Trotz leerer Kassen und einer Wirtschaftsflaute gehört die Bundesrepublik Deutschland zu einem der reichsten Länder der Welt. Deshalb muss eines vorausgeschickt werden: Wer in Deutschland von Armut spricht, meint nicht die Armut, die wir uns vorstellen, wenn wir an sich entwickelnde Länder denken. In Deutschland muss niemand Hunger leiden oder auf Kleidung und Wohnung verzichten, es gibt ein soziales Netzwerk, das in solchen Fällen greift. Es geht viel mehr um die Armut, die wir als relative Armut bezeichnen (siehe Punkt 1), in der es eher darum geht, das Verständnis von Armut zu erweitern.
Dennoch warnen Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften vor der steigenden Armut in der Bundesrepublik. Denn in einem Land, in dem relativer Reichtum herrscht, ist klar, dass alle Bedürfnisse des täglichen Lebens über den Markt, und somit über den Faktor “Geld”, geregelt werden. Wer an diesem Wettbewerb nicht mithalten kann, gerät leicht in die Armut. Schwer davon betroffen sind jene Menschen, die aufgrund verschiedener Faktoren keine Arbeit finden, sie bekommen zwar Unterstützung von Staat, doch der Weg in die Armut kann dort beginnen. Mit dem Verlust der Arbeit fallen plötzlich viele Faktoren des Lebens einfach weg und die Menschen sind weitestgehend ausgegrenzt von diesem Kreislauf “Markt - Geld”. Die Arbeitslosigkeit zieht eine ganze Palette an Risiken nach sich, die Armut begünstigen, wie beispielsweise Obdachlosigkeit, Krankheit oder auch soziale Probleme der Wiedereingliederung. [...]
Gliederung
1. Einleitung
2. Definition “Armut”
a) Armutskonzepte
b) Verdeckte Armut
c) Armutsrisiken
3. Die neue Armut
4. Armut in der Bundesrepublik Deutschland
a) Armut im Reichtum
b) Daten und Fakten zur Armut in der BRD
5. Erwerbsarbeitslosigkeit in Deutschland
6. Arbeitslosigkeit als Ursache von Armut
7. Stellenwert von Arbeit
8. Arm durch Hartz-IV?
9. Gesundheit als Beispiel für den sozialen Abstieg bei Arbeitslosigkeit
a) Ebenen der Arbeitslosigkeit
b) Gesundheitsbeeinträchtigung als Ursache für Armut
10. Lösungsansätze gegen Armut und Arbeitslosigkeit
11.Schluss
Anhang
· Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Trotz leerer Kassen und einer Wirtschaftsflaute gehört die Bundesrepublik Deutschland zu einem der reichsten Länder der Welt. Deshalb muss eines vorausgeschickt werden: Wer in Deutschland von Armut spricht, meint nicht die Armut, die wir uns vorstellen, wenn wir an sich entwickelnde Länder denken. In Deutschland muss niemand Hunger leiden oder auf Kleidung und Wohnung verzichten, es gibt ein soziales Netzwerk, das in solchen Fällen greift. Es geht viel mehr um die Armut, die wir als relative Armut bezeichnen (siehe Punkt 1), in der es eher darum geht, das Verständnis von Armut zu erweitern.
Dennoch warnen Wohlfahrtsverbände und Gewerkschaften vor der steigenden Armut in der Bundesrepublik. Denn in einem Land, in dem relativer Reichtum herrscht, ist klar, dass alle Bedürfnisse des täglichen Lebens über den Markt, und somit über den Faktor “Geld”,geregelt werden. Wer an diesem Wettbewerb nicht mithalten kann, gerät leicht in die Armut.
Schwer davon betroffen sind jene Menschen, die aufgrund verschiedener Faktoren keine Arbeit finden, sie bekommen zwar Unterstützung von Staat, doch der Weg in die Armut kann dort beginnen. Mit dem Verlust der Arbeit fallen plötzlich viele Faktoren des Lebens einfach weg und die Menschen sind weitestgehend ausgegrenzt von diesem Kreislauf “Markt - Geld”. Die Arbeitslosigkeit zieht eine ganze Palette an Risiken nach sich, die Armut begünstigen, wie beispielsweise Obdachlosigkeit, Krankheit oder auch soziale Probleme der Wiedereingliederung.
2. Definition “Armut”
In Deutschland gibt es bisher kein allgemein akzeptiertes Verständnis des Begriffes der “Armut”. Das liegt unter anderem daran, dass Armut kein wissenschaftlicher, sondern streng genommen ein politischer Begriff ist. Deshalb gibt es in verschiedenen Ländern auch verschiedenen Definitionen von Armut, ab welchem Grad der Unterausstattung oder Unterversorgung Armut beginnt.
Grundsätzlich gesehen kann lassen sichbei der Charakterisierung von Armut zwei verschiedenen Sichtweisen unterscheiden. Die erste Sichtweise geht von Einkommen und Vermögen aus. Personen, die über ein ausreichendes Einkommen bzw. Vermögen im Familienzusammenhang verfügen, gelten hier nicht als arm. Deshalb gestaltet sich Armut auch als sozialpolitische Frage, weil in Deutschland ja theoretisch durch die Grundsicherung gewährleistet ist, dass jeder deutsche Bundesbürger ein ausreichendes Einkommen bezieht. Es liegt darum auch zu erheblichem Maße in der Eigenverantwortung des Betroffenen, ob er die Leistungen in Anspruch nimmt oder nicht.
Die zweite Sichtweise bezieht sich eher auf die Lebenslage einer Person. Nur, wenn Unterversorgungserscheinungen vorliegen, gilt die Person als arm. Aspekte hierbei sind unter anderem:Unterernährung,unzureichende Kleidung, unzumutbare Wohnverhältnisse, ausreichender Schutz vor Krankheitskosten sowie ausreichende Kommunikations- und Beteiligungsmöglichkeiten an gesellschaftlichen Aktionen (vgl. “Armut und Wohnungslosigkeit” Stefan Gillich, Frank Nieslony S. 29). Wenn in einem oder mehreren dieser Bereiche eine Unterversorgung erkannt werden kann, gilt diese Person als arm. Das Problem an dieser komplexen Sichtweise ist, dass es viel schwieriger ist, umfassende Armutsbekämpfungsmaßnahmen einzuleiten, denn alleine mit finanziellen Mitteln ist den Menschen hier meist noch nicht geholfen.
a)Armutskonzepte
Zur Messung von Armut wurden verschiedene Armutskonzepte entwickelt. Allgemein unterscheidet manzwischen absoluter und relativer Armut. Den Begriff der absoluten Armut prägte vor allem der ehemalige Präsident der Weltbank Robert McNamera, nach seiner Definition bedeutet absolut arm “Leben am äußersten Rand der Existenz ... “ (http://www.aktionsprogramm2015.de/www/begriffdefinition_14_18_0_f.htm). Absolute Armut wird also als “... objektiv bestimmbares Minimum einer materiellen Lebengsgrundlage ... “ (“Armut und Wohnungslosigkeit” Stefan Gillich, Frank Nieslony S. 30) definiert.Dieser Begriff ist vor allem auf die sich entwickelnden Länder zu übertragen. Die absolute Armut bezieht also gleichwohl den Mangel an materiellen (z. B. Nahrung, Kleidung, Wohnen)sowie immateriellen (z. B. Menschenrechte, Bildung)Dingen ein. Dieser Begriff spielt vor allem im Hinblick auf sich entwickelnde Länder eine Rolle.
Bei der relativen Armut hingegen steht eher der Lebensstandard in einem Land im Fokus. Arm ist hier, wer “ ... das in der Gesellschaft allgemein anerkannte Minimum des Konsumstandards unterschreitet ... “ (“Armut und Wohnungslosigkeit” Stefan Gillich, Frank Nieslony S. 30). Soziale Ungleichheiten werden hier näher betrachtet. Nach dieser Definition gilt in den meisten Ländernjeder als arm, der weniger als 50 % des durchschnittlichen Netto-Einkommens besitzt. Deshalb kann es auch durchaus möglich sein, dass die Situation der armen Menschen in zwei verschiedenen Ländern unterschiedlich ausfällt, obwohl die Zahl der Armen in beiden Ländernidentisch hoch ist.
Daraus ergibt sich allerdings in der internationalen Sicht ein Problem: Faktoren wie Hunger, Krankheit oder ein permanenter Existenzkampf sind nur sehr schwer messbar. Deshalb hat die Weltbank die “Ein-Dollar-Marke” eingeführt. Danach gilt als absolut oder extrem arm, wer weniger als einen US-Dollar pro Tag zur Verfügung hat (in lokaler Kaufkraftparität)” (http://www.aktionsprogramm2015.de/www/begriffdefinition_14_18_0_f.htm) Erschreckend daran ist, dass nach dieser Definition jeder fünfte Mensch auf der Welt, also rund 1, 2 Milliarden Menschen “absolut” oder “extrem” arm sind.
Hierbei zu erwähnen ist auch der HDI (Human Development Index). Der HDI beschreibt auf einer Skala von 0,0 bis 1,0 den Entwicklungsstandes eines Landes und kann für die Definition von Armut berücksichtigt werden. Hier werden Indikatoren wie Lebenserwartung, Säuglingssterblichkeitsrate, Analphabetismus oder Bildungsniveau miteinbezogen.
Neben der relativen und der absoluten Armut existiert ebenfalls noch ein subjektives Armutskonzept entspricht. In diesem subjektiven Konzept geht es mehr um die Person selbst. Arm ist hier, wer nach individuellem Urteil so wenig zum Leben hat, dass er damit nicht mehr zurechtkommt. Die Schwierigkeit der Messbarkeit und dieindividuelle Sichtweise dieses Konzeptes stellen allerdings Probleme dar.
Eine gesamte Übersicht über die Definition von Armut kann man jedoch nur erlangen, wenn man alle Konzepte im Blick hat und miteinander verknüpft.
b) Verdeckte Armut
Es existiert in Deutschland eine Dunkelziffer an Personen, die unter der sogenannten “verdeckten Armut” leiden. Diese liegt vor, wenn zwar ein Anspruch auf Sozialhilfe besteht, die Person aber aus z.B. Unwissenheit, Sorge, dass die Verwandten zur Zahlung herangezogen werden können,Scham oder anderen Aspekten diesen nicht geltend macht oder geltend machen kann. In der Bundesrepublik Deutschland gibt es Schätzungen, dass es Bezug auf die Hilfe zum Lebensunterhalt eine Nichtinanspruchnahmequote von ca. 33 % bis 50 % existiert (vgl. “Armut und Wohnungslosigkeit” Stefan Gillich, Frank Nieslony S. 37). Nach Berechnungen des Deutschen Caritasverbandes kommen auf vier SozialhilfebezieherInnen noch einmal drei verdeckt arme Menschen. Als Folge hiervon bilden sich Menschengruppen, die als “working poor”, also Menschen, die ihren Lebensunterhalt trotz Arbeit nicht sichern können, bezeichnet werden.
c) Armutsrisiken
Ein Armutsrisiko, auf das in dieser Studienarbeit der Schwerpunkt gelegt werden soll, ist die seit Mitte der 70er-Jahre steigende und inzwischen anhaltend hohe Arbeitslosigkeit. Sie hat unter anderem auch zu einem erheblichen Anstieg der Sozialhilfebedürftigkeit geführt. Hierbei ist vor allem auch zu berücksichtigen, dass nicht nur der Verlust der Arbeit und somit des Einkommens verkraftet werden muss, sondern auch die Zugehörigkeit zur Arbeit, zur Gesellschaft (siehe Punkt ...). Ein besonderes Verarmungsrisiko stellen hier Frauen, ältere Menschen, Jugendliche und kinderreiche Familien dar. (vgl. “Armut und Wohnungslosigkeit”, Stefan Gillich, Frank Nieslony S. 47)
3. Die neue Armut
In der Forschung zur Armut und in der sozialpolitischen Debatte wird immer wieder als zentrales Problem die Definition des Armutsbegriffes gesehen. Die Frage lautet, ob Armut in einer Wohlstandsgesellschaft wie der Bundesrepublik Deutschland überhaupt existiert oder ob sie nicht durch eine Grundsicherung, die ja in Deutschland jedem zusteht, ausgeglichen wird und somit vermieden werden könnte. Das “Neue” an dieser sogenannten Neuen Armut ist, daß kaum jemand verhungert, vergleichsweise wenige erfrieren oder an Unterversorgung sterben müssen. Der Begriff der neuen Armut ist dem alten sehr ähnlich, allerdings an den Stand unserer industriellen Entwicklung angepasst, wir leben in der BRD nicht in einem Land, in dem man keine Unterstützung vom Staat erwarten kann, in Deutschland muss niemand verhungern (vgl. Gellemann Uli: Armut in der Bundesrepublik Pahl-Rugenstein Verlag, Köln 1987, Seite 7).
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- Quote paper
- Franziska Komenda (Author), 2006, DU bist Deutschland - Armut im Zusammenhang mit Erwerbsarbeitslosigkeit in der Bundesrepublik Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61472
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