Augustinus, der bedeutendste lateinische Kirchenvater, begann mit der Abfassung der Confessiones, seinem wohl bekanntesten Werk, zwei Jahre nach seiner Ordination zum Bischof. Im Wesentlichen handelt es sich um eine Autobiographie, in welcher Fragen der Sünde, Erlösung und der Gnade Gottes die zentrale Stellung einnehmen. Augustinus zeichnet darin seine über mehrere Stationen verlaufende Hinwendung von der Sünde zu Gott nach. Als Interpretationsmuster liegt die von ihm zuvor entwickelte Gnadenlehre zu Grunde. Das heißt, die Confessiones) sind als Versuch zu sehen, die eigene Lebensgeschichte im Sinne dieser Lehre zu deuten. Dabei bricht Augustinus mit der antiken Tradition, insofern er dem, was vormals als richtiges Handeln und gutes Leben begriffen wurde, mit Blick auf das alles entscheidende Jenseits jeden Wert abspricht. Denn aus eigener Kraft und eigener Freiheit heraus, so Augustins Postulat, kann der Mensch nicht den mindesten Beitrag zum Guten leisten.
Augustinus hatte maßgeblichen Einfluß auf das Mittelalter und seine Wirkung reicht bis in die Neuzeit, als (Kirchen-)Vater einer Form von Erlösungsreligion, die von einem fundamental unversöhnten Mensch-Gott-Verhältnis ausgeht, bei der Gottes Handeln durch den Menschen weder beeinflussbar noch auf irgendeine Weise vorhersehbar ist. In Gegenüberstellung zu Heilsreligionen ist in den Confessiones vor dem Hintergrund der augustinischen Gnadenlehre eine extreme, radikalisierte Form von Erlösungsvorstellung formuliert, die ausschließlich den Einzelnen im Blick hat und nicht die Wiederherstellung einer kosmischen Ordnung.
Inhaltsverzeichnis
- I Einleitung
- II Sünder, Wahrheitssucher, Gläubiger - Die Beziehung zwischen Gott und Mensch als anthropologische Konstante
- 1. Augustins autobiographische Schilderung in den Confessiones
- 2. Zur Beziehung zwischen Mensch und Gott als anthropologische Konstante in den Confessiones
- III Zum philosophisch-theologischen Hintergrund der Confessiones - Ad Simplicianum I 2
- IV Augustins philosophisch-theologische Konzeption als Extremform christlicher Erlösungsvorstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht Augustins Confessiones, fokussiert auf die Darstellung von Sünde und Erlösung. Die Arbeit analysiert Augustins autobiographische Schilderung im Kontext seiner später entwickelten Gnadenlehre und untersucht die philosophisch-theologischen Hintergründe seiner Konzeption. Ziel ist es, Augustins Erlösungsvorstellung als radikale, individualisierte Form innerhalb christlicher Heilslehren zu positionieren.
- Augustins autobiographische Darstellung von Sünde und persönlicher Entwicklung
- Die Rolle der Gnade Gottes in Augustins Erlösungsverständnis
- Der philosophisch-theologische Hintergrund der Confessiones
- Augustins Konzeption im Vergleich zu anderen christlichen Erlösungsvorstellungen
- Das Mensch-Gott-Verhältnis als zentrale anthropologische Konstante
Zusammenfassung der Kapitel
I Einleitung: Die Einleitung führt in die Confessiones Augustins ein, beschreibt das Werk als autobiographische Auseinandersetzung mit Sünde, Erlösung und Gottes Gnade. Sie betont die Bedeutung des Werkes für die christliche Theologie und deutet an, dass Augustins spätere Gnadenlehre als Interpretationsmuster für seine Lebensgeschichte dient. Die Einleitung hebt den doppelten Aspekt der Bekenntnisse hervor: Sündenbekenntnis und Lobpreis Gottes, welche gleichermaßen der Erbauung und Mahnung der Gläubigen dienen.
II Sünder, Wahrheitssucher, Gläubiger - Die Beziehung zwischen Gott und Mensch als anthropologische Konstante: Dieses Kapitel untersucht Augustins Lebensgeschichte und seine theologisch-philosophische Entwicklung. Der erste Teil beschreibt Augustins autobiographische Schilderung, wobei er sich bereits in der frühen Kindheit als sündig empfindet. Der zweite Teil analysiert das Verhältnis zwischen Mensch und Gott als anthropologische Konstante in den Confessiones, wobei betont wird, dass Augustins persönliche Erfahrung mit Gottes Gnade zentral für seine Theologie ist. Der Zusammenhang zwischen Augustins Persönlichkeit und seiner Theologie wird hervorgehoben, wobei seine Gnadenlehre als eine radikale Umwandlung durch Gottes Gnade dargestellt wird.
III Zum philosophisch-theologischen Hintergrund der Confessiones - Ad Simplicianum I 2: Dieses Kapitel beleuchtet den philosophisch-theologischen Kontext der Confessiones, indem es sich mit Augustins Gnadenlehre, wie sie im Werk "Ad Simplicianum I 2" dargestellt ist, auseinandersetzt. Dieses Werk dient als Interpretationsgrundlage für die Confessiones. Die detaillierte Analyse dieser Gnadenlehre liefert den entscheidenden Hintergrund für das Verständnis von Augustins autobiographischer Darstellung und seiner Erlösungsvorstellung.
IV Augustins philosophisch-theologische Konzeption als Extremform christlicher Erlösungsvorstellung: Dieses Kapitel argumentiert, dass Augustins Erlösungsvorstellung eine radikale Form innerhalb des christlichen Denkens darstellt. Es basiert auf einem fundamental unversöhnlichen Mensch-Gott-Verhältnis, in dem Gottes Handeln weder vom Menschen beeinflussbar noch vorhersagbar ist. Augustins weitreichender Einfluss auf das Mittelalter und die Neuzeit wird hervorgehoben, um die Bedeutung seiner theologischen Konzeption zu unterstreichen.
Schlüsselwörter
Augustinus, Confessiones, Sünde, Erlösung, Gnade, Gottes Gnade, Anthropologie, Heilsvorstellung, philosophisch-theologische Konzeption, Autobiographie, Gnadenlehre, Mensch-Gott-Verhältnis.
Häufig gestellte Fragen zu Augustins Confessiones
Was ist der Inhalt dieser Arbeit?
Diese Hausarbeit analysiert Augustins Confessiones, konzentriert sich auf seine Darstellung von Sünde und Erlösung und untersucht den autobiografischen Bericht im Kontext seiner Gnadenlehre. Die Arbeit beleuchtet den philosophisch-theologischen Hintergrund und positioniert Augustins Erlösungsvorstellung als radikale, individualisierte Form innerhalb christlicher Heilslehren. Die Analyse umfasst Augustins persönliche Entwicklung, die Rolle der Gnade Gottes, den philosophisch-theologischen Kontext und einen Vergleich mit anderen christlichen Erlösungsvorstellungen.
Welche Themen werden in den Confessiones behandelt?
Die Confessiones behandeln zentrale Themen wie Augustins autobiografische Darstellung von Sünde und persönlicher Entwicklung, die Bedeutung der Gnade Gottes in seinem Erlösungsverständnis, den philosophisch-theologischen Hintergrund des Werkes, einen Vergleich seiner Konzeption mit anderen christlichen Erlösungsvorstellungen und das Mensch-Gott-Verhältnis als zentrale anthropologische Konstante.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in vier Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel über die Beziehung zwischen Gott und Mensch in den Confessiones, ein Kapitel zum philosophisch-theologischen Hintergrund (mit Bezug auf "Ad Simplicianum I 2") und ein Kapitel, das Augustins Erlösungsvorstellung als Extremform christlicher Heilslehren darstellt. Jedes Kapitel wird zusammengefasst.
Welche Rolle spielt Augustins Gnadenlehre?
Augustins Gnadenlehre spielt eine zentrale Rolle. Seine spätere Gnadenlehre dient als Interpretationsmuster für seine Lebensgeschichte in den Confessiones. Das Werk "Ad Simplicianum I 2" liefert wichtige Einblicke in diese Gnadenlehre, die entscheidend für das Verständnis von Augustins autobiografischer Darstellung und seiner Erlösungsvorstellung ist. Seine Gnadenlehre wird als radikale Umwandlung durch Gottes Gnade dargestellt.
Wie wird das Mensch-Gott-Verhältnis dargestellt?
Das Mensch-Gott-Verhältnis wird als zentrale anthropologische Konstante betrachtet. Augustins persönliche Erfahrung mit Gottes Gnade ist zentral für seine Theologie. Das Verhältnis wird als fundamental unversöhnlich beschrieben, wobei Gottes Handeln weder vom Menschen beeinflussbar noch vorhersagbar ist.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Augustinus, Confessiones, Sünde, Erlösung, Gnade, Gottes Gnade, Anthropologie, Heilsvorstellung, philosophisch-theologische Konzeption, Autobiographie, Gnadenlehre, Mensch-Gott-Verhältnis.
Welches ist das zentrale Argument der Arbeit?
Das zentrale Argument ist, dass Augustins Erlösungsvorstellung eine radikale, individualisierte Form innerhalb des christlichen Denkens darstellt, die auf einem fundamental unversöhnlichen Mensch-Gott-Verhältnis basiert und einen weitreichenden Einfluss auf das Mittelalter und die Neuzeit hatte.
Für wen ist diese Arbeit bestimmt?
Diese Arbeit ist für akademische Zwecke bestimmt und richtet sich an Personen, die sich mit Augustinus, den Confessiones und der christlichen Theologie auseinandersetzen möchten.
- Quote paper
- Bernhard Riedl (Author), 2004, Sünde und Erlösung in den "Confessiones" des Heiligen Augustinus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61533