Eine Frau sitzt in einem Kaffee und sieht auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ein Werbeplakat der CDU, auf dem Angela Merkel abgebildet ist. Sie grinst, weil die CDU und damit die Partei, die sie gewählt hatte, die Landtagswahl von Nordrein-Westfalen gewann. Jetzt wo neue Bundestagswahlen angesetzt sind, hofft sie, daß es endlich mal eine weibliche Bundeskanzlerin geben wird. Woher wusste diese Frau damals, daß Landtagswahlen stattfinden würden und woher hat sie die Informationen erlangt, um eine Entscheidung zwischen den Parteien treffen zu können? Hat sie die Nachrichten in den Medien verfolgt oder wurde ihr von diesen Ereignis von Personen aus ihrer unmittelbaren Umgebung berichtet? Trifft vielleicht sogar beides zu? Wenn ja, mit welchen Personen aus dem eigenem Umfeld bespricht man solche aktuellen Themen? Aufgrund welcher Faktoren hat sie sich für die Wahl der CDU entschieden? Wurde sie beeinflußt? Von wem? Von den Massenmedien oder durch interpersonale Kommunikation? Durch Studien der Columbia-Schule musste das Konzept des Publikums als „Masse“, daß seine Informationen nur durch die Medien bezieht, isoliert von den anderen Rezipienten ist und dadurch direkt von den Massenmedien beeinflußt wird, revidiert werden. Dagegen wurde die Bedeutung des sozialen Kontextes durch die Arbeiten hervorgehoben. Die aufgestellte These lautete, daß Primärgruppen und nicht die Massenmedien die Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder bzgl. medial verbreiteter Ereignisse beeinflussen. Die Informationen der Massenmedien fließen außerdem nicht direkt zu den Mitgliedern, sondern ein Meinungsführer ist für dessen Verbreitung zuständig. In dieser Arbeit soll diese These, die auf den Ergebnissen der Columbia-Studien aufbaut, anhand des Vergleiches mit den Ergebnissen mehreren Folgestudien anderer Forscher überprüft werden.
Inhaltsverzeichnis
- Massenkommunikation und interpersonale Kommunikation
- Die Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese und das Konzept des Meinungsführers
- Darstellung der Columbia-Studien
- Kritik und Weiterentwicklung
- Der Informationsfluß
- Beeinflussung durch interpersonale Kommunikation
- Veränderung der Meinungsführerkonzeption
- Netzwerke
- Gesamtnetzwerke
- Egozentrierte Netzwerke
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die These, dass Primärgruppen und nicht die Massenmedien die Einstellungen, Meinungen und Verhaltensweisen ihrer Mitglieder in Bezug auf medial verbreitete Ereignisse beeinflussen. Dabei wird der Fokus auf die "Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese" gelegt, die den Einfluss von Meinungsführern auf den Informationsfluss in sozialen Gruppen untersucht. Die Arbeit beleuchtet die Erkenntnisse der Columbia-Studien und vergleicht diese mit den Ergebnissen weiterer Studien, um die Gültigkeit der These zu überprüfen.
- Die Rolle der interpersonalen Kommunikation in der Vermittlung medial verbreiteter Ereignisse
- Die Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese und das Konzept des Meinungsführers
- Der Einfluss von Primärgruppen auf Meinungsbildung und Verhalten
- Die Bedeutung von sozialen Netzwerken für die Kommunikation und Meinungsbildung
- Die Grenzen und Weiterentwicklung des Konzepts des Meinungsführers
Zusammenfassung der Kapitel
- Massenkommunikation und interpersonale Kommunikation: Dieses Kapitel führt in das Thema ein und beleuchtet die Frage, wie Menschen Informationen über aktuelle Ereignisse erhalten und wie diese Informationen ihre Einstellungen und ihr Verhalten beeinflussen. Es stellt die klassische Vorstellung des Publikums als "Masse", die isoliert von anderen Rezipienten Informationen nur durch die Medien erhält, in Frage und betont die Bedeutung des sozialen Kontextes.
- Die Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese und das Konzept des Meinungsführers: Dieses Kapitel behandelt die "Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese", die postuliert, dass Informationen der Massenmedien nicht direkt an Einzelpersonen, sondern über Meinungsführer in sozialen Gruppen gelangen. Es stellt die Ergebnisse der Columbia-Studien vor, die die Bedeutung der interpersonalen Kommunikation für die Meinungsbildung hervorheben.
- Darstellung der Columbia-Studien: Dieses Kapitel erläutert die "People's Choice"-Studie von Lazarsfeld, Berelson und Gaudet, die die Beeinflussbarkeit von Rundfunk und Presse auf das politische Verhalten von Wählern untersuchte. Die Studie zeigt, dass persönliche Gespräche mit Personen aus der Umgebung einen großen Einfluss auf die Wahlentscheidung haben, und führt zum Konzept des Meinungsführers.
- Kritik und Weiterentwicklung: Dieses Kapitel beleuchtet die Kritik an der "Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese" und beschreibt die Weiterentwicklung des Konzepts des Meinungsführers. Es wird untersucht, wie der Informationsfluss in sozialen Gruppen funktioniert, wie die Interaktion zwischen Medien und interpersonaler Kommunikation erfolgt und wie sich die Bedeutung von Netzwerken für die Meinungsbildung darstellt.
Schlüsselwörter
Massenkommunikation, interpersonale Kommunikation, Zwei-Stufen-Fluß-Hypothese, Meinungsführer, soziale Netzwerke, Primärgruppen, Columbia-Studien, "People's Choice"-Studie, politische Kommunikation, Medienwirkung, Einstellungen, Meinungen, Verhalten.
- Quote paper
- Diana Bruns (Author), 2005, Welche Bedeutung hat die interpersonale Kommunikation für die Vermittlung medial verbreiteter Ereignisse und deren Beeinflussung auf Einstellungen, Meinungen und Verhalten?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61090