Der Mensch unterscheidet sich vom Tier grundsätzlich durch sein Bewusstsein und die Fähigkeit, eigenes Handeln reflexiv und kritisch zu hinterfragen. Als vernunftfähiges Wesen hat er nicht nur ein Selbstbewusstsein, das Wissen über seine Existenz als Subjekt innerhalb einer Gesellschaft, sondern auch ein Selbstbild. Dieses Selbstbild entspricht der menschlichen Identität, welche prozessual durch Faktoren wie Erziehung, Bildung, soziales Umfeld und Kultur beeinflusst wird. Kultur stellt damit potentiell einen Teil dieser Identität dar. Aufgrund unserer Identität werden wir als Individuum in unserer Einzigartigkeit und Unverwechselbarkeit wahrgenommen, aber auch einem Kollektiv durch scheinbar übereinstimmende und gemeinsame Merkmale zugeordnet und dadurch identifiziert.
Identifizieren wir einen Menschen lediglich aufgrund kultureller Merkmale, reduzieren wir ihn auf seine kulturelle Identität, indem wir ihm Eigenschaften zuschreiben, die wir für eine bestimmte Kultur charakteristisch und typisch halten. Solche Zuschreibungen entstehen aufgrund eines vermeintlichen Wissens über fremde Kulturen und basieren nur selten auf eigenen Erfahrungen. Gewisse Eigenschaften werden von Menschen bestimmter Herkunft und Nationalität erwartet und vorausgesetzt und auf angenommene Zugehörige dieser Gemeinschaft übertragen. Durch derartige Prozesse entstehen verzerrte Fremdbilder über kulturelle Identitäten, welche die identifikatorische Selbstwahrnehmung beeinflussen können.
Inhaltsverzeichnis
- 1 Einleitung
- 1.1 Einführung in die Thematik
- 1.2 Zielsetzung und Herangehensweise
- 2 Begrifflichkeit
- 2.1 Kultur
- 2.2 Identität
- 2.3 Kulturelle Identität
- 3 Die Konstruktion des Fremden
- 3.1 "Wir" und die "Anderen"
- 3.2 Eigenheit und Fremdheit
- 4 Kulturelle Identität und Differenz
- 4.1 Fremdwahrnehmung
- 4.1.1 Kategoriale Denkmuster
- 4.1.2 Kulturelle Zuschreibungen
- 4.1.3 Differenz als Defizit
- 4.2 Selbstwahrnehmung
- 4.2.1 "Der dritte Stuhl"
- 4.2.2 Differenz als Ressource
- 5 Schlussbemerkungen
- 5.1 Resümee
- 5.2 Stellungnahme und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Konstruktion von Fremdheit und den Umgang mit kultureller Identität und Differenz in einer vermeintlich homogenen Gesellschaft. Die Arbeit analysiert die Prozesse der Identifikation, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie kulturelle Zuschreibungen und Vorurteile. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie "die Anderen" wahrgenommen und behandelt werden.
- Konstruktion von Fremdheit in der Gesellschaft
- Prozesse der Identifikation und Selbst-/Fremdwahrnehmung
- Kulturelle Zuschreibungen und Vorurteile
- Der Umgang mit kultureller Differenz
- Selbst- und Fremdbild im Kontext kultureller Identität
Zusammenfassung der Kapitel
1 Einleitung: Die Einleitung führt in die Thematik der kulturellen Identität und der Konstruktion von Fremdheit ein. Sie betont die Bedeutung des Selbstbildes und der reflexiven Auseinandersetzung mit dem eigenen Handeln im Kontext kultureller Differenz. Der Mensch wird als vernunftfähiges Wesen beschrieben, dessen Identität durch Erziehung, Bildung, soziales Umfeld und Kultur geprägt wird. Die Arbeit beleuchtet die Problematik von Zuschreibungen und Vorurteilen gegenüber Menschen aufgrund kultureller Merkmale und die daraus resultierende Diskrepanz zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung.
2 Begrifflichkeit: Dieses Kapitel legt ein begriffliches Fundament für die spätere Analyse, indem es die zentralen Begriffe "Kultur" und "Identität" sowie "kulturelle Identität" definiert und deren Bedeutungsebenen in unterschiedlichen Kontexten erörtert. Es bildet die Grundlage für das Verständnis der folgenden Kapitel, indem es die komplexen und vielschichtigen Bedeutungen dieser Kernbegriffe klärt. Eine präzise Begriffsbestimmung ist essentiell für die Untersuchung des komplexen Verhältnisses zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung im Kontext kultureller Differenz.
3 Die Konstruktion des Fremden: Dieses Kapitel analysiert die Konstruktion von Fremdheit als gesellschaftliches Phänomen. Es untersucht die Dynamik zwischen "Wir" und "die Anderen" und beleuchtet, wie Eigenheit und Fremdheit konstruiert und wahrgenommen werden. Das Kapitel legt den Fokus auf die Mechanismen der Abgrenzung und der Schaffung von "In-Gruppen" und "Out-Gruppen", die oft zu Exklusion und Diskriminierung führen. Die Analyse der sozialen Konstruktion von Fremdheit ist grundlegend für das Verständnis der folgenden Kapitel, die sich mit Selbst- und Fremdwahrnehmung auseinandersetzen.
4 Kulturelle Identität und Differenz: Dieses Kapitel befasst sich mit der komplexen Interaktion von Selbst- und Fremdwahrnehmung im Kontext kultureller Identität und Differenz. Es untersucht die Rolle von kategorialen Denkmustern und kulturellen Zuschreibungen bei der Fremdwahrnehmung und beleuchtet, wie kulturelle Differenz sowohl als Defizit als auch als Ressource wahrgenommen werden kann. Der "dritte Stuhl" als Metapher für die Vermittlung zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung wird diskutiert. Das Kapitel analysiert die Auswirkungen von Zuschreibungen und Vorurteilen auf die Selbstwahrnehmung und betont die Notwendigkeit einer differenzierten Betrachtungsweise.
Schlüsselwörter
Kulturelle Identität, Fremdwahrnehmung, Selbstwahrnehmung, Differenz, Zuschreibung, Vorurteil, Konstruktion von Fremdheit, Identifikation, Mehrheitsgesellschaft, MigrantInnen, kulturelle Differenz.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Seminararbeit: Konstruktion von Fremdheit und kulturelle Identität
Was ist der Gegenstand dieser Seminararbeit?
Die Seminararbeit untersucht die Konstruktion von Fremdheit und den Umgang mit kultureller Identität und Differenz in einer vermeintlich homogenen Gesellschaft. Im Mittelpunkt steht die Analyse der Prozesse der Identifikation, Selbst- und Fremdwahrnehmung sowie kultureller Zuschreibungen und Vorurteile, insbesondere die Frage, wie "die Anderen" wahrgenommen und behandelt werden.
Welche Themenschwerpunkte werden behandelt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Konstruktion von Fremdheit in der Gesellschaft, Prozesse der Identifikation und Selbst-/Fremdwahrnehmung, kulturelle Zuschreibungen und Vorurteile, den Umgang mit kultureller Differenz sowie das Selbst- und Fremdbild im Kontext kultureller Identität.
Wie ist die Arbeit strukturiert?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: Eine Einleitung, ein Kapitel zur Begriffsklärung (Kultur, Identität, kulturelle Identität), ein Kapitel zur Konstruktion des Fremden ("Wir" und "die Anderen"), ein Kapitel zu kultureller Identität und Differenz (Fremd- und Selbstwahrnehmung, kategoriale Denkmuster, kulturelle Zuschreibungen) und abschließende Schlussbemerkungen mit Resümee und Ausblick.
Welche zentralen Begriffe werden definiert?
Die Arbeit definiert und erläutert die zentralen Begriffe "Kultur", "Identität" und "kulturelle Identität" und untersucht deren Bedeutungsebenen in verschiedenen Kontexten. Eine präzise Begriffsbestimmung bildet die Grundlage für das Verständnis der komplexen Zusammenhänge zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung im Kontext kultureller Differenz.
Wie wird die Konstruktion von Fremdheit analysiert?
Das Kapitel "Die Konstruktion des Fremden" analysiert Fremdheit als gesellschaftliches Phänomen, untersucht die Dynamik zwischen "Wir" und "die Anderen" und beleuchtet die Mechanismen der Abgrenzung und der Schaffung von "In-Gruppen" und "Out-Gruppen", die oft zu Exklusion und Diskriminierung führen.
Wie werden Selbst- und Fremdwahrnehmung im Kontext kultureller Differenz behandelt?
Das Kapitel "Kulturelle Identität und Differenz" befasst sich mit der Interaktion von Selbst- und Fremdwahrnehmung. Es untersucht die Rolle kategorialer Denkmuster und kultureller Zuschreibungen bei der Fremdwahrnehmung und beleuchtet die Wahrnehmung kultureller Differenz als Defizit oder Ressource. Die Metapher des "dritten Stuhls" zur Vermittlung zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung wird diskutiert.
Welche Schlussfolgerungen werden gezogen?
Die Schlussbemerkungen fassen die Ergebnisse zusammen, liefern eine Stellungnahme zu den behandelten Themen und geben einen Ausblick auf weiterführende Forschungsfragen.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Kulturelle Identität, Fremdwahrnehmung, Selbstwahrnehmung, Differenz, Zuschreibung, Vorurteil, Konstruktion von Fremdheit, Identifikation, Mehrheitsgesellschaft, MigrantInnen, kulturelle Differenz.
- Quote paper
- Nicole Borchert (Author), 2005, Die Identität der 'Anderen'. Zwischen Selbst- und Fremdwahrnehmung, kultureller Differenz und konstruierter Fremdheit, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/58266