Die Frage nach der Genese von Schichtstufenlandschaften stellt im Rahmen der geomorphologischen Forschung schon seit dem ausgehenden 19. Jahrhundert eine bedeutsame Frage dar. Das durch die Schichtstufenlandschaft gebildete Mesorelief ist klar charakterisiert durch den scharfen Gegensatz zweier Reliefelemente: den ebenen Stufenflächen und den teils steil geneigten. Dieser augenfällige Gegensatz wirft daher auch zwei Fragenstränge auf, die in den verschiedenen Deutungsansätzen der geomorphologischen Forschung immer wieder erkenntnisleitend waren. So stellt sich zum einen die Frage nach den Faktoren, die zur Bildung des Stufenhangs führen.
Dieser Teilansatz impliziert eine recht deutliche klima-historische Interpretation, da die Kräfte, die zur Hangbildung beitragen, je nach Klimazone stark variieren. Demgegenüber steht die Frage nach den flächenbildenden Prozessen, die zwischen den 50er und den 70er Jahren einen Gelehrtenstreit auslösten. Gegenstand dieses Streits war die Frage, ob die Stufenflächen nun klimageomorphologisch ausgebildete Rumpfflächen oder Schnittflächen im Sinne der „klassischen Schichtstufentheorie“ von SCHMITTHENNER darstellen. Beide Fragekomplexe bedingen sich natürlich gegenseitig und sind nicht voneinander zu trennen, jedoch verändert sich der Forschungsfokus je nachdem welchen der beiden genetischen Aspekte man nun betont.
Im Verlaufe dieser Arbeit soll nun die Entwicklung der Schichtstufenforschung umrissen werden und die verschiedenen Erklärungsansätze im Licht des jeweiligen Selbstverständnisses des Fachs Geomorphologie beschrieben und bewertet werden. Die stetige Diskussion verschiedener Forschungsmeinungen mündet schließlich in dem aktuellen Verständnis von Schichtstufenlandschaften.
Dies darzustellen soll gleichzeitig auch das Ziel dieser Arbeit sein. Allerdings ist das nicht ganz unproblematisch, da gerade seit den letzten beiden Jahrzehnten die Geomorphologie immer mehr in Richtung einer Prozessgeomorphologie tendiert und im Rahmen der Schichtstufenforschung meist nur noch Teilaspekte abgehandelt werden. Die Blütezeit der Schichtstufenforschung endete zu Beginn der 80er Jahre, weshalb das heutige Gesamtverständnis des Themenkomplexes Schichtstufen im Wesentlichen auf die Ergebnisse der Zeit vor den 80er Jahren beruht.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Allgemeine Anmerkungen zu den Schichtstufenlandschaften
- 1.1 Definition des Begriffs der Schichtstufenlandschaft
- 1.2 Funktionale Typologie und Verbreitung
- 1.2.1 Schichttafellandschaften
- 1.2.2 Schichtstufenlandschaften
- 1.2.3 Schichtkammlandschaften
- 2. Frühere Forschung
- 2.1 Erste Erklärungsansätze von Schichtstufen
- 2.2 Die Theorie von DAVIS
- 3. Die Entwicklung der modernen Schichtstufentheorie
- 3.1 Die klassische Schichtstufentheorie von SCHMITTHENNER
- 3.2 Der klimageomorphologische Ansatz
- 3.3 Neuere Erklärungsversuche
- 4. Der aktuelle Stand der Schichtstufenforschung in der Modellvorstellung
- 5. Schematischer Überblick über das südwestdeutsche Schichtstufenland
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit verfolgt das Ziel, die Entwicklung der Schichtstufenforschung darzustellen und die verschiedenen Erklärungsansätze im Kontext des jeweiligen geomorphologischen Verständnisses zu beschreiben und zu bewerten. Der Fokus liegt auf der Entwicklung des Verständnisses von Schichtstufenlandschaften, von den ersten Ansätzen bis zum aktuellen Stand der Forschung. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen und die stetige Weiterentwicklung der Theoriebildung in diesem Bereich.
- Definition und Typologie von Schichtstufenlandschaften
- Frühe Erklärungsansätze und die Theorie von Davis
- Entwicklung der modernen Schichtstufentheorie (Schmitthenner, klimageomorphologischer Ansatz)
- Aktuelle Modellvorstellungen und der Forschungsstand
- Beispiel: Südwestdeutsches Schichtstufenland
Zusammenfassung der Kapitel
1. Allgemeine Anmerkungen zu den Schichtstufenlandschaften: Dieses Kapitel klärt zunächst den Begriff "Schichtstufenlandschaft" und unterscheidet ihn von ähnlichen Begriffen wie Landstufe und Landterrasse. Es betont die Bedeutung der Wechsellagerung von weichen und widerstandsfähigen Gesteinsschichten für die Entstehung dieser Landform und legt den Grundstein für das Verständnis der folgenden Kapitel, indem es die grundlegende Definition und Typologie der Schichtstufenlandschaften etabliert. Die Unterscheidung zwischen morphologischen Begriffen und genetischen Implikationen ist hierbei zentral. Der Begriff "Schichtstufe" impliziert eine spezifische Genese im Gegensatz zum rein morphologischen Begriff "Landstufe".
2. Frühere Forschung: Dieses Kapitel behandelt die frühen Forschungsansätze zur Erklärung von Schichtstufenlandschaften, beginnend mit dem Zeitpunkt, als die Geomorphologie auf gesicherten geologischen Erkenntnissen aufbauen konnte. Ein besonderer Fokus liegt auf der bahnbrechenden Zyklustheorie von Davis, die einen starken Impuls für die weitere Schichtstufenforschung gab und ein prozessuales Verständnis einleitete. Das Kapitel analysiert die Bedeutung dieser frühen Theorien und ihrer Limitationen im Hinblick auf das spätere Verständnis von Schichtstufenlandschaften.
3. Die Entwicklung der modernen Schichtstufentheorie: Dieses Kapitel konzentriert sich auf die "klassische Schichtstufentheorie" von Schmitthenner und den gegensätzlichen klimageomorphologischen Ansatz, der vor allem von Büdel vertreten wurde. Es analysiert die zentralen Argumente beider Ansätze und die daraus resultierende Debatte. Der Fokus liegt auf der Syntheseversuche und der Weiterentwicklung des Verständnisses von Schichtstufenlandschaften im Lichte der gegensätzlichen Theorien. Die Kapitel beleuchtet die Herausforderungen und die stetige Weiterentwicklung der Theoriebildung in diesem Bereich.
4. Der aktuelle Stand der Schichtstufenforschung in der Modellvorstellung: Dieses Kapitel beschreibt den aktuellen Stand der Forschung und die Modellierung von Schichtstufenlandschaften. Es reflektiert die Entwicklung der Geomorphologie hin zu einer Prozessgeomorphologie und diskutiert die Herausforderungen bei der Integration von Teilaspekten zu einem Gesamtverständnis. Der Abschnitt betont, dass das heutige Verständnis maßgeblich auf Erkenntnissen vor den 1980er Jahren basiert, da die Blütezeit der Schichtstufenforschung zu diesem Zeitpunkt endete. Der aktuelle Forschungsstand wird prägnant dargestellt.
5. Schematischer Überblick über das südwestdeutsche Schichtstufenland: Dieses Kapitel verwendet das Südwestdeutsche Schichtstufenland als Beispiel, um den Aufbau einer typischen Schichtstufenlandschaft zu erläutern und die zuvor diskutierten Theorien und Modelle zu illustrieren. Die Wahl dieses Gebiets begründet sich auf seiner Formenvielfalt und seiner Eignung als "Musterbeispiel" für die Diskussion um die Genese von Schichtstufenlandschaften. Das Kapitel dient der Veranschaulichung und Zusammenfassung der zuvor gewonnenen Erkenntnisse.
Schlüsselwörter
Schichtstufenlandschaften, Schichtstufen, Geomorphologie, Schichtstufentheorie, Davis, Schmitthenner, Klimageomorphologie, Prozessgeomorphologie, Rumpfflächen, Schnittflächen, Südwestdeutsches Schichtstufenland, Landformengenese.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Entwicklung der Schichtstufenforschung"
Was ist das Thema des Textes?
Der Text behandelt die Entwicklung der Schichtstufenforschung, von frühen Erklärungsansätzen bis zum aktuellen Forschungsstand. Er beschreibt verschiedene Theorien, bewertet diese und illustriert die Entwicklung des Verständnisses von Schichtstufenlandschaften anhand eines Beispiels aus dem Südwestdeutschen Schichtstufenland.
Welche Kapitel umfasst der Text?
Der Text gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Allgemeine Anmerkungen zu den Schichtstufenlandschaften; 2. Frühere Forschung; 3. Die Entwicklung der modernen Schichtstufentheorie; 4. Der aktuelle Stand der Schichtstufenforschung in der Modellvorstellung; 5. Schematischer Überblick über das südwestdeutsche Schichtstufenland. Jedes Kapitel befasst sich mit einem spezifischen Aspekt der Schichtstufenforschung und deren Entwicklung.
Was wird im ersten Kapitel behandelt?
Kapitel 1 definiert den Begriff "Schichtstufenlandschaft", unterscheidet ihn von ähnlichen Begriffen und beschreibt die grundlegende Typologie. Es betont die Bedeutung der Wechsellagerung von weichen und widerstandsfähigen Gesteinsschichten und legt die Grundlage für das Verständnis der folgenden Kapitel.
Welche frühen Forschungsansätze werden behandelt?
Kapitel 2 beleuchtet frühe Erklärungsansätze, mit besonderem Fokus auf Davis' Zyklustheorie. Es analysiert die Bedeutung und Limitationen dieser frühen Theorien im Hinblick auf das heutige Verständnis von Schichtstufenlandschaften.
Welche modernen Theorien werden verglichen?
Kapitel 3 vergleicht die "klassische Schichtstufentheorie" von Schmitthenner mit dem klimageomorphologischen Ansatz von Büdel. Es analysiert die zentralen Argumente beider Ansätze und die daraus resultierende Debatte.
Wie wird der aktuelle Forschungsstand beschrieben?
Kapitel 4 beschreibt den aktuellen Stand der Forschung und die Modellierung von Schichtstufenlandschaften. Es betont, dass das heutige Verständnis stark auf Erkenntnissen vor den 1980er Jahren basiert und diskutiert die Herausforderungen bei der Integration von Teilaspekten zu einem Gesamtverständnis.
Welches Beispiel wird verwendet?
Kapitel 5 verwendet das Südwestdeutsche Schichtstufenland als Beispiel, um den Aufbau einer typischen Schichtstufenlandschaft zu erläutern und die zuvor diskutierten Theorien und Modelle zu illustrieren.
Welche Schlüsselbegriffe werden im Text verwendet?
Wichtige Schlüsselbegriffe sind: Schichtstufenlandschaften, Schichtstufen, Geomorphologie, Schichtstufentheorie, Davis, Schmitthenner, Klimageomorphologie, Prozessgeomorphologie, Rumpfflächen, Schnittflächen, Südwestdeutsches Schichtstufenland, Landformengenese.
Was ist das Ziel des Textes?
Der Text zielt darauf ab, die Entwicklung der Schichtstufenforschung darzustellen, verschiedene Erklärungsansätze zu beschreiben und zu bewerten und das Verständnis von Schichtstufenlandschaften von den ersten Ansätzen bis zum aktuellen Stand der Forschung zu beleuchten.
Für wen ist dieser Text gedacht?
Der Text ist für Leser gedacht, die sich akademisch mit Geomorphologie und speziell der Entstehung und Entwicklung von Schichtstufenlandschaften auseinandersetzen möchten. Es wird vorausgesetzt, dass der Leser Grundkenntnisse in Geologie und Geomorphologie besitzt.
- Quote paper
- M.A. pol. Simon Stumpf (Author), 2003, Zur Entwicklung der Theorie der Schichtstufenlandschaften, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61591