Wirft man einen Blick zurück in die Geschichte, so kann man interessante Beobachtungen machen hinsichtlich der Konstruktion der weiblichen Sexualität. Längst müsste der Gedanke verworfen sein, dass die Geschlechterordnung eine objektive Tatsache ist. Fest steht, dass die Geschlechter und ihre dazugehörige Sexualität historisch spezifiziert und konstruiert sind, also gängige Vorstellungen über Mann und Frau in die Auffassungen über ihre Sexualität hinein projiziert werden.
Ich werde in dieser Hausarbeit versuchen, mich auf die Konstruktion der weiblichen Sexualität im Laufe der Geschichte zu konzentrieren. Aufgrund der Komplexität der eigentlich zu betrachtenden Zeitspanne werde ich meine Ausführungen auf die Zeit des Mittelalters bis zur Zeit der Aufklärung konzentrieren, folglich zwei Sichtweisen des „Sexualwesens“ Frau untersuchen: zuerst werde ich mich mit dem Christentum und seinen Vertretern Augustinus und Thomas von Aquin beschäftigen, welches das Mittelalter prägte. Hier wird zu untersuchen sein, wie die Sexualität der Frau hinsichtlich ihrer untergeordneten und dienenden Rolle dem Mann gegenüber interpretiert wurde (mitunter wird auch hier die Frage geklärt werden, wer der eigentlich Schuldige am Sündenfall war). Neben den christlichen Vorstellungen wird auch auf die wissenschaftlichen Interpretationen der weiblichen Sexualität vor der Aufklärung einzugehen sein, die im Zusammenhang stehen mit dem „Ein-Geschlecht-Modell“ und der Humorallehre.
Danach werde ich mich im Hauptteil der Hausarbeit auf die Konstruktion der Sexualität der Frau in den in der Aufklärung sich herausbildenden Humanwissenschaften konzentrieren. Es wird herauszuarbeiten sein, inwiefern diese versuchten, die gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen über die Frau an deren Körper festzumachen und dementsprechend zu naturalisieren. Die Medikalisierung weiblichen Verhaltens wurde im Zuge dieser Entwicklung dahingehend weitergeführt, dass Frauen, die sich nicht dem gängigen Frauenbild nach verhielten und autonom über ihre Sexualität verfügen wollten, als krankhaft dargestellt wurden. Diese Pathologisierung (vor allem der Frauen) mündete sogar in gynäkologische Eingriffe, die als zur Heilung notwendig betrachtet wurden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle der Sexualität der Frau im Christentum
- Die Konstruktion der weiblichen Sexualität in den Wissenschaften
- Die Zeit vor der Aufklärung
- Die Zeit der Aufklärung
- Hysterie und Nymphomanie
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit untersucht die Konstruktion der weiblichen Sexualität im Laufe der Geschichte, insbesondere im Kontext des Mittelalters und der Aufklärung. Sie analysiert, wie christliche und wissenschaftliche Vorstellungen die weibliche Sexualität in diesen Epochen definierten und die Rolle der Frau im Geschlechterverhältnis konstruierten.
- Die Rolle der Frau im Christentum
- Die Konstruktion der weiblichen Sexualität in den Wissenschaften vor und während der Aufklärung
- Die Pathologisierung weiblichen Verhaltens in der Aufklärung
- Die Medikalisierung der weiblichen Sexualität
- Die Folgen für die Autonomie der Frau
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die These auf, dass die Geschlechterordnung und die weibliche Sexualität historisch konstruiert sind. Sie skizziert den Fokus der Arbeit auf die Zeit vom Mittelalter bis zur Aufklärung und die Untersuchung des christlichen und wissenschaftlichen Diskurses über die weibliche Sexualität.
Die Rolle der Sexualität der Frau im Christentum
Dieses Kapitel analysiert die Ansichten von Augustinus und Thomas von Aquin über die weibliche Sexualität im Kontext des christlichen Denkens. Es wird gezeigt, wie die Frau als dem Mann untergeordnet und für ihre Rolle im Sündenfall verantwortlich gemacht wird. Ihre Sexualität wird auf ihre biologische Funktion reduziert und ihr geistige Fähigkeiten abgesprochen. Das Kapitel beleuchtet die Verbindung zwischen der sexuellen Unterordnung der Frau und ihrer Rolle in der Ehe.
Die Konstruktion der weiblichen Sexualität in den Wissenschaften
Dieses Kapitel behandelt die wissenschaftlichen Interpretationen der weiblichen Sexualität vor der Aufklärung, insbesondere im Zusammenhang mit dem „Ein-Geschlecht-Modell“ und der Humorallehre. Es beleuchtet die Entwicklung der wissenschaftlichen Sicht auf die weibliche Sexualität in der Zeit der Aufklärung und wie diese die gängigen gesellschaftlichen Vorstellungen über die Frau an deren Körper festzumachen und zu naturalisieren versuchte.
Schlüsselwörter
Weibliche Sexualität, Geschlechterordnung, Geschichte, Mittelalter, Aufklärung, Christentum, Augustinus, Thomas von Aquin, wissenschaftliche Konstruktion, Pathologisierung, Medikalisierung, Autonomie, Hysterie, Nymphomanie.
- Arbeit zitieren
- Karoline Lazaj (Autor:in), 2004, Die weibliche Sexualität als sozialgeschichtliche Konstruktion, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59819