Sollen wir die Vergangenheit vergessen oder sollen wir es nicht?
Und wenn nicht, wie sollen wir mit unserer deutschen Vergangenheit umgehen?
Kann überhaupt eine Gegenwart sinnvoll gestaltet werden, ohne die Vergangenheit im Blick zu haben? Gehören nicht die Vergangenheit und die Zukunft zu den Faktoren, die unsere Gegenwart erst möglich machen? Oder anders; darf das „Dritte Reich“ historisch so behandelt werden, dass es nicht mehr als düster-monströses Monument den Zugang zu unserer Vergangenheit versperrt, sondern eben Geschichte wird, vergangene Zeit, eine Epoche, wie viele anderen Epochen auch? Oder soll es als Mahnmal erhalten bleiben, weil nur dadurch auch ein Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg möglich wurde? Nach der anfänglichen Verdrängung der Verbrechen der Nazis nach 1945 und der Zuschreibung auf wenige führende Nationalsozialisten in den Nürnberger Prozessen, die von vielen Deutschen als Siegerjustiz empfunden und wahrgenommen wurden und den Auschwitzprozessen, die kaum die übliche Abwehrhaltung vor dem Geschehenen veränderte und weiter zur Geschichtsverdrängung beitrugen, schien die Frage nach einer fälligen Aufarbeitung der Vergangenheit notwendig und dringend erforderlich. Im Laufe meiner Hausarbeit über die Deutschen und ihre Geschichte, vor allem im Zusammenhang mit der Rede Ernst Noltes, aus dem der Historikerstreit entstand und der Rede des ehemaligen Bundespräsidenten Richard von Weizsäcker, die dem Streit voraus gegangen war, möchte ich zum einen anhand der Analyse dieser beiden Reden auf die daraus resultierende Frage eingehen, warum wir Deutschen unsere Vergangenheit brauchen und wie wir mit ihr umgehen sollen. Zum anderen möchte ich speziell auf den so genannten Historikerstreit eingehen und auf die damit entstandene Relativierung der nationalsozialistischen Verbrechen. In eben diesem „Streit“ wird die Besonderheit des Holocaust eingeebnet, indem seine historischen Ursachen verallgemeinert oder gefälscht werden und die Singularität des Genozids an der jüdischen Bevölkerung in Frage gestellt wird.
Diese grausamen Ereignisse des 2. Weltkrieges führten in den 1980er Jahren in der deutschen Geschichtswissenschaft zum Historikerstreit, der hauptsächlich zwischen Ernst Nolte, Andreas Hillgruber, Jürgen Habermas, Joachim Fest und Klaus Hildebrand ausgetragen wurde. Fragen der Vergangenheitsbewältigung und der Aufarbeitung der Vergangenheit des Nationalsozialismus wurden aufgegriffen und zur Debatte gestellt.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Eklat
- Biographie Ernst Noltes
- Die Vergangenheit, die nicht vergehen will…
- Weitere Personen im Historikerstreit…
- Die Rede von Richard von Weizsäcker
- Schlussbetrachtung
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit untersucht die Frage der deutschen Vergangenheit im Kontext des Historikerstreits. Sie analysiert die Entstehung des Streits durch Ernst Noltes Revisionistische Ansätze in Bezug auf den Holocaust und die Reaktionen darauf, insbesondere die Rede Richard von Weizsäckers zur deutschen Geschichte. Die Arbeit beleuchtet die Schwierigkeit der wissenschaftlichen Aufarbeitung der NS-Vergangenheit, insbesondere des Holocaust, und hinterfragt, wie wir mit der deutschen Geschichte umgehen sollen.
- Der Historikerstreit und seine Ursachen
- Ernst Noltes revisionistische Interpretation des Nationalsozialismus
- Die Bedeutung des Holocaust und seine Einordnung in die deutsche Geschichte
- Die Rolle der Rede von Richard von Weizsäcker im Diskurs um die deutsche Vergangenheit
- Die Frage nach der Vergangenheitsbewältigung und dem Umgang mit der deutschen Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik des Historikerstreits und der deutschen Vergangenheit ein und stellt die zentrale Frage nach dem Umgang mit der Vergangenheit und deren Bedeutung für die Gegenwart.
- Der Eklat: Dieses Kapitel beleuchtet die Entstehung des Historikerstreits aus der Publikation eines Artikels von Ernst Nolte, der provokante Thesen zur Revision der Geschichte des Nationalsozialismus aufwirft.
- Biographie Ernst Noltes: Dieses Kapitel untersucht die Biografie Ernst Noltes und seinen Werdegang als Historiker, um seine Positionen und seine Sichtweise auf den Nationalsozialismus besser zu verstehen.
- Die Vergangenheit, die nicht vergehen will…: Dieses Kapitel analysiert Noltes Ansichten zur Geschichte des Nationalsozialismus und insbesondere zu seiner These, dass der Holocaust nicht einzigartig, sondern vergleichbar mit anderen Völkermorden sei.
- Weitere Personen im Historikerstreit…: Dieses Kapitel beleuchtet die verschiedenen Positionen und Argumentationen der beteiligten Personen im Historikerstreit, wie z.B. Jürgen Habermas und Joachim Fest.
- Die Rede von Richard von Weizsäcker: Dieses Kapitel analysiert die Rede Richard von Weizsäckers zur deutschen Geschichte, die als Gegenentwurf zu Noltes Thesen verstanden werden kann und eine wichtige Rolle im Diskurs um die deutsche Vergangenheit spielt.
Schlüsselwörter
Der Historikerstreit, Ernst Nolte, Revisionismus, Holocaust, Nationalsozialismus, deutsche Geschichte, Vergangenheitsbewältigung, Richard von Weizsäcker, Holocaust-Debatte, Singularität des Holocaust, Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Erinnerungskultur, deutsche Identität.
- Quote paper
- Simone Kienel (Author), 2005, Der Historikerstreit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/59047