„SCHOLASTIK“ steht für „Schulorganisierte Lernangebote und Sozialisation von Talenten, Interessen und Kompetenzen“ (vgl. Weinert/Helmke 1997, S. 3) und bezeichnet eine Untersuchung von 1150 Schülern, die sich über deren gesamte Grundschulzeit erstreckte (vgl. Weinert/ Helmke 1997, S. 3ff.). Die Stichprobe setzte sich aus 54 Grundschulklassen aus ländlichen und städtischen Teilen der Region München zusammen (siehe Abbildung 1). Das allgemeine Ziel der Studie war „die Beschreibung und Erklärung individueller Entwicklungsverläufe während der Grundschulzeit in Abhängigkeit von affektiven und kognitiven Eingangsbedingungen sowie vom schulischen Kontext.“ (ebd., S. 3) Da es bis 1997, dem Zeitpunkt der ersten Publikation der Ergebnisse in einem Sammelband (Weinert/Helmke 1997), nur wenige Längsschnittstudien zur Entwicklung im Grundschulalter gab, erhebt die Studie den Anspruch eine Lücke im deutschsprachigen Raum zu füllen (vgl. ebd. S. 3). Dabei ist die SCHOLASTIK-Studie, die im Herbst 1987 begann, als Ergänzung der LOGIK-Studie (Longitudinaluntersuchung zur Genese individueller Kompetenzen) zu sehen, die in dem Zeitraum vom Herbst 1984 bis zum Sommer 1993 durchgeführt wurde. Bei dieser Studie wurden mehr als 220 Kinder vom 4. bis zum 12. Lebensjahr jährlich dreimal psychologisch beobachtet, interviewt und getestet. 118 der daran beteiligten Kinder wurden auch in die SCHOLASTIK- Studie einbezogen (vgl. ebd. S. 3 f.). Darüber hinaus knüpft diese laut Weinert/Helmke eng an die Münchner Hauptschulstudie an (vgl. ebd.)
Bei der Aufzählung der mit der Studie verbundenen Schwierigkeiten erklären die Herausgeber, dass sie „wider besseres methodologisches Wissen die Zuordnung von Unterrichtsbeobachtern zu bestimmten Klassen relativ konstant hielten bzw. auf Wunsch der Lehrerinnen konstant halten mußten“ (ebd. S. 10), was vom pädagogischen Standpunkt aus nachvollziehbar ist. Allerdings kann dieses Vorgehen zu einer Verzehrung oder Verfälschung der Untersuchungsergebnisse führen, da dadurch die Objektivität und letztendlich die Validität der Ergebnisse gefährdet werden kann. Darüber hinaus räumen die Herausgeber ein, dass „zu weit gespannte Erwartungen“ „einer realitätsbezogenen Korrektur“ bedürfen (ebd. s. 11). Dies gelte sowohl für die in der Studie „berücksichtigten individuellen Entwicklungsmerkmale“, als auch für die „erfaßten Charakteristika des Unterrichts“. (ebd.)
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung – Was ist die SCHOLASTIK-Studie
- 2. Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung
- 2.1. Wolfgang Einsiedler: Literaturüberblick
- 2.1.1. Studien und Sammelreferate im angloamerikanischen Raum – eine Auswahl
- 2.1.2. Studien zur Unterrichtsqualität im deutschsprachigen Raum – eine Auswahl
- 2.2. Literaturüberblick - Fazit
- 2.3. Andreas Helmke und Franz E. Weinert: Ergebnisse aus dem SCHOLASTIK-Projekt
- 2.4. Interpretation der Ergebnisse und Kritik
- 2.5. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht die Zusammenhänge zwischen Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung anhand der Ergebnisse des SCHOLASTIK-Projekts. Ziel ist es, den aktuellen Forschungsstand zum Thema zu präsentieren und die Ergebnisse der SCHOLASTIK-Studie im Kontext der bestehenden Literatur zu interpretieren.
- Einfluss von Unterrichtsqualität auf die Schulleistung
- Analyse des SCHOLASTIK-Projekts und seiner Methodik
- Vergleich internationaler und deutschsprachiger Forschungsergebnisse
- Diskussion verschiedener Unterrichtsmethoden und ihrer Effektivität
- Interpretation der Ergebnisse im Hinblick auf pädagogische Praxis
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung – Was ist die SCHOLASTIK-Studie: Die Einleitung beschreibt das SCHOLASTIK-Projekt (Schulorganisierte Lernangebote und Sozialisation von Talenten, Interessen und Kompetenzen), eine Längsschnittstudie an 1150 Grundschulkindern in der Region München. Sie erläutert das übergeordnete Ziel der Studie, individuelle Entwicklungsverläufe in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren zu beschreiben und zu erklären, und hebt die Bedeutung der Studie als Beitrag zur Lückenfüllung im deutschsprachigen Raum hervor. Die Einleitung benennt auch methodische Herausforderungen der Studie, wie die relativ konstante Zuordnung von Unterrichtsbeobachtern zu Klassen, und räumt ein, dass die Ergebnisse eher begründete Hypothesen als gesicherte Erkenntnisse darstellen.
2. Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung: Dieses Kapitel bietet zunächst einen Literaturüberblick von Wolfgang Einsiedler zur Forschungslage zum Thema Unterrichtsqualität und Schulleistung. Einsiedler diskutiert den Einfluss von Unterrichtsqualität im Vergleich zu anderen Faktoren (familiärer Hintergrund, Eingangsvoraussetzungen) und die Fokussierung der Forschung auf lehrergesteuerten Unterricht. Er beleuchtet kritische Studien wie die von Coleman et al. und Jencks et al., welche dem Unterricht nur geringen Einfluss auf die Leistungsentwicklung zusprachen. Anschließend werden Studien und Sammelreferate aus dem angloamerikanischen und deutschsprachigen Raum vorgestellt, die verschiedene Merkmale von effektivem Unterricht identifizieren, wie z.B. Strukturierung, „higher order questions“, Klassenmanagement und akademische Interaktion. Der Abschnitt zu den Ergebnissen des SCHOLASTIK-Projekts von Helmke und Weinert sowie deren Interpretation und kritische Auseinandersetzung folgt im weiteren Verlauf des Kapitels.
FAQ: SCHOLASTIK-Studie - Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung
Was ist die SCHOLASTIK-Studie?
Die SCHOLASTIK-Studie (Schulorganisierte Lernangebote und Sozialisation von Talenten, Interessen und Kompetenzen) ist eine Längsschnittstudie an 1150 Grundschulkindern in der Region München. Ihr Ziel ist die Beschreibung und Erklärung individueller Entwicklungsverläufe in Abhängigkeit von verschiedenen Faktoren. Sie soll eine Lücke in der deutschsprachigen Forschung schließen. Methodische Herausforderungen, wie die relativ konstante Zuordnung von Unterrichtsbeobachtern zu Klassen, werden angesprochen. Die Ergebnisse werden als begründete Hypothesen, nicht als gesicherte Erkenntnisse, präsentiert.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit untersucht den Zusammenhang zwischen Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung anhand der Ergebnisse des SCHOLASTIK-Projekts. Sie präsentiert den aktuellen Forschungsstand und interpretiert die Ergebnisse der SCHOLASTIK-Studie im Kontext bestehender Literatur. Behandelt werden der Einfluss von Unterrichtsqualität auf die Schulleistung, die Analyse des SCHOLASTIK-Projekts und seiner Methodik, ein Vergleich internationaler und deutschsprachiger Forschungsergebnisse, die Diskussion verschiedener Unterrichtsmethoden und ihrer Effektivität sowie die Interpretation der Ergebnisse im Hinblick auf die pädagogische Praxis.
Welche Literatur wird im Zusammenhang mit Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung besprochen?
Die Arbeit beinhaltet einen Literaturüberblick von Wolfgang Einsiedler, der den Einfluss von Unterrichtsqualität im Vergleich zu anderen Faktoren (familiärer Hintergrund, Eingangsvoraussetzungen) und die Fokussierung der Forschung auf lehrergesteuerten Unterricht diskutiert. Kritische Studien wie die von Coleman et al. und Jencks et al. werden beleuchtet. Darüber hinaus werden Studien und Sammelreferate aus dem angloamerikanischen und deutschsprachigen Raum vorgestellt, die verschiedene Merkmale von effektivem Unterricht (Strukturierung, „higher order questions“, Klassenmanagement, akademische Interaktion) identifizieren. Die Ergebnisse des SCHOLASTIK-Projekts von Helmke und Weinert, deren Interpretation und kritische Auseinandersetzung werden ebenfalls behandelt.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in mindestens zwei Kapitel: Kapitel 1 ("Einleitung – Was ist die SCHOLASTIK-Studie") beschreibt das SCHOLASTIK-Projekt, seine Ziele und methodische Herausforderungen. Kapitel 2 ("Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung") bietet einen Literaturüberblick, präsentiert die Ergebnisse des SCHOLASTIK-Projekts und interpretiert diese kritisch.
Welche Ziele verfolgt die Arbeit?
Das Hauptziel der Arbeit ist die Präsentation des aktuellen Forschungsstands zum Thema Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung und die Interpretation der Ergebnisse der SCHOLASTIK-Studie im Kontext der bestehenden Literatur. Sie untersucht den Zusammenhang zwischen Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung und diskutiert die Implikationen für die pädagogische Praxis.
- Quote paper
- Rüdiger-Philipp Rackwitz (Author), 2006, Unterrichtsqualität und Leistungsentwicklung - Ergebnisse aus dem SCHOLASTIK-Projekt, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/60024