Indien ist entfesselt. Der Subkontinent wird als ein Gewinner der Globalisierung angesehen, denn er hat sich reformiert und den kapitalistischen Spielregeln angepasst. Er hat seine Märkte geöffnet, Zölle gesenkt, Handelsbarrieren niedergerissen und gleichzeitig seine stark reglementierte Industrie dereguliert und liberalisiert. Indien durchlebt einen Prozess der technologischen Modernisierung und des wirtschaftlichen Aufschwungs. Es stellt sich die Frage, ob gleichzeitig auch eine gesellschaftliche Entfesselung im Gange ist. Verliert bspw. das hierarchische Sozialsystem des Hinduismus aufgrund der kapitalistischen Durchdringung der Gesellschaft an Bedeutung? Zum einen werden in dieser Arbeit sozioökonomische Faktoren aufgezeigt, die den wirtschaftlichen Aufschwung Indiens unterstützen und fördern. Zum anderen wird das gesellschaftliche Konfliktpotential Indiens analysiert, welches die politische Stabilität des Landes bedroht und dadurch einen wirtschaftlichen Aufstieg Indiens in die Gruppe der größten Industrienationen verhindern könnte.
Inhaltsverzeichnis:
1. Einleitung
2. Wirtschaftliche Entwicklung Indiens nach der Unabhängigkeit
2.1 Das koloniale Erbe
2.2 Die Ideologie der Mixed Economy
2.3 Die indische Wirtschaftspolitik bis 1985
2.4 Einleitung erster Wirtschaftsreformen unter Rajiv Gandhi
2.5 Indiens „New Industrial Policy“ seit 1991
2.6 Indiens Erfolg in der “Information Technology”
3. Indiens Gesellschaft und ihre sozialen rukturen
3.1 Der Hinduismus und das Kastensystem
3.2 Der Einfluss des Kastensystems auf die technologische Modernisierung
3.3 Der Konflikt zwischen Muslimen und Hindus
3.4 Das Problem der rachen
3.5 Indiens Bildungssystem
3.6 Frauen in der indischen Gesellschaft
4. Das politische stem Indiens
4.1 Die indische Verfassung
4.2 Föderalismus
4.3 Politik Und Parteien
4.4 Kasten und Politik
4.5 Der indische aat als Faktor der technologischen Modernisierung
5. Fazit
6. Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
„ I am convinced that the 21 st Century will be an Indian Century. The world will once again look at us with regard and respect, not just for the economic progress we make but for the democratic values we cherish and uphold and the principles of pluralism and inclusiveness we have come to represent which is India ’ s heritage. ”
Dr. Manmohan ngh. 7. Januar 2005.1
Abstract
Indien ist entfesselt. Der bkontinent wird als ein Gewinner der Globalisierung angesehen, denn er hat sich reformiert und den kapitalistischen ielregeln angepasst. Er hat seine Märkte geöffnet, Zölle gesenkt, Handelsbarrieren niedergerissen und gleichzeitig seine stark reglementierte Industrie dereguliert und liberalisiert. Indien durchlebt einen Prozess der technologischen Modernisierung und des wirtschaftlichen Aufschwungs. Es stellt sich die Frage, ob gleichzeitig auch eine gesellschaftliche Entfesselung im Gange ist. Verliert bspw. das hierarchische zialsystem des Hinduismus aufgrund der kapitalistischen Durchdringung der Gesellschaft an Bedeutung?
Zum einen werden in dieser Arbeit sozioökonomische Faktoren aufgezeigt, die den wirtschaftlichen Aufschwung Indiens unterstützen und fördern. Zum anderen wird das gesellschaftliche Konfliktpotential Indiens analysiert, welches die politische abilität des Landes bedroht und dadurch einen wirtschaftlichen Aufstieg Indiens in die Gruppe der größten Industrienationen verhindern könnte.
1. Einleitung
Im vergangenen halben Jahrhundert wurde ein unvergleichlicher Reichtum geschaffen, in Asien, Lateinamerika und in den Ländern des Nordens - ein Reichtum, der eng mit der Zerschlagung staatlicher rukturen und bürokratischer Unternehmungsverwaltungen zusammenhing.
„Es wäre unvernünftig die Ansicht zu vertreten, diese wirtschaftliche Explosion hätte niemals stattfinden dürfen.“2
Dennoch fordert ein solches Wachstum einen hohen Preis, und zwar eine wachsende ökonomische Ungleichheit und zunehmende soziale Instabilität. Derzeit scheint der Kapitalismus mit dieser instabilen Energie völlig aufgeladen zu sein - und zwar wegen der globalen Ausbreitung der Produktion, der Märkte und der Finanzdienste. Zu dieser Instabilität gesellt sich die Ungleichheit, die der amerikanische ziologe Richard nnett unlängst als „Achillesverse der modernen Ökonomie“ bezeichnete.3 Das kapitalistische Prinzip „the winner takes it all“ erzeugt extreme materielle Ungleichheit, die wiederum einer wachsenden sozialen Ungleichheit entspricht.
In Indien hält der Kapitalismus seit den wirtschaftsliberalen Reformen im Jahre 1991 Einzug und das Wirtschaftswachstum scheint unaufhaltsam zu sein.
Noch ist der bkontinent jedoch weit entfernt vom Ideal der freien Marktwirtschaft. Nach wie vor gehören die meisten Banken dem aat, gibt es Höchstpreise für Lebensmittel, dürfen Unternehmen mit mehr als 100 Beschäftigten nur mit ndergenehmigungen und gegen hohe Abfindungen Mitarbeiter entlassen. Unübersehbar aber ist, dass die sukzessive Abkehr von planwirtschaftlichem Gebaren
erstaunliche Kräfte freilegt. Was immer in den Zeitungen zu lesen ist über Wachstumsraten des Bruttoinlandsprodukts von 7,5 Prozent, von schnell ansteigenden Exporten und in die Höhe schießenden Börsenkursen - all dies bleibt dürres Zahlenwerk, gemessen an der Zuversicht und der weit verbreiteten Aufbruchstimmung, die dem Reisenden in Indien entgegenschlägt.4 Viele Menschen glauben an eine bessere Zukunft. Junge Inder, die in den U oder Europa hoch bezahlte Positionen bekleidet haben, kehren wieder in ihre Heimat zurück. lbst jene, die sich bislang mit einem geringen Einkommen zufrieden geben müssen, lassen sich von der Euphorie anstecken.5
Doch es gibt auch die andere ite dieser von Gegensätzen geprägten Nation: Ein Drittel aller Inder lebt am Rande des Existenzminimums. Rund 40 Prozent der Bevölkerung können weder lesen noch schreiben. Nicht zu zählende Millionen hausen in den ums der großen ädte. Gleichwohl stehen die Chancen auf eine deutliche Anhebung des allgemeinen Lebensstandards so gut wie nie zuvor. In wenigen Jahren, so der Tenor von udien der Boston Consulting Group und von Goldman chs, könnte Indien eine bedeutende Rolle im globalen Wirtschaftsgefüge spielen und in den Kreis der entwickelten Länder aufsteigen.6 Eine faszinierende Vision, die zur gigantischen Herausforderung für die industrialisierte Welt gerät. Es sind ja nicht nur die IT-Firmen in Gurgaon oder Bangalore, die immer mehr Arbeitsplätze aus Amerika und Europa absaugen. Auch indische Pharmaunternehmen, Chemiekonzerne, Textilbetriebe, Autozulieferer, Anlagenbauer und ahlhersteller drängen auf den globalen Markt. 260 000 Ingenieure verlassen jährlich die indischen Hochschulen. Hinzu kommen hunderttausende Programmierer, Chemiker, Pharmakologen, Ärzte. e analysieren medizinische Befunde, entwickeln Chips, zeichnen Blaupausen für den Anlagenbau - zu Gehältern, die 80 bis 90 Prozent unter dem Niveau des Westens liegen. Etwa eine Million Inder sind heute in Betrieben beschäftigt, die IT-Dienstleistungen anbieten. In vier Jahren werden es schätzungsweise vier Millionen sein. Eine kleine mme, gemessen an dem Arbeitskräftepool von 470 Millionen Menschen, der jährlich um neun Millionen Männer und Frauen wächst.
„Wir stellen jeden Monat 1000 Leute ein und bekommen jedes Jahr weltweit eine Million Bewerbungen.“7 Debjit Chauduri8
Die Bedeutung der prosperierenden IT-Branche liegt jedoch nicht so sehr in den direkten Beschäftigungseffekten. Viel wichtiger ist, dass das IT- Wissen die Aufholjagd von Unternehmen in klassischen Branchen wie Fahrzeugherstellung oder Maschinenbau beschleunigen wird. In den meisten dieser Firmen laufen Automatisierung und Computerisierung jetzt erst an. e werden in den nächsten Jahren enorm profitieren vom großen Reservoir IT-erfahrener Fachkräfte - zum Leidwesen der internationalen Konkurrenz. Die CIA prognostizierte in einem kürzlich veröffentlichten Bericht, dass Indien und China sich bis 2020 zu den weltweit führenden Volkswirtschaften entwickelt haben werden.9 Von einer „kommenden perpower des Wissens“ spricht das Magazin „New ientist“ und verweist darauf, dass Indiens Fachkräfte in allen Zukunftstechnologien von Raumfahrt über Genforschung bis zur Computermedizin in der Weltspitze zu finden seien. „Indien springt nicht nur nach vorne, es überspringt: Fortschrittshemmende Kastenschranken verschwinden im Cyber- Raum, Daten-Highways lassen den Mangel an realen Autobahnen verblassen.“10
Im Mittelpunkt der vorliegenden Arbeit steht die Frage nach der Verlässlichkeit einer solchen Wachstumsprognose. Kann sich die technologische Modernisierung in einem aat wie Indien tatsächlich über gesellschaftliche hranken, wie sie potentiell im Kastenwesen, dem religiösen Pluralismus oder in der segmentierten Bevölkerung bestehen, hinwegsetzen? nd die Kastengegensätze unter der hinduistischen Volksmehrheit endlich zum nur noch lästigen Relikt geschrumpft, zu einem sozialen und ökonomischen Hemmnis minderen Ranges?
Um diese Fragen beantworten zu können ist eine interdisziplinäre Vorgehensweise unabdingbar. Dabei liegt der besondere Reiz darin, ökonomische, soziologische, historische und politische Denkansätze miteinander zu verknüpfen, um eine möglichst genaue Darstellung der technologischen Modernisierung Indiens gewährleisten zu können.
Die vorliegende Arbeit ist in drei Abschnitte gegliedert. Der erste Abschnitt zeigt die wirtschaftliche Entwicklung Indiens seit der Unabhängigkeit 1947 auf und verdeutlicht den Wandlungsprozess, den die junge Republik Indien seit über 50 Jahren durchlebt. Es wird dabei erkennbar, wie sich die ehemalige britische Kolonie - nach einem kurzen Umweg über ein sozialistisches Wirtschaftssystem - seit Beginn der 1990er Jahre zu einer liberalen Wirtschaftsmacht entwickelt.
Im Mittelpunkt des zweiten Abschnitts steht die indische Gesellschaft und ihre sozialen rukturen. Dabei kommt hinsichtlich des Modernisierungsprozesses dem hinduistischen Kastensystem eine besondere Bedeutung zu. Es wird u.a. herausgestellt, wie sich dieses streng hierarchische Gesellschaftssystem mit modernen Unternehmensstrukturen, wie sie z.B. in der boomenden IT-Branche vorherrschen, vereinen lässt und welche Bedeutung es nach wie vor im indischen Alltagsleben hat. Auch wird auf das Konfliktpotential des religiösen Pluralismus eingegangen, welches sich immer wieder in gewalttätigen Ausschreitungen entlädt und somit einen Risikofaktor für politische abilität darstellt.
Im dritten und letzten Abschnitt dieser Arbeit wird nun auf das politische stem Indiens eingegangen. Das Land ist seit der Unabhängigkeit eine lebendige Demokratie. Es hat sich in Indien immer wieder gezeigt, dass vom Wachstum benachteiligte Bevölkerungsgruppen einen Regierungswechsel herbeiführen konnten. Dies hat allerdings auch nachteilige Konsequenzen im Hinblick auf die erforderliche Kontinuität der für den technologischen Modernisierungsprozess notwendigen Reformen. Und Reformen braucht das Land dringend, um die verkrusteten bürokratischen rukturen innerhalb des politischen stems zu zerschlagen.
2. Wirtschaftliche Entwicklung Indiens nach der Unabhängigkeit
2.1 Das koloniale Erbe
In der kritischen Auseinandersetzung mit der sozio-ökonomischen Entwicklung in Indien wird häufig das „koloniale Erbe“ als eines der Entwicklungshemmnisse in den Vordergrund gestellt.11 In diesem Zusammenhang ist unbestreitbar, dass die 200jährige britische Kolonialherrschaft zur nachhaltigen Zerstörung und Deformierung des indischen Wirtschafts- und Gesellschaftssystems geführt hat und dadurch auch der kontinuierliche Verlauf des ökonomischen rukturwandels erheblich gehemmt wurde. Außerdem wurden politische und administrative Instrumente geschaffen, die damals ausschließlich auf die Interessen der Kolonialmacht zugeschnitten waren.
„Unter britischer Kolonialherrschaft war Indien den Kräften des Weltmarkts unterworfen, freilich zu Bedingungen, die die Kolonialherren diktierten. Diese huldigten den Prinzipien des Freihandels, solange sie selbst nicht von Konkurrenz bedroht waren, danach gingen sie zu einem Regime von hutzzöllen über, das durch Zollpräferenzen für britische Güter durchlöchert war.”12
Jedoch ist Indien eines der wenigen Entwicklungsländer, die bereits vor der Unabhängigkeit ein gewisses Maß an Industrialisierung erreicht hatten. Unter der britischen Herrschaft wurde ein umfangreiches Eisenbahnnetz errichtet, das Bewässerungssystem erweitert und, zur Deckung des Bedarfs an Verwaltungskräften, ein Bildungssystem aufgebaut. Eine industrielle Entwicklung wurde allerdings nur in sehr begrenztem Ausmaß und nur in jenen Bereichen zugelassen, die keine Konkurrenz für die britischen Geschäftsinteressen darstellten. Anders als viele Entwicklungsländer konnte Indien mit Erlangung der Unabhängigkeit auch einen effizienten Beamtenapparat übernehmen, eine professionelle Armee, eine unabhängige Justiz und nicht zuletzt ein repräsentatives Regierungssystem, innerhalb dessen indische Politiker langjährige Erfahrungen hatten sammeln können.13
Die noch nach der alten Verfassung gewählte Konstituierende Versammlung entwarf die 1950 in Kraft getretene Verfassung der indischen Republik. e stand dabei vor unzähligen Problemen und Herausforderungen. Zu diesen gehörte auch die Aufgabe, den indischen bkontinent in seiner Vielfalt und mit seinen reichen Potentialen - sowohl materiell als auch personell - in wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Hinsicht zu einer nationalen “Einheit“ zu integrieren.
„It is fascinating to reflect on what an array of elements, at that time of independence, pumped up the promise of what the Indian government could and should accomplish in the realm of development, and how quickly. Great expectations were shared by the country´s leaders and bureaucrats themselves, by their public, and to some extent, by outside observers.”14
Die Integration des feudalen Indiens mit seinen ca. 580 Fürstenstaaten in eine säkulare, demokratische, föderative indische Union war nicht einfach. Die zum Teil sehr großen Bundesstaaten fassten Bevölkerungen unterschiedlicher Muttersprachen und kultureller Identität zusammen. Der erste Premierminister des unabhängigen Indien, Jawaharlal Nehru, glaubte fest an die Demokratie als beste und einzig mögliche Regierungsform, um Indien zusammenhalten zu können und um den erwünschten sozialen Fortschritt zu erzielen. Das effektivste Entwicklungsinstrument war seiner Meinung nach eine „mixed economy“ - ein halbsozialistisches Wirtschaftssystem, das über Fünfjahrespläne gelenkt wurde.15
2.2 Die Ideologie der Mixed Economy
hon in den 1930er und 40er Jahren hatten führende indische Unternehmer und Politiker Konzepte zur Wirtschafts- und Industrieentwicklung für die Zeit nach der Unabhängigkeit erarbeitet, wie beispielsweise den 1944 veröffentlichen „Bombay Plan“16. Mit dem Ziel, die indische Industrie vor der Liberalisierung der Märkte zu schützen, billigten sie dem aat eine tragende Rolle bei der Investition in die Grundstoff- und hwerindustrie zu. Besonders ins Gewicht fiel damals auch die auf „Nation-Building“ und damit auf nationale Integration ausgerichtete patriotische Einstellung indischer Industrieller, die die Rolle eines starken aatssektors nicht in Frage stellten.
„Der Bombay Plan entsprach dem Denken von Unternehmern, die im Korsett der Kriegszwangswirtschaft steckten und befürchteten, dass sie beim bevorstehenden Verschwinden des Korsetts keinen Halt mehr finden würden [...]. Auf diese Weise ergab sich eine Konvergenz ihres Denkens mit dem Nehrus, der aus ganz anderen Gründen eine Planwirtschaft befürwortete.“17
Nehrus Zielrichtung sah eine weitgehend staatlich gelenkte Wirtschaft (mixed economy)18 und eine kasten- und klassenlose sozialistische Gesellschaft vor, in der alle Bürger die gleichen Chancen und Teilnahme an den Errungenschaften des nationalen Wohlfahrtsstaates haben sollten. gesehen war „zialismus“ für Nehru keine Ideologie, sondern vielmehr eine Entwicklungs-, insbesondere eine Industrialisierungsstrategie.19 Beeindruckt von den sowjetischen Erfolgen bei der Umwandlung des zaristischen Agrarstaates in eine Industrienation, sah er eine maßgebliche Beteiligung und Einflussnahme des aates in Wirtschaft und Industrie vor.20 Die in der Verfassung genannten „sozialistischen“ aatsziele und die gesellschaftspolitische Grundhaltung der Verfassungsväter machten eine rein marktwirtschaftliche Entwicklungsstrategie ohnehin unmöglich. Nehru glaubte, dass wirtschaftlicher Fortschritt nur mit einer raschen Industrialisierung und insbesondere mit dem Aufbau einer staatlichen hwerindustrie erzielt werden könnte:21
„We are trying to catch up, as far as we can, with the Industrial Revolution that occurred long ago in western countries.“22
Dabei ist interessant, dass sein zwanzig Jahre älterer Mentor Mahatma Gandhi in diesem Punkt ganz anders dachte. Nach dessen Vorstellungen sollte die Wirtschaft der Armutsbekämpfung dienen und auf die Bedürfnisse der ländlichen Bevölkerung ausgerichtet sein. Das Dorf und die Kleinindustrie sollten die ulen der Entwicklung sein. Gandhis wirtschaftspolitisches Konzept erlangte jedoch kaum Bedeutung und wurde nach seinem Tod eher symbolisch betrieben.23 Auf die Zukunft der indischen Regierung hatte Gandhi dennoch einen nachhaltigen Effekt:
„He made the upper levels of the government unnaturally rigtheous for a time. […] Most leaders in the government of India, in the first 15 years from independence did not share many of Gandhi´s policy goals. But they did try to adopt his motivational mix: there was considerable ascetism; self-seeking was reined in; pursuit of the public interest (although its content was disputed) was the behavioral standard; and, venality at senior levels was not just rare, it was out of fashion.”24
Wirtschaftspolitisch entwickelte sich Indien nach Nehrus Modell der „mixed economy“. Diese extrem binnenmarktorientierte und staatswirtschaftliche Entwicklungsstrategie bedurfte jedoch mangels genügender Inlandsersparnisse und Exporterlöse schon bald der Unterstützung von außen, die vornehmlich seitens der U und der wjetunion auch gewährt wurde.
Auf der Basis von Fünfjahresplänen floss der größte Teil der indischen Entwicklungsausgaben zunächst in die schwerindustriellen ktoren und die staatlichen Wirtschaftsbereiche.25 Die Auswirkungen dieser wirtschaftlichen rategie werden im folgenden Kapitel dargestellt.
2.3 Die indische Wirtschaftspolitik bis 1985
Der erste Fünfjahresplan war von seinem Umfang her noch relativ bescheiden und wurde teilweise aus den Kriegsschulden Großbritanniens gegenüber Indien finanziert. Vordergründige Ziele der Wirtschaftspolitik waren zum einen die Überwindung der wirtschaftlichen hwierigkeiten, die durch den Zweiten Weltkrieg und die Teilung des bkontinents entstanden waren. Zum anderen bemühte man sich wegen der unzureichenden Eigenversorgung mit Nahrungsmitteln um eine effizientere landwirtschaftliche Produktion. Allgemein traute man der Landwirtschaft jedoch nur einen geringen Beitrag zur eigerung der gesamtwirtschaftlichen Produktion und zur haffung einer ausreichenden Zahl attraktiver Arbeitsplätze zu.26
Der zweite und die folgenden Fünfjahrespläne bereits wesentlich ehrgeiziger. Der aat sollte durch investitionsleitende Maßnahmen gegenüber der Privatwirtschaft sicherstellen, dass knappe finanzielle Mittel nicht in Bereiche geringer gesellschaftspolitischer Priorität flössen, wie etwa in den Immobilienhandel.27
In der „Industrial Policy Resolution“ von 1956 wurden deshalb bestimmte Kernbereiche (Infrastruktur, hwerindustrie,
Mineralprodukte, Verteidigung und Atomenergie) festgelegt, in denen wirtschaftliche Aktivitäten ausschließlich dem aat vorbehalten blieben. In einigen speziellen Bereichen (Maschinenbau, Logistik und Bergbau) behielt sich der aat zwar die Initiative bei der Gründung neuer Unternehmen vor, private Unternehmer hatten jedoch die Möglichkeit sich an diesen Firmen zu beteiligen. Zu allen übrigen Bereichen erhielten private Investoren freien Zugang.28
Weitere hritte waren, dass der Import von Konsumgütern bis auf wenige Ausnahmen (Nahrungsmittel, pharmazeutische Produkte) völlig untersagt wurde und Investitions- und Zwischengüter nur gegen Erteilung spezifischer Lizenzen eingeführt werden durften, was unweigerlich zu einem rapiden Anstieg bürokratischen Aufwandes führte. Dazu muss jedoch erwähnt werden, dass Binnenmarktorientierung angesichts pessimistischer Exporterwartungen bei den von den unabhängig gewordenen Entwicklungsländern hauptsächlich angebotenen Rohstoffen und angesichts der als übermächtig eingeschätzten Konkurrenz der Unternehmen aus den Industriestaaten als lebensfähige rategie galt.29 Auch galten aatsunternehmen in schwerindustriellen Bereichen angesichts des Kapitalmangels und der Risikoaversität privater Investoren als unvermeidlich.30
Jedoch machten enormes Bevölkerungswachstum und Kapitalmangel viele Ziele des zweiten Wirtschaftsplanes gar nicht, oder erst im dritten erreichbar. hlechte Ernten, hohe Preissteigerungen und Kriege mit den Nachbarn Pakistan und China stürzten das Land in den 1960er in eine Wirtschaftskrise. Die Wirtschaft ächzte unter den Folgekosten der Kriege sowie unter Dürre, die die landwirtschaftliche Produktion erheblich senkte und das Land zu demütigenden Bitten um Nahrungsmittelhilfe zwang.31
In den erst 1969 verabschiedeten vierten Fünfjahresplan (1969/70 bis 1973/74) fielen weitere Auseinandersetzungen mit Pakistan und die Abtrennung von Bangladesh, die Indien mit großen Flüchtlingsströmen belastete. reiks führten zu Engpässen besonders im Energie- und Transportbereich sowie bei der Rohmaterialversorgung.
Die fortgesetzte rigide Wirtschaftspolitik Indiens (weitere Verstaatlichungen, Regulierung marktbeherrschender Unternehmen und Beschränkung ausländischer Investitionen) war gegen die sich anbahnende Wirtschaftskrise allerdings machtlos. Durch die Folgen der Ölpreiserhöhung von 1973/74, einer erneuten Dürre, weiterer Millionen von Immigranten aus Bangladesh, beschleunigter Inflation und nachlassender industriellen Dynamik musste Indien 1974 um einen Beistandskredit des Internationalen Währungsfonds zur Überbrückung der Defizite bitten.32
„[…] at the end of the 1970s some of the large deficits became clearer, so that the internal politics - mainly the industrial politics - got more and more evaluated and criticized. The central industrial politics´ objectives have not been reachable. [...] the secondary sector grew too slow. cond, the mismanagement and inefficiency of state-owned companies increased and related to that their dependence on subsidies rose.”33
Bei der Bewertung der indischen Wirtschaftspolitik muss zwischen kurz- und langfristigen Auswirkungen der „mixed economy“ unterschieden werden.
Eines der kurzfristigen Ziele, die lbstversorgung, wurde mit den wirtschaftspolitischen Maßnahmen weitgehend erreicht. Auch wurde die Grundlage für einen erheblicher rukturwandel geschaffen.
„The strategy during these two plans (1951-1961) laid the foundation for a well diversified industrial structure within a reasonably short period and this was a major achievement.”34
Langfristig ließen die unternommen Maßnahmen den Anteil der Landwirtschaft am Bruttoinlandsprodukt (BIP) von 59 Prozent (1950/51) auf 37 Prozent (1979/80) fallen, derjenige der Industrie stieg von 9,9 auf 16,2 Prozent und der Dienstleistungssektor nahm von 26,6 auf 40 Prozent zu. Bei der Analyse dieser Zahlen drängt sich jedoch leicht ein falsches Bild auf. Es scheint sich um eine sich gut entwickelnde „modernen Wirtschaft“ zu handeln, die den aus andere Industrieländern bekannten Entwicklungspfad rasch nachvollzieht. Wenn man aber berücksichtigt, dass immer noch rund 60 Prozent der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft tätig sind, dann bemerkt man die krasse Diskrepanz zwischen der bedauernswert niedrigen Produktivität in der Landwirtschaft und der vergleichsweise hohen Produktivität der Industrie.35
Daher werden die langfristigen Auswirkungen der frühen „mixed economy“ allgemein wesentlich negativer bewertet:
“The Indian experience in the first 30 years after independence was dismal. Even with the growth of heavy industry, poverty did not go down and total employment did not keep pace with population growth.”36
Insgesamt bewirkte der aat mit seiner Wirtschaftspolitik eine Verzerrung des Preisgefüges, so dass Produzenten, Konsumenten, Investoren und arer laufend „falsche“ Verhaltenssignale erhielten. Es ist leicht, aus heutiger cht diese Ordnungspolitik als verfehlt zu bezeichnen, aber man darf dabei nicht außer acht lassen, dass:
„[...] around this time, a strong advocacy for planning, not only for India but in case of any post-colonial backward country, came from the emerging powerful sub- discipline of economics called development economics, and the perceived ´spectacular´ economic achievements of the then UR only added to this advocacy.”37
Das indische Experiment entsprach also durchaus dem damaligen and der Entwicklungsökonomie. Ebenfalls muss berücksichtigt werden, dass die damaligen ausländischen Hilfegeber, einschließlich Weltbank, die Fünfjahresplanung als Bedingung für die Gewährung ihrer Entwicklungshilfe vorgaben.38
Zweifellos gab es auch langfristige Erfolge der Reformen. Von der Regierung geförderte Bildungs- und Erziehungsprogramme steigerten die Lese- und hreibfähigkeiten der Bevölkerung sowohl in regionalen rachen als auch in Englisch und die enthusiastische Förderung der Universitäten zog ein steigendes Angebot an Ingenieuren und Ökonomen nach sich.39 Als weitere positive Errungenschaft Nehrus und seiner Mitstreiter aus der Zeit des Freiheitskampfes wird gemeinhin anerkannt, dass die junge Republik nach innen und außen eine selbständige Politik betrieb und dass ihr eine Militärdiktatur erspart blieb, wie sie sich im benachbarten Pakistan etablierte.
Nach der Ermordung der Premierministerin Indira Gandhi im Jahre 1984, machte sich ihr hn Rajiv Gandhi an die Aufgabe, die bürokratisierte und verkrustete indische Wirtschaftsstruktur aufzuweichen, indem er erste mutige hritte zur Liberalisierung der staats- und binnenwirtschaftlich orientierten Industrie einleitete. ine Reformen stehen im Mittelpunkt des folgenden Kapitels.
2.4 Einleitung erster Wirtschaftsreformen unter Rajiv Gandhi
„Wir müssen Indien groß machen. Dazu brauchen wir Computer und moderate Technologie, aber auch eine saubere Politik...“ Rajiv Gandhi40
Die von der Regierung Rajiv Gandhi geäußerten Reformziele waren Modernisierung, Effizienzsteigerung, und eigerung der internationalen Wettbewerbsfähigkeit der indischen Industrie - auch durch selektive Nutzung ausländischer Technologien in zukunftsträchtigen Bereichen wie der Mikroelektronik und dem Computerbau.41 Besondere Aufmerksamkeit sollte der Entwicklung eigener Technologien gewidmet werden, um technologische Eigenständigkeit zu erreichen und die Abhängigkeit von ausländischen Inputs zu reduzieren. Das eigene Technologiepotential sollte durch ein stem von Anreizen und Belohnungen gestärkt, diversifiziert und in Bereiche von hoher Priorität gelenkt werden.42 Wesentliche gesellschaftliche Unterstützungsgruppen des neuen Kurses waren die im bisherigen Industrialisierungs- und Entwicklungsprozess angewachsenen Mittelschichten. Mit ihren 80 bis 100 Millionen Mitgliedern stellten sie einen beachtlichen Markt vor allem für langlebige Konsumgüter dar, den die indische Industrie weder quantitativ noch qualitativ sättigen konnte.43 Daneben dürfen auch die mittelständischen Unternehmen nicht vergessen werden, die sich ab Ende der 1970er Jahre stark vergrößerten und im bürokratischen Lizensierungssystem keinen richtigen Platz fanden. Gerade sie konnten sich aber in neuen Industriezweigen (Elektronik, ftware) etablieren. Diese Unternehmen brauchten Know-how aus dem Ausland und mussten auch beim Absatz mit ausländischen Partnern kooperieren.44
Inhaltlich wurden 1985 zunächst in 25 Industriesektoren „Breitbandlizenzen“ eingeführt, die eine Ausweitung der Produktpalette erlaubten. Die hwellenwerte für die Anwendung des Antimonopolgesetzes, das wirtschaftliche Machtzusammenballung unterbinden sollte, wurden angehoben, die tze bei der Einkommens- und Körperschaftssteuer deutlich gesenkt. Die dadurch entstehenden Mindereinnahmen sollten durch effektivere Eintreibung kompensiert werden. Ein Jahr später wurde die Liste der Bereiche im „common sector“, in denen ausländische und Großbetriebe investieren durften, verlängert. Die alte, übermäßig komplizierte Umsatzsteuer wurde zudem durch eine modifizierte Mehrwertsteuer ersetzt, die Freigrenzen für Kapitalgüterimporte erhöht und die zollfreie Einfuhr von Komponenten erlaubt, die in die Exportproduktion eingingen.
Die indische Wirtschaft reagierte auf die unternommenen Maßnahmen zur Deregulierung erstaunlich positiv: Die Wachstumsrate stieg in den nächsten Jahren trotz ausgedehnter Dürre deutlich an. Besonders dynamisch entwickelten sich die Industrie und die Fertigwarenausfuhr, deren Erfolg sich allerdings nur auf wenige ktoren konzentrierte (Edelsteine, Textil und Bekleidung). Wie zu erwarten war, nahmen im Zuge der noch bescheidenen Importliberalisierung auch die Einfuhren, vor allem von Investitionsgütern, deutlich zu. Da diese die Exporte stets um etwa die Hälfte übertrafen, steigerte sich entsprechend das Handelsbilanzdefizit.
Zusammen mit dem wachsend defizitären aatshaushalt sollte daraus eine gefährliche Lage entstehen: Der Golfkrieg 1990/91 brachte eine deutliche eigerung der Ölpreise und ein Absinken der Gastarbeiterüberweisungen, der ausländischen Direktinvestitionen und der Einnahmen aus dem Tourismus.45 Dazu kam der fast vollständige Zusammenbruch des Außenhandels mit den ehemaligen Ostblockstaaten.
„Before that time, about 30% of the Indian foreign trade exchange occurred with the former UR and other Eastern European countries in exchange to “soft currency”; also important goods as oil and military products were traded. India was able to sell its goods which were not competitive on world markets.”46
Nach dem Wegfall des großen Handelspartners wjetunion geriet Indien in die aussichtlose tuation, mit ihren nichtkonkurrenzfähigen Produkten auf dem Weltmarkt bestehen zu müssen. Das Land steuerte auf seine größte Krise seit der Unabhängigkeit zu.
Den Zeitraum von der Unabhängigkeit Indiens 1947 bis zum Ende der 1980er Jahre fasst der Ökonom und hriftsteller Jagdish Bhagwati treffend zusammen:
„We had started out in the 1950´s with high growth rates, openess to trade and investment, a promotional state, social expenditure awareness, confidence that poverty would be seriously dented by growth, macro stability, optimism, and hence the admiration of the world. But we ended in the 1980s with low growth rates, closure to trade and investment, a licenced-obsessed, restrictive state, inabilty to sustain social expenditures, loss of confidence in the efficacy of growth in reducing poverty, macro-instability, indeed crisis, pessimism, and therefore, marginalisation of India in world affairs.”47
Kurzum: Ende 1990 stand Indien infolge eines hohen Leistungsbilanzdefizits vor der internationalen Zahlungsunfähigkeit; die Devisenreserven deckten gerade noch einen zweiwöchigen Importbedarf.48 Eine Kreditaufnahme beim Internationalen Währungsfond wurde unausweichlich.
Als Gegenleistung forderte der IWF rukturanpassungsprogramme (Ps)49. Indien sollte eine liberale Wirtschaftspolitik betreiben, bürokratische Hemmnisse abbauen und sich dem Auslandskapital öffnen: im Wesentlichen das Gegenteil von dem, was Indiens aatsgründer in ihrem halbsozialistischen Gesellschaftsmodell vorgezeichnet hatten.
2.5 Indiens “New Industrial Policy” seit 1991
Die Krise von 1990/91 war die schwerste seit der Unabhängigkeit. Gesamtwirtschaftliche Aspekte wurden in den achtziger Jahren immer stärker kurzfristigen Partikularinteressen geopfert. Markt und private Initiative spielten nur noch eine Nebenrolle - entscheidend wurde der in allen Bereichen der Wirtschaft spürbare Einfluss des aates.
Obwohl es, wie bereits im vorangegangenen Kapitel beschrieben, in den 1980er Jahren unter Rajiv Gandhi Diskussionen und erste Bemühungen um eine Liberalisierung der indischen Wirtschaft gab, kann erst der 21. Juni 1991 als der eigentliche Wendepunkt in der indischen Wirtschaftspolitik angesehen werden. An diesem Tag übernahm die Congress Partei unter Premierminister Rao die Regierung in Delhi. Der aatshaushalt war chronisch defizitär, die Zahl der im modernen Industriesektor Beschäftigten war rückläufig und die Exporte reichten seit langem nicht mehr aus, um für die notwendigen Importe zu bezahlen. Die Bereitschaft des Auslands, der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) und anderer multilateraler Institutionen, die marode indische Wirtschaft auf Dauer weiter zu unterstützen, war im hwinden begriffen. Der indische aat stand mit dem Rücken zur Wand und seine Regierung musste schnell handeln, um die drohende Insolvenz abzuwenden.
Aus der hwäche heraus war die Minderheitsregierung Rao stark, aus dem Handlungsnotstand erwuchs die Handlungsfähigkeit. Bereits zehn Tage nach Amtantritt wurde die indische Rupie um 9.3 Prozent gegenüber dem UDollar abgewertet. Zwei Tage später erfolgte eine erneute Abwertung von 11 Prozent. Dadurch wurden die Importe um rund 20 Prozent teurer, die indischen Exporte für das Ausland entsprechend billiger. Wichtiger war jedoch, dass damit der Weg für die weitere Kreditgewährung durch den IWF frei war.50
Die grundsätzlichen rukturmängel des stems, d.h. der indischen Wirtschaftsordnung, ließen sich jedoch nicht auf Dauer allein mit Mitteln der Prozesssteuerung ausgleichen. Es mussten Maßnahmen getroffen werden, um die „Konstruktionsfehler“ der indischen Wirtschaft zu beheben. Knapp einen Monat nach ihrem Amtsantritt verkündete die Regierung Rao eine neue Industriepolitik, die eine Abkehr von der Bevormundung durch den aat und eine Öffnung der indischen Wirtschaft für Investitionen aus dem Ausland beinhaltete. Die Rahmenbedingungen für die Entscheidungen privater Unternehmer und für das Management der aatsbetriebe wurden entscheidend geändert.51 Bereits ein Jahr nach den Reformankündigungen lag der Wert der bewilligten ausländischen Investitionspläne mit rund zwei Milliarden Dollar um ein Mehrfaches höher als in den Jahren bis 1991.52
Weitere hritte folgten und die indische Wirtschaftspolitik befindet sich seit dem in einer Übergangsphase zu einer auf freier Marktwirtschaft und privatem Unternehmertum beruhenden Wirtschaftsordnung.
„India is most commonly compared to an elephant: a lumbering, ponderous beast, immensely strong and yet cooperative, easily trained and led. The comparison is apt for India´s socialist past, but not for the capitalist, globalist economy some Indians are building for the future. India is becoming another kind of nation - the latest Asian Tiger.”53
[...]
1 Dr. Manmohan ngh ist seit 2004 Premierminister der Republik Indien.
2 Vgl. nnett, Richard.: Die Kultur des neuen Kapitalismus. Berlin 2005, 7f.
3 Ibid.
4 Follath, E.: Ein Moloch erwacht. In: Der iegel 21/2005. 126.
5 Diana, T.: India fast becoming an economic per-Power. In: Business Credit, Mai 2005. 74.
6 Ibid.
7 Zit. bei: Borst, et al. Das nächste China. In: Focus-Magazin 16/2005, 148ff.
8 Debjit Chaudhuri ist Deutschland - Chef der indischen ftware Firma Infosys, deren Umsatz im vergangenen Geschäftsjahr um 50 Prozent zulegte.
9 Diana, 74.
10 Follath, 126.
11 Roy, T.: Economic History and Modern India - Redefining the Link. In: Journal of Economic Perspectives 3/2002. 109-130.
12 Rothermund, D.: Die Liberalisierung Indiens. Online im Internet: http://www.uni- heidelberg.de/uni/presse/RuCa3_96/rotherm.htm [and: 24. Juli 2005].
13 Ibid.
14 Lewis, J. P.: India´s Political economy. Governance and Reform. Delhi 1995, 7.
15 Anshu , Chiquan G.: Competing in the global marketplace:
The case of India and China. In: Business Horizons 48/2005. 135f.
16 Neben dem „Bombay Plan“ wurden auch andere Pläne, wie der „Gandhian Plan“, der „People´s Plan“ und „r M. Visvesvaria´s Plan“ vorgelegt, die den hwerpunkt der Entwicklungstrategie auf agrarnahe, arbeitsintensive Klein- und Heimindustrie legten. Diese fanden jedoch nur eine geringe Resonanz.
17 Vgl. Rothermund, D.: Indien: Kultur, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Umwelt. Ein Handbuch. München 1995, 490.
18 Die „mixed economy“ war nach dem lbstverständnis ihrer maßgeblichen Gestalter als ein sozial- und entwicklungspolitisch gezähmter Kapitalismus gedacht. Insofern entspricht sie dem makroökonomischen stem einer Geldwirtschaft eher als dem einer Planwirtschaft. Zur ausführlichen Unterscheidung zwischen Geld- und Planwirtschaft siehe bspw. Mankiw, G.: Makroökonomik. uttgart 2003, 560ff.
19 Gosalia, : Indien im südasiatischen Wirtschaftsraum. Chancen der Entwicklung zu einem regionalen Gravitationszentrum. Hamburg 1992, 151ff.
20 Vgl. Rothermund, 490.
21 Vgl. Lewis, 9.
22 Zitiert bei: Jha, P.: A note on India´s post-independence economic development and some comments on the associated development discourse. In: Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen, Nr. 70. Bremen 2001, 3.
23 Vgl. ang, F.: Indien. Geographie, Wirtschaft, Geschichte, Politik. Darmstadt 2002,
242.
24 Vgl. Lewis, 8.
25 Vgl. Rothermund, 485ff.
26 Vgl. Jha, 6f.
27 Vgl. Lewis, 21f.
28 Vardag, F: Eine empirische Untersuchung über den Technologietransfer deutscher Unternehmen nach Indien sowie die Darstellung und Beurteilung der indischen Technologiepolitik. Regensburg 1988, 46ff.
29 Vgl. Rosen, G: Economic Development in Asia. Aldershot 1998, 67f.
30 Ibid.
31 Vgl. Rothermund, Dietmar: Epochen der indischen Geschichte. In: Ders. (Hrsg.): Indien: Kultur, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Umwelt. Ein Handbuch. München 1995,
97ff.
32 Vgl. Jha, 6f.
33 Gutowski, A.: PR China and India - Development after the Asian Economic Crisis in a 21st Century Global Economy. In: Berichte aus dem Weltwirtschaftlichen Colloquium der Universität Bremen, Nr. 69. Bremen 2001, 6.
34 Vgl. Rosen, 9.
35 Vgl. hierzu bspw. Fourastie, J.: Die große Hoffnung des zwanzigsten Jahrhunderts. Köln 1969.
36 Vgl. Donlan, T. G.: A new tiger. In: Barron´s 31/2005. 39.
37 Vgl. Gutowski, 3.
38 Vgl. Rieger, H. Chr.: Die Liberalisierung der Wirtschaft. In: Rothermund,
Dietmar (Hrsg.): Indien - Kultur, Geschichte, Politik, Wirtschaft, Umwelt. 523ff.
39 Jedoch konnte die planwirtschaftliche Wirtschaftspolitik der indischen Regierung das Angebot an qualifizierten Fachkräften nicht absorbieren, so dass viele Absolventen gezwungen waren ihre Chance im Ausland zu suchen. Es kam zum sogenannten „Brain drain“. Das diese Entwicklung langfristig wieder positiv zu bewerten ist zeigt z.B. Hunger, U.: Vom "brain drain" zum "brain gain". Migration, Netzwerkbildung und sozio-ökonomische Entwicklung: das Beispiel der indischen "ftware-Migranten". In: IMIBeiträge, (2000) 16, 7 - 22 (IMI= Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle udien).
40 Rajiv Gandhi war von 1984-1989 indischer Premierminister. Er attackierte auf der Hundertjahrfeier der Congress Party 1985 Korruption und Leistungsschwäche. Gleichzeitig verkündete er eine neue Wirtschaftspolitik.
41 Vgl. Gutowski, 6f.
42 Vgl. Vardag, 50ff.
43 Vgl. Rothermund, 485ff.
44 ehe in diesem Zusammenhang auch Abschnitt 2.6 dieser Arbeit “Indiens Erfolg in der Information Technology”.
45 Vgl. Rosen, 26f.
46 Vgl. Gutowski, 7.
47 Bhagwati, J.: The design of Indian development. In: Ahluwalia, I.J. [Hrsg.]: India's Economic Reforms and Development: Essays for Manmohan ngh. Delhi 1998, 25.
48 Mitte Januar 1991 hatte das Land nur noch einen Devisenbestand von 900 Mio.$ (5 Mrd.$ sind zur Abdeckung eines dreimonatigen Einfuhrbedarfs erforderlich) und erfüllte damit alle Kriterien, um gemäß Art. 360 der Verfassung die „Fiscal Emergency“ zu erklären.
49 Als rukturanpassungsprogramme Ps (mittlerweile werden diese als PRGF:
Poverty Reduction and Growth Facility bezeichnet) werden die vom Internationalen
Währungsfonds auferlegten Maßnahmen bezeichnet, mit denen vor allem die Ökonomie hochverschuldeter aaten neoliberal umgestaltet werden soll. Ziele sind dabei die abilisierung der Währung, das chern bzw. Wiedererreichen der huldendienstfähigkeit und die Ausrichtung der Wirtschaft auf die Anforderungen des Weltmarkts. Die Erfüllung der Ps ist eine wesentliche Zugangsvoraussetzung zu weiteren Krediten der Weltbank, von anderen "Entwicklungsbanken" oder auf dem privaten Kapitalmarkt.
50 Vgl. Rieger, 523ff.
51 Eine Analyse der Reformen würde an dieser elle den Rahmen dieser Arbeit überschreiten. Zu Details näheren Details siehe bspw.: Jha, Praveen (2001), Gutowski (2001), Lewis, John P. (1995).
52 Halbach, A. J.: Wirtschaftspolitische Reformen in Indien: Analyse - Kritik - Erfahrungen. München 1994, 41ff.
53 Vgl. Donlan, 39.
- Quote paper
- MA Christian Heinen (Author), 2005, Indien in der technologischen Modernisierung, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60068
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