„Gewalt in der Schule“ – wer denkt da nicht an Schlagzeilen und Meldungen nach denen Schüler ihre Klassenkameraden mobben und verprügeln, auf dem Pausenhof Schutzgelder erpressen, Lehrer1 bedrohen und diese ernsthaft um ihr Leben fürchten müssen. Meißen, Erfurt, Ahrensburg2 rufen die dazugehörigen, oftmals blutrünstigen Schlagzeilen von amoklaufenden und messerstechenden Schülern in Erinnerung, die leicht den Eindruck erwecken, dass an deutschen Schulen kriegsähnliche Zustände oder bereits „amerikanische Verhältnisse“ herrschen. Auch wenn derartige, extreme Vorfälle an deutschen Schulen (noch) nicht an der Tagesordnung sind, fassen Tillmann et al. die subjektive Empfindung vieler Lehrer wie folgt zusammen: „Die Schüler, so der Tenor vieler Lehreräußerungen, seien in den letzten Jahren immer schwieriger, problematischer und z.T. eben auch zunehmend aggressiver geworden. [..] Den daraus resultierenden Belastungen im Unterricht und den steigenden Anforderungen an die Erziehungsarbeit fühlen sich viele Lehrkräfte nicht mehr gewachsen.“ (Tillmann et al. 1999, S. 14) Ob die Schüler „von heute“ tatsächlich schwieriger, problematischer und aggressiver sind, darüber wird kontrovers diskutiert (vgl. Knopf 1996, S. 6). Denn nach Fuchs z.B. ist „Gewalt von bzw. zwischen Jugendlichen und Heranwachsenden [..] ein Phänomen, das sozialhistorisch gesehen nichts Neues darstellt, in der Generationenfolge jedoch fast immer zu erheblichen Verunsicherungen geführt hat.“ (Fuchs et al. 1996, S. 2) Trotzdem ist die Thematik „Gewalt von Jugendlichen“ und „Gewalt in der Schule“ seit Anfang der 90er Jahre immer wieder durch spektakuläre und nicht nur ausländerfeindliche und rechtsextremistische Übergriffe Jugendlicher in den Medien vertreten.
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1 Der besseren und flüssigeren Lesbarkeit wegen wird im Folgenden von Schülern und Lehrern etc. gesprochen. Die weibliche Form ist dabei aber immer mitgedacht und mitgemeint.
2 Am 9.11.1999 ersticht ein 15-jähriger Gymnasiast seine Lehrerin im Klassenzimmer. Am 26.04.2002 erschießt der 19-jährige Robert S. im Gutenberg-Gymnasium in Erfurt zwölf Lehrer, zwei Schüler, eine Sekretärin, einen Polizisten und anschließend sich selbst. Laut Anklage sollen die 18 und 21 Jahre alten Brüder Alex und Vitali O. am 16.01.2005 in Ahrensburg eine 55-jährige Lehrerin erstochen haben. (taz Nord Nr. 7719 vom 19.7.2005, Seite 23)
Inhaltsverzeichnis
- Gewalt in der Schule - eine Einleitung
- Der Begriff „Gewalt“
- Die enge Definition – körperliche Gewalt und körperliche Schädigung.
- Die weite Definition – psychische Gewalt und psychische Schädigung
- Mobbing – eine besondere Form von physischer und psychischer Gewalt
- Strukturelle Gewalt
- Strukturelle Gewalt in der Schule
- Definition des Begriffs „Gewalt“
- Gewalt in der Schule von Lehrern gegenüber Schülern
- Forschungsstand - ein Überblick
- Gewalt von Lehrern – qualitative Daten
- Gewalt von Lehrern – quantitative Daten
- Forschungsstand – Zusammenfassung
- Ursachen und Gründe für Lehrergewalt
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit dem Thema „Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern“ und soll einen Überblick über den Forschungsstand in diesem Bereich geben. Darüber hinaus werden die Ursachen und Gründe für Lehrergewalt analysiert und ein möglicher Umgang mit diesem Phänomen diskutiert.
- Definition des Begriffs „Gewalt“ und die verschiedenen Formen von Gewalt, insbesondere im Kontext von Lehrergewalt
- Analyse des aktuellen Forschungsstandes zu Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern, sowohl qualitativer als auch quantitativer Daten
- Diskussion der Ursachen und Gründe für Lehrergewalt
- Entwicklung von möglichen Strategien zur Prävention und Intervention im Falle von Lehrergewalt
- Einordnung des Themas „Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern“ in den größeren Kontext von Gewalt in der Schule
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel dieser Arbeit stellt eine Einleitung zum Thema „Gewalt in der Schule“ dar und definiert den Begriff „Gewalt“ anhand verschiedener Ansätze. Das Kapitel beleuchtet sowohl die enge Definition von Gewalt als körperliche Schädigung als auch die weite Definition, die auch psychische Gewalt umfasst. Darüber hinaus wird Mobbing als eine besondere Form von physischer und psychischer Gewalt diskutiert. Abschließend wird der Begriff „strukturelle Gewalt“ erläutert und auf die Bedeutung dieser Form von Gewalt im Schulumfeld eingegangen.
Das zweite Kapitel befasst sich mit dem Thema „Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern“. Hierbei werden die Ergebnisse verschiedener empirischer Studien zusammengefasst, die sich mit dem Thema Gewalt von Lehrern befassen. Das Kapitel beleuchtet sowohl qualitative als auch quantitative Daten und bietet einen Überblick über den Forschungsstand. Des Weiteren werden die Ursachen und Gründe für Lehrergewalt diskutiert, die sich aus verschiedenen Faktoren wie Stress, Frustration oder mangelnder Unterstützung zusammensetzen können.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe und Themen dieser Hausarbeit sind: Gewalt in der Schule, Lehrergewalt, Schülergewalt, Mobbing, strukturelle Gewalt, Forschungsstand, Ursachen von Lehrergewalt, Umgang mit Lehrergewalt.
- Quote paper
- Rüdiger-Philipp Rackwitz (Author), 2005, Gewalt von Lehrern gegenüber Schülern - ein Überblick, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60025