Die vorliegende Arbeit hat zum Ziel, die Bedeutung von Heimat näher zu erläutern. Hierbei wurde der Schwerpunkt auf die Bedeutung von Heimat für Menschen, die ihre Heimat verlassen haben, gelegt. Globalisierung bringt sehr viel Bewegung in den wissenschaftlichen Diskurs von Heimat. Vor diesem Hintergrund konkretisiert sich das Forschungsinteresse auf den Prozess der Entstehung und Veränderung heimatlicher Bezüge. Der Prozess der Beheimatung wird in dieser Arbeit innerhalb der Migration in Form von biographischen Erzählungen zum Ausdruck kommen. Die Migration erzählt die Geschichte eines Menschen, der seinen Herkunftsort verlässt und in einem neuen Land Fuß fassen möchte. Dass dies womöglich von einigen Hindernissen begleitet wird, beweist der von Alfred Schütz geprägte Krisenbegriff. Wichtige Aspekte dabei sind sowohl die Zeit vor als auch die Zeit nach dem Ortswechsel, welche die Krise nach soziologischem Verständnis ausdrücken sollen.
Die Fragestellung lautet: Was bedeutet Heimat für Studierende, die ihr Herkunftsland freiwillig verlassen haben? Um sich dieser Kernfrage zu nähern, stellen wir ergänzend die Frage nach heimatstiftenden Faktoren: Welche Faktoren sind heimatstiftend und inwiefern tragen diese in einem fremden Land zur Beheimatung bei? Hauptziel dieser Arbeit ist also, die Bedeutung von Heimat durch Faktoren zu erklären, welche mithilfe des Datenmaterials ausgearbeitet werden.
Der Weg zu diesem Ziel gestaltet sich wie folgt: Im Forschungsstand soll zunächst die aktuelle soziologische Relevanz des Themas erläutert und gleichzeitig die Vielfältigkeit und Interdisziplinarität der Bedeutung von Heimat dargelegt werden. Im Anschluss daran werden die drei verwendeten theoretischen Perspektiven beschrieben und die wichtigsten Begriffe erklärt. Darunter fällt die Theorie ‚Der Fremde‘ von Alfred Schütz, die Globalisierungsthese von Anthony Giddens und ein Essay von Cornelia Koppetsch mit dem Titel ‚In Deutschland daheim, in der Welt zu Hause?‘, welches sich zwei unterschiedlichen Modellen von Heimatverständnis widmet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Forschungsstand
- 3. Theoretische Rahmung
- 3.1 Terminologie
- 3.2 Herausforderungen in der Fremde
- 3.3 Die Krise nach Schütz
- 3.4 „In Deutschland daheim, in der Welt zu Hause?“
- 4. Modifikation der Fragestellung
- 5. Vorannahmen
- 6. Methodisches Vorgehen
- 6.1 Qualitative Verfahren
- 6.2 Leitfadeninterview
- 6.3 Feldzugang
- 6.4 Durchführung der Interviews
- 6.5 Reflexion der Interviews
- 6.6 Fallvignetten
- 7. Theoretische Grundlage der Datenauswertung
- 7.1 Transkription
- 7.2 Kodieren nach der Grounded Theory
- 7.3 Typenbildung
- 8. Auswertung und Analyse des Datenmaterials
- 8.1 Offenes Kodieren
- 8.2 Axiales Kodieren
- 8.3 Selektives Kodieren
- 8.4 Typisierung
- 8.4.1 Typ 1: Heimat im Sozialen
- 8.4.2 Typ 2: Heimat in Strukturen
- 8.4.3 Typ 3: Heimat in Kommunikation
- 8.4.4 Typ 4: Heimat in geographischer Gebundenheit
- 8.4.5 Zusammenhänge der Typen
- 9. Implementierung der Ergebnisse in die Theorie
- 10. Fazit
- 11. Ausblick und Reflexion
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit dem Thema ‚Heimat‘ aus der Sicht von migrierten Studierenden, die ihr Herkunftsland freiwillig verlassen haben. Sie untersucht, welche Faktoren bei der Beheimatung in einer neuen Umgebung eine Rolle spielen und somit Aufschluss über die Bedeutung von Heimat geben.
- Die Herausforderungen, denen sich migrierte Studierende im Beheimatungsprozess stellen müssen
- Die Rolle des sozialen Umfelds, der Sprache und der kulturellen Strukturen
- Die Bedeutung von Selbstverwirklichung und Autonomie für das Heimatgefühl
- Die verschiedenen Formen der Ortsgebundenheit und das Verhältnis zum Herkunftsland
- Die Auswirkungen der Globalisierung auf das Heimatverständnis.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Thema ‚Heimat‘ als ein gesellschaftlich relevantes Phänomen vor und zeigt die soziologische Perspektive auf die Bedeutung des Heimatbegriffs in einer globalisierten Welt auf. Im Anschluss daran werden verschiedene Forschungsansätze zu ‚Heimat‘ und deren Lücken im Bezug auf das Forschungsinteresse dieser Arbeit aufgezeigt.
Das dritte Kapitel widmet sich der theoretischen Rahmung und erläutert wichtige Begriffe, die für das Verständnis der Arbeit relevant sind. Dazu gehören die Begriffe ‚Globalisierung‘ und ‚Migration‘. Darüber hinaus werden die Theorien ‚Der Fremde‘ von Alfred Schütz und ‚Seinsgewissheit‘ von Anthony Giddens vorgestellt und die Auswirkungen von ‚Krise‘ auf die Erfahrung der Fremde beschrieben. Zum Abschluss dieses Kapitels wird der Essay von Cornelia Koppetsch ‚In Deutschland daheim, in der Welt zu Hause?‘ zusammengefasst.
Im vierten Kapitel wird die Entwicklung der Forschungsfrage sowie die Modifizierung anhand der Interview-Teilnehmer dargestellt. Das fünfte Kapitel skizziert die Vorannahmen, die aus der Literaturrecherche gewonnen wurden, und die dazugehörigen deduktiven Kategorien, die dem Heimatbegriff einen Rahmen geben.
Im sechsten Kapitel wird das methodische Vorgehen der Arbeit beschrieben und begründet. Es erläutert die Entscheidung für ein qualitatives Forschungsdesign, die Auswahl des Leitfadeninterviews als Datenerhebungsmethode sowie den Feldzugang, die Durchführung der Interviews und eine kurze Reflexion des Forschungsprozesses.
Das siebte Kapitel stellt die theoretische Grundlage der Datenauswertung vor. Es beschreibt das Transkribieren der Interviews sowie das Kodieren nach der Grounded Theory und die Methode der Typenbildung.
Im achten Kapitel wird der Prozess der Datenauswertung beschrieben. Es zeigt die im offenen Kodieren gewonnenen induktiven Kategorien, die Entwicklung der Achsen im axialen Kodieren und die Bestimmung der selektiven Kategorie. Zum Schluss werden die gebildeten Typen und deren Zusammenhänge dargestellt.
Schlüsselwörter
Diese Arbeit beschäftigt sich mit den Begriffen ‚Heimat‘, ‚Migration‘, ‚Globalisierung‘, ‚Zugehörigkeit‘, ‚Struktur‘, ‚Kommunikation‘ und ‚Selbstverwirklichung‘. Sie analysiert, wie migrierte Studierende an einem fremden Ort ihre neue Umgebung als ‚Heimat‘ wahrnehmen und welche Faktoren wie soziale Beziehungen, Sprache, kulturelle Strukturen und das Autonomiebestreben Einfluss auf das Heimatgefühl haben.
- Quote paper
- Nelson Jung (Author), 2019, Heimatgefühle in einer globalisierten Welt. Was bedeutet Heimat für Studierende, die ihr Herkunftsland freiwillig verlassen haben?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/590534