiten als Erwachsener. Diese Arbeit möchte sich dem Verhältnis von Thomas Mann zu dem zu seiner Zeit modernen Medium Film widmen. Hierbei wird deutlich werden, dass Thomas Manns Einstellung sich mit der Zeit deutlich verändert und viele Stufen der Entwicklung, die teilweise zu kontrastierenden Meinungsbildern führten, durchlaufen hat. Es ist kein klares Bild, was Thomas Mann seiner Nachwelt über seine Haltung zum Film hinterlässt. Sehr stark ist das Verhältnis der beiden auch durch das zeitgeschichtliche Geschehen geprägt. In der bisherigen Forschung wurde meist der Fehler gemacht nicht zwischen öffentlichen und privaten Äußerungen des Schriftstellers Mann zu unterscheiden, so dass oftmals ein sich widersprechendes Bild entstand. In der neueren Forschung, so zum Beispiel bei Peter Zander, wird peinlich genau zwischen diesen beiden Formen der Äußerung unterschieden. Auch ich möchte diese Linie in meiner Arbeit weiterverfolgen. Ich unterscheide deshalb zwischen drei Positionen die Mann gegenüber dem Film einnimmt. Einmal ist das die Rolle, die dieser in den Werken Manns einnimmt, zum anderen Thomas Manns persönliche Haltung, sowie als dritten Punkt die Haltung Manns zur Verfilmung seiner eigenen Werke, von denen er nur einzelne zu Lebzeiten verwirklicht sah. Alles in allem lässt sich schon im Voraus bestimmen, dass Thomas Mann eine äußerst aktive Auseinandersetzung mit dem Film gelebt hat. Dies beweisen allein schon die zahlreichen Einträge in seine Tagebücher, die das neue Medium zum Thema haben: 619 sind dem Film gewidmet, 286 davon zeichnen allein Kinogänge auf, wovon 80 nur bruchstückhaft festgehalten sind, während 206 sogar eine Identifizierung des gesehenen Films möglich machen. Insgesamt verändert sich Thomas Manns Einstellung zum Film im Laufe seines Lebens radikal. [...]
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einführung
- 2 Der Film in den Werken Manns
- 3 Thomas Manns Haltung zum Kino
- 4 Manns Haltung zur Verfilmung seiner Werke
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht Thomas Manns Verhältnis zum Film, ein Aspekt seines Lebens und Schaffens, der in der Öffentlichkeit bisher wenig Beachtung gefunden hat. Sie analysiert die Entwicklung seiner Haltung zum Film über die Jahre und differenziert zwischen seinen persönlichen Meinungen, den im Werk dargestellten Ansichten und seiner Position zur Verfilmung seiner eigenen Werke. Die Arbeit vermeidet die Vermischung öffentlicher und privater Äußerungen Manns, um ein differenziertes Bild zu zeichnen.
- Thomas Manns Entwicklung seiner Haltung zum Film
- Die Darstellung des Films in Manns Werken
- Die Unterscheidung zwischen Manns persönlichen Ansichten und den im Werk dargestellten Positionen
- Manns Haltung zur Verfilmung seiner Werke
- Der Einfluss des zeitgeschichtlichen Kontextes auf Manns Filmrezeption
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einführung: Diese Einleitung stellt Thomas Mann und sein Werk vor und hebt die bislang wenig beachtete Relevanz seines Verhältnisses zum Film hervor. Sie begründet die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung, die zwischen öffentlichen und privaten Äußerungen Manns unterscheidet, und kündigt die dreiteilige Struktur der Arbeit an: die Rolle des Films in Manns Werken, seine persönliche Haltung und seine Position zur Verfilmung seiner eigenen Werke. Die Einleitung betont den Wandel von Manns Einstellung zum Film über seinen Lebenslauf und kündigt eine Analyse dieses Entwicklungsprozesses an. Sie verweist auf die umfangreichen Tagebucheinträge Manns zum Thema Film als Beleg für dessen intensive Auseinandersetzung mit dem Medium.
2 Der Film in den Werken Manns: Dieses Kapitel analysiert die Darstellung des Films in Thomas Manns Werken. Es betont die Notwendigkeit, zwischen Manns persönlicher Meinung und den im Werk dargestellten Ansichten zu unterscheiden. Am Beispiel einer Passage aus dem "Zauberberg" wird gezeigt, wie die vermeintliche Kritik am Film tatsächlich die damaligen Vorurteile und Argumente gegen das Medium widergibt. Der Erzähler kritisiert technische Mängel, die anspruchslose Wirkung auf das Publikum und die fehlende Ursprünglichkeit. Es wird herausgearbeitet, dass der Kinobesuch im "Zauberberg" im Kontext der beklemmende Situation der Todeskandidaten steht und nicht primär dem Film gewidmet ist. Weiterhin wird die Darstellung des Kinos in "Mario und der Zauberer" und "Unordnung und frühes Leid" behandelt, wo es als Medium der unteren Bevölkerungsschichten präsentiert wird.
Schlüsselwörter
Thomas Mann, Film, Kino, Verfilmung, Literatur, Medien, Kunst, Zeitgeschichte, "Der Zauberberg", "Mario und der Zauberer", "Unordnung und frühes Leid", Kinokritik, Vorurteile, Ästhetik.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu: Thomas Manns Verhältnis zum Film
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit untersucht Thomas Manns Verhältnis zum Film – ein Aspekt seines Lebens und Schaffens, der bisher wenig Beachtung gefunden hat. Sie analysiert die Entwicklung seiner Haltung zum Film über die Jahre und differenziert zwischen seinen persönlichen Meinungen, den im Werk dargestellten Ansichten und seiner Position zur Verfilmung seiner eigenen Werke.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Entwicklung von Manns Haltung zum Film, die Darstellung des Films in seinen Werken, die Unterscheidung zwischen seinen persönlichen Ansichten und den im Werk dargestellten Positionen, seine Haltung zur Verfilmung seiner Werke und den Einfluss des zeitgeschichtlichen Kontextes auf Manns Filmrezeption.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit und worum geht es in ihnen?
Die Arbeit gliedert sich in mehrere Kapitel. Die Einleitung stellt Thomas Mann und sein Werk vor und begründet die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtung seines Verhältnisses zum Film. Kapitel 2 analysiert die Darstellung des Films in Manns Werken, insbesondere in "Der Zauberberg", "Mario und der Zauberer" und "Unordnung und frühes Leid", wobei die Unterscheidung zwischen Manns persönlicher Meinung und den im Werk dargestellten Ansichten im Fokus steht. Weitere Kapitel könnten sich mit seiner persönlichen Haltung zum Film und seiner Position zur Verfilmung seiner Werke befassen (genaue Kapitelüberschriften aus dem Inhaltsverzeichnis entnommen).
Wie differenziert die Arbeit zwischen Manns öffentlichen und privaten Äußerungen?
Die Arbeit vermeidet die Vermischung öffentlicher und privater Äußerungen Manns, um ein differenziertes und präzises Bild seines Verhältnisses zum Film zu zeichnen. Sie berücksichtigt dabei den Wandel seiner Einstellung zum Film über seinen Lebenslauf.
Welche Quellen werden verwendet?
Die Arbeit stützt sich unter anderem auf Thomas Manns umfangreiche Tagebucheinträge zum Thema Film, die seine intensive Auseinandersetzung mit dem Medium belegen. Die Analyse der literarischen Werke Manns spielt ebenfalls eine zentrale Rolle.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Thomas Mann, Film, Kino, Verfilmung, Literatur, Medien, Kunst, Zeitgeschichte, "Der Zauberberg", "Mario und der Zauberer", "Unordnung und frühes Leid", Kinokritik, Vorurteile, Ästhetik.
Für wen ist diese Arbeit gedacht?
Diese Arbeit ist für ein akademisches Publikum gedacht, das sich für Thomas Mann, Filmgeschichte und die Medienrezeption in der Literatur interessiert. Die Arbeit eignet sich für eine strukturierte und professionelle Analyse der Thematik.
- Quote paper
- Anna Tröndle (Author), 2006, Thomas Mann und der Film, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/62121