Wie beeinflusst der Klimawandel die Stabilität von Staaten? Welche Auswirkungen haben Dürren und Hungersnöte, die durch die Erderwärmung verursacht werden, auf Konflikte in ohnehin schon angespannten Regionen? Diese Arbeit untersucht die Auswirkungen des Klimawandels auf die Fragilität von Staaten und beleuchtet eine weitere Schattenseite der zunehmenden Erwärmung unseres Globus.
Es ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit: der menschgemachte Klimawandel. Wie das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in seinem aktuellen Bericht über den Klimawandel feststellt, hat sich die Landfläche der Erde seit dem 19. Jahrhundert um mehr als 1,5 Grad Celsius erwärmt. Während die politischen Akteure international noch zweifeln, herrscht in der Wissenschaft Einvernehmen darüber, dass eine solche Erwärmung der Erdoberfläche gravierende Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Eisschmelze, steigender Meeresspiegel und zunehmende Desertifikation von Landflächen sind nur eine Auswahl an Folgen, die eine Erwärmung der Erde nach sich zieht.
Neben den Auswirkungen auf die Umwelt muss auch mit „Sicherheitsrisiken, soziale[n] Instabilitäten und gewalttätige[n] Konflikte[n]“ gerechnet werden. Der Klimawandel verschärft durch die Verknappung natürlicher Ressourcen mögliche Ressourcenkonflikte. Darüber hinaus wird die Sicherheit der Menschen durch häufiger auftretende Extremwetterlagen beeinträchtigt. Gerade Regionen, die bereits erste Fragilitätsmerkmale aufweisen, könnten durch die Auswirkungen des Klimawandels zusätzlich destabilisiert werden.
Inhaltsverzeichnis
1 — Einleitung
2 - Der Klimawandel: Auswirkungen und Gegenmassnahmen
3 - Die Versicherheitlichung des Klimawandels
4 - Der Einfluss des Klimawandels auf den afrikanischen Raum
4.1 Aktuelle Situation in Nordafrika und in der Sahelzone
4.2 Die Auswirkungen des Klimawandels in der Region Nordafrika
4.2.1 Wasserknappheit
4.2.2 Klimamigration
4.2.3 Nationale und internationale GegenmaBnahmen
5 — Fazit und Ausblick
6 — Literaturverzeichnis
7 — Abbildungsverzeichnis
1 — Einleitung
Es ist eine der größten Herausforderungen der Menschheit: der menschgemachte Klima-wandel. Wie das Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) in seinem aktuellen Bericht über den Klimawandel feststellt, hat sich die Landfläche der Erde seit dem 19. Jahrhundert um mehr als 1,5 Grad Celsius erwärmt (Intergovernmental Panel on Climate Change 2019: 5). Während die politischen Akteure international noch zweifeln, herrscht in der Wissenschaft Einvernehmen darüber, dass eine solche Erwärmung der Erd-oberfläche gravierende Auswirkungen auf unsere Umwelt hat. Eisschmelze, steigender Meeresspiegel und zunehmende Desertifikation von Landflächen sind nur eine Auswahl an Folgen, die eine Erwärmung der Erde nach sich zieht (Intergovernmental Panel on Climate Change 2019).
Neben den Auswirkungen auf die Umwelt muss auch mit „Sicherheitsrisiken, soziale[n] Instabilitäten und gewalttätige[n] Konflikte[n]“ (Scheffran 2015: 105-106) gerechnet werden. Der Klimawandel verschärft durch die Verknappung natürlicher Ressourcen mög-liche Ressourcenkonflikte. Darüber hinaus wird die Sicherheit der Menschen durch häufi-ger auftretende Extremwetterlagen beeinträchtigt (Scheffran 2015: 106). Gerade Regionen, die bereits erste Fragilitätsmerkmale aufweisen, könnten durch die Auswirkungen des Klimawandels zusätzlich destabilisiert werden. Der konkrete Einfluss des Klimawandels und dessen Auswirkungen auf die Stabilität von Staaten sollen Thema die-ser Hausarbeit sein.
Gerade der Nahe Osten und Nordafrika könnten durch die Folgen des Klimawandels zu-nehmend destabilisiert werden, wie aus einer Studie der Bundeswehr zu den Sicherheitsri-siken des Klimawandels hervorgeht (Bundeswehr 2012). Die Studie zeigt ebenfalls, dass gerade wirtschaftlich schwache Staaten anfälliger für eine Destabilisierung durch den Klimawandel sind (Bundeswehr 2012). Es stellt sich somit die Frage, welchen Einfluss die Auswirkungen des Klimawandels auf die Stabilität von Staaten haben. In dieser Hausarbeit soll für Nord- und Zentralafrika ermittelt werden, welche konkreten Folgen des Klimawandels dort auftreten und inwieweit sie die Stabilität eines Staates beeinträchtigen können. Zudem sollen mögliche Gegenstrategien in Grundzügen aufgezeigt und bewertet werden.
2 — Der Klimawandel: Auswirkungen und Gegenmassnahmen
Es gilt inzwischen als wissenschaftlich erwiesen, dass die hohen, durch den Menschen ver-ursachten Treibhausgasemissionen maßgeblich für die Erwärmung der Erde verantwort-lich sind. Bereits 1988 stellte die Enquete-Kommission „Vorsorge zum Schutz der Erdat-mosphäre“ fest, dass die Konzentration an Treibhausgasen eine nie dagewesene Höhe er-reicht hatte (Deutscher Bundestag 1988: 177). Eine aktuelle Untersuchung unter Füh-rung der Universität Bern stellt ebenfalls fest, dass es in der vorindustriellen Ära zu keinem Zeitpunkt eine weltweite Erwärmung des Klimas in dem heutigen Ausmaß gab (Neukom et al. 2019: 550). Auch der sechste Bericht des IPCC stellt fest, dass sich die Erdoberfläche stetig erwärmt (IPCC 2019: 5). Somit kann von einem wissenschaftlichen Konsens dar-über, dass die aktuellen Klimaveränderungen durch den Menschen verursacht werden, ge-sprochen werden.
Gerade in den letzten eineinhalb Jahren haben der Klimawandel und seine Auswirkungen große mediale und auch politische Aufmerksamkeit gewonnen. Durch Schulstreiks, die durch die schwedische Klimaaktivistin Greta Thunberg initiiert wurden, und die daraus entstandene Bewegung „Fridays for Future“ ist der Klimawandel stärker als je zuvor ins öffentliche Bewusstsein gerückt. Den Erfolg der Bewegung erklären sich die Mitorganisa-toren Jakob Blasel und Carla Reemtsma in einem Gastbeitrag in dem Wochenmagazin „Frankfurter Allgemeine WOCHE“ dadurch, dass „konsequenter, schneller Klimaschutz ein wissenschaftlich unumstrittenes Anliegen ist“ (Blasel und Reemtsma 2019).
Die Auswirkungen des Klimawandels auf die Erde sind verheerend. Durch das Abschmel-zen der Polkappen steigt der Meeresspiegel, Extremwetterereignisse treten immer häufiger auf und laut einem aktuellen Bericht in dem Medizin-Journal „The Lancet“ waren 2017 157 Millionen Menschen mehr als im Jahr 2000 von Hitzewellen betroffen (Watts et al. 2018: 2479). Die als Höchstgrenze der Erderwärmung im Abkommen des Pariser Klima-gipfels 2015 vereinbarten 1,5 Grad Celsius würden bei den aktuellen CO2-Emissionen be-reits im Jahr 2040 erreicht werden (Müller-Jung 2019). Würde die Erderwärmung nicht auf 1,5 Grad Celsius, sondern nur auf 2 Grad Celsius begrenzt, wären doppelt so viele Menschen wie heute von Wassermangel betroffen (ebd.).
Diese Prognosen zeigen ausschnittsweise, welche Folgen die stetige Erwärmung der Erde für den Menschen haben kann. Gerade für ärmere Regionen, die darüber hinaus auch in klimatisch herausfordernden Teilen der Erde liegen, ist der Klimawandel existenzgefähr-dend. Die konkreten Auswirkungen des Klimawandels und ihr Einfluss auf die Stabilität von Staaten wird in den nachfolgenden Abschnitten skizziert und beurteilt.
3 — Die Versicherheitlichung des Klimawandels
„Unmitigated climate change beyond 2°C will lead to unprecedented security scenarios as it is likely to trigger a number of tipping points that would lead to further accelerated, irreversible and largely unpredicted climate changes.” (EU 2009: 1) Mit dieser Aussage unter-strich die Europäische Kommission im Jahr 2008 in einem Bericht an den Europäischen Rat die Bedeutung des Klimawandels für die internationale Sicherheit.
Spätestens seit dem Jahr 2007 gewann der Klimawandel mehr Aufmerksamkeit auf der internationalen Ebene, nachdem sich abzeichnete, dass dessen Folgen zu kriegerischen Auseinandersetzungen, Fluchtbewegungen und dem Erstarken des Terrorismus führen könnten (Brzoska 2009: 139). In diesem Zusammenhang wurde auch der Begriff der „Versicherheitlichung des Klimawandels“ geprägt. Das Konzept der Versicherheitlichung wurde von der Kopenhagener Schule geprägt und besagt, dass globale Probleme als Sicher-heitsproblem definiert werden, um den Handlungsdruck sowie den Handlungsspielraum in der Gesellschaft zu erhöhen (BPB 2016).
Es gibt jedoch auch Kritik an der Betrachtung des Klimawandels als ein vorrangig sicher-heitspolitisches Problem. Wie Brzoska ausführt, verschiebt sich durch die Versicherheitli-chung der Fokus auf sicherheitspolitische Lösungsansätze, vorrangig unter Beteiligung von militärischen und polizeilichen Kräften (Brzoska 2009: 138). Dadurch gerät jedoch das eigentliche Problem, nämlich der Klimawandel als solcher, in den Hintergrund. Stattdes-sen stehen die sicherheitspolitischen Gefahren im Vordergrund. Diese Gefahren lassen sich jedoch nicht mit den Mitteln der Sicherheitspolitik entschärfen. Mit militärischen Mitteln können zwar die sicherheitspolitischen Auswirkungen des Klimawandels wie gewaltsame Auseinandersetzungen bekämpft werden. Dies ist jedoch nur wenig sinnvoll, da erst eine Ursachenbekämpfung das Problem effektiv lösen kann. Somit ist der sicherheitspolitische Aspekt des Klimawandels zwar durchaus relevant, er darf jedoch nicht als alleinig sicher-heitspolitisches Problem gesehen werden.
Für die vorliegende Hausarbeit ergeben sich vor diesem Hintergrund die Fragen, ob und wie stark ein Zusammenhang zwischen den Folgen des Klimawandels und der Stabilität von Staaten besteht. Darüber hinaus ist fraglich, inwieweit der Klimawandel bereits insta-bile Staaten weiter destabilisieren kann. Schließlich bleibt zu klären, ob sicherheitspoliti-sche Maßnahmen die Auswirkungen des Klimawandels abmildern oder verhindern kön-nen oder ob hier lediglich durch Ursachenbekämpfung beim Klimawandel selbst die De-stabilisierung von Staaten verhindert werden kann.
Der Einfluss des Klimawandels auf den afrikanischen Raum In der Literatur wird gerade der afrikanische Raum als besonders anfällig für die Folgen des Klimawandels gesehen (EU 2008). Zunehmende Trockenheit, Degradation und De-sertifikation sind nur einige der Herausforderungen, vor denen gerade Nordafrika und die Sahelzone stehen. Gleichzeitig weisen die dortigen Staaten bereits ein hohes Maß an Fra-gilität auf. Mit wenigen Ausnahmen erreicht kein Staat in Nord- und Zentralafrika einen Wert von unter 90 im Fragile States Index (FSI) (Fund For Peace 2019). Der FSI beur-teilt die Stabilität anhand von zwölf verschiedenen Indikatoren. Diese zwölf Indikatoren teilen sich auf soziale, politische und ökonomische Indikatoren auf. Je höher der Wert eines Staates im Bereich von 10 bis 120 ist, desto fragiler ist dieser Staat (Hirschmann 2016: 45-46). Betrachtet man nun die Werte in Nordafrika, zeigt sich, dass der Klimawan-del die Stabilität der dortigen Staaten massiv verschlechtern kann. Abbildung 1 zeigt die Fragilitätsstufen der einzelnen Staaten nach den Ergebnissen des FSI:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Fragilit ä tsstufen der Staaten in Afrika (Fund For Peace 2019)
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