Die Begriffe „Selbstsorge“ und „Selbstmanagement“ sind mittlerweile in den
Alltagsgebrauch übergegangen. Auch ich kannte diese Begriffe vom „Hören-Sagen“, habe aber erst durch das Seminar „Bildung zwischen Selbstsorge und Selbstmanagement“ gelernt, was wirklich dahinter steckt. Wie durch den Wortanfang „Selbst-“ schon offensichtlich wird, geht es darum, sich mit der eigenen Person auseinanderzusetzen. In Erinnerung an die erste Seminarsitzung kommen mir dazu Begriffe wie „Freundschaft mit sich selbst“, „Selbstablehnung“, „Selbstkontrolle“, „Selbsterkenntnis“, „Selbsteinschätzung“ oder „Ziele erreichen“ in den Kopf. Während wir selbst einige Strategien kennen gelernt und teilweise ausprobiert haben, habe ich gemerkt, wie schwer es tatsächlich ist, Selbstsorge und Selbstmanagement bewusst umzusetzen. An diesem Punkt kam für mich die Frage auf: Wenn diese Aufgabe schon für eine „normale Studentin“ Schwierigkeiten mit sich bringt, welche Probleme hat dann erst jemand, der sich in einer viel heikleren Situation befindet? Bei der Recherche möglicher „Problemgruppen“ entschied ich mich für Jugendliche, die ein auffälliges Verhalten zeigen und deshalb Unterstützung durch eine Trainingsmaßnahme brauchen. Als Interventionsgrund sehe ich dabei sowohl das Verhaltensproblem als auch das Jugendlich-Sein an sich an, da die Pubertät viele Jugendliche in eine Sinnkrise stürzt. Die Anbindung an Selbstsorge und Selbstmanagement liegt für mich darin, dass diesen Jugendlichen Hilfestellung geboten wird, sich mit der eigenen Persönlichkeit und Identität auseinanderzusetzen und gezielt Strategien zu entwickeln, wie sie ihren Alltag besser managen können. Dazu gehört auch, dass sie lernen, sich selbst anzunehmen und die Herausforderungen des Alltags zu meistern.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Eriksons Theorie der Persönlichkeitsentwicklung
3. Unterstützungsmöglichkeiten für Jugendliche in der Phase der Identitätsprüfung
3.1 allgemeine Informationen über das Training nach Petermann & Petermann
3.2 Grundlagen des Vorgehens
3.2.1 Diagnostisches Gespräch mit dem Jugendlichen
3.2.2 Fragebögen und psychologische Tests
3.2.3 Verhaltensbeobachtung
3.2.4 Aktenanalyse
4. Einzeltraining mit Jugendlichen
4.1 Erstkontakt zwischen Trainer und Jugendlichem
4.2 Gliederung des Einzeltrainings
4.3 Beispiel: Themenblock 3 „Lebensschicksale und Eigenverantwortung“
4.3.1 Ziele des Themenblocks „Lebensschicksale und Eigenverantwortung“
4.3.2 Praktisches Vorgehen im Themenblock „Lebensschicksale und Eigenverantwortung“
5. Gruppentraining mit Jugendlichen
5.1 Gliederung des Gruppentrainings
5.2 Beispiel: Themenblock 9 „Umgehen mit Misserfolg “
5.2.1 Ziele des Themenblocks „Umgehen mit Misserfolg“
5.2.2 Praktisches Vorgehen im Themenblock „Umgehen mit Misserfolg“
6. Resümee
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Die Begriffe „Selbstsorge“ und „Selbstmanagement“ sind mittlerweile in den Alltagsgebrauch übergegangen. Auch ich kannte diese Begriffe vom „Hören-Sagen“, habe aber erst durch das Seminar „Bildung zwischen Selbstsorge und Selbstmanagement“ gelernt, was wirklich dahinter steckt. Wie durch den Wortanfang „Selbst-“ schon offensichtlich wird, geht es darum, sich mit der eigenen Person auseinanderzusetzen. In Erinnerung an die erste Seminarsitzung kommen mir dazu Begriffe wie „Freundschaft mit sich selbst“, „Selbstablehnung“, „Selbstkontrolle“, „Selbsterkenntnis“, „Selbsteinschätzung“ oder „Ziele erreichen“ in den Kopf. Während wir selbst einige Strategien kennen gelernt und teilweise ausprobiert haben, habe ich gemerkt, wie schwer es tatsächlich ist, Selbstsorge und Selbstmanagement bewusst umzusetzen. An diesem Punkt kam für mich die Frage auf: Wenn diese Aufgabe schon für eine „normale Studentin“ Schwierigkeiten mit sich bringt, welche Probleme hat dann erst jemand, der sich in einer viel heikleren Situation befindet? Bei der Recherche möglicher „Problemgruppen“ entschied ich mich für Jugendliche, die ein auffälliges Verhalten zeigen und deshalb Unterstützung durch eine Trainingsmaßnahme brauchen. Als Interventionsgrund sehe ich dabei sowohl das Verhaltensproblem als auch das Jugendlich-Sein an sich an, da die Pubertät viele Jugendliche in eine Sinnkrise stürzt. Die Anbindung an Selbstsorge und Selbstmanagement liegt für mich darin, dass diesen Jugendlichen Hilfestellung geboten wird, sich mit der eigenen Persönlichkeit und Identität auseinanderzusetzen und gezielt Strategien zu entwickeln, wie sie ihren Alltag besser managen können. Dazu gehört auch, dass sie lernen, sich selbst anzunehmen und die Herausforderungen des Alltags zu meistern.
Meine konkrete Fragestellung dieser Hausarbeit lautet dementsprechend:
Wie können Jugendliche durch ein gezieltes Training zur Förderung ihres Arbeits- und Sozialverhaltens in Bezug auf Selbstsorge und Selbstmanagement unterstützt werden?
Um mich zunächst der Umbruchphase Jugend zu nähern, werde ich im ersten Teil meiner Arbeit als theoretische Basis das Modell der Persönlichkeitsentwicklung nach Erik Erikson (1973) vorstellen. Dadurch soll deutlich werden, wie sich bei Jugendlichen im Laufe ihrer Kindheit und beginnenden Jugend die Persönlichkeit herausbildet und welche Schwierigkeiten dabei auftreten können. Im zweiten Teil meiner Arbeit werde ich auf ein Trainingsprogramm von Franz und Ulrike Petermann (1991) eingehen, dass der Förderung von Sozial- und Arbeitsverhalten bei auffälligen Jugendlichen dient. Anschließend möchte in einem zusammenfassenden Resümee anmerken, inwieweit dieses Training die Jugendlichen bezüglich Selbstsorge und Selbstmanagement beeinflussen kann.
2. Eriksons Theorie der Persönlichkeitsentwicklung
Erik Eriksons (1973) psychosoziale Theorie der Persönlichkeitsentwicklung ist in Anlehnung an Freuds Entwicklungsmodell entstanden. Sie besteht aus acht Hauptstadien, die für die vollständige Entwicklung der Persönlichkeit durchlaufen werden müssen. Anders als Freud, der sich hauptsächlich auf die Psyche des sich entwickelnden Organismus konzentriert, bezieht Erikson auch Aspekte wie die umgebende Gesellschaft und deren spezifische Kulturmerkmale ein (vgl. Montada 1998: 64). Bei Erikson beinhalten die Stadien jeweils eine zentrale Entwicklungsaufgabe, nämlich die Auflösung eines psychischen Konflikts, dessen Ausgang entscheidend ist, um in das nächste Stadium eintreten zu können (vgl. Berk 2005: 235).
Phase 1: Urvertrauen vs. Misstrauen (1. Lebensjahr)
Die Phase Urvertrauen vs. Misstrauen umfasst ungefähr das erste Lebensjahr eines Kindes. In dieser Zeit wird das Leben des Säuglings in der Regel durch die reine Bedürfnisbefriedigung bestimmt. Freud nannte diese Zeit die orale Phase , die in erster Linie durch das Fütterndes Säuglings geprägt wird, Erikson dagegen erweiterte diese These um die Idee, dass es für das Kind nicht nur um die Nahrungsaufnahme geht, sondern auch um die Zuneigung durch die Bezugspersonen. Folglich ist nicht nur wichtig, dass das Kind gefüttert wird, sondern auch wie das Kind gefüttert wird, nämlich indem es liebevoll gehalten und allgemein umsorgt wird. Zwar können Eltern realistischerweise nicht alle Bedürfnisse ihres Babys erfüllen, aber sofern ihr grundsätzlicher Umgang mit ihrem Kind liebevoll und fürsorglich ist, wird sich der Konflikt „Urvertrauen vs. Misstrauen“ für das Kind positiv lösen können (ebd.).
Vertrauen bedeutet für das Kind dabei die Gewissheit, dass seine Umwelt ihm positiv gegenübersteht und für sein Wohlbefinden sorgt, so dass es sich auch traut, eben diese Umwelt zu erkunden. Löst sich der Konflikt für das Kind negativ auf und es entwickelt im Übermaß Misstrauen, wird es sich nicht auf die freundliche Gesinnung seiner Umwelt verlassen können und sich dementsprechend zurückziehen statt zu erkunden (ebd.).
Phase 2: Autonomie vs. Scham und Zweifel (2.-3. Lebensjahr)
Diese Phase überschneidet sich teilweise mit Freuds analer Phase . Auch Erikson bemisst Freuds zentralem Thema, der Reinlichkeitserziehung große Bedeutung zu, allerdings als eine Erfahrung unter vielen anderen. Erikson sieht den psychischen Konflikt des Kindes in dieser Zeit allgemein darin, dass es anfängt ein Selbst zu entwickeln, also autonom wird, auf der anderen Seite aber auch Gefühle wie Scham oder Zweifel entwickelt, wenn diese beginnende Autonomie nicht anerkannt oder gar angegriffen wird (vgl. Berk 2005: 235f.).
Um diesen Konflikt positiv aufzulösen, ist es die Aufgabe der Eltern, dem Kind ausreichend Freiräume zu lassen, um seine Autonomie zu leben, gleichzeitig aber auch angemessene Grenzen zu setzen (ebd.). Dieses Vorgehen entspricht dem autoritativen Erziehungsstil (vgl. Berk 2005: 434).
Der Bezug zu Freud besteht bei Erikson darin, dass er dessen Ausführungen zur Reinlichkeitserziehung anerkennt, aber auch auf andere Lebensbereiche ausweitet. Er vertritt die Ansicht, dass Eltern, die dabei zu viel oder zu wenig Kontrolle über ihr Kind ausüben, dies auch im Alltag fortsetzen. Die Gefahr für das Kind besteht also darin, dass die Eltern zu streng oder zu locker sind und es dadurch an seinen Fähigkeiten zweifelt, weil die Anerkennung durch die Umwelt fehlt. In beiden Fällen löst sich sein psychischer Konflikt zum Negativen: die Eltern beschämen das Kind, weil es sich unfähig fühlt, selbstständig zu handeln – sowohl in puncto Reinlichkeit als auch in anderen Bereichen, z.B. beim Essen-, so dass letztlich Selbstzweifel entstehen (vgl. Berk 2005: 236)
Wenn man die Ergebnisse der ersten beiden Phasen zusammenfasst, wird deutlich, dass für Kinder in den ersten Lebensjahren eine liebevolle Beziehung zu den Eltern und deren realistische Erwartungen an ihre beginnende Impulskontrolle entscheidend sind, um Vertrauen zu entwickeln und ihre beginnende Autonomie zu stärken (ebd.).
Erlebt ein Kind dies nicht, ist bereits in so jungen Jahren die Basis für mögliche spätere Anpassungsprobleme entstanden. Erwachsene, die Bindungsängste haben oder ihre eigenen Fähigkeiten immer wieder in Frage stellen, haben diese Phasen vermutlich mit einer negativen Auflösung ihres psychischen Konflikts beendet (ebd.).
Phase 3: Initiative vs. Schuldgefühl (4. und 5. Lebensjahr)
In dieser Phase liegt das Hauptinteresse des Kindes darin, viel zu entdecken und zu erleben und erste soziale Kontakte außerhalb der Kernfamilie zu bilden, es zeigt also Initiative. In dieser Zeit hat ein Kind schon ein Ich-Bewusstsein entwickelt und orientiert dies stark am gleichgeschlechtlichen Elternteil, wie es auch Freud in der ödipalen Phase beschreibt (vgl. Montada 1998: 64). Das Ich-Bewusstsein des Vorschulkindes offenbart sich aber darin, dass das Kind versucht, sich bewusst durch Äußerungen von anderen zu differenzieren. Der häufig gehörte Satz: „Das ist meins!“ spiegelt wider, dass das Kind allmählich begreift, dass es eine Grenze gibt zwischen dem Selbst der anderen und dem eigenen Selbst mit all seinen Eigenschaften und auch Eigentümern (vgl. Berk 2005: 332). Die Entwicklung dieses Selbstkonzepts geht einher mit der Entwicklung des Selbstwertgefühls, dass durch positive Erlebnisse wie im Kindergarten Freunde zu finden, viele neue Sachen zu erlernen oder den freundlichen Umgang mit Erwachsenen gestärkt wird. In diesem Alter ist es üblich, dass Kinder ihre eigenen Fähigkeiten überschätzen, was sie aber davor schützt, zu schnell aufzugeben und ihre Exploration trotz einiger Rückschläge fortzusetzen (vgl. Berk 2005: 332ff.).
Durch all diese neuen Entwicklungen, Empfindungen und Erlebnisse entsteht das Über-Ich des Kindes, sein Gewissen. Der zentrale psychische Konflikt Initiative vs. Schuldgefühl wird durch dieses Gewissen bestimmt und löst sich negativ auf, wenn das Über-Ich zu streng ist und das Kind dadurch ständig Schuldgefühle hat. Das Über-Ich beinhaltet die Werte und Normen, die das Kind durch seine Erziehung vermittelt bekommt. Sind die Eltern überaus streng, kritisieren das Kind oft oder bedrohen es sogar, wird es seine Aktivität bzw. Initiative einschränken, um ihnen und seinem Gewissen zu genügen (vgl. Berk 2005: 331).
Löst sich der psychische Konflikt positiv auf, entwickelt das Kind durch seine Initiative, die von der Umwelt gestützt wird, ein angemessenes Über-Ich. Es lernt sich selbst kennen, es baut soziale Kontakte auf, es erlernt viele neue Fähigkeiten und entwickelt eine seiner Kultur entsprechende Geschlechtsidentität, so dass ein stabiles Selbstbewusstsein entsteht, dass die eigene Initiative als positiv bewertet und somit erhält (ebd.).
Phase 4: Fleiß vs. Minderwertigkeit (mittlere Kindheit)
Erikson sieht diese Phase als Pendant zu Freuds Latenzphase an. In dieser Phase erlebt das Kind den Übergang vom spielerischen Entdecken der Umwelt mit all seinen Anforderungen hin zu realen Leistungsansprüchen. Kennzeichnend sind einerseits die wachsenden Erwartungen der erwachsenen Umwelt an das Kind, andererseits aber auch sein eigenes Streben danach, etwas zu können. Dazu kommt ein wachsendes Gefühl für Verpflichtung und Verantwortung (vgl. Berk 2005: 430f.).
In den Industrienationen geht diese Phase mit dem Beginn des Schulbesuchs einher, der von den Kindern tatsächlich reale Leistungen erfordert. Kann ein Kind diese Leistungen bringen, indem es die gestellten Aufgaben meistert, entsteht ein Gefühl von Kompetenz. Diese Kompetenzen sehen die Kinder gerade in der Schule stark im Vergleich zu denen der anderen Kinder (vgl. Berk 2005: 431).
Der psychische Konflikt wird positiv gelöst, wenn das Kind sieht, dass sein Fleiß auch Erfolg einbringt. Das Kind ist selbst stolz auf sich und erlebt zudem die Anerkennung durch Eltern und Peers, so dass ein realistisches Selbstkonzept gestärkt wird (ebd.). In dieser Situation ist das Kind bereits in der Lage, ein Idealselbst aus den eigenen Erwartungen und denen der Umwelt zu bilden und das reale Selbst daran zu messen (vgl. Berk 2005: 432).
Die negative Auflösung kann dagegen bereits durch die vorherige Phase Initiative vs. Schuldgefühl initiiert werden. Wenn das Kind in dieser Zeit zu wenig Anerkennung und Unterstützung in seiner Initiative erlebt hat, wird es jetzt seinen eigenen Fähigkeiten nicht trauen und ein Minderwertigkeitsgefühl entwickeln. Der Auslöser dafür kann aber genauso in der 4. Phase selbst liegen, indem ein zunächst vorhandenes Kompetenzempfinden durch zu negative Erfahrungen in Schule und Umfeld wieder zerstört wird.
Phase 5: Identität vs. Identitätsdiffusion (Adoleszenz)
Erikson bezeichnet als Identität „ […] eine Definition dessen, der man selbst ist, der eigenen Werte und der Richtung, die man in seinem Leben einschlagen möchte“ (Berk 2005: 526). Diese Erkenntnis gelingt leichter, wenn der Jugendliche diese Phase mit einem starken Vertrauen in sich und andere betritt und wenn er ein Gefühl für seine Fähigkeiten und Leistungen mitbringt (vgl. Berk 2005: 526ff.). Diese Bedingungen wurden ihm im Laufe seiner Kindheit durch einen autoritativen Erziehungsstil bereits vermittelt (vgl. Berk 2005: 529, vgl. Phase 2).
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