Ludwig Uhland (26.4.1787-13.11.1862) schrieb das Gedicht „Die Kapelle“ im September 1805 im Rahmen eines Dichterwettstreites. Die Idee zu diesem Gedicht kam bei einem Spaziergang auf, der an der St. Remigius Kapelle in Wurmlingen (Rottenburg) vorbeiführte. Diese Kapelle aus dem 17. Jahrhundert steht auf einer 475 m hohen Anhöhe, an die zwei Täler, das Ammertal und das Neckartal, grenzen. (s. Anhang I) Das Gedicht gliedert sich in drei Strophen à vier Verse. Es herrscht durchgängig ein vierhebiger Trochäus, Kreuzreim und stetig wechselnde weibliche und männliche Kadenz. Diese Merkmale teilt das Gedicht mit dem Volkslied. So wundert es nicht, dass dieses Gedicht mehrmals vertont wurde, so von Wilhelm Blodek, Konrad Kreutzer (op. 64 No. 3), Othmar Schoeck (op. 3 No. 2) und Robert Schumann (op. 69 No. 6). Auch an der Wortwahl lässt sich klar erkennen, dass es sich hier um ein romantisches
Gedicht handelt: 1. an Motiven (Kapelle, Hirtenknabe, Quelle, Vieh, Lieder), 2. an archaisierenden Formen (Einfügung von [@]: z.B. „stehet“ statt steht), 3. an poetisierenden Formen wie „droben“ statt oben. Die erste Strophe stellt quasi eine Einleitung dar: Die beiden ‚Charaktere’ des Gedichtes
(Kapelle und Hirtenknabe) werden eingeführt und vor einen jeweils spezifischen Hintergrund gestellt. Dabei sind die dargestellten Gegensätze zwischen den beiden sehr groß: Die Kapelle ist „droben“ (Vers 1) und „schauet still“ (Vers 2), wohingegen der Hirte „drunten“ (Vers 3) ist und fröhlich „singt“ (ebd.). Weiter werden Gegensätze aufgebaut, indem schon der äußeren Form nach Kapelle und Knabe getrennt werden, so wird die Kapelle in den ersten beiden Versen behandelt, der Hirte in den anderen zwei (deutlich abgetrennt durch je einen Punkt am Ende). Verbunden und gleichzeitig voneinander unterschieden werden sie durch den geographischen Gegensatz oben vs. unten. Eine erste Charakterisierung ihrer gegensätzlichen symbolischen Bedeutung erfahren sie durch den Gegensatz von Bewegung und Stillstand, Leben und Tod: Die Kapelle steht und ist still, der Hirte singt „bei Vieh [andere Überlieferung „Wies’“] und Quelle“ (Vers 3), also bei etwas Belebtem und Anfangendem. Dass es sich bei der Kapelle um mehr als nur ein Bauwerk handelt, macht der Autor gleich zu Beginn klar, indem er sie eindeutig durch das „schauet“ (Vers 2) personifiziert. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Die Kapelle
- Die drei Strophen
- Die erste Strophe
- Die zweite Strophe
- Die dritte Strophe
- Der Gegensatz zwischen Leben und Tod
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der vorliegende Text befasst sich mit der Interpretation des Gedichts „Die Kapelle“ von Ludwig Uhland. Der Fokus liegt auf der Analyse der literarischen Gestaltungsmittel, der Symbolik und der thematischen Schwerpunkte des Gedichts.
- Analyse der sprachlichen Gestaltung
- Interpretation der Symbolik der Kapelle und des Hirtenknaben
- Die Darstellung des Lebens und Todes im Gedicht
- Der Gegensatz von oben und unten als Ausdruck des Lebens und Todes
- Das Motiv des Liedes und seine Bedeutung im Gedicht
Zusammenfassung der Kapitel
Die Kapelle
Der Text bietet eine detaillierte Analyse des Gedichts „Die Kapelle“ von Ludwig Uhland. Er stellt die drei Strophen des Gedichts vor und untersucht die sprachlichen Mittel, die Uhland einsetzt. Im Fokus steht die Analyse der beiden zentralen Motive: die Kapelle und der Hirtenknabe.
Die drei Strophen
Der Text gliedert die Analyse des Gedichts in drei Abschnitte, die sich mit den einzelnen Strophen auseinandersetzen. Dabei wird auf die sprachlichen Besonderheiten jeder Strophe eingegangen.
Die erste Strophe
Die erste Strophe wird als Einleitung des Gedichts interpretiert. Sie stellt die beiden zentralen Figuren, die Kapelle und den Hirtenknabe, vor und zeichnet bereits die Gegensätze zwischen ihnen auf.
Die zweite Strophe
Die zweite Strophe vertieft den Gegensatz zwischen Leben und Tod. Durch das Tönen des Glöckleins und die Einführung des Leichenchors wird die Verbindung der Kapelle mit dem Tod hervorgehoben. Der Hirtenknabe reagiert auf diese Ereignisse, indem er seine Lieder verstummen lässt.
Die dritte Strophe
Die dritte Strophe zeigt, wie der Hirtenknabe in die Gesamtheit der Menschen eingebunden ist, die alle dem Tod begegnen müssen. Die finale Aussage des Gedichts besagt, dass auch der Hirtenknabe eines Tages bei der Kapelle zu Grabe getragen werden wird.
Der Gegensatz zwischen Leben und Tod
Der Text fasst die zentrale Thematik des Gedichts zusammen. Die Gegensätze von Leben und Tod, oben und unten, sowie die Symbolisierungen der Kapelle und des Hirtenknaben werden als wesentliche Elemente des Gedichts beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Themen des Textes sind: Ludwig Uhland, „Die Kapelle“, Romantisches Gedicht, Symbolik, Leben und Tod, Kapelle, Hirtenknabe, oben und unten, Lied, Glöcklein, Leichenchor.
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- Ulf Thomassen (Author), 2006, Lesart über Ludwig Uhlands "Die Kapelle", Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/61057