Das Stadtgedicht, das sich das Phänomen ‚Stadt′ als lyrisches Sujet gewählt hat, stellt nicht immer nur ein Loblied auf die Heimatstadt bzw. auf eine beliebige Stadt dar, aber es ist auch nicht allein der Hassgesang für eine verlorene Stadt.
Das Erlebnis der Großstadt hat sich allem Anschein nach mehr in der Lyrik der neueren deutschen Dichtung niedergeschlagen als im Drama oder im Roman. H. Naumann und Soergel stellen fest, dass für die Epoche der Neuromantik und des Expressionismus die Lyrik (für diese Arbeit relevant) die repräsentative Gattung darstellt.
Die Arbeit behandelt das Erlebnis der Großstadt und ihre Gestaltung in der expressionistischen Lyrik Georg Heyms. Es ist durchaus nicht so, dass die jungen Expressionisten weit ab vom Treiben der Welt Gedichte über Tod, Vergänglichkeit und Irrsinn geschrieben hätten. Georg Heym ist ein Autor der Großstadt und lebte in der damals größten und am schnellsten wachsenden und fortschrittlichen Großstadt Berlin. Die Dichter bewegten sich in Literaturcafés, in den neu entstandenen Kneipen und Bars. Sie waren Bohemiens, die sich nichts entgehen ließen und denen auch nichts erspart und verborgen blieb von dem, was eine Weltstadt zu bieten hat. Ihre ambivalente Einstellung zur Stadt kommt in zahlreichen ihrer Gedichte zum Ausdruck.
Einige von Heyms Gedichte, die seinen Beitrag zur expressionistischen Großstadtlyrik repräsentieren, werden näher untersucht. Eine große Anzahl seiner Gedichte behandeln das Thema der Großstadt, was fürs Erste schon an den Überschriften ablesbar ist. Da hier natürlich nicht alle Gedichte aus seiner Schaffensperiode behandelt werden können, habe ich aus allen sieben ausgewählt: Berlin II, Verfluchung der Städte V, Die Vorstadt, Der Gott der Stadt, Die Dämonen der Städte, Die Stadt und Der Krieg. Diese Gedichte beziehen sich natürlich explizit auf die Thematik der Großstadt. Von den Inhalten her sind diese sieben Gedichte miteinander vergleichbar und spiegeln sich in den anderen wieder. Der Reihenfolge der aufgelisteten Titel liegt eine thematische und prozessuale Zuspitzung zu Grunde. So verweilt das Gedicht "Berlin II" noch in der impressionistischen Wiedergabe der Wirklichkeit, ohne die Krisenzustände in der Großstadt darzulegen. Den Übergang zwischen diesem Gedicht-Zyklus in Sonettform und Heyms eigentlichen Visionsgedichten, die die Problematik der Großstadt schonungslos ansprechen, bildet das Gedicht "Verfluchung der Städte V".
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Zielsetzung und Aufbau der Arbeit
- 1.2 Epoche und Biographie
- 1.2.1 Der Expressionismus und die Rolle der Lyrik
- 1.2.2 Der expressionistische Lyriker Georg Heym (1887-1912)
- 2. Hauptteil
- 2.1 Die Großstadt in der Lyrik des Expressionismus
- 2.2 Die Entwicklung der modernen Großstadt im Zusammenhang mit der Industrialisierung
- 2.3 Die Thematik, Stadt in der Lyrik Georg Heyms
- 2.3.1 Interpretation des Gedichts „Berlin II“
- 2.3.2 Interpretation des Gedichts „Verfluchung der Städte V“
- 2.3.3 Interpretation des Gedichts „Die Vorstadt“
- 2.3.4 Interpretation des Gedichts „Der Gott der Stadt“
- 2.3.4.1 „Der Gott der Stadt“: Von den Handschriften bis zur Reinschrift
- 2.3.5 Interpretation des Gedichts „Die Dämonen der Städte“
- 2.3.6 Interpretation des Gedichts „Die Stadt“
- 2.3.7 Interpretation des Gedichts „Der Krieg“
- 2.4 Georg Heyms Farbgebrauch
- 2.5 Zur Form der Gedichte Georg Heyms
- 2.6 Das Bild der Landschaft bei Georg Heym
- 2.7 Die Metaphorik der Großstadtdichtung
- 2.8 Das Mythische in Heyms Dichtung
- 2.8.1 Der Mensch und die moderne Welt in der Dichtung Heyms
- 3. Schluss
- 3.1 Zusammenfassung der Ergebnisse
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Darstellung der Großstadt in der expressionistischen Lyrik Georg Heyms. Sie zielt darauf ab, Heyms Beitrag zur expressionistischen Großstadtlyrik zu untersuchen und seine spezifischen künstlerischen Mittel aufzuzeigen.
- Die Großstadt als Motiv in der expressionistischen Lyrik
- Die Ambivalenz der Großstadt in Georg Heyms Gedichten
- Die Darstellung von Elend, Verzweiflung und Untergang in den Großstadtgedichten
- Der Einfluss der Industrialisierung auf die Großstadt und die Kunst
- Georg Heyms dichterische Vorgehensweise und Stilmittel
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung bietet einen Überblick über den Expressionismus als literarische Strömung und erläutert die Rolle der Lyrik in dieser Epoche. Weiterhin wird der Lyriker Georg Heym vorgestellt und sein Leben und Werk kurz beleuchtet.
Der Hauptteil befasst sich mit den ausgewählten Gedichten Georg Heyms und untersucht deren Thematik, Sprache und Form im Kontext der expressionistischen Großstadtlyrik. Dabei wird insbesondere auf die Darstellung der Großstadt als Ort der Ambivalenz und der Krisenerfahrung eingegangen.
Schlüsselwörter
Expressionismus, Großstadtlyrik, Georg Heym, Industrialisierung, Moderne, Ambivalenz, Elend, Verzweiflung, Untergang, Vision, Metaphorik, Stilmittel.
- Quote paper
- Stephanie Ebert (Author), 2001, Georg Heyms Beitrag zur expressionistischen Großstadtlyrik, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/5983