Rüdiger Dohrendorf untersuchte in seiner, 1990 veröffentlichten, Publikation das publizistische Profil der weltweit bekannten Frankfurter Allgemeinen Zeitung anhand der Analyse der sich auf der ersten Seite befindlichen Leitglosse. Die Untersuchung wurde mit einer Methode der empirischen Sozialforschung, der Computerunterstützten Inhaltsanalyse, durchgeführt. Im Folgenden werde ich die Vorgehensweise und Ergebnisse dieser Studie erläutern. Einer Begriffsdifferenzierung - Inhaltsanalyse und computerunterstützte Inhaltsanalyse - folgt die Erläuterung des Untersuchungsziels, der Methodik sowie auch der Auswertung der Ergebnisse, um im Fazit die Bilanzen und die Zukunft der computerunterstützten Inhaltsanalyse zu diskutieren.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Was ist die Inhaltsanalyse?
2.1 Inhaltsanalyse
2.2 Computerunterstützte Inhaltsanalyse
3. Untersuchungsziel
3.1 Geschichte und Selbstbild der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
3.2 Warum die Leitglosse? – Begründung des Untersuchungsziels
3.3 Ereignishintergrund
3.3.1 Erster Erhebungszeitraum Januar bis Juni 1981
3.3.2 Zweiter Erhebungszeitraum Juli bis Dezember 1987
4. Methodik
4.1 TEXTPACK – PC
4.2 Datenauswahl
4.3 Wörterbuchkonstruktion
4.4 Das „Mapping“
5. Auswertung
5.1 Frequenzanalyse
5.2 Der Maßkorrelationskoeffizient
5.3 Faktorenanalyse
6. Das publizistische Profil der FAZ
7. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Rüdiger Dohrendorf untersuchte in seiner, 1990 veröffentlichten, Publikation das publizistische Profil der weltweit bekannten Frankfurter Allgemeinen Zeitung anhand der Analyse der sich auf der ersten Seite befindlichen Leitglosse. Die Untersuchung wurde mit einer Methode der empirischen Sozialforschung, der Computerunterstützten Inhaltsanalyse, durchgeführt. Im Folgenden werde ich die Vorgehensweise und Ergebnisse dieser Studie erläutern.
Einer Begriffsdifferenzierung - Inhaltsanalyse und computerunterstützte Inhaltsanalyse - folgt die Erläuterung des Untersuchungsziels, der Methodik sowie auch der Auswertung der Ergebnisse, um im Fazit die Bilanzen und die Zukunft der computerunterstützten Inhaltsanalyse zu diskutieren.
2. Was ist die Inhaltsanalyse?
2.1 Inhaltsanalyse
In der wissenschaftlichen Literatur findet man eine zahlreiche Anzahl von Definitionen der Inhaltsanalyse. So schreibt Friedrichs: „Die Inhaltsanalyse (content analysis) ist eine Methode, Texte, Sendungen, Töne, oder Bilder als Teil sozialer Kommunikation einer qualitativen Analyse zu unterziehen. Die Analyse kann sowohl auf den Inhalt zielen, wie von der Nachricht auf den Sender und dessen Absichten, oder auf den Empfänger schließen.“ (Friedrichs 1995: 315) Merten beschreibt dieses genauer und sagt: „Inhaltsanalyse ist eine Methode zur Erhebung sozialer Wirklichkeit, bei der von Merkmalen eines manifesten Textes auf Merkmale eines nicht manifesten Kontextes geschlossen wird“ (Merten 1995: 15) Um den Begriff der sozialen Wirklichkeit genauer zu umschreiben, präzisiert er diese als: „pauschale(n) Begriff für soziale Strukturen aller Art, (wie zum Beispiel) soziales Handeln von Kommunikanten, aber auch aggregierte Formen, etwa Wert- und Normvorstellungen, organisiertes bzw. institutionalisiertes Handeln etc.“ (Merten 1995: 48)
Allgemein kann gesagt werden, dass Inhaltsanalyse eine Methode ist, bei der festgehaltene Daten (ob Print, Ton oder Bild) quantitativ untersucht werden können. Der mögliche Rückgriff auf nonreaktive Daten, der in Interviews und Experimenten nicht möglich ist, zeichnet sie dabei als eine besondere Methode aus, bei der Verzerrungen, die durch die Erhebungssituation entstehen können, absolut ausgeschlossen werden können. Eine explizite Erläuterung der vielen Möglichkeiten, die diese Methodik mit sich bringt, würde den Rahmen einer Hausarbeit sprengen. Wichtig festzuhalten bleibt aber, dass im Prinzip alles möglich ist, solange es wissenschaftlichen Kriterien (wie zum Beispiel: Objektivität, Systematik, Validität und Reliabilität) genügt (vgl. Dohrendorf 1990: 27-30).
2.2 Computerunterstützte Inhaltsanalyse
Die von Dohrendorf verwendete Technik der Computerunterstützten Inhaltsanalyse, ist eine in den 60er Jahren aufgekommene Methode, bei der: „der Kodierungsprozess nicht vom Menschen, sondern von einem Computer mittels EDV-Programmen durchgeführt wird“. (Klein 1996: 19) Bereits Ende der 50er Jahren waren EDV-Anlagen schon sehr weit entwickelt, so dass die Forschergruppe um Phillip J. Stone sich dieses zunutze machten und 1966 die Software General Inquire programmierten, die den unfangreichen Forschungsprozess der Inhaltsanalyse um vieles erleichterte (vgl. Dohrendorf 1990: 33-36). Die Vorteile dieser Arbeitsweisen liegen auf der Hand, zum einen müssen Inter- und Intracoderreliabilität nicht mehr geprüft werden, weil das Programm, durch die Übername der Kodierung zu 100 Prozent reliabel ist. Die Kodierung läuft schnell ab und kann auch mehrfach durchgeführt werden, was mehr Sicherheit und Nachvollziehbarkeit bringt. Des Weiteren können sehr große Textmengen und komplexe Kategoriensysteme analysiert werden, was die Methode für viele Forscher sehr attraktiv macht (vgl. Klein 1996: 22-23).
Die Entwicklung von Textverarbeitungsprogrammen beschäftigt die Forscher bis in die heutige Zeit. Man möchte bestehende Programme wie Intext und TEXTPACK immer weiter entwickeln und perfektionieren, um die Verarbeitung benutzerfreundlicher und effektiver zu machen und programmiert auch neue, effektive, auf dem normalen Home-PC verwendbare Programme wie WordStat oder TextQuest (vgl. Dohrendorf 1990: 27-54).
3. Untersuchungsziel
Das Erkentissinteresse seiner Forschungsarbeit formuliert Dohrendorf in einer Generalhypothese: „Welche Ereignisse aus dem unendlichen Bereich der sozialen Wirklichkeit kommentiert die Frankfurter Allgemeine Zeitung in ihren täglichen Leitglossen auf der ersten Seite?“ (Dohrendorf 1990: 6) Aus diesen Kommentaren/Glossen möchte Dohrendorf auf das publizistische Profil dieser Zeitung schließen. Im Folgenden werde ich auf die Geschichte der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, auf die wissenschaftlichen Überlegungen zur Begründung des Untersuchungsziels und den Ereignishintergrund der Erhebungszeiträume eingehen, um die Intention und Vorgehen des Forschers anschaulicher zu machen.
3.1 Geschichte und Selbstbild der Frankfurter Allgemeinen Zeitung
Die Frankfurter Allgemeine Zeitung, die ich im weiteren Verlauf abgekürzt FAZ nennen werde, blickt geschichtlich auf eine sehr lange Tradition zurück. Die erste Ausgabe erschien am 1. November 1949, also gleich nachdem der Lizenzzwang der Alliierten wegfiel. Schon damals setzten die Herausgeber sich das Ziel: „Breite Schichten, nachdenkliche Menschen aus allen Berufen und Altersgruppen (anzusprechen)“, wobei das Format frei von Meinungen der „Besatzungsmächte, Regierungen, Parteien, Interessensgruppen, Familien oder Privatpersonen“ sein sollte (Dohrendorf 1990: 9-11) Dieses Vorhaben, genauso wie auch die Typographie und das Layout haben sich bis in die heutige Zeit nicht geändert. Die FAZ ist auch heute eine seriöse, unabhängige Zeitung, die vor allem in den gebildeten, intellektuellen Kreisen gelesen wird. Die Startauflage 1949, die bei 9.000 Ausgaben lag, wuchs bis 1885 auf beachtliche 340.000 Exemplare und erreicht heute, je nach Wochentag, zwischen 389.178 und 425.945 Männer und Frauen Deutschlands (Informationen auf www.faz.net). Ebenfalls hat sich bis heute auch die Tradition der Leitglosse auf der ersten Seite, die auch den Untersuchungsgegenstand bei Dohrendorf bildet, bewahrt. Die Leitglosse und die Kommentare stellen für die Herausgeber der Zeitung bis heute ein wichtiges Instrument zur Bildung der Öffentlichen Meinung dar. Man möchte nicht nur über die Geschehnisse auf der ganzen Welt berichten, sondern auch bestimmte Themen kritisch beleuchten, kommentieren und interpretieren, um den Leser zum Nachdenken und Reflektieren zu bewegen (vgl. Dohrendorf 1990: 10-20).
3.2 Warum die Leitglosse? – Begründung des Untersuchungsziels
Die Begründung des Untersuchungsziels geht auf die Theorie des symbolischen Interaktionismus zurück. Der Grundgedanke dieser Theorie ist, dass der einzelne seine Um- und Mitwelt erst durch Interaktion mit anderen deuten und verstehen kann. Eine wichtige Rolle kommt dabei der Sprache, als das eindeutigste Kommunikationsmittel zwischen den Menschen, zu. Die Sprache macht die Existenz und das Erscheinen eines Gegenstandes erst möglich, „Sprache selbst konstruiert also Wirklichkeit“. (Dohrendorf 1990: 98) Der Mensch bewohnt in seinem Leben viele Mitwelten/Wirklichkeiten, die nebeneinander existieren, ineinander verschachtelt sind, durch soziale Interaktion geschaffen werden und für den Menschen seine Realität bilden. „Im Alltag wechseln wir ständig von einem Sinnbezirk (Mitwelt) in den anderen: Von der Welt des Bankangestellten zur Welt des Familienvaters, und durchspielen dabei die des Autofahrers, des U-Bahn-Benutzers, des Nachbarn.“ (Dohrendorf 1990: 99)
Der Kreis schließt sich, im Hinblick auf die Untersuchung der Leitglosse, dahingehend, dass „die journalistischen Artikel, Berichte und Kommentare als eine Interpretation des jeweiligen Ausschnittes von Mitwelt zu verstehen sind“ (Dohrendorf 1990: 93-94) Die Journalisten bieten also durch das Verfassen von Artikeln Wirklichkeit an, konstruieren diese.
Die Glosse als Journalistische Stielform geht, anders als der Kommentar, auf größere Zusammenhänge ein. „Sie strebt den Rändern der Frage entgegen, ihrer Verallgemeinerung, ihrer Nutzanwendung aufs breite öffentliche Leben und auf die menschliche Existenz. Insofern ist die Glosse, obwohl sie eine Sonderspielart des Kommentars ist, doch dessen höher und weiter ausgreifende Form.“ (Dohrendorf 1990: 125-126)
Die Zeitungsredaktionen, was auch bei der FAZ nicht anders ist, beschließen auf ihren Redaktionssitzungen, welche Thematik in den Kommentaren und den Glossen behandelt wird, in welche Richtung argumentiert werden soll und wer diese schreibt. Aufgrund dieses Einflusses der Redaktion kann man folgern, dass die Meinung der Leitglosse der FAZ keine individuelle Wirklichkeitskonstruktion des Redakteurs, sondern eine, aus der Kollektivmeinung der FAZ konstruierte Realität ist. Deshalb sieht Dohrendorf seinen Forschungsauftrag mit der Analyse der Leitglossen bestätigt, lässt es sich doch von diesen auf das publizistische Profil der FAZ schließen (vgl. Dohrendorf 1990: 117-118).
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- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2006, Rüdiger Dohrendorfs 'Zum publizistischen Profil der Frankfurter Allgemeinen Zeitung' - Themen, Methoden, Ergebnisse, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60582
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