Die politische Entwicklung Zimbabwes wird in Europa seit mehreren Jahren mit zunehmendem Interesse und gleichermaßen zunehmender Skepsis verfolgt. Bescheinigte man dem Land nach Erlangung der Unabhängigkeit zunächst positive Zukunftschancen und eine "pragmatische Wirtschafts- und Gesellschaftspolitik [..., die...] im früheren Apartheidsstaat zu einer fast problemlosen Aussöhnung der Rassen geführt, einen Massenexodus der Weißen sowie einen wirtschaftlichen Niedergang verhindert" habe, so änderte sich Ende der neunziger Jahre der Tonfall: Es wird geklagt über ein autokratisches Regime, einen bankrotten Staat, schlechte Versorgungslage, Einschränkungen der Pressefreiheit, Repressionen gegen die Opposition, Wahlmanipulation, zunehmende und von der Regierung geschürte Ressentiments gegen Weiße, über wilde Landbesetzungen und illegale Enteignungen.
Diese Arbeit soll zum Verständnis der verfahrenen Situation beitragen, indem sie die Landrechtsfrage als zentrales Element der zimbabwischen Probleme erörtert. Aufbauend auf einem historischen Überblick über die Entwicklung der Landzugangs- und Landnutzungsstruktur in vorkolonialer Zeit, während der Kolonialzeit und nach der Unabhängigkeit sollen die Kernpunkte der aktuellen Landreform vorgestellt werden. Durch die Erläuterung der historischen Bezüge und Legitimation dieser Kernpunkte wird übergeleitet auf einen Überblick über die Positionen und Argumentationslinien der am Prozess beteiligten.
Abschließend soll der Frage nachgegangen werden, ob der Konflikt um die Landverteilung ein Erklärungsmodell für die derart umgeschwungene Wahrnehmung zimbabwischer Politik sein kann.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Untersuchungsgegenstand, Erkenntnisinteresse
- Zur Terminologie
- Vorkoloniale Siedlungs-, Wirtschafts- und Landnutzungsstrukturen
- Ethnische Bevölkerungsstruktur, Wanderbewegungen
- Die vorkoloniale Wirtschaft: Ackerbau, Viehzucht, Handel
- Vorkoloniale Landverteilungs- und Anspruchrechtfertigungsmuster
- Der Einfluß der Kolonialisierung
- 1884-1903/1908: Britische Landnahme und Bodenspekulation
- 1908 - 1930: Die Entwicklung zur Siedlerkolonie und der Land Apportionment Act
- 1930 – 1980: Landzugangsrechte in Rhodesien bis zur Unabhängigkeit als Zimbabwe
- Landreform-Versuche nach der Unabhängigkeit: Pläne, Probleme und politische Kontroversen
- 1980-1990/92: Das Land Reform and Resettlement Programme unter den Bedingungen der Lancaster-House-Verfassung
- 1992 – 1998: Das Land Reform and Resettlement Programme nach dem Land Acquisition Act
- Seit 1998: Geberkonferenz und Fast Track Resettlement Phase
- Akquisitions- und Verteilungsmodi des aktuellen Landreformkonzeptes
- Kriterien für die Akquisition
- Kategorien für die Neuvergabe
- Historische Anknüpfungspunkte
- Konfliktpunkte und Argumentationslinien
- Position der zimbabwischen Regierung
- Position Großbritanniens
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Landrecht in Simbabwe und den historischen Hintergründen des politisierten Konflikts um Landverteilung im Land. Durch die Analyse der Entwicklung der Landzugangs- und Landnutzungsstruktur von der vorkolonialen Zeit über die Kolonialzeit bis zur Unabhängigkeit soll ein umfassendes Verständnis der aktuellen Landreform in Simbabwe geschaffen werden. Die Arbeit beleuchtet die Positionen und Argumentationslinien der am Prozess beteiligten Akteure und untersucht, ob der Konflikt um die Landverteilung als Erklärungsmodell für die veränderte Wahrnehmung der simbabwischen Politik dienen kann.
- Die historischen Entwicklungen der Landnutzungs- und Landzugangsstrukturen in Simbabwe
- Die Landreform nach der Unabhängigkeit und ihre Herausforderungen
- Die Positionen der beteiligten Akteure im Konflikt um die Landverteilung
- Der Einfluss des Landrechts auf die politische Entwicklung Simbabwes
- Die Problematik der Terminologie im Kontext der Landfrage
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung präsentiert die Zielsetzung und die Relevanz der Untersuchung des Landrechts in Simbabwe im Kontext der aktuellen politischen Entwicklungen. Es wird die Notwendigkeit der Analyse der Landnutzungs- und Landzugangsstrukturen von der vorkolonialen Zeit bis zur Gegenwart hervorgehoben. Die Arbeit verdeutlicht die Bedeutung der historischen Kontextualisierung, um die aktuelle Landreform und die Konflikte um die Landverteilung besser zu verstehen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit den vorkolonialen Siedlungs-, Wirtschafts- und Landnutzungsstrukturen in Simbabwe. Es werden die ethnische Bevölkerungsstruktur, die Wanderbewegungen und die traditionelle Landnutzung anhand historischer Quellen beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Darstellung der komplexen und dynamischen Entwicklung der Landnutzungsstrukturen vor der Ankunft der Europäer.
Das dritte Kapitel analysiert den Einfluss der Kolonialisierung auf die Landnutzungs- und Landzugangsstrukturen in Simbabwe. Es wird die britische Landnahme, die Entwicklung zur Siedlerkolonie und die Einführung des Land Apportionment Act beleuchtet. Diese Kapitel analysieren die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen, die zur Diskriminierung der indigenen Bevölkerung und zur Konzentration des Landesbesitzes in den Händen der Europäer führten.
Das vierte Kapitel befasst sich mit den Landreform-Versuchen nach der Unabhängigkeit Simbabwes. Es werden die verschiedenen Phasen der Landreform, die jeweiligen politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen sowie die Herausforderungen und Kontroversen beleuchtet. Der Fokus liegt auf der Analyse der Land Reform and Resettlement Programme und der Versuche, den Landbesitz zu redistribuieren.
Schlüsselwörter
Landrecht, Landnutzungsrechte, Landkonflikte, Kolonialismus, Landreform, Landverteilung, Zimbabwe, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Ethnologie, Siedlungsgeschichte, ethnische Gruppen, Landbesitz, Lancaster-House-Verfassung, Land Acquisition Act, Fast Track Resettlement Phase, Konflikte, Argumentationslinien, Positionen.
- Arbeit zitieren
- Nikolai Link (Autor:in), 2002, Landrecht in Zimbabwe: Historische Hintergründe eines politisierten Konflikts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/6185