Jeder kennt wohl Aussagen wie „Frauen können nicht einparken“ oder „Engländer verstehen nichts von Fußball“. Niemand würde sich wahrscheinlich von einer derartigen Behauptung ernsthaft angegriffen oder etwa diskriminiert fühlen; jedoch werden durch diese Aussagen pauschalisierende Zuschreibungen vorgenommen. Somit unterscheiden sich diese Beispiele von Prinzip her nur durch einen qualitativen Aspekt der „Schwere“ der Zuschreibung von zum Beispiel der Aussage „Türken unterdrücken ihre Frauen“. Oftmals manifestieren sich in unserer Vorstellung und Wahrnehmung mehr oder weniger starre kulturelle Bilder über andere Menschen. Durch verschiedene Faktoren wie Medien, soziales Umfeld und eigene Erfahrungen entwickelt man eine spezifische Vorstellung und eine Haltung über gesellschaftlich konstruierte „Kulturen“. Diese Vorstellungen bergen die Gefahr, sich zu Typisierungen zu entwickeln; werden diese in bestimmte Dynamiken gebracht und als festgefahrene Fremdbilder angewandt, entstehen aus Typisierungen Stereotype, und aus diesen Vorurteile.
Vorurteile treten in unser Gedächtnis, sobald wir glauben, ein „Mitglied“ eines Kollektivs vor uns haben, auf das sich die zugeschriebenen Charakteristika beziehen. Psychologisch betrachtet stellen Vorurteile den (unbewussten) Versuch dar, dem „Fremden“ zu begegnen, und einen Menschen aufgrund eines vermeintlichen (kulturellen) Wissens zu identifizieren. Durch Zuschreibungen werden Menschen von der eigenen Lebensweise und Lebenswelt abgegrenzt, und aufgrund unterstellter Wesensmerkmale als „Andere“ etikettiert. Vorurteile und Zuschreibungen gehören zu unserer „Normalität“ und spielen sich primär auf unbewusster Ebene ab; wir machen uns fast automatisch innerhalb weniger Sekunden ein Bild von dem Menschen der vor uns steht, und greifen dabei fast automatisiert auf etablierte Bilder über „fremde Kulturen“ zurück.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
1.1 Stereotype und Vorurteile
1.2 Zielsetzung und Herangehensweise
2. Der Rassismusbegriff
2.1 „Rasse“ als biologische Kategorie
2.2 Definitionsansätze und Bedeutungsebenen
2.3 Begriffliche Abgrenzung
2.4 Rassismus im historischen Diskurs
2.5 Der neue Rassismus
3. Rassismus in der (pädagogischen) Reflexion
3.1 Die Ablehnung des Rassismusbegriffs
3.2 Rassismus als Thema der Pädagogik
3.2.1 Analytische Fragestellungen und Probleme
3.2.2 Rassismus als pädagogischer Herausforderung
3.2.3 Reduktionistische Rassismusauffassungen
4. Pädagogische Ansätze: Antirassismus und Rassismuskritik
4.1 „Wege aus dem Rassismus“
4.2 Rassismuskritische Perspektiven
4.3 Ansätze in der pädagogischen Praxis
4.4 Zielsetzungen antirassistischer Bildungsarbeit
5. Schlussbemerkungen
5.1 Resümee
5.2 Stellungnahme und Ausblick
6. Literaturverzeichnis
7. Erklärung zur Hausarbeit gemäß § 27 (7) APB der TU Darmstadt
1. Einleitung
1.1 Stereotype und Vorurteile
Jeder kennt wohl Aussagen wie „Frauen können nicht einparken“ oder „Engländer verstehen nichts von Fußball“. Niemand würde sich wahrscheinlich von einer derartigen Behauptung ernsthaft angegriffen oder etwa diskriminiert fühlen; jedoch werden durch diese Aussagen pauschalisierende Zuschreibungen vorgenommen. Somit unterscheiden sich diese Beispiele von Prinzip her nur durch einen qualitativen Aspekt der „Schwere“ der Zuschreibung von zum Beispiel der Aussage „Türken unterdrücken ihre Frauen“.
Oftmals manifestieren sich in unserer Vorstellung und Wahrnehmung mehr oder weniger starre kulturelle Bilder über andere Menschen. Durch verschiedene Faktoren wie Medien, soziales Umfeld und eigene Erfahrungen entwickelt man eine spezifische Vorstellung und eine Haltung über gesellschaftlich konstruierte „Kulturen“. Diese Vorstellungen bergen die Gefahr, sich zu Typisierungen zu entwickeln; werden diese in bestimmte Dynamiken gebracht und als festgefahrene Fremdbilder angewandt, entstehen aus Typisierungen Stereotype, und aus diesen Vorurteile.
Vorurteile treten in unser Gedächtnis, sobald wir glauben, ein „Mitglied“ eines Kollektivs vor uns haben, auf das sich die zugeschriebenen Charakteristika beziehen.
Psychologisch betrachtet stellen Vorurteile den (unbewussten) Versuch dar, dem „Fremden“ zu begegnen, und einen Menschen aufgrund eines vermeintlichen (kulturellen) Wissens zu identifizieren. Durch Zuschreibungen werden Menschen von der eigenen Lebensweise und Lebenswelt abgegrenzt, und aufgrund unterstellter Wesensmerkmale als „Andere“ etikettiert.
Vorurteile und Zuschreibungen gehören zu unserer „Normalität“ und spielen sich primär auf unbewusster Ebene ab; wir machen uns fast automatisch innerhalb weniger Sekunden ein Bild von dem Menschen der vor uns steht, und greifen dabei fast automatisiert auf etablierte Bilder über „fremde Kulturen“ zurück.
So ist es Alltag, dass aufgrund der Herkunft oder Nationalität eines Menschen auf deren Verhalten und Charakter geschlossen wird; in einem solchen Fall wird den Menschen mit vermeintlich gemeinsamer Abstammung eine homogene kollektive „Kultur“ unterstellt, deren Wesensmerkmale auf alle angenommenen Mitglieder projiziert wird, und dem Charakter der Subjekte zugeordnet wird. Auf diese Weise wird Menschen eine „Identität“ unterstellt; vom Einzelnen wird ein bestimmtes Verhalten und gewisse Charakterzüge erwartet.
Zuschreibungen, Stereotype und schließlich Vorurteile können schnell zu Elementen des Rassismus und der Fremdenfeindlichkeit werden, wenn die daraus resultierende Einstellung über „Andere" negativ konnotiert, und mit einer starken Abwehr- und Ablehnungshaltung verbunden ist.
Es stellt sich in diesem Kontext die Frage, ob die Unterstellung einer gemeinsamen Kultur und die Annahme des Vorhandenseins spezifischer Charakteristika als „rassistische“ Haltung zu betrachten ist, und ob aus dieser Denkweise entstehende Vorurteile in bezug auf einzelne Menschen die Basis rassistischer Handlungen darstellt.
Ein Vorurteil stellt ein unreflektiertes und vorschnell getroffenes Urteil dar, welches wir uns über einen Menschen bilden, ohne ihn näher zu kennen. „Rassismus“ hingegen bezieht sich auf eine Unterstellung negativ bewertender Eigenschaften einer Gruppe, und drückt sich in ideologisch durch feindliche Einstellungen und Handlungen gegen Zugehörige dieser Gruppe aus.
1.2 Zielsetzung und Herangehensweise
Im Folgenden möchte ich den Begriff „Rassismus“ zunächst bezüglich seiner Bedeutung und seines Ursprungs, sowie bezüglich seiner zeitgeschichtlichen Transformation beleuchten.
Da es sowohl im alltäglichen, als auch im wissenschaftlichen Diskurs keine eindeutige und einheitliche Definition von Rassismus existiert, möchte ich mich im Rahmen meiner Arbeit auf verschiedene Bedeutungsansätze und Bedeutungsebenen beziehen, um unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten zu dieser Thematik aufzuzeigen.
Anschließend werde ich eine semantische Abgrenzung zum Vorurteilsbegriff vornehmen, um die meiner Arbeit zugrundeliegende thematische Ausrichtung weiter einzugrenzen. In diesem Zusammenhang soll auch skizziert werden, ob und inwieweit das Vorurteil als „Grundlage“ rassistischer Denk- und Handlungsweisen gelten kann.
Im Anschluss daran werde ich den Rassismusbegriff in den Kontext der pädagogischen Praxis setzten und darstellen, wie der Rassismusbegriff in der pädagogischen Theorie und Praxis zum Thema gemacht, und inwieweit dieser in der pädagogischen und bildungstheoretischen Diskussion reflexiv behandelt wird.
In diesem Kontext skizziert die vorliegende Arbeit darüber hinaus mögliche Schwierigkeiten, Herausforderungen und Chancen einer antirassistischen Bildungsarbeit; einerseits beziehen sich diese Optionen auf die einzelnen Subjekte, andererseits aber auch auf die bildenden Institutionen, sowie auf die Pädagogik als wissenschaftliche Disziplin.
Zentraler Aspekt hierbei ist die Fragestellung, ob und inwieweit Rassismus ein „Problem“ der Pädagogik darstellt, und ob für dieses stets angenommene Problem eine adäquate „Lösung“ durch pädagogisches Bemühen denkbar und realisierbar ist.
Im weiteren Verlauf soll diesbezüglich hinterfragt werden, auf welche Weise PädagogInnen im Rahmen einer Bildungsveranstaltung einen Beitrag zur antirassistischen Arbeit leisten können, und wie dieser Beitrag, konkret auf die Gestaltung von Lehrveranstaltung und auf die Anwendung didaktischer Methoden bezogen, umgesetzt werden kann.
Insgesamt soll diese Arbeit einen Überblick über verschiedene Zugänge zu dem „Problem Rassismus“ innerhalb pädagogischer Diskurse geben, und exemplarisch diverse Perspektiven im und zum Umgang mit rassistischen Ausdrucksformen hinterfragen, primär im Sinne einer antirassistischen und rassismuskritischen Bildungsarbeit.
2. Der Rassismusbegriff
2.1 „Rasse“ als biologische Kategorie
„Rasse“ wurde bereits im 17. Jahrhundert aus dem Französischen entlehnt (race- „Geschlecht, Stamm, Rasse“) und in den deutschen Wortschatz aufgenommen.
In der Biologie und Systematik wird der Begriff als Einteilungskriterium zur Untergliederung und Unterscheidung der Art bei Tieren und Pflanzen angewandt; Rasse bezeichnet demnach ursprünglich einen naturwissenschaftlichen Ordnungsbegriff (vgl. Duden: 652).
Tier- und Pflanzenrassen (bzw. Pflanzensorten) als Unterarten bezeichnen die vom Menschen durch Auslese und Zuchtwahl hervorgebrachte Variationen innerhalb einer Art, die sich durch besondere innere und äußere Merkmale, wie beispielsweise Körperbau oder in der Färbung, unterscheiden.
Der biologische Rassebegriff wurde in der Geschichtsschreibung auf Menschen angewandt, um damit Unterdrückung, Diskriminierung sowie den Völkermord im Nationalsozialismus zu rechtfertigen was unter anderem auf eine (bewusste) Falschinterpretation der Darwinschen Evolutionstheorie und auch anderer Rassentheorien zurück geht: Man verstand in diesem Zusammenhang „Rassen“ als mehr oder minder erfolgreiche „Zuchtergebnisse“.
Der Rassismus als gesellschaftliche Praxis diente zeitgeschichtlich oft zur Ablenkung von internen Schwierigkeiten („Sündenbock- Strategie“) und zur Begründung kolonialistischer und imperialistischer Politik; Rassentheorien und der von Darwin eingeführte Rassebegriff wurde zur Legitimation solcher Ideologien oft missbraucht; Diese biologische Wahnidee der menschlichen „Rasse“ erhob der Nationalsozialismus zur Staatsideologie, und rechtfertigte damit den Mord an Millionen von Juden.
Den Begriff der „Rasse“ außerhalb seiner ursprünglich biologisch gedachten Bedeutung und Anwendbarkeit auf Tier- und Pflanzenarten gibt es eigentlich nicht; der Rassenbegriff wurde semantisch aus seiner eigentlichen Bedeutung herausgelöst und in einen völlig neuen Kontext gestellt, und quasi umgedeutet. „Rasse“ ist als kategorische Bezeichnung für Menschen nicht nur eine gesellschaftliche, vor allem nationalsozialistische Konstruktion, sondern auch eine „diskursive Metapher für Behauptungen von grundsätzlichen und irrreduziblen Differenzen zwischen Menschen und keine ‚natürliche’ Gegebenheit, die außerhalb des Sprechaktes existiert“ (Kossek 1999: 17)[1].
Bei der Anwendung des Rassebegriffs auf Menschen werden einzelnen Körpermerkmalen bestimmte Bedeutungen zugeschrieben, und zu Einteilungskriterien gemacht; „Rassen“ sind demnach „sozial imaginierte, keine biologischen Realitäten“ (Leiprecht 2001: 27).
2.2 Definitionsansätze und Bedeutungsebenen
In seiner Entstehung vom biologischen Rassebegriff abgeleitet, bezeichnet Rassismus im Allgemeinen Formen von wirtschaftlicher, gesellschaftlicher und rechtlicher Benachteiligung und Diskriminierung einer Gruppe von Menschen, aufgrund ihrer angeblich vorhandenen rassischen Minderwertigkeit. Rassismus ist immer mit einer Ideologie verbunden, nach welcher bestimmte Ethnien oder Völker anderen überlegen sind; Rassismus bezeichnet in dieser Relation die Gesamtheit rassenideologischer Denk- und Handlungsweisen (vgl. Duden: 652).
In neueren sozialwissenschaftlichen Diskursen und Untersuchungen ist nicht mehr von dem Rassismus als Sammelbegriff für alle Formen von Diskriminierung und Benachteiligung die Rede, sondern von einem Pluralismus rassistischer Denk- und Handlungsweisen, sprich von den Rassismen.
Dies macht deutlich, dass es verschiedene rassistische Ausdrucksformen gibt oder geben kann. So wurden zum Beispiel im „Report of the National Advisory Commission of Civil Disorder“ der USA 1968 drei wesentliche Formen des Rassismus unterschieden: individueller Rassismus, institutioneller Rassismus und kultureller Rassismus (vgl. Zick 1997: 41).
Des Weiteren tauchen in der sozialpsychologischen und soziologischen Verwendung des Begriffs unterschiedliche „Rassismus-Varianten“ auf, wie beispielsweise Kulturrassismus, indirekter Rassismus, neuer Rassismus, Alltagsrassismus und wissenschaftlicher Rassismus (...) (vgl. Zick: 41).
Diese Beispiele verdeutlichen, dass der Rassismusbegriff je nach Perspektive unterschiedliche Konzepte und Typologien zulässt, und aufgrund der Bandbreite der Erscheinungsformen auch verlangt.
Von der Existenz einer rassistischen Einstellung kann man grundsätzlich sprechen, sobald (konstruierte) Differenzen für angeboren und unveränderbar deklariert werden. Eine solche Haltung kann zum Beispiel zum Ausdruck kommen, wenn ethnische „Differenzen“, welche aufgrund der Sprache oder durch Bräuche „sichtbar“ werden können, zu charakteristischen und typischen Wesensmerkmalen eines imaginären Kollektivs umgedeutet werden.
Derartige Zuschreibungen sind zwar begrifflich dem Vorurteil zuzuordnen, können jedoch einen Ausgangspunkt für eine rassistische Ideologie darstellen; so galt beispielsweise bei der Ideologie von der „Überlegenheit der Weißen“ die Pigmentierung der Haut als ein derartiges Wesensmerkmal.
Rassismus drückt sich nicht nur im Denken, sondern auch in gesellschaftlichen Praktiken, Institutionen und Strukturen aus, die ihre vermeintliche Rechtfertigung darin finden, dass eine Gruppe als „anders“ wahrgenommen wird- dieses „Anderssein“ ist immer im negativen Sinne und defizitär gedacht. Der „Kern“ des Phänomens Rassismus besteht in der Zuschreibung dauerhafter Unterschiede zwischen menschlichen Abstammungsgruppen und die „Benutzung dieser attribuierten Unterschiede zur Rechtfertigung ungleicher Behandlung“ (Fredrickson 2004: 159).
Der „Überlegenheitsanspruch der Weißen“ und der Antisemitismus gelten als die zwei Haupterscheinungsformen des Rassismus in der Geschichtsschreibung.
Rassismus meint jedoch immer mehr als eine Theorie über die Unterschiede zwischen den Menschen und fordert als Handlung die Herstellung oder Begründung einer Rassenordnung.
In allen seinen verschiedenen Erscheinungsformen „leugnet der Rassismus die Möglichkeit, dass die Rassisten und ihre Opfer in derselben Gesellschaft zusammenleben können, es sei denn auf der Grundlage von Herrschaft und Unterordnung“ (Fredrickson 2004: 17).
Neben diesem kategorischen Ausschluss eines gesellschaftlichen Zusammenlebens ist es einer rassistischen Ideologie eigen, dass von einer ethnorassischen Differenz ausgegangen wird, die unter keinen Umständen aufgehoben werden kann, es also keine Assimilationsmöglichkeit gibt, wie etwa im Falle historischer religiöser Verfolgungen (vgl. Fredrickson 2004: 14); solange die Möglichkeit zu einer Assimilation besteht, haben wir es eher mit religiöser oder kultureller Intoleranz zu tun, nicht mit Rassismus.
Die mit Rassismus verbundene Ideologie ist mit „der Ausübung von Macht im Namen einer Rasse und mit daraus resultierenden Mustern von Herrschaft oder Exklusion“ verknüpft (Fredrickson 2004: 173).
Der Rassismusbegriff verbindet begrifflich unterschiedliche Dimensionen; Rudolf Leiprecht (2001: 26) schlägt deshalb vor, zwischen einem biologischen, genetischen, naturalisierenden und einem kulturalisierenden Rassismus zu differenzieren.
Dieser Rassismusbegriff impliziert eine soziale Konstruktion von „Rassen“ oder „Kulturen“ mit jeweils damit verbundenen Vorstellungen, wobei „Kulturen“ als statische und homogene Gegebenheiten betrachtet werden, und das Konstrukt der „Rasse“ zusätzlich die Unterstellung einer naturgegebenen Dimension besitzt. Natur wird hier als „unveränderliche Größe“ gesetzt (vgl. Leiprecht 2001: 26). Die sozial konstruierten Gruppen der „Kulturen“ und „Rassen“ sind jeweils mit (expliziten oder impliziten) Negativbewertungen belegt.
In neueren wissenschaftlichen Arbeiten ist von einem „neuen kulturellen Rassismus“ die Rede (vgl. Fredrickson 2004: 16). Dieses Phänomen geht auf die Untersuchungen zeitgenössischer britischer Soziologen zurück. So vertreten John Solomos und Les Black[2] die Auffassung, dass Rasse heute „als Kultur kodiert“ wird und dass „das zentrale Merkmal dieser Prozesse darin besteht, dass die Eigenschaften von sozialen Gruppen fixiert, naturalisiert und in einen pseudobiologisch definierten Kulturalismus eingebettet werden“.
Eine durchaus sinnvolle begriffliche Präzisierung stellt die von Kwame Anthony Appiah vorgeschlagene Unterscheidung zwischen dem „Rassismus“ (racism) einerseits, und einem „Denken in Rassenkategorien“ (racialism) andererseits dar.
Racialism als ideologisches Phänomen deklariert demnach Unterschiede zwischen Menschen und Menschengruppen zwar zu einer Art „Wesensmerkmalen“, schließt aber nicht notwendig Ungleichheit oder eine qualitative Wertung, also Hierarchisierung mit ein (vgl. Fredrickson 2004: 156).
[...]
[1] Zitiert nach Gates, Henry Louis Jr.: Talking that talk. In Diederichsen, Diedrich (Hg.): Yo! Hermeneutics! Berlin und Amsterdam 1993, S. 97-104.
[2] Zitiert nach Solomos, John/ Back, Les: Racism and Society, Houndsmills, Basingtoke 1996, S. 18f, 213.
- Quote paper
- Nicole Borchert (Author), 2006, Rassismus als pädagogisches Problem, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58621
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