Die Aufgabenstellung dieser Arbeit ist eine zweifache. Einerseits gilt es, die Politik der preußischen Bildungsreformer nachzuzeichnen. Dabei wird konkret auf eine bestimmte Phase der Reformzeit rekurriert, auf die kurze nur wenige Monate in den Jahren 1808 und 1809 umfassende Amtszeit Wilhelms von Humboldt als Chef der gerade neu geschaffenen Sektion Kultur und Bildung innerhalb der preußischen Reformregierung.
Zweitens wird es darum gehen, eine bestimmte Quelle, die von der Hand Humboldts stammt kritisch zu analysieren.
Der Aufbau der Arbeit ist mit dieser Zielstellung bereits vorgezeichnet. Im ersten Teil wird es darum gehen, die Situation zu schildern, mit der es der erste Kultusminister im preußischen Staat zu tun hatte. Es wird zu zeigen sein, wie sich das Schulsystem, oder besser die äußerst differenzierten Schulsysteme, darstellten, als der Reformer sein Amt antrat. Jedoch ist es nicht damit getan den zeitgenössischen Ist-Zustand zu referieren. Ebenfalls im ersten, auf die Quellenkritik vorbereitenden Abschnitt, wird darauf eingegangen werden, wie Humboldt den Soll-Zustand konzipiert hat. Seine Zielvorstellungen, so wie sie in den von ihm verfaßten bildungsphilosophischen Texten zutage treten, gilt es daher zusammenzufassen und dem Ist-Zustand kritisch gegenüber zustellen. Wenn es darum geht, die Ziele Humboldts kritisch zu würdigen, kann es aber nicht ausreichend sein, ausschließlich seine Idealvorstellungen darzustellen. Humboldt war ja nur ein Akteur innerhalb einer großen Gruppe von Reformern mit durchaus unterschiedlichen Zielvorstellungen. Zudem plante Humboldt ja, wie zu zeigen sein wird, einschneidende Eingriffe in Strukturen, die über lange Zeit hinweg bestand hatten, offene Widerstände oder zumindest Resistenzen, die von bestimmten gesellschaftlichen Gruppen ausgingen, waren da mit Sicherheit zu erwarten. D.h. es wird nötig sein, an dieser Stelle auch zu darzulegen, mit welchen gegenläufigen politischen Programmen es Humboldt zu tun hatte, bzw. welche regierungsfernen gesellschaftlichen Gruppen, er in Rechnung zu stellen hatte, wenn er seine Vorstellungen in praktische Politik umsetzen wollte. Es stellt sich hier die Frage, inwiefern er zu Kompromissen gezwungen war, und welche Interessen er - ob tatsächlich oder nur scheinbar - zu wahren gezwungen war, wollte er zumindest Teile seiner Vorstellungen durchsetzen.
Schließlich wird dann die Quelle bearbeitet werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Situation: Das preußische Schulwesen zum Ausgang des 18. Jahrhunderts
- Absolutistische Schulpolitik
- Das Landschulwesen und die allgemeine Schulpflicht
- Das Oberschulkollegium: Die zaghaften Anfänge der Reform
- Das ständische Schulwesen am Ende des 18. Jahrhunderts
- Die Elementarschulen
- Die Realschulen
- Gelehrtenschulen und Gymnasien
- Absolutistische Schulpolitik
- Die reformerischen Zielsetzungen Wilhelms von Humboldt
- Die Bildungsreform als Teil der preußischen Reformbewegung
- ,,Allgemeine Menschenbildung“: W. von Humboldts Schulreformen und Menschenbild
- Quellenkritik
- Einordnung der Quelle
- Inhaltliche Analyse
- Der Königsberger Schulplan
- Der Litauische Schulplan
- Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der preußischen Bildungsreform im frühen 19. Jahrhundert, insbesondere mit der kurzen Amtszeit Wilhelms von Humboldt als Kultusminister. Die Zielsetzung ist zweifach: Erstens, die Politik der preußischen Bildungsreform anhand der spezifischen Phase von Humboldts Amtszeit zu analysieren. Zweitens, eine von Humboldt verfasste Quelle, den Königsberger und den Litauischen Schulplan, kritisch zu untersuchen.
- Die Situation des preußischen Schulwesens am Ende des 18. Jahrhunderts
- Die reformerischen Zielsetzungen Wilhelms von Humboldt
- Die Bedeutung der "Allgemeinen Menschenbildung" für Humboldts Bildungsreform
- Die Rolle der Quellenkritik in der historischen Analyse
- Der Königsberger und der Litauische Schulplan als zentrale Dokumente der schulpolitischen Vorstellungen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit dar. Kapitel 2 beleuchtet die Situation des preußischen Schulwesens am Ende des 18. Jahrhunderts, wobei sowohl die absolutistische Schulpolitik als auch die ständische Schulstruktur im Fokus stehen. In Kapitel 3 werden die reformerischen Zielsetzungen Wilhelms von Humboldt sowie das Konzept der "Allgemeinen Menschenbildung" erläutert. Kapitel 4 befasst sich mit der Quellenkritik und analysiert den Königsberger sowie den Litauischen Schulplan. Die Zusammenfassung fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen der Arbeit sind: preußische Bildungsreform, Wilhelm von Humboldt, "Allgemeine Menschenbildung", Quellenkritik, Königsberger Schulplan, Litauischer Schulplan, Absolutismus, Ständesystem, Schulwesen, Schulpolitik.
- Quote paper
- Robert Richter (Author), 2006, Bildungsreform in Preußen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61493