Wie kann die Gesellschaft mit ihren festen Normen und Werten auf eine Umweltveränderung, wie z.B. neue Normen oder Bedürfnisse reagieren und ihren Fortbestand sichern? Dies ist die große Fragestellung mit der sich Talcott Parsons in seiner Systemtheorie beschäftigt. Parsons entwickelte allerdings zunächst nur eine Handlungstheorie, entwickelte diese aber später zur Systemtheorie des Strukturfunktionalismus weiter. Allgemein versucht die struktur-funktionalistische Theorie von Parsons zu erklären, inwiefern das soziale Handeln auf die Stabilität der Gesellschaft wirkt. Im Mittelpunkt seiner Betrachtung steht hierbei die Motivation des Individuums, des Akteurs.
Doch warum wird diese Theorie als Strukturfunktionalismus bezeichnet? Hierzu ist es notwendig, die drei zentralen Begriffe zu verstehen: Das System, die Struktur und die Funktion. Diese begriffe werden im weiteren Verlauf von großer Bedeutung sein. Es bietet sich daher an, Parsons Verständnis dieser Begriffe vorab zu klären. Ein soziales System ist nach Talcott Parsons als ein System von Interaktionsprozessen zwischen Akteuren zu verstehen. „Ein soziales System ist somit die Funktion einer gemeinsamen Kultur, die nicht nur die Basis der Interkommunikation seiner Mitglieder bildet, sondern auch den relativen Status seiner Mitglieder definiert und deshalb in gewissem Sinn bestimmt.“ Soziales Handeln von Menschen tritt nicht vereinzelt auf, sondern in Konstellationen, die Parsons Systeme nennt. Der Begriff Struktur soll etwas Konstantes und Feststehendes implizieren. Parsons definiert den Begriff der Struktur als "...eine Reihe von verhältnismäßig stabilen Beziehungsmustern zwischen Einheiten. Da die Einheit des sozialen Systems der Handelnde ist, ist die soziale Struktur ein System von sozialen Beziehungsmustern zwischen Handelnden. Allerdings zeichnet sich die Struktur von sozialen Handlungssystemen dadurch aus, dass in den meisten Beziehungen der Handelnde nicht als individuelle Ganzheit beteiligt ist, sondern lediglich mit einem bestimmten, differenzierten "Ausschnitt" seines gesamten Handelns". Parsons sieht den Zweck des sozialen Handelns des Akteurs darin, dass Systeme gebildet beziehungsweise verändert werden sollen. Dieses Handeln, welches sich auf die Beschaffenheit des Systems auswirkt entspricht der Funktion. Diese ist also ein dynamischer Prozess eines Akteurs für den Aufbau, die Erreichung, Erhaltung oder Veränderung eines bestimmten Zustandes des Systems, zu dem der Akteur gehört.
Inhaltsverzeichnis
- EINLEITUNG UND GRUNDBEGRIFFE
- ZUR ANALYSE SOZIALEN HANDELNS
- „,unit act“
- Subsysteme des Handelns
- Das organische System
- Das personale System
- Das soziale System
- Das kulturelle System
- „pattern variables
- Affektivität - Affektive Neutralität
- Selbstorientierung – Kollektivorientierung
- Universalismus - Partikularismus
- Zuweisung – Leistungsorientierung
- Spezifisches Verhalten - Diffuses Verhalten
- Bedeutung der »pattern variables <<
- ZUR THEORIE SOZIALER SYSTEME
- Das AGIL- Schema
- Die Anpassungsfunktion: »Adapaption<<
- Die Zielerreichung: » Goal Attainment<<
- Die Integrationsfunktion: »Integration«
- Die Latenzfunktion: Latent pattern maintainance
- FAZIT
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Systemtheorie von Talcott Parsons, insbesondere mit dem Strukturfunktionalismus. Sie untersucht, wie soziale Systeme auf Veränderungen in der Umwelt reagieren können und ihre Stabilität erhalten. Im Mittelpunkt steht die Motivation des Individuums (des Akteurs) im Kontext sozialer Strukturen und Funktionen.
- Die Handlungstheorie von Talcott Parsons und ihre Entwicklung zur Systemtheorie
- Die zentralen Begriffe des Strukturfunktionalismus: System, Struktur und Funktion
- Die Analyse des sozialen Handelns durch Parsons, insbesondere die Konzeption des "unit act"
- Die vier Subsysteme des Handelns und die Bedeutung von "pattern variables" für die Stabilität sozialer Systeme
- Die Theorie sozialer Systeme und das AGIL-Schema: Anpassungsfunktion, Zielerreichung, Integration und Latenzfunktion
Zusammenfassung der Kapitel
EINLEITUNG UND GRUNDBEGRIFFE
Dieses Kapitel führt in die Thematik der Systemtheorie von Talcott Parsons ein und erläutert die zentralen Begriffe System, Struktur und Funktion. Es wird der Frage nachgegangen, wie die Gesellschaft auf Veränderungen reagieren und ihre Stabilität sichern kann.
ZUR ANALYSE SOZIALEN HANDELNS
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit Parsons Handlungstheorie, die er aus den Analysen von Max Weber, Emile Durkheim, Vilfredo Pareto und Thomas H. Marshall entwickelte. Die Konzeption des "unit act" wird vorgestellt, die die Bedingungen der Möglichkeit sozialen Handelns umfasst. Es werden die Subsysteme des Handelns (organisches System, personales System, soziales System und kulturelles System) erläutert und die Bedeutung von "pattern variables" für die Stabilität sozialer Systeme hervorgehoben.
ZUR THEORIE SOZIALER SYSTEME
Dieses Kapitel behandelt die Theorie sozialer Systeme und das AGIL-Schema, das die vier grundlegenden Funktionen von sozialen Systemen beschreibt: Anpassungsfunktion, Zielerreichung, Integrationsfunktion und Latenzfunktion.
Schlüsselwörter
Strukturfunktionalismus, Talcott Parsons, Systemtheorie, soziales Handeln, "unit act", Subsysteme des Handelns, "pattern variables", AGIL-Schema, Anpassungsfunktion, Zielerreichung, Integration, Latenzfunktion.
- Quote paper
- Nils Kluger (Author), 2004, Der Strukturfunktionalismus von Talcott Parsons. Von der Handlungstheorie zur Systemtheorie, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60621