Einige Sozialhistoriker ziehen dem Begriff der Familie den des ‘ganzen Hauses‘ vor, da historisch betrachtet in einer Familie vor Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur Blutsverwandte und Gefühlsgemeinschaften zusammenlebten, sondern auch nicht-verwandte Menschen. So beispielsweise die Knechte und Mägde, die Gesellen und Lehrlinge und die Dienstboten und Dienstmädchen. Somit handelte es sich bei einer Familie um eine gemeinsam wirtschaftende Hausgemeinschaft. Aus der Struktur des ‘ganzen Hauses‘ entwickelte sich später die bürgerliche Familie. Sie dient fortan der funktionalen Differenzierung von Haushalt und Wirtschaft und hat eine Rolle als private Rückzugsmöglichkeit der Menschen. So war die Familie nicht mehr als Produktionsgemeinschaft anzusehen, sondern als „eine Gemeinschaft für Erziehung, Konsum, Freizeit und Entspannung“. Die Ungleichheit der Geschlechter wurde durch diese Veränderung verschärft, bis schließlich Mitte/Ende des 20. Jahrhunderts die durch Ulrich Beck definierte ‘Zweite Moderne‘ einsetzte. In dieser Zeit tritt die Individualisierung der Menschen in Kraft. Frauen können aus ihrer Rolle der Hausfrau in der ‘Innenwelt‘ der Familie austreten und selbstständig arbeiten gehen. Dieser komplexe Wandel wird in der vorliegenden Arbeit durch sämtliche Faktoren beschrieben und zu einem geeigneten Fazit zusammengefasst.
Inhaltsverzeichnis
- Ist die Familie heute noch die kleinste Einheit der Sozialstruktur?
- Familienbegriff und dessen Entwicklung
- Veränderung der Familienstruktur
- Entwicklung der Geburtenrate
- Ehe und Kinderlosigkeit
- Familienformen in der ‘Zweiten Moderne’
- Ehe und Scheidung
- Familienformen in der Gegenwart
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Frage, ob die Familie heute noch die kleinste Einheit der Sozialstruktur darstellt. Dazu wird der Wandel des Familienbegriffs und die Entwicklung der Familienstruktur im Laufe der Zeit beleuchtet.
- Veränderungen des Familienbegriffs im Laufe der Zeit
- Entwicklung der Geburtenrate und der Auswirkungen auf die Familienstruktur
- Wandel der Ehe und der Zunahme von Kinderlosigkeit
- Ehe und Scheidung im Kontext der Individualisierung
- Vielfalt der Familienformen in der Gegenwart
Zusammenfassung der Kapitel
- Der Text beginnt mit einer Erläuterung des Familienbegriffs und seiner Entwicklung. Er beschreibt die historische Struktur des ‘ganzen Hauses’, das nicht nur Blutsverwandte, sondern auch nicht-verwandte Personen umfasste. Im Zuge der Industrialisierung entstand die bürgerliche Familie, die sich auf die Funktionen von Haushalt und Wirtschaft konzentrierte.
- Der Text analysiert die Entwicklung der Geburtenrate von den 1950er Jahren bis heute. Er zeigt den starken Rückgang der Geburtenrate und den Anstieg des Alters bei der ersten Geburt. Die Einführung von Verhütungsmitteln und der Anstieg des Lebensstandards haben zu diesen Veränderungen beigetragen.
- Das Kapitel thematisiert Ehe und Kinderlosigkeit. Der Text beschreibt den Wandel der traditionellen Verbindung zwischen Heiraten und Geburten. Die Zahl der unehelichen Geburten und kinderlosen Frauen und Männer ist gestiegen. Außerdem wird das zunehmende Alter bei der ersten Eheschließung betrachtet.
- Das Kapitel beschäftigt sich mit der ‘Zweiten Moderne’ nach Ulrich Beck, die eine zunehmende Individualisierung der Menschen kennzeichnet. Frauen haben mehr Möglichkeiten, außerhalb des familiären Raumes zu arbeiten und Karriere zu machen. Der Text beschreibt die Ursachen für Kinderlosigkeit und späte Mutterschaft, wie z.B. Sorgen um den Lebensstandard und die fehlende stabile Partnerschaft.
- Das Kapitel beleuchtet die Scheidungsrate und ihre Entwicklung im Laufe der Zeit. Der Text zeigt, dass die Scheidungsrate gestiegen ist und die Ehe als Institution an Bedeutung verloren hat. Er diskutiert die Auswirkungen von Bildungsniveau und Erwerbsorientierung auf die Scheidungsrate.
- Der Text beschreibt die verschiedenen Familienformen, die es in der Gegenwart gibt. Dazu zählen Ein-Personen-Haushalte, kinderlose Ehen, nichteheliche Lebensgemeinschaften, gleichgeschlechtliche Lebensgemeinschaften, Alleinerziehende, Stieffamilien, Adoptivfamilien und Mehrgenerationenhaushalte.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Familienentwicklung und -struktur, der Demografie und den Auswirkungen der Individualisierung auf das Familienleben. Wichtige Begriffe sind: Familienbegriff, Familienstruktur, Geburtenrate, Kinderlosigkeit, Ehe, Scheidung, Individualisierung, Zweite Moderne, Familienformen.
- Quote paper
- Alicia Mathes (Author), 2016, Ist die Familie heute noch die kleinste Einheit der Sozialstruktur?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/595704