In Zeiten der Not geschieht es immer wieder, dass sich Menschen ihrer religiösen Wurzeln erinnern. Das zeigten in den letzten Monaten vor allem die Katastrophen von New York und Südostasien, aber auch Ereignisse wie der Tod von Papst Johannes Paul II, als tausende von Menschen auf öffentlichen Plätzen und in den Kirchen zusammenliefen um zusammen für die Betroffenen zu beten. Diese Geschehnisse haben viele Menschen regelrecht ins Gebet getrieben, selbst solche, die es im Normalfall nicht tun. Sie scheinen das Gebet in diesen Momenten als etwas Gutes und Notwendiges, als befreiende Tat zu erfahren und das relativ unabhängig von ihrer Konfession oder gar Religion. Leider, so muss man feststellen, wird das zumeist nicht in Alltag hinüber gerettet. Häufig, wenn die tägliche „Normalität“ ihre Herrschaft über das Leben des Menschen zurückgewinnt, geht dabei auch dieses in der Not aufflammende Bewusstsein der Verwiesenheit auf Gott verloren. Aber nicht überall ist es so: Bei so manchem dienen solche Vorkommnisse als eine Art religiöses Schlüsselerlebnis, wie ich in meiner Umgebung feststellen konnte. Und dann folgen in der Regel die tieferen Anfragen an diejenigen, von denen man weiß: Die glauben schon die ganze Zeit. Diese sollten sich damit auskennen. In dieser Arbeit soll es zumindest um eine dieser Fragen an den christlichen Glauben gehen: Was hat es auf sich mit dem christlichen Gebet?
Diese Frage ist nicht neu. Schon Luther hat mit seinen Vaterunser-Auslegungen versucht, den Menschen seiner Zeit Inhalt und Unerlässlichkeit des christlichen Betens vor Augen zu halten und zu begründen. Dabei begegneten auch ihm die Fragen, die sich einem jeden stellen, welcher sich mit dem Gebet beschäftigt: Warum soll ich eigentlich beten? Was erlange ich dadurch, was ich ohne es nicht erlangen würde? Und wie bete ich richtig, woran kann ich mich orientieren? All diesen Fragen entzieht sich Luther nicht, sondern er versucht mit seiner Gebetstheologie Antworten zu finden, welche in dieser Arbeit anhand seiner Vaterunser-Auslegung im Kleinen Katechismus skizziert werden sollen. Zur Methodik: Im zweiten Punkt wird die Vorrede des Großen Katechismus untersucht, da diese die für die Gebetstheologie der Katechismen Luthers grundlegenden Themen wie Gebetsmotivation, Gebetshilfe und Segen des Gebets ausführlich behandelt. Im dritten Punkt steht dann die luthersche Auslegung des Vaterunsers im Kleinen Katechismus im Mittelpunkt der Erörterung. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung: Warum beten?
- Die Vorrede des Dritten Hauptstücks im Großen Katechismus
- Der Gebotscharakter des Gebets
- Gottes Verheißung und Zusage
- Das Vaterunser als Mustergebet
- Luthers Gebetsbilder in Vorrede und Auslegungen des Dritten Hauptstücks im Großen Katechismus
- „daß Du Dein Herz entzündest... und nur den Mantel weit ausbreitest“
- Kaiser und Bettler
- „Gebete als ein eiserne Mauer“
- Zusammenfassung
- Gott im Himmel und der Mensch auf Erden
- Vom Verständnis der Anrede
- Gottes Wort und seine Annahme durch den Menschen
- Gottes Name und seine Heiligung beim Menschen
- Gottes Reich „hier zeitlich und dort ewiglich“
- Gottes Wille und Mensch im Kampf zwischen Gott und Widergott
- Gottes Gaben und die menschliche Danksagung
- Des Menschen Versuchung und seine Erlösung
- Ertrag: Das Gebet als unerlässliches Verbindungsglied zwischen Vater und Kind
- Schluss: Vom Segen der Gebetstheologie Luthers
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Gebetstheologie Martin Luthers, insbesondere im Kontext seines Kleinen Katechismus. Sie untersucht die Bedeutung des Gebets in Luthers Werk und analysiert die Argumente, die er für das Gebet anführt.
- Das Gebet als Gebot und Verheißung
- Das Vaterunser als Mustergebet
- Die Beziehung zwischen Gott und Mensch im Gebet
- Luthers Gebetsbilder und ihre Bedeutung
- Die Rolle des Gebets im Alltag des Christen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Relevanz des Gebets in Zeiten der Not heraus und beleuchtet die Fragen, die sich im Zusammenhang mit dem christlichen Gebet stellen. Kapitel 2 analysiert die Vorrede des Dritten Hauptstücks im Großen Katechismus, wobei Luthers Sichtweise auf das Gebet als Gebot und Verheißung beleuchtet wird. Dieses Kapitel untersucht außerdem die Relevanz des Vaterunsers als Mustergebet und beleuchtet verschiedene Gebetsbilder, die Luther verwendet.
Kapitel 3 fokussiert auf die Auslegung des Vaterunsers im Kleinen Katechismus und verdeutlicht Luthers Verständnis der Anrede, des göttlichen Wortes und der Heiligung des göttlichen Namens. Das Kapitel betrachtet außerdem Gottes Reich, seinen Willen, seine Gaben und die menschliche Danksagung sowie die Versuchung des Menschen und seine Erlösung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Gebetstheologie Martin Luthers, insbesondere im Kontext seiner Katechismen. Wichtige Themen sind die Begründung des Gebets als Gebot und Verheißung, das Vaterunser als Mustergebet, die Beziehung zwischen Gott und Mensch im Gebet, Luthers Gebetsbilder und ihre Bedeutung sowie die Rolle des Gebets im Alltag des Christen.
- Quote paper
- Peter Münch (Author), 2005, "Dass Du Dein Herz entzündest ... und nur den Mantel weit ausbreitest". Martin Luthers Gebetstheologie des Kleinen Katechismus, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60850