In den ersten Jahrhunderten u.Z. wurde die religiöse Landschaft im römischen Kaiserreich zunehmend von orientalischen Religionen bestimmt, die großen Einfluß auf das individuelle und gesellschaftliche Leben im Imperium ausübten.
Früh bereits, um 200 v. Chr. war der kleinasiatische Kult der Magna Mater in Rom zu Ansehen gelangt und noch vor dem Beginn der Kaiserzeit hielten ägyptische Götter wie Isis und Serapis in Rom Einzug. Nach der Zeitenwende folgten syrische Ba’alim, die unter Namen wie Iupiter Dolichenus und Iupiter Heliopolitanus prominent wurden. Die Mysterien des Mithras und das junge Christentum fanden in der gesamten römischen Welt Anhänger und babylonische Astrologie erfreute sich einiger Beliebtheit. Das römische Kaiserreich stellte sich als ein riesiger, offener Markt der Religionen dar, auf den orientalische Exporte drängten. Zeugnisse aus dem ganzen Imperium zeichnen ein heterogenes Bild der religiösen Welt. Pluralismus und Synkretismus, Hellenisierung und Latinisierung machen es indessen nicht immer leicht, Herkunft und ursprüngliche Gestalt der fremdem Kulte zu identifizieren.
Die Ausbreitung der östlichen Kulte und Glaubensvorstellungen wurde durch verschiedene Faktoren begünstigt: Handel und Verkehr, Austausch und Transport ideeller Güter, soziale Mobilität. Auch der Charakter der Religionen selbst war ausschlaggebend für den Zulauf, den die östlichen Kulte erfuhren. So boten die orientalischen Religionen – anders als die öffentlichen römischen Kulte – den Menschen die Möglichkeit einer emotionalen, persönlichen religiösen Identität. Intellektuell durchdrungen besaß der Glaube Dynamik und Anpassungsfähigkeit, war nicht nur für die Massen sondern gleichermaßen für Eliten von großer Anziehungskraft. Im Bund mit der Gelehrsamkeit verarbeitete die Theologie wissenschaftliche Erkenntnisse und verlieh z.B. der Sonne als Spenderin von Licht und Leben eine bedeutsame religiöse Symbolik.
Der Kult der unbesiegbaren Sonne, des Sol invictus, zählt hier zu den interessantesten Phänomenen. Im römischen Kaiserreich dominierte Sol invictus im 3. Jh. n. Chr. das religiöse und politische Leben. An seinem Kult läßt sich die religiöse Stimmung jener Zeit veranschaulichen und die Sonnentheologie ist aufschlußreich für den Wandel der paganen Religionen in der Spätantike.
Diese Arbeit skizziert speziell die Geschichte des Sonnenkultes und stellt die Bedeutung des Sol invictus für die Religionsgeschichte der Spätantike heraus.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sol invictus
- Sol invictus Elagabal
- Der Sol invictus des Aurelian
- Solarer Monotheismus
- Sol und das Ende des Heidentums
- Schlußüberlegungen
- Abkürzungsverzeichnis
- Literaturverzeichnis
- Quellen
- Sekundärliteratur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Verbreitung des Sonnenkultes im römischen Kaiserreich, insbesondere mit der Figur des Sol invictus. Sie zielt darauf ab, die Entstehung, Entwicklung und Bedeutung dieses Kultes zu untersuchen und dessen Einfluss auf die Religionsgeschichte der Spätantike aufzuzeigen.
- Die Ausbreitung orientalischer Religionen im römischen Kaiserreich
- Der Aufstieg des Sol invictus als dominierende Gottheit im 3. Jahrhundert n. Chr.
- Die Bedeutung des Sonnenkultes für die religiöse Stimmung und den Wandel des römischen Heidentums
- Die Unterscheidung zwischen dem italischen Sol indiges und dem orientalischen Sol invictus
- Die Rolle des Sonnenkultes in der politischen und gesellschaftlichen Sphäre des römischen Reiches
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung stellt die historische und religiöse Situation im römischen Kaiserreich dar und skizziert die Bedeutung orientalischer Religionen für das individuelle und gesellschaftliche Leben. Sie hebt die Vielfalt und den Pluralismus der religiösen Landschaft hervor und beleuchtet die Faktoren, die zur Ausbreitung östlicher Kulte beigetragen haben, wie z.B. Handel, Verkehr, Migration und die besondere Attraktivität orientalischer Religionen für die Menschen im römischen Reich.
Sol invictus
Dieses Kapitel befasst sich mit dem Sonnenkult und stellt die Schwierigkeiten bei der Unterscheidung zwischen verschiedenen Sonnengöttern im römischen Reich heraus. Es untersucht die Rolle des italischen Sol indiges im römischen Pantheon und analysiert den Aufstieg des Sol invictus als dominierende Sonnengottheit ab dem 2. Jahrhundert n. Chr. Der Fokus liegt auf der Bedeutung des Beinamens "invictus" und den spezifischen Eigenschaften des orientalischen Sol invictus.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter und Fokusthemen der Arbeit sind: orientalischer Sonnenkult, Sol invictus, Sol indiges, Spätantike, römisches Kaiserreich, Religionsgeschichte, Synkretismus, Pluralismus, Heidentum, Monotheismus, politische und gesellschaftliche Bedeutung.
- Arbeit zitieren
- Mathias Pfeiffer (Autor:in), 2004, Sol invictus - Die Ausbreitung orientalischer Religionen im römischen Kaiserreich, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58665