Japan ist ein Land, in dem sich viele Kulturen und somit auch viele Religionen treffen. Neben der ureigenen Religion des Schintoismus findet man hier auch in größerem Maße Buddhisten und in etwas geringerem Maße Christen vertreten. Das Land ist somit eine perfekte Plattform, um die heutige Situation der beiden Weltreligionen des Buddhismus und des Christentums zu beobachten, um wiederum daraus Schlüsse zu ziehen für den stattfindenden Dialog zwischen Vertretern beider Religionen. Denn grade in Japan ist ein weltweites Problem auch sehr deutlich zu beobachten: die immer mehr um sich greifende Religionsverdrossenheit und das Erstarken des Atheismus. Diese Problematik greift auch der Religionsphilosoph und Vertreter der Kyoto-Schule Keiji Nishitani in seinem Werk „Was ist Religion?“ auf. Vielmehr beleuchtet er aus möglichst neutraler Sicht das Phänomen Religion und gibt Erklärungsansätze, wie es zu dieser allgemeinen Religionsverdrossenheit kommen kann. Dies soll vor allem in dieser Arbeit untersucht und dabei einige Kritikpunkte Nishitanis am Christentum, beziehungsweise der von ihm beeinflussten westlichen Philosophie, aufgezeigt werden. Doch vorab soll zuerst ein kleiner Abriss über die Geschichte der Religionen in Japan gegeben werden, um die jetzige Situation in Japan und das Verhältnis der Japaner zu Religion besser zu verstehen.
Inhaltsverzeichnis
1. Gemeinsames Problemfeld: Religionsverdrossenheit
2. Religion und das Nichts
2.1. Die religiöse Situation Japans
2.2. Die Frage nach dem Wesen von Religion
2.3. Umgang mit dem Nichts in der westlichen Tradition
2.4. Der Atheismus und die Wissenschaft
2.5. Die Religion und die Wissenschaft
3. Zusammenfassung
4. Literaturverzeichnis
Gemeinsames Problemfeld: Religionsverdrossenheit
Japan ist ein Land, in dem sich viele Kulturen und somit auch viele Religionen treffen. Neben der ureigenen Religion des Schintoismus findet man hier auch in größerem Maße Buddhisten und in etwas geringerem Maße Christen vertreten. Das Land ist somit eine perfekte Plattform, um die heutige Situation der beiden Weltreligionen des Buddhismus und des Christentums zu beobachten, um wiederum daraus Schlüsse zu ziehen für den stattfindenden Dialog zwischen Vertretern beider Religionen. Denn grade in Japan ist ein weltweites Problem auch sehr deutlich zu beobachten: die immer mehr um sich greifende Religionsverdrossenheit und das Erstarken des Atheismus. Diese Problematik greift auch der Religionsphilosoph und Vertreter der Kyoto-Schule Keiji Nishitani in seinem Werk „Was ist Religion?“ auf. Vielmehr beleuchtet er aus möglichst neutraler Sicht das Phänomen Religion und gibt Erklärungsansätze, wie es zu dieser allgemeinen Religionsverdrossenheit kommen kann. Dies soll vor allem in dieser Arbeit untersucht und dabei einige Kritikpunkte Nishitanis am Christentum, beziehungsweise der von ihm beeinflussten westlichen Philosophie, aufgezeigt werden. Doch vorab soll zuerst ein kleiner Abriss über die Geschichte der Religionen in Japan gegeben werden, um die jetzige Situation in Japan und das Verhältnis der Japaner zu Religion besser zu verstehen.
Religion und das Nichts
Die religiöse Situation Japans
Um die aktuelle religiöse Situation Japans besser beurteilen zu können, sollte man einen kurzen Blick auf die Geschichte dieser asiatischen Inselgruppe werfen. Auffällig dabei ist, dass sich in der Geschichte Japans häufig Phasen der Intraversion und Extraversion abwechseln.[1] Es lässt sich beobachten, dass sich das Land anderen Kulturen öffnete, um dann in Zeiten der Intraversion die neuen Kulturelemente komplett mit der eigentlichen japanischen Kultur zu verschmelzen. Oft spielte hierbei ein gewisses Kalkül der herrschenden Klasse eine große Rolle. Man erhoffte sich, durch die neue fremde Kultur den Staat erneuern zu können oder später auch an neue Technologien, wie zum Beispiel Schusswaffen zu gelangen. Fremde Religionen waren dabei also im politischen Sinne oft ein Vehikel für neue Errungenschaften.[2]
Der Buddhismus fand seinen Weg nicht anders nach Japan. So waren es chinesische Gelehrte, die damals die Religion in der Assuka (552-545) und der Nara Periode (710-794) auf die Insel brachten. Die Gelehrten brachten jedoch nicht nur den Buddhismus mit neuen Werten und einem neuen Weltbild mit sich, sondern zum Beispiel auch ein einheitliches Schriftsystem und trugen so zu einer Erneuerung des Staates bei.[3] Der Buddhismus findet in Japan schließlich auch eine gewisse Nachfrage und gewinnt immer mehr an Wichtigkeit, was dazu führt, dass einige Kaiser ihn als Staatsreligion zur Kontrolle des Staates benutzen.
Das Christentum kam ebenso in zwei Wellen nach Japan. Im Gegensatz zum Buddhismus jedoch, setzen sich meist nur die oberen Schichten mit dieser fremdartigen Religion auseinander. Meist geschah dies auch aus Kalkül, um an die neuen westlichen Errungenschaften, wie zum Beispiel Waffen zu kommen. Übernahm allerdings ein Fürst die fremde Religion, bedeutete das für sein treues Gefolge meist das selbe. Jedoch lässt sich hieraus schon ersehen, dass das Christentum es schwer hatte, sich wirklich im Volk durchzusetzen. Es handelte sich eher um eine Religion, mit der sich die herrschende Klasse auseinander setzte.[4]
Ein weiterer wichtiger Punkt, um die heutige religiöse Situation in Japan besser zu verstehen, ist die sehr prägende Meiji- Restauration, welche sich von 1868 bis 1912 datieren lässt.[5] In dieser Zeit wurde das Christentum komplett verboten. Erklären lässt sich das daran, dass das Christentum fordert, die oberste Loyalität eines Gläubigen gehöre Gott. Nach japanischem Verständnis gehört sie jedoch dem Kaiser, welcher auch als göttliches Wesen gilt. Diesen Zwiespalt konnte man zu dieser Zeit nicht aufheben und so kam es zum Verbot. Jedoch auch der Buddhismus wurde nicht gerne gesehen in dieser Phase der Intraversion und wurde, so gut es ging, unterdrückt. Ziel der Meiji war es, den ursprünglichen japanischen Schintoismus als Staatsreligion zu etablieren.[6]
Die Restauration der Meiji wirkt heute noch nach. So ist es kaum verwunderlich, dass gerade mal ein Prozent der Bevölkerung zum Christentum zu zählen ist, obwohl nach dem Ende des zweiten Weltkriegs die Religionsfreiheit eingeführt wurde. Der Buddhismus wiederum hat einige mehr Anhänger, was wohl daran liegt, dass er dem asiatischen Kulturkreis weniger wesensfremd ist, als das Christentum. Trotz dieser ernüchternden Situation, bleibt festzustellen, dass sich Japan gut eignet um eine interreligiösen Dialog zu führen, denn nirgendwo sonst treffen Christentum und Buddhismus in dieser Form aufeinander. Vor allem haben beide Religionen wie schon in der Einleitung erwähnt auch einen gemeinsamen Feind: die wachsende Religionsverdrossenheit der Bevölkerung.[7]
Die Frage nach dem Wesen von Religion
Genau diese Problematik greift Keiji Nishitani als Vertreter der Kyoto-Schule auf. Sie ist sozusagen der klassische Bereich mit dem sich dieses Zentrum für Zen-Buddhismus und Philosophie des Christentums beschäftigt. Er verfährt jedoch dabei zunächst so, dass er im ersten Kapitel seines Werks „Was ist Religion?“ genau diese Frage aufwirft und untersucht, wobei er darauf hinweist, dass diese Frage auch mit der Frage nach dem Zweck von Religion gekoppelt ist.[8] Somit bekommt man keine Erklärung aller Religionen, sondern eine fundierte Untersuchung darüber, was alle Religionen gemein haben. Nishitani versucht sich auf die „root source“ von Religion zu beschränken.[9]
Die Problematik, die auftritt, wenn man nach dem Zweck der Religion fragt, ist die, dass es sich aus dieser Fragestellung erkennen lässt, dass für den Fragenden Religion keine Notwendigkeit darstellt. Nishitani jedoch sieht Religion als etwas so Essentielles wie Atmen und somit fest ans Leben gekoppelt. Religion beschäftigt sich nach seinem Verständnis mit dem tiefst verankerten Sinn des Lebens[10]. Es ist der Grund auf dem jeder Mensch steht. Religion lässt sich nicht an einem Zweck- oder Notwendigkeitscharakter festmachen. Dadurch ist es der einzige Weg das Wesen der Religion zu verstehen, indem man sich auf sein religiöses Bedürfnis stützt und einlässt. Dies geschieht durch Beschäftigung mit Religion durch jeden einzelnen. Man kann also behaupten, dass es sich um einen aktiven Prozess handelt, der einem das Wesen der Religion näher bringt.
[...]
[1] Immoos, Thomas; Ein bunter Teppich – Die Religionen Japans; Graz/Wien/Köln, 1990; S. 94.
[2] Ebd.; S. 99.
[3] Japanese Religion – A Survey by the Agency for Cultural Affairs; Tokyo/Palo Alto, 1972; S. 17.
[4] Ebd.; S.23.
[5] Waldenfels, Hans; Absolutes Nichts; Freiburg/Basel/Wien, 1976; S.13.
[6] Japanese Religion; S. 24.
[7] Ebd.; S. 27.
[8] Nishitani, Keiji; Was ist Religion?; Franfurt am Main, 1982; S. 39.
[9] Abe, Masao; Nishitani’s Challenge to Western Philosophy and Theology; in: Unno, Taitesu; The religious philosophy of Nishitani Keiji; Berkely; S. 13.
[10] Nishitani, Keiji; S. 40f. : Nishitani sagt sehr wohl, dass es noch andere sinnerfüllende Dinge auf dieser Erde gibt, betont aber, dass Religion immer dann in dieser Fragestellung in den zentralen Blick rückt, wenn alle anderen sinngebenden Instanzen wegfallen.
- Arbeit zitieren
- Victor Parpart (Autor:in), 2005, Untersuchung über die Gründe zur Erstarkung des Atheismus in der modernen Gesellschaft - Das Aufeinandertreffen von Westen und Osten aus der Sicht von Keiji Nishitani, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61471
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