Überfüllte Krankensäle, kurz angebundene Krankenschwestern und -wärter, rabiate Behandlungsmethoden und dahinsiechende schwerkranke Menschen sind seit einigen Jahrzehnten in Deutschland sowie zumindest in anderen westlich industrialisierten Ländern passè. Ungefähr seit den 60er Jahren ist sowohl in der architektonischen und technischen Ausstattung der Krankenhäuser und Alten-/Pflegeheime, als auch in der pflegerischen Versorgung und medizinischen Behandlung eine stete Verbesserung auszumachen.
Doch was passiert hinter den Mauern der renovierten Kliniken und Heimen in gepflegten Ein- bis Dreibettzimmern? Kann das Pflegepersonal den menschlichen Bedürfnissen umfangreich nachkommen ohne ihre eigene Person aus den Augen zu verlieren und seelisch auszubrennen? Gibt es genügend Zeit- und Personalressourcen, um die Anforderungen der ganzheitlichen Pflege und medizinintensiven Behandlung zu bewerkstelligen?
Fälle von Gewalt in der Pflege sind in den letzten Jahren des Öfteren durch Presse und Fernsehen gegangen, jedoch beziehen sie sich hauptsächlich auf medienwirksame Fälle, wie z. B. die Tötung von Bewohner(inne)n eines Pflegeheimes durch eine Pflegekraft. Die Tötung als Form äußerster Gewalt in der Pflege kommt jedoch weder häufig, noch alltäglich vor. Viel mehr gibt es eine hohe Anzahl von Gewalthandlungen oder -situationen, die subtil, indirekt, versteckt und somit unauffällig durch ihre Selbstverständlichkeit im pflegerischen Alltag sind. Seit zwei Jahrzehnten beschäftigen sich einige Wissenschaftler/innen und Initiativen bereits mit diesem heiklen Thema, dennoch ist die Literaturlage als dürftig anzusehen. Die Mehrheit der in der Literatur beschriebenen Fälle bezieht sich auf Gewalthandlungen in der Pflege, die relativ gut erkennbar (schlagen, kneifen, zerren=Hämatome) sowie regelmäßig erlebbar (ausschimpfen, ignorieren, anschreien) sind und somit den Befragten als erste Antwort in den Sinn kommt. Aus diesem Grund möchte ich mich in dieser Hausarbeit zwei speziellen Formen der Gewalt widmen, die auf den ersten Gedanken eigentlich gar keine Themen für den pflegerischen Bereich sind: Die kulturelle Gewalt und die sexuelle Gewalt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärung
- Kulturelle Gewalt
- Sexuelle Gewalt
- Rechtliche Grundlagen
- Beispiele aus der Pflege
- Kulturelle Gewalt in pflegerischen Einrichtungen
- Sexuelle Gewalt in pflegerischen Einrichtungen
- Erklärungsversuch
- Ursachen kultureller Gewalt
- Ursachen sexueller Gewalt
- Prävention und Bewältigung
- Zusammenfassung
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit den Formen kultureller und sexueller Gewalt in der Pflege. Ziel ist es, die Entstehung und Erscheinungsformen dieser Gewaltformen zu beleuchten und die Auswirkungen auf die Betroffenen zu analysieren. Dabei wird insbesondere auf die rechtlichen Grundlagen und die Bedeutung von Präventions- und Bewältigungsstrategien eingegangen.
- Definition und Abgrenzung von kultureller und sexueller Gewalt in der Pflege
- Analyse von Beispielen aus der Praxis und Erforschung der Ursachen von Gewalt
- Rechtliche Grundlagen und ethische Aspekte der Gewaltprävention in der Pflege
- Möglichkeiten zur Bewältigung von Gewalt und Unterstützung für Betroffene
- Diskussion der Rolle des Pflegepersonals in der Vermeidung und Bekämpfung von Gewalt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Gewalt in der Pflege ein und beschreibt den historischen Kontext sowie die aktuellen Herausforderungen. Im Kapitel "Begriffsklärung" werden die beiden Schwerpunktthemen kulturelle und sexuelle Gewalt definiert und abgegrenzt. Anschließend werden in Kapitel 3 die rechtlichen Grundlagen und ethischen Prinzipien im Umgang mit Gewalt in der Pflege beleuchtet. Kapitel 4 präsentiert Beispiele für kulturelle und sexuelle Gewalt aus der Praxis und analysiert die Ursachen und Auswirkungen. In den Kapiteln 5 und 6 werden verschiedene Präventions- und Bewältigungsstrategien vorgestellt, die die Vermeidung und die Bewältigung von Gewalt in der Pflege fördern.
Schlüsselwörter
Kulturelle Gewalt, sexuelle Gewalt, Pflege, Pflegeeinrichtungen, Patientensicherheit, Recht, Ethik, Prävention, Intervention, Bewältigung, Unterstützung.
- Quote paper
- Dipl.-Pflegewirtin (FH) Anike Bäslack (Author), 2006, Kulturelle und sexuelle Gewalt in der Pflege, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59383