Die Citibank Privatkunden AG & Co KAaA wird durch Verbraucherschützer und Schuldnerberater im besonderem Maße gerügt: Ihre Methoden seien teilweise rüde und die Verträge folglich häufig durch einseitigen ökonomischen Nutzen
geprägt. Der Autor erörtert die als aggressive kritisierte Kreditkultur wissenschaftlich. Es wird untersucht, ob die beobachteten Geschäftsmethoden der Citibank den Vorwurf des Predatory Lendings rechtfertigen. Der Begriff Predatory Lending stammt aus den USA und wird als einseitigen und sittenwidrige Gestaltung von Kreditbeziehungen zu Lasten des Kreditnehmers verstanden.
Zur Prüfung dieser These erörtert der Autor einleitend den übergeordneten Zusammenhang und führt eine empirische Medienanalyse durch. Dabei behandelt er die Frage, wie über die Citibank gesprochen wird. Die Sichtweisen unterscheiden sich diametral – je nach Perspektive. Darauf aufbauend wird die Kreditkultur der Citibank detailliert erörtert und die besondere Problematik der Kettenkredite, Umschuldungsverluste und überteuerten Restschuldversicherungen behandelt.
Zur Prüfung der erstellten Thesen wird eine empirische Untersuchung angestellt: In Zusammenarbeit mit Verbraucherzentralen, Schuldnerberatern und wissenschaftlichen Instituten wurden zehn so genannte Kettenkreditnehmer empirisch untersucht. Dabei wurden 50 Kreditverträge ausgewertet und tabellarisch und grafisch verarbeitet. Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Predatory Lending bei der Citibank in den untersuchten Fällen vorliegt. Auf diese Erkenntnis aufbauend, werden die negativen sozialen, ökonomischen und
institutionellen Implikationen des Predatory Lending thematisiert. In diesem Zusammenhang schließt der Autor mit einem kritischen Resümee.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Darstellungsverzeichnis
Anlagenverzeichnis:
1. Einleitung
1.1 Theoretischer Hintergrund
1.2 Problemstellung und Eingrenzung
1.3 Methodik
2 Medienanalyse
2.1 Shareholder-Öffentlichkeit
2.2 Steakholder-Öffentlichkeiten
2.3 Politische Öffentlichkeit
2.4 Verbraucherschützer und Gewerkschaften
2.5 Exkurs: Predatory Lending der Citibank in den USA
3 Konsumentenkredit - Definition und Bedeutung
3.1 Eine Bewertungs-Matrix
3.2 Die Kreditkultur der Citibank
4 Die Verschuldungsspirale der Citibank
4.1 Dispositionskredit
4.2 Kreditkarte
4.3 Ratenkredit
4.3.1 Vergabesystem
4.3.2 Kosten der Ratenkredite
4.3.2.1 Zinsen
4.3.2.2 Bearbeitungsgebühren
4.3.2.3 RSV
4.3.2.3.1 Kosten der RSV
4.3.2.3.2 Argumentation der Citibank
4.3.2.3.3 Implikation der RSV
5 Empirische Betrachtung der Kettenkredite
5.1 RSV obligatorisch
5.2 Streuung der RSV-Prämien
5.3 Argument für eine Umschuldung
5.4 Steigende Kosten für geliehenes Geld
5.5 Effektivzinsen
5.6 Kosten des Kreditbedarfs
6 Transformation der Bankentheorie
7 Sozialwissenschaftlicher Transfer
7.1 Predatory Lending - eine Definition
7.2 Predatory Lending bei der Citibank
7.3 Ökonomie der Kreditkultur
7.4 Faktoren und Indikatoren für Predatory Lending
7.4.1 Juristische und individuelle Faktoren
7.4.2 Gesellschaftliche Indikatoren
7.4.3 Institutionelle Transformation
8 Soziale Implikation der Kreditkultur
9 Institutionelle Transformation
10 Soziologische Replik
11 Unternehmensethische Aspekte
12 Resümee
Quellenverzeichnis: iv
Eidesstattliche Erklärung gemäß § 17 Abs. 5 der DiplPO viii
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: RSV obligatorisch
Tabelle 2: Argument f ü r eine Umschuldung Darstellungsverzeichnis
Darstellung 1: Bewertungsmatrix f ü r Konsumentenkredite
Darstellung 2 Pr ä mienzuwachs bei Umschuldungen (mit linearer Trendlinie)
Darstellung 3 Differenz aus errechnetem Effektivzins und ausgewiesenem Effektivzins
Darstellung 4: Relation Kosten zu Neukredit Anlagenverzeichnis:
Anlage I: Empirische Auswertung
Anlage II: Vergleichsberechnung von RSV-Pr ä mien
Anlage III: Vergleichsrechnung eines Kredites mit und ohne RSV
1. Einleitung
Den Verbraucherschützern und Schuldnerberatern ist das aggressive
Geschäftsgebaren der deutschen Citibank Privatkunden AG & Co. KGaA, Düsseldorf (Citibank) vertraut. Es ist ein offenes Geheimnis, dass Citibank-Kunden überdurchschnittlich häufig bei Verbraucherinsolvenzen vertreten sind. In einem Beitrag der ARD-Sendung Plus-Minus wurde sogar die Auffassung von Schuldnerberatern geäußert, dass „jeder zweite Überschuldungsfall (...) mit der Citibank zu tun (hat)“.1 Mit den individuellen, familiären und sozialen Folgen dieser aggressiven Kreditkultur wurde ich bei meiner Arbeit am Institut für Finanzdienstleistungen e.V. (IFF) konfrontiert. Durch diese eindrucksvolle Erfahrung reifte mein Verständnis dafür, dass sich die Soziologie nicht nur mit einer abstrakten Gesellschaftsperspektive begnügen darf, sondern dass sich gerade diese Disziplin permanent an der ökonomischen Realität orientieren muss, welche die soziale Realität der Menschen heute von Grund auf prägt. Eine beizeiten bequeme Distanz zur ökonomischen Realität muss überwunden werden und eine effektive Schnittstelle zwischen den Einzeldisziplinen mit ihren teilweise einseitigen Rationalitäten geschaffen werden. Somit kann mittels eines interdisziplinären Ansatzes eine wertvolle Theorie der Praxis erreicht werden. Das Thema Citibank mag anfänglich als nicht soziologisch erscheinen, allerdings wirkt die Citibank intensiv auf die Gesellschaft ein - und dies global. In diesem Zusammenhang wurden die Citibank und in den vergangenen 30 Jahren immer wieder Gegenstand öffentlicher Kritik. David Caplovitz, ein berühmter Überschuldungsforscher aus den USA, verdeutlicht diesen Sachverhalt: „(Die) Citibank zerstört mit seinem System soziale Strukturen und Familien.“2 Einer Zusammenfassung von Udo Reifner folgend hat neben dem bedeutenden amerikanischen Verbraucherschützer Ralph Nader, der bereits in den 1970er Jahren zu diesem Thema ein Buch publiziert hat, nun auch Michael Hudson einen Bericht verfasst: In einer siebenmonatigen Studie hat dieser die Kreditkultur der Citigroup (insbesondere der Citi Financial3 ) in den USA untersucht. Darin wird ein Anwalt, der eine Vielzahl von Citibank-Kreditnehmern vertritt, mit folgenden Worten zitiert:
„ Hinter dem Vorhang leben sie auf Kosten der schw ä chsten Mitglieder unserer Gesellschaft. “ Citibank sei ein Modell der „ finanziellen Apartheid “: „ ein Unternehmen, das den Kredit bei den unteren Verbrauchern verknappt, um dann davon mit kostspieligen Alternativen zu profitieren. “ 4
Soweit diese Anschuldigung zutrifft, sind drei zentrale Punkte zu dokumentieren bzw. zu untersuchen: Wie stark ist die Gesellschaft als vitales Netzwerk vom aggressiven Geschäftsgebaren der Citigroup betroffen, indem der Faktor „soziales Kapital“5 degeneriert wird. Zweitens stellt sich die Frage, wie dieses außergewöhnliche Geschäftsmodell durchgesetzt bzw. verwirklicht werden kann. In der modernen Personal- und Organisationspsychologie sind die Faktoren „ Identifikation “ und „ Commitment “ gerade in globalen Finanzkonzernen als wesentliche Erfolgsfaktoren angesehen. Diese Erfolgsfaktoren werden allgemein nur mit einer positiven Corporate Culture verbunden.6 Doch in welcher Weise wird eine emotionale Bindung zu einer mutmaßlich degenerativen Organisation realisiert bzw. wie wird die Erkenntnis darüber, dass diese Organisation enorme soziale Schäden verursacht und externalisiert, verhindert? Der dritte Punkt betrifft die institutionelle Transformation, die durch die marktverändernden Erfolge der Citibank angestoßen werden sowie deren soziale und zivilgesellschaftliche Auswirkungen. Institutionen sind nach Douglas North „erdachte Beschränkungen menschlicher Interaktion“,7 die den Menschen in der sozialen Interaktion Sicherheit geben, also vorhersehbar machen, was jemand zu erwarten hat, wenn er eine bestimmte Handlung vollzieht. Diese Institutionen, die in verschiedenster Form vorhanden sind (Kultur, Verträge, Organisationen) nehmen Einfluss auf die Leistung der Wirtschaft und wirken somit unmittelbar auf die gesellschaftliche Wohlfahrt ein. Der Citibank kommt eine bedeutende Vorbildfunktion zu. Mit ihrem außergewöhnlichen ökonomischen Erfolg setzt sie Maßstäbe. Sie verwirklicht ein hohes Maß an Innovation8 und hat mit mutigen Schritten branchenprägende Wirkung. Konsequent hat die Citigroup die Sparte der Konsumentenfinanzierung zu ihrer globalen Haupteinkommensquelle gemacht, wogegen viele deutsche Institute diesen Markt aufgrund vermeintlich schlechter Erfolgsaussichten bereits vor langer Zeit verlassen haben. Nun drängen diese Institute wieder zurück auf diesen Markt und tun es der Citibank gleich, ohne kritisch zu hinterfragen, warum die Citigroup in diesem Sektor so erfolgreich ist. Zu dieser Vorreiterrolle konstatierte der amerikanische Verbraucherschützer Ralph Nader bereits 1973:
„ In all these developments, other banks followed citibanks lead. “ 9
1.1 Theoretischer Hintergrund
Eine wesentliche Determinante der Dienstleistungs-, Informations- und Kreditgesellschaft, das Unternehmen, wurde nur in Teilaspekten der Soziologie untersucht.10 Damit blieb dieses Feld oftmals den eingeschränkten Urteilen der stringent ökonomischen Disziplinen überlassen. Diese Arbeit versteht sich als Versuch, eine disziplinäre Brücke zu schlagen und tut dies exemplarisch. Der Untersuchungsgegenstand ist hierfür besonders geeignet, weil die Citigroup, die profitabelste Bank der Welt, einen aufkeimenden Trend vorweg nimmt: Das Unternehmen trägt signifikant zur Transformation der Wirtschaft und Gesellschaft bei, indem das Gewinnmaximierungsziel ungehemmt und absolut verfolgt wird. Dies geschieht durch mutige Innovationen und eine radikale Gewinn- und damit Zukunftsorientierung. Die grundlegende Funktion ist dabei, dass der börsennotierte Unternehmenswert von heute von der Gewinnerwartung für morgen abhängt (Shareholder-Value). Dieser Wert vermittelt die Macht und den Erfolg der Unternehmen, die an einer Maximierung des Shareholder- Value interessiert sind. Dadurch verbessern sich die Profite und die Macht der Unternehmen. Dieser institutionelle Wandel hin zum ausschließlichen Ziel der Gewinnmaximierung beschleunigt sich permanent von selbst, soweit diesem nicht Einhalt geboten wird. Die Theorie der untersuchten Praxis kann demnach generalisiert werden und steht stellvertretend für die Zukunft der Bankenwirtschaft, soweit keine institutionelle Erneuerung der Normen und Gesetze einsetzt. Diese Untersuchung zeigt punktuell auf, wie die Wirtschafts- und Machtverhältnisse in der Zukunft aussehen können, wenn dieser Trend anhalten wird. Die so genannte Power Structure Research verdeutlicht in diesem Zusammenhang, inwieweit bereits eine Monetarisierung der Macht vorangeschritten ist.11 Die differenzierten Institutionen und Organisationen (Systeme) der bürgerlichen Gesellschaft, wie sie Luhmann in seiner Gesellschaftsanalyse gezeichnet hat, sind bereits tiefgreifend von der Logik der Monetarisierung erfasst worden und reproduzieren dessen Notwendigkeit fortlaufend (autopoetisch) aus sich selbst heraus, so dass tradierte Steuerungsinstanzen wesentlich an Bedeutung verloren haben. Neben diesem Aufbruch trägt der Siegeszug der Kreditgesellschaft dazu bei, dass Geld und Kredit für den Einzelnen wesentlich an Gewicht gewonnen haben. Transferleistungen aus dem sozialen Umfeld nehmen der Tendenz nach ab, was mit einer voranschreitenden Individualisierung (Individualgesellschaft) begründet werden kann. In der Kombination der beiden Theorien kann von einer „finanziellen Vereinzelung“ gesprochen werden, so dass es künftig „in einem ganz präzisen Sinn stimmt, dass Geld die Welt regiert.“12
Als Max Horkheimer 1941 im amerikanischen Exil schrieb: „Einmal war Armut ein Stand, dann wurde sie zur Panik“,13 waren die tiefgreifenden Veränderungen der Lebensbedingungen noch nicht vollständig erkennbar, jedoch bereits unumkehrbar im Eintreten. Mit dem Verlust bzw. der Befreiung von tradierten Werten und Sozialbeziehungen gewinnt Geld - als individuelles Maß des Standes in der Gesellschaft - zwangsläufig an Bedeutung. Kein Geld zu haben definiert Armut. Geld entsteht aus einer komplexen gesellschaftlichen Funktion. Finanziell honorierte Arbeitsleistung und Kreditschöpfung sind neben dem Erbe die wesentlichen Determinanten, wobei der Kredit als temporäres Geld aus dem Vertrauen auf die zukünftigen Einkünfte und in die Person des Kreditnehmers entsteht. In der öffentlichen Meinung hingegen scheint der finanzielle Wohlstand der tatsächlichen Leistung der Individuen zu entsprechen.14 Tatsächlich ist diese Funktion aber wesentlich komplexer. In den meisten Fällen bemisst der finanzielle Erfolg nur die Knappheit einer bestimmten Arbeitsressource. Die Bemessung der Arbeit nach einerseits dem Marktwert und andererseits der individuellen Leistung begründet ein Paradoxon und ist eine wesentliche Funktion gesellschaftlicher Ungleichheit. Armut, vermittelt im Mangel an Geld, ist die negative Konsequenz dieses Widerspruchs für viele. Dies kann zu einer intensiven Abhängigkeit von Finanzinstituten führen. Die Auswirkungen der Armut sind heute gemildert, jedoch ihrer Tendenz nach noch immer die gleichen wie in der Vergangenheit. Armut korreliert auch in der Gegenwart mit einem schlechten Gesundheitszustand und einem früheren Tod, worauf Alfred Oppolzer mit dem markanten Buchtitel „Wenn Du arm bist, musst du früher sterben“ hinweist.15 Die Korrelation von gesellschaftlichen Stand, Gesundheit und Lebenserwartung ist darin hinlänglich niedergelegt. In den letzten Jahren haben sich nicht die psychischen und physischen Folgen der Armut, sondern die Art der Armut gewandelt. Dies drückt sich auch in einem Wandel der Abhängigkeit aus: Arme, die sich verschulden müssen, sind von der Bank anhängig, weil sie auf deren Vertrauen (Kredit) angewiesen sind. Hohe Verschuldung erzeugt zusätzlichen Stress. Udo Reifner spricht in diesem Zusammenhang von einem Wandel „von der Status- zur Verfahrensarmut“.16 Gesundheit, persönliche Freiheit und berufliche Chancen sind heute an finanzielle Potenz gebunden. Diese drückt sich sowohl im verfügbaren Einkommen der Gegenwart aus, als auch im erwarteten Einkommen der Zukunft, was die Kreditwürdigkeit von Privatpersonen für Konsumausgaben begründet. Der wachsende Finanzbedarf und die Unsicherheit zukünftiger Einnahmen führen uns zur Risikogesellschaft der Gegenwart. Die in der Zukunft erwirtschafteten Einkommen, die der Tendenz nach mit steigendem Lebensalter anwachsen, müssen oftmals schon früher produktiv aktiviert werden. Der Kredit als Überbrückung eines „time-lag“ bringt verschiedene Risiken mit sich: Durch kritische Lebensereignisse, wie Arbeitslosigkeit oder Arbeitsunfähigkeit kann der künftige, erwartete Verdienst teilweise ausfallen. Ferner kann es zu einer unnötigen Überschuldung kommen, wenn sich der Kreditnehmer in seiner Leistungsfähigkeit überschätzt und die Bank leichtfertig „unproduktive Kredite“17 vergibt. Weil die moderne Kreditökonomie zunehmend per EDV und Netzwerk organisiert und standardisiert wird, die Geschäftsprozesse also systematisch ablaufen, muss das Augenmerk kritisch auf diese wirtschaftliche Technik gerichtet werden. Mit der Abhängigkeit von Personen, die auf Kredit angewiesen sind, geht die Gefahr einher, dass ein Unternehmen mit radikalem Gewinnstreben die Zwangslage der Schuldner ausnutzt. Mit dem Institutionalismus soll gefragt werden, welche ökonomische Praxis zu welcher sozialen Implikation führt.
Die Institutionen der Privatökonomie müssen heute einer enormen Macht und Verantwortung gerecht werden. Die Grenzen dieser Macht, letztlich als Macht über den Kunden, den Angestellten oder als politische Macht, werden durch Gesetze begrenzt, soweit keine informellen Institutionen (Normen, Verträge etc) wirksam sind. Mittels der Demokratie ist es den Unternehmen möglich, gewichtigen Einfluss auf den Rechtsstaat zu nehmen (Lobbyismus, Spendenpraxis etc.). Die Begrenzung dieses Einflusses kann nur im allgemeinen Interesse liegen, weshalb ein öffentlicher Diskurs (im Habermas´schen Sinne) über diese geführt muss. Denn „die Öffentlichkeit scheint das Strukturprinzip zu sein, in dem sich soziale Vernunft entfalten lässt.“18 Die Hoffnung auf unmittelbare Veränderung der sozialen Realität mittels der „Kraft des besseren Argumentes im herrschaftsfreien Raum“ (Habermas) ist utopisch, die Herstellung einer kritischen Öffentlichkeit dagegen konkret. Für Unternehmen, die aus der ökonomischen Logik heraus nach Machtzuwachs streben, ist diese kritische Öffentlichkeit zudem selbst eine grundlegende institutionelle Rahmenbedingung, um eine nachhaltige Entwicklung überhaupt erst zu ermöglichen. Dadurch, dass sich die Unternehmen der Existenz der kritischen Öffentlichkeit bewusst sind und dies für alle Unternehmen gleichsam gilt, werden wiederum informelle und formelle Institutionen geschaffen, welche eine plurale Interessenvertretung ermöglichen. Die öffentliche Meinung, die mittels Kommunikation intern wie extern auf das Unternehmen einwirkt, spiegelt die gesellschaftliche Erwartungshaltung. So erscheint es logisch, dass Umweltzerstörung und diskriminierende Verhaltensweisen vermieden werden sollen, um eine nachhaltige Entwicklung zu ermöglichen.19 Banken sind auf diese Verhaltensweisen aufgrund ihrer Dienstleistungsorientierung in besonderem Maße angewiesen. Sie müssen für ein schlechtes Image einen hohen Preis bezahlen, denn logische Folge aus einer negativen Öffentlichkeit sind verminderte Absatzmöglichkeiten und Marktzutrittsbarrieren.20 Diese Notwendigkeit bildet den Ansatzpunkt für diese Studie.
Der Widerstand gegen die ungebremste Macht der Großkonzerne hat sich besonders in den letzen zehn Jahren formiert.21 Der unverstandene Aufbruch einer Generation gegen die globalen Konzerne erschien der Mehrheit konzeptlos und degenerativ. Den „Globalisierungskritikern“ fehlte der öffentliche Konsens. In der wissenschaftlichen Debatte hat sich die Wirtschaftsethik mit den gleichen Problemen auseinander gesetzt und versucht, zu einer Erneuerung der Normen der privaten Ökonomie beizutragen, was als Reaktion auf die zunehmende industrielle Konzentration durch Fusionen und Übernahmen verstanden werden kann. Dies bezieht sich in besonderem Maße auf die Kreditinstitute, wo durch die anhaltende Konsolidierung ein „Zeitalter der Banktitanen“22 angekündigt wird.
Bereits heute werden 37,1 Prozent der Bilanzsumme der 1.000 wichtigsten Banken von den so genannten „Top 25“ gestellt.23 Entgegen der Machtkonzentration in den Unternehmen scheint sich der Einfluss der Gewerkschaften und Verbraucherschützer, gemessen an deren Mitgliederzahlen bzw. Budget, deutlich zu verringern. Im Sinne einer Einheit von Geisteswissenschaften und der ökonomischen Realität versucht diese Arbeit, aus sozialkritischer Perspektive danach zu fragen, welche gesellschaftlichen Implikationen mit der zunehmenden Macht der Großkonzerne verbunden sind. Dabei wird auf ein besonderes Exponat unter den „Global Players“ zurückgegriffen. Die Unternehmen der Citigroup unterliegen dem Verdacht, Arme in der Konsumentenfinanzierung durch diskriminierende Praktiken profitabel auszubeuten.
1.2 Problemstellung und Eingrenzung
Die Thematik fokussiert das Privatkundengeschäft der Citibank, speziell die Konsumentenkreditsparte und insbesondere das Ratenkreditsegment. Hier wird ein besonders ausgeprägtes Abhängigkeitsverhältnis der Kunden von der Geschäftspolitik der Citibank vermutet. Kann die These bekräftigt werden, dass die enormen Profite der Citibank zu Lasten von Menschen in sozial prekären Situationen erwirtschaftet werden, dann handelt es sich bei dem aufgezeigten Interessengegensatz um ein Muster, das auf eine Schädigung vieler zu Gunsten weniger abzielt. In diesem Sinn wird detailliert danach gefragt, wie die außergewöhnlichen Gewinne der Citibank erwirtschaftet werden. Kann dies bestätigt werden, soll die These geprüft werden, inwieweit die vermeintlich offensiven und aggressiven Geschäftsmethoden der Citibank der Zivilgesellschaft nachhaltig schaden. Eine ausgeprägte Eigennutzenorientierung, wie sie angenommen wird, läuft einer solidarischen Gesellschaft zuwider. Ein durch die branchenprägenden Erfolge einsetzender dynamischer Prozess könnte einen Wandel funktionierender Institutionen herbeiführen und eine weitreichende Transformation des Wirtschaftslebens begründen. Sozialgeschichtlich würde dieses Muster jedoch nicht Fortschritt, sondern Rückschritt bedeuten. Ziel ist es die Geschäfte der Citibank auf diese These hin zu beleuchten.
In dieser Diskussion muss einerseits eine klare Abgrenzung zwischen der Citibank in Deutschland und der Citigroup, dem weltweit größten Finanzdienstleister, als deren Muttergesellschaft, gezogen werden. Andererseits kommt diesen Organisationen eine wesentliche Interaktion zu, denn die Citibank ist an die Weisungen der Eigentümer gebunden. Ebenso reflektiert sich in dem Geschäftsgebaren der Citibank nicht nur ein einzigartiges Phänomen, sondern es ist zu vermuten, dass es sich hierbei um ein globales Geschäftsmodell handelt, das überall dort, wo Konsumentenfinanzierung betrieben wird, eingesetzt wird. Die Global Consumer Group der Citigroup hat weltweit ca. 200 Millionen Kunden und erwirtschaftete 2003 einen Gewinn von 9,6 Milliarden US-Dollar. Die Citigroup ist der bedeutendste Emittent von Kreditkarten weltweit. Die Sparte des Konsumentenkreditgeschäftes der Citigroup, als einen Teil der Global Consumer Group, ist mit etwa 3.200 Zweigstellen weltweit führend im Konsumentenkreditgeschäft und in 24 Ländern vertreten.24
1.3 Methodik
Vorab wird erörtert, wie über die Citibank und Citigroup gesprochen wird, was anhand einer Zeitungsanalyse erfolgt. Anschließend wird das System der Kreditkultur der Citibank beschrieben, was notwendig für die darauf aufbauende empirische Untersuchung ist. Die Arbeitsthesen werden unter der Betrachtung zehn typischer Kreditnehmer geprüft. Es handelt sich hierbei um so genannte Kettenkredite, die aus durchschnittlich fünf Kreditverträgen bestehen. Es soll geprüft werden, ob Predatory Lending vorliegt. Dies wäre der Fall, wenn die Citibank ein asymmetrischen Macht- und Informationsgefälles ausnutzen würde, um unnötige Kosten durch Gebühren und Versicherungen zu erzeugen, die der Kreditnehmer aufgrund seiner ökonomisch schlechten Situation und seiner Abhängigkeit akzeptieren muss.25 Besonders der Verkauf so genannter Restschuldversicherungen (RSV) ist Mittelpunkt vieler Kritik geworden, weshalb hier eine eingehende Beschäftigung mit dieser Thematik stattfinden wird. Die empirische Forschung wurde im IFF und durch dessen Unterstützung in den Verbraucherzentralen Bremen und Hamburg durchgeführt. Dem Argument der Selektivität der ausgewerteten Daten aus Verbraucherschutzorganisationen, an die sich regelmäßig unzufriedene Kunden wenden, ist das Argument der Dunkelziffer entgegenzuhalten: Wenn trotz eines eingetretenen finanziellen Schadens der ökonomische Nutzen des Kreditgeschäftes erreicht wurde und die Schuld getilgt werden konnte,26 werden gewöhnlich keine rechtlichen Schritte gegen die Bank unternommen. In diesem Fall treten die individuellen und sozialen Schäden erst mit zeitlicher Verzögerung (time-lag) ein, beispielsweise in Form von Altersarmut. Ein weiteres Hemmnis zeigen jüngere Studien, die belegen, dass Geld und Kredit vornehmlich in den sozialen Unterschichten der Gesellschaft ein tabuisiertes Thema ist.27 Die vermutete Dunkelziffer kann ferner mit ökonomischen und bildungsmäßigen Hemmnissen begründet werden, die dazu beitragen, dass in vielen Fällen keine juristischen Schritte gegen die Citibank unternommen werden. Diese Hemmnisse werden bei Ratenkreditnehmern überproportional vorhanden sein.
Die Ergebnisse der empirischen Befunde werden in einem soziologischen Transfer bewertet. Dabei werden sowohl die Voraussetzungen als auch die Folgen von Predatory Lending behandelt. Den Rahmen für diese Theorie der Praxis stellt der soziologischen Institutionalismus und die neuen Institutionen ö konomik. Diese theoretischen Grundpfeiler, die auf das Werk von Douglas North28 zurückgehen, bieten die Chance eines integrativen und interdisziplinären Blickes. Diese Theorie kann gewinnbringend mit den jüngeren soziologischen Erkenntnissen angereichert werden.
2 Medienanalyse
Im Rahmen der Medienanalyse wurde eine Auswertung von Zeitungs- und
Internetdokumentationen vorgenommen, die sich an den Begriffen Citibank und Citigroup orientierte. Dabei wurden die Zeitungsmeldungen der Vergangenheit im Hamburger Weltwirtschaftsarchiv analysiert, wo die bedeuternsten deutsch- und englischsprachigen Tages- und Wochenzeitungen systematisch archiviert werden. Ferner wurden Magazine zum Thema Bankpolitik und Bankwirtschaft gezielt untersucht. Diese wurde durch eine mehrmonatige Internetrecherche (Juni bis Ende Oktober) ergänzt. Teilweise wird ferner auf die Selbstdarstellung der Citibank und der Citigroup Bezug genommen. Im Mittelpunkt der Analyse soll die Frage geklärt werden, wie über die Citibank und Citigroup gesprochen wird. Im Rahmen der Auswertung ließen sich vier Sektoren nach den Zielgruppe der Berichterstattungen bilden: Die Wahrnehmung der Anteilseigner (Shareholder- Öffentlichkeit), die Wahrnehmung der Mitarbeiter, Kunden und ähnlichen Interessengruppen (Steakholder-Öffentlichkeit), die politische Öffentlichkeit und die Wahrnehmung von Verbraucherschützern und Gewerkschaften. In einem anschließenden Exkurs wird der Vorwurf des Predatory Lending, der um die Jahrtausendwende in den USA erhoben wurde, dokumentiert, da dieser Zusammenhang wesentlicher Gegenstand dieser Arbeit sein wird.29
2.1 Shareholder-Öffentlichkeit
In der medialen Debatte wird die Citibank (und Citigroup) je nach Perspektive auf gegensätzliche Weise dargestellt: Der ökonomisch orientierte Journalismus stilisiert die Citibank zum Branchenprimus,30 weil diese dauerhafte Gewinnsteigerungen im zweistelligen Prozentbereich realisiert31 und in Geschäftssegmenten eindrucksvolle Profite schöpft, aus denen sich viele deutsche Kreditinstitute wegen schlechter Prognosen bereits vor geraumer Zeit zurückgezogen haben. Die Citibank realisierte dabei ein Aufwands- Ertragsverhältnis von 43 Prozent.32 Das sind ca. 20 Prozent weniger Kosten als der westeuropäische Durchschnitt (61,8 Prozent).33 Dies drückt die enorme Effizienz des Unternehmens aus, was sich auch in der Eigenkapitalrendite von 54 Prozent dokumentiert.34 Die Citigroup erwirtschaftete 2003 weltweit 17,9 Milliarden US-Dollar Gewinn. Das ist etwas weniger als die Ausgaben der BRD für die Pflegeversicherung im Jahr zuvor.35 Die Kapitalrendite von 19,8 Prozent verdeutlicht den globalen Erfolg und die intensive Shareholder-Orientierung, die sich in der absoluten Dominanz des Gewinnzieles in der Corporate Culture fortsetzt. Für Shareholder ist besonders die Marktkapitalisierung sowie die Dividende und deren Zukunftsprognose von besonderer Bedeutung. Die Marktkapitalisierung betrug am 3. März 2004 annähernd 260 Milliarden US-Dollar,36 was in etwa den Ausgaben der BRD für die Rentenversicherung im Jahr zuvor entspricht.37 Die Größe des Finanzkonzerns und dessen dauerhafter, erstaunlicher monetärer Erfolg haben zu einer positiven Wahrnehmung und zu einer Vorbildfunktion geführt.
2.2 Steakholder-Öffentlichkeiten
Viele so genannte Steakholder widersprechen dieser einseitigen Berichterstattung der ökonomischen Presse. Steakholder sind diejenigen Interessengruppen, die zwar ein vitales Interesse an der Existenz der Unternehmung haben, weil sie an dieser partizipieren, aber nicht direkt, wie Anteilseigner (Shareholder) vom Unternehmensgewinn profitieren (z.B. Mitarbeiter, Zulieferer, Kunden, etc.).38 Der Konzern hatte 2003 in Deutschland 5.923 und weltweit in über 100 Ländern mehr als 275.000 Mitarbeiter. Im gleichen Jahr hatte die Citigroup nach eigenen Angaben weltweit über 200 Millionen Kunden, davon drei Millionen Kunden in der BRD.39 Einer Hochrechnungen der Börsenzeitung zufolge, sind davon etwa eine Million dem festen Kundenstamm zuzurechnen. In Deutschland betrieb die Citibank 1,4 Millionen Konsumentenkreditkonten, welche den größten Ergebnisbeitrag in der Bilanz leisten.40 Der Marktanteil bei den Konsumentenkrediten in Deutschland beträgt ungefähr sieben Prozent, was einem Konsumentenkreditvolumen von 9,71 Milliarden Euro entspricht, wovon 8,13 Milliarden Euro in Form von Ratenkrediten ausgegeben wurden.41 Gerade letztgenannte Gruppe ist aufgrund einer teilweise erheblichen Abhängigkeit von der Geschäftspolitik der Citibank unmittelbar betroffen.
Die Image- und Werbekampagnen der Citibank zielen stark auf ein modernes Bild der Unternehmung ab und sind eher kurzfristigen Wünschen verpflichtet. Nach der Kampagne „The Citi never sleeps“ wird aktuell versucht, die „Katerstimmung“ der Konsumenten nach dem Börsencrash Ende der 1990er Jahre durch ideelle Werte zu vertreiben. Ziel ist es, den ins Stocken geratenen Konsum wieder anzukurbeln. Mit der Kampagne „Live richly“ und Slogans, die auf das Leben in der Gegenwart abzielen, verabschiedet sich die Citibank nun offensiv von dem dezenten Auftritt der 1990er Jahre.42 Auch deshalb vielleicht, weil
Konsumentenkredite ihr schlechtes Image aus vergangenen Zeiten verloren haben. Die Profite, die in diesem Segment realisiert werden können, erscheinen über die moralischen Zweifel der Vergangenheit erhaben.43
2.3 Politische Öffentlichkeit
Abseits der Finanzpresse hält sich eine politisch orientierte, negative Öffentlichkeit beharrlich. So hat das aufwändig gepflegte Image der Citigroup aufgrund der Verwicklungen in nahezu alle jüngeren Börsen- und Finanzskandale erheblichen Schaden genommen. Es ist zu vermuten, dass die negativen Schlagzeilen der Citigroup auch einen Schatten auf die Citibank werfen, weil die Assoziation relativ unmittelbar erscheint. „Die größte Bank der Welt lässt kein Fettnäpfchen aus“44 stellt das Hamburger Abendblatt fest, darunter besonders: Der Worldcom-Skandal, für den die Citigroup 2,65 Milliarden US- Dollar zahlte, um einen Vergleich mit den Klägern zu schließen.45 Damit wurde der Vorwurf befriedet, die Citigroup habe Worldcom geholfen, innerhalb von vier Jahre seine Gewinne um vermutlich elf Milliarden US-Dollar zu hoch auszuweisen.46 Später wurde die Reserve für ausstehende Rechtsstreitigkeiten, darunter besonders der Fall Enron, auf 6,7 Milliarden US-Dollar aufgestockt. In diesem Zusammenhang vermutete das Handelsblatt Rechtskosten von noch einmal bis zu 2,5 Milliarden US-Dollar.47 Der Ausschuss-Vorsitzende Senator Carl Lewin äußerte in einer Senatsanhörung den Vorwurf, dass die Citigroup von Täuschungsmanövern wusste und daran verdiente, dass der Cash-Flow künstlich mittels so genannter „Ringbuchungen“ aufgebläht wurde, welche als gewöhnliche Kredit hätten verbucht werden müssen.48 Die Citigroup, die Enron zwischen 1999 und 2002 mit insgesamt 14 derartigen Transaktionen 4,8 Milliarden Dollar bereitgestellt haben soll, weist jede Mitverantwortung an den massiven Betrügereien zurück.49 Auch der jüngste Finanzskandal beim italienischen Lebensmittelkonzern Parmalat geht mit einer negativen
Öffentlichkeit für die Citigroup einher, denn der insolvente Konzern hat in den USA eine Klage gegen die Citigroup eingereicht und fordert, verschiedenen Berichten zufolge, bis zu elf Milliarden US-Dollar Schadensersatz. Bei der Nachrichtenagentur Reuters wurden Auszüge der Klageschrift zitiert: „Citigroup war bei einer Reihe von Transaktionen mit dem Parmalat-Konzern und dessen Töchtern beteiligt, deren einziger wirtschaftlicher Zweck es war, die Citigroup auf Kosten von Parmalat zu bereichern“.50 In Japan musste vor kurzem die dortige Niederlassung der Citigroup den Geschäftsbetrieb mit wohlhabenden Kunden für ein Jahr einstellen. Der japanischen Finanzaufsicht (FSA) nach kam es zu „schweren Gesetzesverstößen“ und „extrem unangemessenen Transaktionen“. Dabei handelte es sich um den Vorwurf der Geldwäsche.51 Dieser Vorwurf war bereits im Zusammenhang mit den so genannten „Offshorebanken“ der Citigroup auf den Cayman Inseln und den Bahamas erhoben worden.52
2.4 Verbraucherschützer und Gewerkschaften
Selten aber detailliert sind die kritischen Berichte von Verbraucherschützern und Gewerkschaften. Im Jahr 1999 rief die Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen gemeinsam mit den beiden großen deutschen Kirchen bundesweit dazu auf, kein neues Konto bei der Citibank zu eröffnen. Mit diesem Boykott prangerte die Gewerkschaft massive Verstöße gegen Schutzrechte von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern und gegen Sozialstandards an.53 Der Citibank wurde ein rigoroses „Change-Management“ angelastet, durch welches gewerkschaftsnahe Mitarbeiter Repression erfahren. Anlässlich eines Arbeitskampfes eines Callcenter-Betriebes wurde eine „große Streikbrecherparty“ in einem Duisburger Park organisiert. Das besagte Callcenter war zu einem Zentrum gewerkschaftlicher Organisation geworden und wurde bald geschlossen. Die gewerkschaftsnahen Mitarbeiter erhielten eine Beendigungskündigung und wurden nicht in ein eigens neu gegründetes Unternehmen übernommen. Die Darstellung einer harten Personalführung stimmt mit den Berichten aus dieser Zeit überein. Dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Willy Prosper Socquet wurden „rüde Methoden“ nachgesagt. Angestellte, die sich nicht völlig dem „ Citiway “ fügten, bezeichnete er als „unwilling“ (zu deutsch: unwillig) und verfolgte einen „kompromisslosen Führungsstil“.54 Die Citibank erwiderte den Boykottaufruf mit dem Vorwurf, es handele sich um eine antiamerikanische Feindbild-Kampagne gegen sie.55
Der Journalist Thomas Öchsner erhielt für seinen Artikel „Ein Bund fürs Leben“ den Helmut- Schmidt-Journalistenpreis. Der eigenwillige Titel des ausgezeichneten Artikels weist auf den kritischen Sachverhalt hin, der in einem Zitat des Schuldnerberaters Peter Becker komprimiert erscheint: Die Citibank ist diejenige Bank, „die bei der Kreditvergabe wie keine andere in Deutschland das Einkommen ihrer Kunden schönrechnet, sie damit systematisch in die Überschuldung treibt und über die Schulden ein Leben lang an sich bindet.“56 Öchsner legt die Technik der überteuerten Kredite offen: „Das System der schnellen Kreditvergabe, kombiniert mit teueren Zusatzversicherungen, dürfte die Citibank wie kaum ein anderes Institut in Deutschland perfektioniert haben.“57 Diese Kreditkultur wird zusammen mit einer systematischen Umschuldungspraxis (Kettenkredite) betrieben, bei der regelmäßig erhebliche Verluste für den Schuldner auftreten, die wiederum den Gewinn der Citibank steigern. Auf die unfaire Gestaltung von Kreditverträgen durch obligatorische Zusatzversicherungen, deren Kosten nicht in den ausgewiesenen, anfänglichen effektiven Jahreszins (ausgewiesener Effektivzins) eingerechnet werden, wird in weiteren Berichten hingewiesen: In zwei Beiträgen der Sendung Plus-Minus (ARD) wird durch Andreas Wolter („Knebelvertrag - Wie Banken Kredite künstlich teurer machen“)58 und Franz Jägerle („Wie eine Bank Kunden ruiniert“)59 auf die exorbitanten Kosten der obligatorischen Kreditversicherungen und die Kettenkreditpraxis hingewiesen.
2.5 Exkurs: Predatory Lending der Citibank in den USA
Im Zusammenhang mit dem Vorwurf des Predatory Lending ist es in den USA um die Jahrtausendwende verstärkt zu Konflikten gekommen, weil der „Citi Financial“ (einen amerikanischer Citigroup-Ableger für Konsumentenkredite), ähnliche Praktiken wie hier der Citibank vorgeworfen wurden. Es kam im März 2001 zu einem Prozess. Zuvor war die Associates First Capital Corp. of Dallas (Associates), welche selbst in Kritik wegen Predatory Lending geraten war, in die Citi Financial integriert worden. Dem neuen Konglomerat wurde dann vorgeworfen, systematisch Kunden betrogen zu haben, indem diesen versprochen worden sei, sie könnten durch Umschuldungen Geld sparen. Außerdem, so die Presse, wären den Antragstellern häufig Kreditversicherungen verkauft worden, ohne das die Kunden darüber überhaupt aufgeklärt worden wären.60 Die Citi Financial musste sich dem Druck von Senatoren, Verbraucherschützern und einer aktivierten Öffentlichkeit beugen und verkündete vor dem anstehenden Prozess, dass die in die Kritik geratene „home mortgage insurance“ nicht mehr angeboten würde.61 Die Citigroup einigte sich ein Jahr später mit der Federal Trade Commission (FTC), 215 Millionen US-Dollar als Entschädigung zu zahlen und damit eine Sammelklage durch Vergleich zu befrieden. Diese Summe war die höchste, die jemals durch die FTC verhängt wurde.62 Die daraufhin folgenden weiteren Untersuchungen über die angekündigten Veränderungen in der Kreditkultur wurden nach Angaben des Federal Reserve Board (FRB), einem Organ des Federal Reserve System (Fed), durch die Citi Financial und die Citigroup behindert und die bemängelte Praxis, die den Vorwurf des Predatory Lending aufgebracht hatte, nur inkonsequent beseitigt. Das FRB verhängte daraufhin 2004 eine weitere Strafe von 70 Millionen US-Dollar, was wiederum die höchste monetäre Strafe war, die jemals durch die Fed ausgesprochen wurde.63 Dies wurde von der Citigroup damit kommentiert, dass sich diese Strafe nicht signifikant auf das Geschäftsergebnis auswirke, das im Jahr zuvor (2003) 18,7 Milliarden US-Dollar betrug,64 wovon nach eigenen Angaben ungefähr die Hälfte im globalen Privatkundengeschäft erwirtschaftet wurde.
3 Konsumentenkredit - Definition und Bedeutung
„Als Konsumentenkredite gelten ökonomisch gesehen nur Kredite an Endverbraucher, die die hierdurch erworbene Kaufkraft zur Finanzierung ihrer persönlichen Bedürfnisse verwenden wollen.“65 Letztlich sind dies sämtliche Kredite, die für Ausgaben des täglichen Lebens (Konsum) aufgenommen werden. Es ist dabei vorerst irrelevant, ob die erworbene Kaufkraft für kurz- oder langfristige Ziele eingesetzt wird. Wesentliches Merkmal eines Konsumentenkredites ist die Art der Kreditsicherung. Wird der typische „Baukredit“ grundpfandrechtlich gesichert, ist der Konsumentenkredit mit dem Vertrauen in das zukünftigen Einkommen abgesichert. Konsumentenkredite existieren typischerweise als Dispositionskredit, als Kreditkartenkredit und als Ratenkredit. Ein Konsumentenkredit bietet demnach die Möglichkeit, Kaufkraft der zukünftigen Einkommen gegen Entgelt (Zinsen) in die Gegenwart zu transferieren. Die Bedeutung dieser Transferleistung hat in den vergangenen Jahrzehnten wesentlich zugenommen: „Zwischen dem 4. Quartal 1970 und dem 4. Quartal 2003 hat sich das Volumen der an Privathaushalte ausgegebenen Konsumentenkredite von 15,174 Mrd. € auf 230,913 Mrd. € mehr als verfünfzehnfacht.“66 Die rasch voranschreitende Verschuldung von Privatpersonen, die wesentlich intensiver ist als die Zunahme der staatlichen oder unternehmerischen Verschuldung, begründet die Theorie der Kreditgesellschaft.67 Wesentliche Teile der Gesellschaft verschulden sich strukturell in bestimmten Lebensphasen und erwirtschaften später Überschüsse. Dies begründet die Notwendigkeit von Kredit und führt zu Armut, wenn der Zugang hierzu blockiert ist.
Banken, denen demnach eine große Verantwortung zukommt, argumentieren häufig mit einem typisch neoklassischen Argument: Weil der Konsument ein Souver ä n ist, kann die Bank keine opportunistische Ausbeutung eines Informations- oder Machtvorsprung verwirklichen, weil der Wettbewerb und die Vertragsfreiheit diese Methoden unterbinden würden.68 Faktisch kann „die Freiheit der Verbraucher (...) als unmittelbarer Ausdruck des Grades ihrer Abschlussfreiheit“69 verstanden werden. Demnach kann die Vertragsfreiheit unter schlechten ökonomischen Voraussetzungen auf eine „hypothetische Vertragsfreiheit“ reduziert sein.70 Das hohe Risiko und die damit einhergehenden Kosten des Vertragsabschlusses und der Überwachung (Transaktionskosten) verursachen häufig ein Marktversagen, das den Missbrauch durch einzelne Kreditgeber ermöglicht. In der neuen Institutionenökonomik würde dieses Problem als hold up-Problematik bezeichnet werden. Die Bank nutzt die spezifische Problemlage des Kunden und ihren Informationsvorsprung aus, weil sie eine versteckte Absicht (hidden intension) verfolgt. Dies könnte beispielsweise eine Verschuldungsabsicht sein, um den Kunden über Jahre an die Bank zu binden. Für den Kunden eine Form von moral hazard.71
3.1 Eine Bewertungs-Matrix
Die Konsumentenkredite werden hier nach subjektiven und objektiven Kriterien in ihrer Qualität unterschieden. Aus subjektiver Perspektive ist eine Unterscheidung in produktive und unproduktive Kredite möglich. Ein produktiver Kredit ist eine sinnvolle Kreditaufnahme, weil dieser zu Kostenersparnissen oder gesteigerten Erträgen in der Zukunft führt.72 Ein viel zitiertes Beispiel ist der Bildungskredit für ein Studium. Das Studium führt zu einer besseren Einkommens- und Lebenssituation und rechtfertigt somit die entstehenden Kosten für den Kaufkrafttransfer. Ein unproduktiver Kredit wird folglich für unproduktiven Konsum ausgegeben. Der Konsum verteuert sich dabei durch die Zinsbelastung und den Wegfall der Erträge aus Sparleistungen (quasi als Opportunitätskosten des Konsums).
Aus objektiver Position kann eine Unterscheidung in faire und unfaire Kredite eingeführt werden. Ein fairer Kredit ist im Marktvergleich günstig und übervorteilt keinen der Vertragsparteien. Ferner entspricht der faire Kredit in seinen Rückzahlungsmodalitäten dem zu erwartenden Einkommen, ist also in seiner Höhe durch die erwartete finanzielle Potenz des Kreditnehmers begrenzt. Ein unfairer Kredit wird unter der Ausnutzung eines asymmetrischen Macht- und Informationsgefälles abgeschlossen und führt zu unnötigen Kosten für den Kreditnehmer. Der Extremfall dieser Praxis ist Predatory Lending. Es sind sämtliche Kombinationen der Merkmale denkbar. So kann beispielsweise ein produktiver Kredit ein unfairer sein. Dies könnte dazu führen, dass der Kreditnehmer zwar ein wichtiges ökonomisches Ziel erreicht, jedoch mit unnötigen Kosten wucherähnlich belastet wird. In der Kombination der beiden Merkmale ergibt sich eine Bewertungsmatrix, die einen detaillierten Blick auf Konsumentenkreditverträge ermöglicht:
objektives Kriterium subjektives Kriterium fair produktiv unfair unproduktiv Darstellung 1: Bewertungsmatrix f ü r Konsumentenkredite
3.2 Die Kreditkultur der Citibank
In der Citibank ist eine stringente Kreditkultur vorherrschend, die systematisch zur Ver- und Überschuldung verleitet - ein offensives Anreizsystem zur Verschuldung. Die Kreditkultur ist eine Teilkultur der Unternehmenskultur (Corporate Culture), in der die Mitarbeiter spezifische Umgangsformen, Denk- und Verhaltensmuster entwickeln, welche zu gemeinsamen Wert- und Normvorstellungen führen. Diese Kultur spiegelt sich im Auftritt der Mitarbeiter gegenüber dem Kunden. Sie ist also gleichsam ein allgemein akzeptierter Verhaltenskodex für die Beziehungen zwischen Mitarbeitern intern als auch zwischen Mitarbeitern und Kunden. Mittels dieser Kreditkultur können Vergabeentscheidungen in sozialen Beziehungen intern begründet und verantwortet werden, was auf gemeinsame Grundvorstellungen der Kreditkultur zurückgeht. Sie ist deshalb ein „sichtbar gelebtes Wertesystem“.73 Die Relevanz dieser kann differieren, so dass die Kreditkultur zwischen den Extremen des individuellen Partikularismus (jeder ist für seine Entscheidungen verantwortlich) und der absoluten Uniformität (alle Entscheidungen sind auf die Kreditkultur zurückzuführen) variieren kann.74 Die Standardisierung und Entindividualisierung in der Kreditkultur der Citibank weist auf ein hohes Maß an Uniformität hin, weshalb von einem System gesprochen werden kann.
Dieses uniforme System ermöglicht die leichtfertige Kreditvergabe und Kettenkredite. Dabei werden unnötige Gebühren und Versicherungsprämien fällig, die mit dem Grad der Abhängigkeit überproportional ansteigen. Dies rechtfertigt den Vorwurf des Predatory Lending und der systematischen Verschuldungsförderung. Das Kreditsystem der Citibank zielt darauf ab, die Verantwortung vom Kundenberater weg, hin auf ein standardisiertes und zentralisiertes Gesamtsystem (Netzwerk und Software) zu verlagern. Der humane Faktor als Zentrum der Kundenbeziehung wird ausgeschaltet. Dieses System unterbindet soziales Engagement und das empathische Miterleben der Kundenhistorie seitens des Citibank-Mitarbeiters, der keine Rückkopplung über die
Auswirkungen seines Handelns erfährt. Im folgenden Abschnitt wird das Kernstück des Privatkundengeschäftes (Retail-Business) der Citibank, das Kreditsystem für Konsumentenkredite ausführlich erörtert werden und dessen Intensionen herausgearbeitet. Dabei wird das System der Kettenkredite, das die Citibank perfektioniert hat, beschrieben und später anhand empirisch erhobener Daten verdeutlicht. Um eine umfassende Analyse zu ermöglichen, ist besonders Kritik am Verkauf von Kreditversicherungen notwendig. Deren Vertrieb ist konstitutiv für die Verschuldungsspirale und ein wesentliches Merkmal eines mutmaßlichen Predatory Lending.
4 Die Verschuldungsspirale der Citibank
Das Kerngeschäft der Citibank kann als Verschuldungstriade bezeichnet werden, denn in einem Drei-Wege-System vergibt diese unfaire Kredite, die ein Anreizsystem zur unproduktiven Ver- und Überschuldung sind. Weil dieser Prozess permanent von neuem beginnt, kann auch von einer Verschuldungsspirale gesprochen werden. Jeder Kunde erhält hierbei grundsätzlich ein Girokonto mit einem Dispositionskredit und zusätzlich eine Kreditkarte, die obligatorisch mit einer Kreditschöpfungsfunktion verbunden ist. Diese beiden Kreditrahmen werden zeitversetzt abgerechnet und verzinst, was die Transparenz über die finanzielle Situation vermindert. Sind die Kreditrahmen ausgeschöpft, wird dem Kunden ein Ratenkredit offeriert, in dem die bestehenden Kredite umgeschuldet werden. Anschließend stehen Dispositions- und Kreditkartenkredit wieder frei zur Verfügung. Der Kunde hat permanent drei Möglichkeiten, Kredit zu schöpfen. Sind Dispositions- und Kreditkartenkredit erneut ausgeschöpft, vergibt die Citibank keine günstigen zusätzlichen Ratenkredite, sondern führt eine komplette Umschuldung und Aufstockung des bereits bestehenden Ratenkredites durch. Hohe Ratenbelastungen können wiederum gewisse Zeit durch die Dispositions- und Kreditkartenkredite kompensiert werden, bis erneut eine Umschuldung fällig wird. Der Kreislauf der Verschuldung dreht sich immer schneller. Bei jeder Umschuldung werden auf den gesamten Kreditbetrag prozentuale Bearbeitungsgebühren und risikoabhängige Versicherungsprämien fällig. Es handelt sich um Kettenkredit.
Die Citibank widerspricht dieser Darstellung und gibt vor, jeweils gemeinsam mit dem Kunden Einzelfallentscheidungen über den weiteren Kreditverlauf zu treffen.75 Diese Argumentation scheint mit der beobachteten Praxis nicht vereinbar zu sein. Bei den 50 ausgewerteten Kreditverträgen, die von zehn unterschiedlichen Kreditnehmern stammen, wurde kein solcher Fall beobachtet. Dadurch, dass für den bereits kreditierten Betrag schon Gebühren und Prämien bezahlt worden sind, die.
[...]
1 Jägerle, Franz, Wie eine Bank Kunden ruiniert, NDR, http://www.ndrtv.de, entnommen am 28.09.2004
2 Caplovitz, David, Credit Card Mania in Amerika, in Banking for People, hrsg. v. Udo Reifner, Janet Ford, Berlin, New York, 1992, S. 119. Übersetzt durch Udo Reifner.
3 Vgl. Abschnitt: 2.5 Exkurs: Predatory Lending in den USA, S. 12
4 N.N., zitiert in Reifner, Udo, Neujahrsbrief 2004, hrsg. v. IFF, S. 5., Dort Angabe der Originalquelle: Southern Exposure 31.2 (Summer 2003) „Banking on Misery“
5 Damit können nach Twickel verschiedene Deutungsweisen verbunden sein, was sich besonders auf mikro- und makrostrukturelle Perspektivdifferenzen bezieht. Gemeinsam ist den Ansätzen aber, dass es sich um einen Kapitalbildungs- bzw. - abbauprozess handelt, der wiederum so genannte „weiche Faktoren“ (soft
skills) wie Normen, Beziehungen und Kultur in Netzwerken artikuliert und damit zu deren Generation oder Degeneration beiträgt, somit ein evolutionärer Begriff in der Soziologie und Ökonomie ist. Vgl. Twickel, Christian Freiherr von, Beziehungen und Netzwerke in der modernen Gesellschaft: Soziales Kapital und normative Instutionenökonomie, Münster, 2002, S. 49 - 53
6 Vgl. Dick, Rolf van, Commitment und Identifikation mit Organisationen, Göttingen u.a., 2004, S.3 f.
7 North, Douglas C., Institutioneller Wandel und Wirtschaftsleistung”, übersetzt von Monika Streissler, Tübingen, 1992, S.5
8 Die Citibank hat als erste Bank ein umfassendes Telefonbanking eingeführt, vertreibt als erste Bank
Ratenkredite über Homeshoppingkanäle im TV und ist für ihre herausragende Internetpräsenz mehrfach ausgezeichnet worden.
9 Nader, Ralph, Citibank, Ralph Nader´s Study Group Report on First National City Bank, by David Leinsdorf & Donald Etra, Foreword by Ralph Nader, New York, 1973, S. xxiv
10 Z.B. in der Industrie- und Organisationssoziologie.
11 Vgl. Krysmanski, Hans Jürgen, „Die Privatisierung der Macht stabilisiert sich. Überlegungen zur Monetarisierung des Politischen“, Utopie kreativ, 09/2004, Nr. 167, S. 773 - 778
12 Ebd. S. 775
13 Horkheimer, Max, Gesammelte Schriften Band 5: Dialektik der Aufklärung und Schriften 1940 - 1950, darin „Autoritärer Staat“, Frankfurt a.M., 1997, S. 294
14 Es ist anzumerken, dass diese „Leistung“ über Generationen, Familie und Freundschaften hinweg weitergeben werden kann.
15 Oppolzer, Alfred, Wenn Du arm bist, musst du früher sterben, Soziale Unterschiede in Gesundheit und Sterblichkeit, Hamburg, 1986
16 Reifner, Udo, Finanzielle Allgemeinbildung, Baden-Baden, 2003, S. 25
17 Vgl. Abschnitt: 3.1 Eine Bewertungs-Matrix, S. 14
18 Prott, Jürgen, Öffentlichkeit und Gewerkschaften, Münster 2003, S. 97
19 Vgl. Simon, Frank, Unternehmerischer Erfolg und gesellschaftliche Verantwortung, Wiesbaden, 1994, S. 27: Die Unternehmen versuchen dies in Grundsätzen, Zielvereinbarungen und dem Corporate Government Code zu verfestigen. Sie erhoffen sich dadurch anhaltende Gewinne, die nicht durch Skandale, Urteile oder Gesetzgebung verringert oder vernichtet werden.
20 Vgl. Schuster, Leo, Die gesellschaftliche Verantwortung der Banken, Berlin, 1997, S. V - VI
21 Besonders bedeutsam war das Buch „NO LOGO“ von Naomie Klein.
22 Franke, Dirk, „Die 1.000 größten Banken der Welt: Wieder auf Kurs“, die Bank, http://www.die-bank.de, entnommen am 11.10.2004
23 Vgl. ebd.
24 Citigroup Jahresberecht 2003, http://www.citigroup.com, entnommen am 08.08.2004, S. 12
25 Vgl. Abschnitt: 7.1 Predatory Lending - eine Definition, S. 34
26 Vgl. Reifner, Udo, 2003, a.a.O., S. 97 - 100
27 Diese Tatsache erscheint inadäquat aufgearbeitet. In einer jüngeren Studie der Commerzbank wird der Begriff thesenartig aufgegriffen. Geld sei demnach ein „Tabuthema“. Eine weiterführende und wissenschaftlich verwertbare Auseinandersetzung mit dem Phänomen bleibt jedoch aus. Vgl. N.N., Die Psychologie des Geldes, Qualitative Studie für die Commerzbank AG, Management Summery, Heidelberg, 2004. In einer Studie des IFF wird auf einen etwas komplexeren Zusammenhang verwiesen: Je geringer das Einkommen, desto größer die Tabuisierung von Geldthemen. Es wird ein kognitiver Zusammenhang vermutet, so dass ein geringes Einkommen bzw. Vermögen allgemein zu eher negativen Erfahrungen mit dem Thema Geld und Finanzierung führe. Vgl Reifner, Udo, Tiffe, Achim, Turner, Anke, Vorsorgereport, Private Alterssicherung in Deutschland, hrsg. v. Bertelsmann Stiftung, Bielefeld, 2003, S. 160 ff.
28 North, Douglas C., 1992, a.a.O.
29 Soweit die erschienen Artikel nicht mit einem Verfassernamen versehen waren, wurde in der Kennzeichnung auf diesen Hinweis (N.N.) verzichtet.
30 Vgl. Buschbeck, Peter, Die aktuelle Strategie der Citibank Privatkunden AG - Erfolgsfaktoren für 2003, Die Bank, 7/2003, S. 472; Vgl. Wighton, David, Citigroup income increases by 29 %, Financial times, 16.04.2004, Nr. 35,429, S. 17; vgl. Citigroup baut die Position als weltweiter Marktführer aus, Handelsblatt, 14.04.04, Nr. 74/16, S. 25; vgl. Die Citibank kostet 1 Euro Ertrag nur 40 Cent, Börsen Zeitung, 29.04.2003, Nr. 81, S. 17
31 Im Jahr 2003 wurde das Ergebnis nach Steuern und Risikovorsorge um 50 Prozent übertroffen; Vgl. Geschäftsberichte der Citibank 2003, Zeit für Menschen, http://www.citibank.de, entnommen am 08.08.2004
32 Vgl. ebd., S. 4
33 Vgl. Franke, Dirk, Die 1.000 größten Banken der Welt: Wieder auf Kurs, Die Bank, http://www.die- bank.de, entnommen am 11.10.2004
34 Vgl. Geschäftsberichte der Citibank 2003, S. 4
35 Statistisches Bundesamt, http://www.destatis.de, Leistungen nach Institutionen, entnommen am 04.11.2004, die Ausgaben für die Pflegeversicherung in 2002 belief sich demnach auf 17,287 Milliarden Euro, was je nach Umrechnungskurs etwas mehr als die Gewinne der Citigroup ist.
36 Vgl. Citigroup Jahresbericht 2003, http://www.citigroup.com, entnommen am 24.08.2004, Vorwort.
37 Statistisches Bundesamt, http://www.destatis.de, Leistungen nach Institutionen, entnommen am 04.11.2004, die Ausgaben für die Rentenversicherung in 2002 belief sich demnach auf 233 Milliarden Euro, was je nach Umrechnungskurs etwas mehr als die Marktkapitalisierung der Citigroup ist.
38 Vgl. Grössel, Ingrid, 2001, a.a.O., S. 143
39 Vgl. Citigroup Jahresbericht 2003, Vorwort; Vgl. Die Citibank kostet 1 Euro Ertrag nur 40 Cent, Börsen Zeitung, 29.04.2003, Nr. 81, S. 17
40 Vgl. ebd.
41 Vgl. Geschäftsbericht Citibank 2002, S. 20
42 Vgl. Richter, Stephan-Götz, Vom Saulus zum Paulus, Financial Times Deutschland, 14.05.2004, Nr. 92, S. 30: Live richly wird u.a. mit folgenden Slogens kommuniziert (USA): „Niemand hat je einen Song über einen Aktienindex geschrieben. Live richly“; „Derjenige der am reichsten stirbt, ist trotzdem tot“.
43 Vgl. Ratenkredite sind der Renner, Börsen-Zeitung, 07.05.2004, Nr. 88, S. 6; sowie Kort, Katharina, Großbanken drängen ins Geschäft mit Ratenkrediten, Handelsblatt, 09.07.2004, Nr. 131/28, S. 20
44 Herkenhoff, Peter, Die größte Bank der Welt lässt kein Fettnäpfchen aus, Die Welt, http://www.welt.de, entnommen am 28.09.2004
45 Vgl. Buchter, Heike, Citigroup kauft sich bei Wordcom frei, Financial Times Deutschland, 11.05.2004, Nr. 91/20, S. 17, Vgl. Citigroup entschädigt die WorldCom-Anleger, Neue Züricher Zeitung, 11.05.2004, Nr. 108, S. 14
46 Vgl. Sosalla, Ulrike, Worldcom-Gutachter belastet Citigroup und KPMG, Financial Times Deutschland, 27.01.2004, Nr. 18/05, S. 4
47 Vgl. Vorwurf ein betrügerisches System erarbeitet zu haben - Enron-Engagement könnte der Citigroup teuer zu stehen kommen, http://www.handelsblatt.com, entnommen am 28.08.2004
48 Vgl. Beckett, Paul, u.a., Citigroup half Enron bei Buchungstricks, Handelsblatt, 24.07.2002, Nr. 140, S. 19
49 Vgl. ebd.
50 Parmalat verklagt Citigroup auf Schadensersatz in Milliardenhöhe, Reuters, http://www.reuters.de, entnommen am 14.08.2004
51 Vgl. Kölling, Martin, Skandal erschüttert Citigroup in Japan, Financial Times Deutschland, http://www.ftd- online.de, entnommen am 20.09.2004; vgl. Japan ordnet Schließung von Citigroup-Filialen an, http://www.reuters.de, entnommen am 18.09.2004
52 Vgl. Scharfe Vorwürfe gegen die Citibank - Senatshearing zum Thema Geldwäsche, Neue Züricher Zeitung, 05.03.2001, Nr. 53, S. 7
53 Vgl. Koenen, Jürgen, Holz-Skibinski, Klaus, Vatterot, Gerd, Süllwold, Helmut, Bochum boykottiert Citibank, http://www.bo-alternativ.de/hbv-bo.htm, entnommen am 24.06.2004: Bundesweiter Boykottaufruf der Gewerkschaft Handel, Banken und Versicherungen
54 Vgl. Hiller von Gartringen, Christian, Rüde Methoden, Wirtschafts Woche, 06.04.2000, Nr. 15, S. 70
55 Vgl. Citibank denkt über Franchise-Betriebe in Deutschland nach, Frankfurter Allgemeine Zeitung, 04.08.2000, Nr. 179, S. 16
56 Becker, Peter, zitiert nach Öchsner, Thomas, Ein Bund fürs Leben, Süddeutsche Zeitung, 20.12.2003, Nr. 293, S. 24
57 ebd.
58 Wolter, Andreas, Knebelvertrag - Wie Banken Kredite künstlich teurer machen, MDR, http://www3.mdr.de/plusminus/kredit.html, entnommen am 15.09.2004
59 Jägerle, Franz, Wie eine Bank Kunden ruiniert, NDR, http://www.ndrtv.de, entnommen am 28.09.2004
60 Vgl. Kort, Katharina, Geschäfte mit den Armen, Handelsblatt, 06.06.2001, Nr. 107, S. 14
61 Sapsford, Jathon, Citigroup Will Halt Home Loan Product - Criticized by Some as Predatory Lending, The Wall Street journal, 29.06.2001, S. A3
12
62 Backett, Paul, Citigroup Will Pay $215 Million To Settle Allegations by the FTC, The Wall Street jounal,
20.09.2002, Nr. 58, S. C10
63 Pacelle, Mitchell, Citigroup Will Pay $70 Million To Settle Fed´s Lending Charges, The Wall Street journal,
28.05.2004, Nr. 105, S. C3
64 Citigroup zahlt Strafe - Fed ahndet Fehlverhalten im Konsumentengeschäft, Börsen-Zeitung, 01.06.2004, Nr. 103, S. 4
65 Vogelsang, Martin, Die Macht der Banken - Ein gesellschaftspolitisches Problem in der Analyse moderner ökonomischer Theorieansätze, München, 1995, S. 113
66 Reifner, Udo, Springeneer, Helga, Schuldenreport 2004, hrsg. v. Verbraucherzentrale Bundeszentrale, im Druck, o.O., 2004, S. 6 - 8
67 Vgl. Reifner, Udo, 2003, a.a.O., S. 28 - 32
13
68 Vgl. Vogelsang, Martin, 1995, a.a.O., S. 108
69 Vgl. Reifner, Udo, Alternatives Wirtschaftsrecht am Beispiel der Verbraucherverschuldung, Darmstadt, 1979, S. 199
70 ebd. S. 199 - 202
71 Vgl. Göbel, Elisabeth, 2002, a.a.O. S. 103: Hold up (Raubüberfall) würde hier bedeutet, dass die Abhängigkeit des Kreditnehmers vom Kreditgeber ausgenutzt wird.
72 ebd. S. 97 - 102
73 Schmoll, Anton, Kreditkultur, Erfolgsfaktor im Kreditgeschäft der Banken, Wien, 1998, S. 80
74 ebd. S. 80 - 85
75 Stellungnahme liegt dem Autor vor. Vgl. Fußnote 98. Diese Argumentation muss offensichtlich vorliegen, denn anderweite müsste die RSV in den ausgewiesenen Effektivzins eingerechnet werden.
- Quote paper
- Oliver J. Haas (Author), 2004, Kritische Analyse der Geschäftsmethoden der Citibank Privatkunden AG - Pretatory Lending?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59379
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