Die Frage nach einer Einführung von Studiengebühren an deutschen Hochschulen ist in letzter Zeit, auch in Folge der Ergebnisse der PISA-Studie, wieder stärker in die öffentliche Diskussion geraten. Befürworter erhoffen sich eine Verbesserung der finanziellen Lage der Hochschulen und damit der Studienbedingungen, Gegner führen nicht selten eine „soziale Ungerechtigkeit“ von Studiengebühren an. Die Diskussion über Ungleichheiten im deutschen Bildungssystem ist dabei schon sehr viel älter als die Diskussion über Studiengebühren. Bereits DAHRENDORF (1968) stellte fest, dass es Ungleichheiten beim Hochschulzugang gibt, da die soziale Zusammensetzung der Studierenden nicht der Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung entsprach (ebd.: 58). Dass sich daran bis heute nur wenig geändert hat, belegen die Erhebungen des deutschen Studierendenwerkes. Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Einführung von Studiengebühren stellt sich hier die Frage nach dem Einfluss auf den Hochschulzugang bisher unterrepräsentierter sozialer Gruppen.
Es soll dabei nicht das Ziel dieser Arbeit sein, die soziale Ungleichheit beim Zugang zu einem Hochschulstudium generell zu untersuchen - eine solche Untersuchung müsste wohl schon im deutschen Schulsystem und nicht erst im Hochschulbereich ansetzen. Ziel ist es vielmehr, der Frage nachzugehen, ob, und wenn ja warum, eine Einführung von allgemeinen Studiengebühren in Deutschland soziale Ungleichheiten verschärfen würden und mit welchen Vorkehrungen etwaigen Ungleichheiten entgegen gewirkt werden könnte. Zur Beantwortung dieser Frage sollen zunächst verschiedene Argumente für und gegen die Einführung von Studiengebühren diskutiert werden sowie Vor- und Nachteile von verschiedenen Gebührenmodellen dargestellt werden. Hilfreich bei der Beantwortung der Fragestellung ist zudem der Blick auf Länder in denen bereits Studiengebühren eingeführt wurden, hierfür sollen die Gebührenmodelle von Australien und Österreich vorgestellt und ihre Auswirkungen näher beleuchtet werden. [...]
Inhalt
1. Einleitung
2. Argumente für und gegen die Einführung von Studiengebühren
2.1 Verteilungsgerechtigkeit
2.2 Externe Effekte der Hochschulausbildung
2.3 Abschreckungseffekt
3. Verschiedene Gebührenmodelle
3.1 Sofortige Zahlung unter Berücksichtigung des Elterneinkommens
3.2 Darlehen mit einkommensabhängiger Rückzahlung
3.3 Akademikersteuer
4. Erfahrungen mit Studiengebühren in anderen Ländern
4.1 Australien
4.2 Österreich
5. Fazit/Schlussfolgerungen
Literatur
1. Einleitung
Die Frage nach einer Einführung von Studiengebühren an deutschen Hochschulen ist in letzter Zeit, auch in Folge der Ergebnisse der PISA-Studie, wieder stärker in die öffentliche Diskussion geraten. Befürworter erhoffen sich eine Verbesserung der finanziellen Lage der Hochschulen und damit der Studienbedingungen, Gegner führen nicht selten eine „soziale Ungerechtigkeit“ von Studiengebühren an. Die Diskussion über Ungleichheiten im deutschen Bildungssystem ist dabei schon sehr viel älter als die Diskussion über Studiengebühren. Bereits Dahrendorf (1968) stellte fest, dass es Ungleichheiten beim Hochschulzugang gibt, da die soziale Zusammensetzung der Studierenden nicht der Zusammensetzung der Gesamtbevölkerung entsprach (ebd.: 58). Dass sich daran bis heute nur wenig geändert hat, belegen die Erhebungen des deutschen Studierendenwerkes. Im Zusammenhang mit der Diskussion über die Einführung von Studiengebühren stellt sich hier die Frage nach dem Einfluss auf den Hochschulzugang bisher unterrepräsentierter sozialer Gruppen.
Es soll dabei nicht das Ziel dieser Arbeit sein, die soziale Ungleichheit beim Zugang zu einem Hochschulstudium generell zu untersuchen – eine solche Untersuchung müsste wohl schon im deutschen Schulsystem und nicht erst im Hochschulbereich ansetzen. Ziel ist es vielmehr, der Frage nachzugehen, ob, und wenn ja warum, eine Einführung von allgemeinen Studiengebühren in Deutschland soziale Ungleichheiten verschärfen würden und mit welchen Vorkehrungen etwaigen Ungleichheiten entgegen gewirkt werden könnte. Zur Beantwortung dieser Frage sollen zunächst verschiedene Argumente für und gegen die Einführung von Studiengebühren diskutiert werden sowie Vor- und Nachteile von verschiedenen Gebührenmodellen dargestellt werden. Hilfreich bei der Beantwortung der Fragestellung ist zudem der Blick auf Länder in denen bereits Studiengebühren eingeführt wurden, hierfür sollen die Gebührenmodelle von Australien und Österreich vorgestellt und ihre Auswirkungen näher beleuchtet werden.
2. Argumente für und gegen die Einführung von Studiengebühren
In diesem Abschnitt sollen zunächst drei zentrale Argumente zusammengetragen werden, die bei der Diskussion um Studiengebühren angeführt werden. Dabei werden die Verteilungsgerechtigkeit des bisherigen Finanzierungssystems der Hochschulausbildung, externe Effekte von Hochschulbildung sowie Fragen nach den Abschreckungseffekten von Studiengebühren kritisch untersucht.
2.1. Verteilungsgerechtigkeit
Ein Argument das des Öfteren für die Einführung von Studiengebühren angeführt wird, betrifft die Frage nach der Verteilungsgerechtigkeit der heutigen Finanzierungsstruktur der Hochschulausbildung. Befürworter argumentieren dabei, dass sich durch die überwiegende Steuerfinanzierung der akademischen Ausbildung Verteilungseffekte sowohl in einer Querschnittsbetrachtung als auch in einer Längsschnittbetrachtung ergeben (vgl. Klös/Plünnecke 2005: 239). Der Querschnittsanalyse nach zahlen Geringverdienende mit ihren Steuern das Studium der Kinder von Besserverdienenden, die zudem zu einem höheren Anteil studieren (vgl. Nagel 2003: 33). Durch das bisherige System der Hochschulfinanzierung erfolgt also eine Umverteilung von den Haushalten ohne Auszubildende (bzw. ohne Studierende) zu jenen mit Auszubildenden, und da Studierende eher aus einkommensstarken Familien stammen kann eine Finanzierung der Hochschulen aus Steuermitteln zu einer regressiven Verteilungswirkung, d.h. zu einer Umverteilung von unten nach oben führen (vgl. Klös/Plünnecke 2005: 239). Diese Querschnittsbetrachtung legt demnach die Einführung von Studiengebühren nahe, um eine größere Verteilungsgerechtigkeit zu erlangen.
Bei einer Längsschnittbetrachtung wird argumentiert, dass die Nichtakademiker durch ihre Steuern die Ausbildung der Akademiker zahlen und diesen dadurch die Realisierung höherer Lebenseinkommen ermöglichen (vgl. Nagel 2003: 33). Hiergegen lässt sich jedoch anführen, dass das Lebenseinkommen bei Akademikern aufgrund der fehlenden Erwerbsarbeit während der Hochschulausbildung in einer kürzeren Zeit entsteht. Es setzt sich dadurch aus ungleichmäßigeren Jahreseinkommen zusammen, was durch den progressiven Steuertarif zu einer höheren steuerlichen Belastung führt. In der Literatur ist es dabei umstritten, ob durch diese höhere steuerliche Belastung die Kosten des Hochschulstudiums „abgegolten“ werden oder nicht. Grüske (1994) kommt in seiner Studie zu dem Ergebnis, dass regressive Umverteilungseffekte sowohl in einer Querschnitts- als auch in einer Längsschnittsbetrachtung vorliegen, Müller (2005) und Nagel (2003) hingegen kommt unter Verwendung von anderen empirischen Daten zu dem gegenteiligen Ergebnis.
2.2. Externe Effekte der Hochschulausbildung
Gegner von Studiengebühren führen zusätzlich zur Fragwürdigkeit von Umverteilungseffekten positive externe Effekte eines Hochschulstudiums auf, welche durch Leistungen von Hochschulabsolventen in Wissenschaft und Praxis entstehen und der gesamten Gesellschaft, also auch Nichtakademikern, zu Gute kommen.
Eine öffentliche Finanzierung der Hochschulen wäre also in soweit gerechtfertigt, wie sich durch die Inanspruchnahme der selbigen positive externe Effekte ergeben (vgl. Kupferschmidt/Wigger 2005: 243). Ob diese positiven externen Effekte allerdings als Argument gegen eine Einführung von Studiengebühren taugen, hängt davon ab, inwieweit Akademiker für ihre Leistungen nicht bereits durch den Arbeitsmarkt in Form höherer Einkommen belohnt werden. Der zentrale Punkt ist hierbei der Lohnunterschied zwischen Akademikern und Nichtakademikern. Erreichen Akademiker im Vergleich zu Nichtakademikern höhere Einkommen, so kann diese Lohndifferenz als eine Art Belohnung für die sozialen Erträge der positiven externen Effekte einer Hochschulausbildung interpretiert werden. Ob diese Lohndifferenzen tatsächlich dem Ertrag der externen Effekte entsprechen ist empirisch praktisch nicht überprüfbar, die Stichhaltigkeit des Arguments der externen Effekte ist demnach sowohl von Seiten der Befürworter als auch der Gegner von Studiengebühren fraglich (vgl. Kupferschmidt/Wigger 2005: 244).
2.3. Abschreckungseffekt
Mit „Abschreckungseffekten“ ist in der Diskussion über Studiengebühren gemeint, dass
finanzschwache Haushalte durch eine Erhebung von Studiengebühren weniger Hochschulbildung nachfragen, da die entstehenden zusätzlichen Kosten vor der Aufnahme eines Studiums abschrecken würden. Von Befürwortern von Studiengebühren wird dagegen eingebracht, dass die geringere Bildungsbeteiligung finanzschwacher Haushalte eher auf langfristige Effekte zurückzuführen ist als auf den kurzfristigen Aspekt der Zahlung von Studiengebühren. Demnach können einkommensschwache Eltern ihren Kindern bereits während der Kindheit nicht die kognitiven und nonkognitiven Fähigkeiten vermitteln, die später für ein erfolgreiches Studium nötig sind. Im Zusammenhang mit Studiengebühren seien aber eher kurzfristige Liquiditätsbeschränkungen direkt vor Beginn eines Studiums, wenn die vorhandenen finanziellen Mittel den Kosten der Ausbildung gegenübergestellt werden, von Bedeutung. Der Abschreckungseffekt könnte hier durch (evtl. öffentliche) Bildungsdarlehen gemindert werden (vgl. Kupferschmidt/Wigger 2005: 244).
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